Morbus Parkinson, im Deutschen auch als Schüttellähmung bekannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Die Erkrankung manifestiert sich typischerweise zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, kann aber auch jüngere Menschen betreffen. Obwohl Morbus Parkinson nicht heilbar ist, können moderne Therapien die Symptome wirksam lindern und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern, ohne die Lebenserwartung signifikant zu verkürzen.
Was ist Parkinson?
Der Begriff "Schüttellähmung" bezieht sich auf das charakteristische Zittern der Arme oder Beine im Ruhezustand. Im Gegensatz zu Lähmungen ist die Muskelkraft jedoch nicht verringert, sondern es treten verschiedene Formen von Bewegungsstörungen und Muskelverhärtungen auf. Die Symptome entstehen durch das Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Hirnregion, die für die Produktion des Botenstoffs Dopamin zuständig ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der reibungslosen Verbindung der Nervenzellen. Der daraus resultierende Dopaminmangel führt im Laufe der Zeit zu deutlichen Bewegungsstörungen und anderen neurologischen Beeinträchtigungen.
Formen der Parkinson-Erkrankung
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen der Parkinson-Erkrankung:
Idiopathisches Parkinson-Syndrom (Primäres Parkinson-Syndrom): Diese Form ist mit etwa 75 % die häufigste. Die Ursache ist unbekannt, aber die Betroffenen profitieren von der guten Behandelbarkeit des Dopaminmangels, beispielsweise mit dem Medikament L-Dopa. Die Krankheit entwickelt sich sehr langsam, und erste Symptome zeigen sich oft erst etwa zwölf Jahre nach dem eigentlichen Krankheitsbeginn.
Genetisch bedingter Parkinson: In manchen Familien treten gehäuft Fälle von Morbus Parkinson auf, was auf einen genetischen Defekt hindeuten kann. Diese Form tritt auch bei jüngeren Menschen auf, ist aber eher selten.
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Atypisches Parkinson-Syndrom: Hier treten die Parkinson-Symptome im Rahmen anderer Erkrankungen des Nervensystems auf, wie z. B. der Lewy-Body-Demenz oder der Multisystematrophie (MSA). In diesen Fällen ist das Medikament L-Dopa oft weniger wirksam.
Sekundäres Parkinson-Syndrom (Symptomatisches Parkinson-Syndrom): Diese Form ist Ausdruck einer anderen Grunderkrankung. Die Ursachen können vielfältig sein, darunter Vergiftungen, Schadstoffe, Medikamentennebenwirkungen, Gehirntumore, Entzündungen oder Verletzungen.
Ursachen des Primären Parkinson-Syndroms
Die Ursachen für das Absterben der dopaminproduzierenden Nervenzellen beim Idiopathischen Parkinson-Syndrom sind bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch Hypothesen, die den allmählichen Zelltod erklären könnten. Der Dopaminmangel führt zu Problemen bei der Reizübertragung zwischen den Nervenzellen, was zu verlangsamter Reaktionsfähigkeit und unkoordinierten Bewegungsabläufen führt. Muskelverspannungen behindern die Beweglichkeit, und die Mimik des Gesichts geht allmählich verloren. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Phasen von körperlicher Starre kommen. Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass auch im Nervengeflecht des Darms und der Nase Zellen absterben, was Verdauungsprobleme und den Verlust des Geruchssinns erklären könnte.
Es wird vermutet, dass eine gestörte Darmflora eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein könnte, da Darm und Gehirn über die "Darm-Hirn-Achse" verbunden sind. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen, und eine durchlässigere Darmschleimhaut. Auch das Protein Alpha-Synuclein, das eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsentstehung spielt, wurde im Darm und im Nervus vagus nachgewiesen.
Darüber hinaus vermuten Experten, dass die Parkinson-Erkrankung zumindest zum Teil eine Autoimmunerkrankung sein könnte, bei der die Abwehrzellen (T-Zellen) das Alpha-Synuclein angreifen. Oxidativer Stress, bei dem ein Ungleichgewicht aus Oxidantien und Antioxidantien entsteht, könnte ebenfalls eine Rolle spielen.
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Symptome von Parkinson
Die Parkinson-Krankheit zeigt sich oft erst spät und beginnt mit unspezifischen Symptomen. Eine Ausnahme ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Menschen sich im Traumschlaf heftig bewegen oder sprechen, was ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Morbus Parkinson oder Demenz darstellt.
Frühe Anzeichen der Parkinson-Krankheit:
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung
- Beeinträchtigung oder Ausfall des Geruchssinnes
- Muskel- und Gelenkschmerzen an Schultern und Armen
- Verlangsamte Bewegungsabläufe
- Darmträgheit
- Gang wird kaum noch durch Armbewegungen unterstützt
- Veränderungen der Handschrift, Einschränkungen der Feinmotorik
- Depressionen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Sehstörungen, zum Beispiel bei der Farbwahrnehmung
- Unsicheres, zittriges Körpergefühl
Hauptsymptome von Parkinson:
- Muskelzittern im Ruhezustand, vornehmlich an Armen und Beinen
- Versteifte Muskulatur, die sich nur ruckartig bewegen lässt
- Stark verlangsamte Bewegungsabläufe, besonders beim Aufstehen und Hinsetzen
- Im Extremfall bis hin zur zeitweisen Bewegungsunfähigkeit durch unvermittelt auftretendes Erstarren
- Kleine, schlurfende Schritte, nach vorne gebeugt
- Maskenhafte Gesichtszüge mit eingeschränkter Mimik, fettige Gesichtshaut
- Instabilität bei aufrechter Körperhaltung, dadurch erhöhte Sturzgefahr
- Magen-Darm-Probleme, Inkontinenz, Harnverhaltung, Impotenz
- Verwaschene, monotone und auch sehr leise Sprache
Verlauf von Parkinson
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende Krankheit. Es kann mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis erste deutliche Anzeichen auftreten. Die Symptome lassen sich jedoch durch Medikamente und andere Mittel gut behandeln, sodass die Lebenserwartung bei gewissenhafter Anwendung der Therapiemöglichkeiten kaum eingeschränkt ist. Eine vollständige Heilung des Idiopathischen Parkinson-Syndroms ist bisher nicht möglich.
Wann zum Arzt?
Bei Verdacht auf Parkinson sollte man ohne Zögern den Hausarzt oder einen Neurologen aufsuchen. Eine sichere Abgrenzung gegen andere neurologische Erkrankungen ist wichtig. Nach der Diagnose kann der Arzt bei der Linderung von Beschwerden und Einschränkungen helfen, was die Lebensqualität erheblich verbessert.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Morbus Parkinson basiert auf einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient, einer körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren und Testverfahren.
Gespräch und körperliche Untersuchung:
Die detaillierte Beschreibung des Befindens und der Symptome gibt wichtige Hinweise. Bei der Untersuchung testet der Arzt die Reflexe, die Berührungsempfindlichkeit der Haut und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke. Er prüft, ob im Ruhezustand die Hände oder Beine zittern, und achtet auf verlangsamte Bewegungen und Unsicherheiten im Gang und in der Körperhaltung.
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Bildgebende Verfahren:
- Ultraschalluntersuchung des Gehirns (TCS): Kann ein Primäres Parkinson-Syndrom aufzeigen oder andere Parkinson-Formen ausschließen.
- Kernspintomografie (MRT) und Computertomografie (CT): Können andere Ursachen für die neurologischen Probleme darstellen, wie z. B. einen Hirntumor.
- DAT-SPECT: Eine spezielle Computertomografie, die Nervenenden abbildet, die durch die Parkinson-Krankheit verändert sind.
Testverfahren:
- L-Dopa-Test: Das Medikament L-Dopa gleicht den Dopamin-Mangel im Gehirn aus. Eine Verbesserung der Bewegungsstörungen oder Muskelverspannungen nach der Einnahme deutet auf Parkinson hin.
- Apomorphin-Test: Ähnlich wie beim L-Dopa-Test kann die Gabe von Apomorphin Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung geben.
Behandlung von Parkinson
Es gibt keine Behandlung, die die Ursache des Primären Parkinson-Syndroms beseitigen kann. Die Behandlung zielt darauf ab, die Beschwerden und den Dopamin-Mangel auszugleichen, um ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Medikamentöse Therapie:
- L-Dopa (Levodopa): Wird als Tablette, Kapsel oder Tropfen verabreicht und ist sehr wirksam. Es wird im Gehirn zu Dopamin umgebaut.
- Dopamin-Agonisten (Pramipexol, Ropinirol, Piribedil, Rotigotin, Apomorphin): Wirken wie Dopamin im Körper und werden oft bei jüngeren Patienten eingesetzt, um das Auftreten von Nebenwirkungen nach Langzeitgebrauch von L-Dopa hinauszuzögern.
- MAO-B-Hemmer (Selegilin): Bremsen den natürlichen Abbau von Dopamin und werden meist in frühen Krankheitsstadien oder in Kombination mit anderen Medikamenten verordnet.
- COMT-Hemmer (Entacapon): Verlangsamen ebenfalls den Dopamin-Abbau und werden zusammen mit L-Dopa in fortgeschrittenen Krankheitsphasen gegeben.
- Anticholinergika: Wirken hauptsächlich gegen das Zittern der Hände.
- NMDA-Antagonisten (Amantadin, Budipin): Wirken gegen den, durch Dopamin-Mangel verursachten, Überschuss des Botenstoffs Glutamat und werden meist in frühen Stadien von Parkinson verordnet.
Tiefe Hirnstimulation (DBS):
Bei diesem operativen Verfahren werden winzige Elektroden in einem genau definierten Areal des Gehirns platziert, die elektrische Impulse übertragen, um Fehlsteuerungen zu beseitigen oder zu mindern. Die Tiefe Hirnstimulation ist eine Option, wenn medikamentöse Therapien keine Verbesserung bringen.
Weitere Therapieansätze:
- Physiotherapie: Stabilisierung des Gleichgewichtes und Sicherheit der Bewegungen.
- Logopädie: Verbesserung des Sprachvermögens bei monotoner, leiser Sprache oder Sprechblockaden.
- Ergotherapie: Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag.
Bei der Wahl des Medikaments berücksichtigt der behandelnde Arzt verschiedene Aspekte wie Krankheitsstadium, Beschwerdebild, Alter und Aktivität des Patienten sowie Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments.
Stadien von Parkinson
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0): Keine erkennbaren Symptome.
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Erste Symptome wie Zittern, veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite.
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist auf beiden Körperhälften sichtbar. Antriebslosigkeit und Sprechstörungen können hinzukommen.
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3): Deutliche Verlangsamung der Bewegungen.
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Ausgeprägte Symptomatik, aber die Patienten können noch stehen und gehen.
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Die Patienten sind auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen.
Leben mit Parkinson
Eine frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie ermöglichen es Betroffenen, ein möglichst normales Leben zu führen. Eine passgenaue Therapie, die die speziellen und aktuellen Bedürfnisse berücksichtigt, ist wichtig.
Ernährung:
An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten.
Bewegung:
Trainieren Sie Bewegungsabläufe und gestalten Sie Ihr Leben trotz Parkinson so aktiv wie möglich.
Unterstützung:
Bauen Sie sich frühzeitig ein unterstützendes Netzwerk auf und nehmen Sie auch professionelle Hilfe an.
Patientenverfügung:
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden.
Forschung und Ausblick
Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, um die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu lindern. In Deutschland und international werden neue Therapien erforscht, die an der Ursache der Erkrankung ansetzen. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist heute weitgehend normal.
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