Morbus Parkinson, oft einfach als Parkinson-Krankheit bezeichnet, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das Nervensystem betrifft. Das idiopathische Parkinson-Syndrom, auch bekannt als primäres Parkinson-Syndrom, ist die häufigste Form und macht etwa drei Viertel aller Parkinson-Syndrome in Deutschland aus. Obwohl es keine Heilung gibt, können Behandlungen die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die schwersten Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit dem primären Parkinson-Syndrom, die verschiedenen Stadien, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Das Parkinson-Syndrom: Eine Einführung
Das Parkinson-Syndrom umfasst verschiedene Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen, aber unterschiedliche Ursachen haben. Neben dem idiopathischen Parkinson-Syndrom gibt es atypische und sekundäre Formen. Die Symptome entwickeln sich langsam und können über Jahre fortschreiten.
Typen von Parkinson-Syndromen
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (primäres Parkinsonsyndrom): Die häufigste Form, deren Ursache unbekannt ist. Betroffene sprechen meist gut auf eine Dopamin-Ersatztherapie an.
- Genetische Form des Parkinson-Syndroms: Tritt häufig bei mehreren Familienmitgliedern auf.
- Atypische Parkinson-Syndrome: Symptome treten aufgrund anderer Erkrankungen des Nervensystems auf, wie z. B. Lewy-Körper-Demenz.
- Symptomatisches Parkinson-Syndrom (sekundäres Parkinsonsyndrom): Auslöser für die Beschwerden sind bekannt.
Phasen des Morbus Parkinson
Der typische Verlauf des Morbus Parkinson lässt sich in zwei Phasen einteilen:
- Prodromalstadium: Diese erste Phase kann Jahre bis Jahrzehnte dauern. Motorische Symptome sind kaum vorhanden, aber depressive Verstimmungen, Verstopfung, Verlust des Geruchssinns oder eine REM-Schlafstörung können auftreten.
- Klinische Phase: Hier treten die typischen motorischen Symptome zusätzlich zu den bereits genannten Symptomen auf. Die Symptome verschlechtern sich im Laufe der Zeit, und Medikamente verlieren an Wirksamkeit.
Symptome im Schwersten Stadium
Im schwersten Stadium des primären Parkinson-Syndroms treten vielfältige Symptome auf, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Diese Symptome lassen sich in motorische und nicht-motorische Beschwerden unterteilen.
Motorische Kardinalsymptome
Die Hauptsymptome von Parkinson werden auch als motorische Kardinalsymptome bezeichnet. Jedes dieser Symptome entwickelt sich langsam und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Nicht bei allen Patienten treten alle Symptome auf.
Lesen Sie auch: Primäres Parkinson-Syndrom
- Bewegungsarmut (Akinese): Dies ist oft das wichtigste Zeichen für Ärzte. Der Patient kann Bewegungen nur noch verlangsamt ausführen. Es dauert eine Weile, bis Arm oder Bein in Bewegung geraten. Dies führt zu einem Verlust an Spontanität und kann psychisch belastend sein. Die Akinese kann unvorhersehbar auftreten.
- Muskelsteife (Rigor): Bei den meisten Parkinson-Patienten vorhanden und stark behindernd. Normalerweise entspannt sich der Gegenmuskel automatisch beim Anspannen eines Muskels. Diese Balance ist bei Morbus Parkinson gestört, was zu einer Steifigkeit im ganzen Körper führt. Patienten fühlen sich schwach, da die Bewegungskraft die Steifigkeit der Gegenmuskeln überwinden muss.
- Zittern (Tremor): Tritt insbesondere in Ruhe auf und ist meist unverkennbar. Auch wenn der Patient versucht, die Hände ruhig zu halten, bewegen sich Daumen und Finger in einem gleichmäßigen Rhythmus hin und her.
- Haltungsinstabilität (Posturale Instabilität): Die Reflexe, die normalerweise den Körper automatisch ausbalancieren, sind gestört. Dies führt zu Gangunsicherheit. Patienten haben oft eine gebückte Haltung mit leicht gebeugten Knien. Das Gehen wird immer schwerer, und Richtungsänderungen fallen schwer.
Weitere Mögliche Symptome
Neben den Hauptsymptomen können weitere Krankheitsanzeichen auftreten, die von Patient zu Patient unterschiedlich sein können:
- Missempfindungen oder Schmerzen im Nacken, Rücken oder in den Extremitäten
- Veränderungen des Gefühlslebens
- Nachlassen der geistigen Fähigkeiten
- Sprechstörungen (leises, verwaschenes Sprechen)
- Schluckstörungen, eventuell mit vermehrtem Speichelfluss
- Hautprobleme (fettige oder trockene Haut)
- Störungen des Schwitzens
- Schlafprobleme
Schwerste Beeinträchtigungen im Detail
- Schwere Bewegungsstörungen: Ausgeprägte Steifheit (Rigor), starkes Zittern (Tremor), extreme Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und erhebliche Gangstörungen. Die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, ist stark eingeschränkt.
- Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken: Die Sprachfähigkeit kann stark beeinträchtigt sein, was zu undeutlicher Sprache und Kommunikationsproblemen führt.
- Umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten: Patienten im Parkinson-Endstadium benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei Essen, Anziehen und Körperpflege.
Diagnosestellung
Die Diagnose von Parkinson kann eine Herausforderung sein, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln können. Es gibt keinen spezifischen Test, um Parkinson zu diagnostizieren. Stattdessen stützt sich der Arzt auf eine neurologische Untersuchung, die Anamnese des Patienten und die Beurteilung der Symptome.
Stadien nach Hoehn und Yahr
Ein häufig verwendetes Bewertungssystem zur Beschreibung des Fortschreitens der Parkinson-Krankheit ist die Hoehn-und-Yahr-Skala:
- Stadium 1: Milde Symptome, die nur eine Körperseite betreffen.
- Stadium 2: Symptome betreffen beide Körperseiten, aber das Gleichgewicht ist nicht beeinträchtigt.
- Stadium 3: Deutliche Gangstörungen und Gleichgewichtsprobleme. Der Patient ist jedoch noch selbstständig.
- Stadium 4: Schwere Behinderung, der Patient benötigt Hilfe beim Gehen und Stehen.
- Stadium 5: Der Patient ist bettlägerig oder auf einen Rollstuhl angewiesen und benötigt umfassende Pflege.
Therapieansätze
Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
- L-Dopa (Levodopa): Ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es hilft, den Dopaminmangel auszugleichen und die Symptome zu lindern.
- Dopaminagonisten: Ahmen im Gehirn die Wirkung von Dopamin nach.
- Kombinationstherapie: Wenn eine einzelne Medikamentengruppe nicht ausreichend wirkt, können mehrere Medikamente kombiniert werden, um die Symptome besser zu kontrollieren.
- Medizinisches Cannabis: Kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
Operative Eingriffe
Unter bestimmten Umständen sind bei einer Parkinson-Krankheit verschiedene Operationen möglich oder sogar notwendig, insbesondere wenn die klassischen Medikamente nicht (mehr) helfen.
Lesen Sie auch: Ursachen und Symptome des Primären Parkinson-Syndroms
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Hierbei werden Elektroden im Gehirn des Patienten und ein kleiner Schrittmacher in dessen Brust implantiert. Per Fernbedienung sind die Elektroden via Schrittmacher in der Brust von außen zu steuern. Die THS lindert die Symptome, stellt aber keine ursächliche Behandlung dar.
Physikalische Therapien
Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen der jeweiligen Person berücksichtigt, um die Behandlung möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
- Physiotherapie: Stärkt die Muskulatur und verbessert die Beweglichkeit.
- Ergotherapie: Hilft bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
- Stimm- und Sprechtherapie: Verbessert die Kommunikationsfähigkeit und lindert Stimmprobleme.
- Schlucktherapie: Wird für Patienten mit Parkinson-bedingten Schluckstörungen empfohlen.
- Künstlerische Therapien: Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenfalls in Erwägung gezogen werden.
Psychotherapie
Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen. Eine Psychotherapie bietet außerdem die Möglichkeit, mit einer außenstehenden und professionellen Person über die persönlichen Herausforderungen und Sorgen sprechen.
Alternative Therapien
Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Massagen lockern beispielsweise Muskelverspannungen.
Weitere Wichtige Aspekte
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Patientenverfügung: Stellt sicher, dass die medizinischen Wünsche des Patienten auch in unerwarteten Situationen respektiert werden.
Pflege im Spätstadium
Mit abnehmender Selbstständigkeit kann der Betroffene im Parkinson-Spätstadium pflegebedürftig werden. Eine pflegerische Aufklärung kann für ihn und seine Angehörigen hilfreich sein. Motorische Einschränkungen und die psychische Belastung erschweren die Pflege bei Parkinson. Hier sind viel Verständnis, Feingefühl sowie Akzeptanz gefordert. Grundsätzlich steht bei der Parkinson-Pflegeplanung im Vordergrund, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Tipps für die Pflege
- Geduld und Verständnis: Betroffene brauchen für alltägliche Dinge viel länger als gesunde Menschen.
- Förderung der Selbstständigkeit: Unterstützung anbieten, aber die Selbstständigkeit so weit wie möglich erhalten.
- Anpassung des Wohnraums: Stolperfallen beseitigen und Haltegriffe anbringen.
- Körperpflege: Regelmäßige und sorgfältige Hautpflege, da Schweißausbrüche und verstärkte Talkabsonderungen häufige Symptome sind.
- Ernährungshilfe: Viel trinken, ballaststoffreiche Ernährung und gegebenenfalls das Vorschneiden von fester Nahrung.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson ist für viele Betroffene ein Schock. Es ist wichtig, sich so genau wie möglich über Hilfen und Möglichkeiten zu informieren. Erster Ansprechpartner ist meistens der Hausarzt. Häufig kann es auch hilfreich sein, sich mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen und hier um Hilfe zu bitten.
Lesen Sie auch: Mehr zum Parkinson-Äquivalenztyp
Finanzielle und Sozialrechtliche Aspekte
- Pflegegrad beantragen: Wer pflegebedürftig ist, hat die Möglichkeit, einen Pflegegrad zu beantragen.
- Schwerbehindertenausweis: Viele Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, können außerdem einen Schwerbehindertenausweis beantragen.
- Befreiung von Zuzahlungen: Wer an Parkinson erkrankt ist, gilt bei den Krankenkassen als schwerwiegend chronisch krank und kann sich von Zuzahlungen befreien lassen.
- Medizinische Rehabilitationsmaßnahmen: Es gibt medizinische Rehabilitationsmaßnahmen für Parkinsonerkrankte, die die Erwerbsfähigkeit sichern sollen.
Prognose und Lebenserwartung
Wie schnell ein Parkinson-Syndrom voranschreitet, ist von vielen individuellen Faktoren abhängig. Parkinson ist leider bislang nicht heilbar. Die Parkinson-Krankheit verläuft nicht unmittelbar tödlich. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Dies gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Wie lange ein Mensch mit Parkinson schlussendlich lebt, hängt allerdings immer vom individuellen Gesamtbild und der Parkinson-Form ab.
tags: #primäres #Parkinson-Syndrom #schwerste #Beeinträchtigung #Informationen