Parkinson-Krankheit: Ein umfassender Überblick

Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft und zu Bewegungsstörungen führt. Sie zählt zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und betrifft weltweit Millionen von Menschen. In Deutschland sind schätzungsweise 220.000 Menschen von Parkinson betroffen, wobei die Dunkelziffer aufgrund der oft schleichenden Entwicklung der Krankheit höher liegen dürfte.

Was ist Parkinson?

Parkinson ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen in einem bestimmten Bereich, der Substantia nigra, absterben. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen und die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Durch den Dopaminmangel kommt es zu den typischen Symptomen der Parkinson-Krankheit.

Wie entsteht Parkinson?

Die genauen Ursachen für das Absterben der Nervenzellen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt:

  • Alter: Das Alter ist ein wichtiger Risikofaktor für Parkinson. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Dopamin-produzierenden Zellen in der Substantia nigra ab. Bei Parkinson-Patienten verläuft dieser Prozess jedoch beschleunigt.
  • Genetische Ursachen: In etwa 5 % der Fälle ist Parkinson erblich bedingt. Es wird jedoch nicht direkt von den Eltern an die Kinder vererbt, sondern es wird ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Anlagen angenommen, die einige Menschen anfälliger für Parkinson machen. Mutationen der Erbinformation können die Ursache der Erkrankung sein.
  • Umweltfaktoren: Verschiedene Schadstoffe wie Pestizide, Lösungsmittel und Nervengifte scheinen das Risiko für Parkinson zu erhöhen.
  • Kopfverletzungen: Bestimmte Arten von Kopfverletzungen können das Risiko für sekundären Parkinson erhöhen. Durch schwere Schläge auf den Kopf, Schlaganfälle oder Hirntumore kann die Substantia Nigra geschädigt werden.

Symptome und Verlauf

Parkinson beginnt meist schleichend und schreitet langsam fort. Die ersten Anzeichen sind oft unspezifisch und werden daher nicht immer sofort als solche erkannt. Im Krankheitsverlauf treten dann die vier Hauptsymptome auf, die als Kardinalsymptome bezeichnet werden:

  • Muskelzittern (Tremor): Das Zittern tritt meist im Ruhezustand auf und betrifft vor allem die Hände, Arme und Beine. Es kann aber auch in Bewegung auftreten.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskeln sind permanent angespannt, was zu einer Steifheit des Körpers führt. Bewegungen sind oft nur ruckartig möglich.
  • Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese): Bewegungen werden langsamer und schwieriger auszuführen. Dies betrifft vor allem spontane Bewegungen wie Aufstehen oder Losgehen.
  • Gang- und Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität): Durch die Bewegungsstörungen kommt es zu Gangunsicherheit und Gleichgewichtsproblemen, was das Sturzrisiko erhöht.

Neben den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Beschwerden auftreten, wie z. B.:

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  • Vegetative Störungen: Störungen im Magen-Darm-Trakt, Blasenfunktionsstörungen, Sexualstörungen
  • Psychische Veränderungen: Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen, Demenz
  • Verlust und Störung des Geruchssinns
  • Verkrampfte und verkleinerte Handschrift
  • Gesichtszüge verlieren an Ausdruck
  • Allgemeine Verlangsamung
  • Müdigkeit
  • Halluzinationen, Angstzustände, Reizbarkeit, Apathie, Vitalitätsverluste

Stadien der Parkinson-Krankheit

Der Verlauf von Parkinson wird typischerweise in fünf Stadien eingeteilt, wobei die Symptome mit fortschreitender Erkrankung zunehmen:

  • Stadium 1: Symptome treten einseitig auf, z.B. Abnahme der Feinmotorik oder Tremor an einer Hand.
  • Stadium 2: Symptome breiten sich auf die zweite Körperhälfte aus, Gangbild wird kleinschrittiger und unsicherer.
  • Stadium 3: Deutliche Bradykinese und Rigor, Instabilität der Haltung und des Ganges mit Fallneigung.
  • Stadium 4: Volle Ausprägung aller Symptome, eingeschränkte Selbstständigkeit.
  • Stadium 5: Akinese, Pflegebedürftigkeit, Bettlägerigkeit, Fortbewegung nur mit Gehilfe oder Rollstuhl möglich.

Diagnose

Die Diagnose von Parkinson basiert in erster Linie auf einer neurologischen Untersuchung und der Beurteilung der Symptome. Es gibt keinen spezifischen Parkinson-Test, aber verschiedene Untersuchungen können helfen, die Diagnose zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen:

  • Ausführliches Gespräch (Anamnese): Der Arzt befragt den Patienten zu Art und Dauer seiner Beschwerden.
  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Hauptsymptome der Erkrankung: Muskelzittern, Verlangsamung der Bewegungen, Versteifung der Muskulatur sowie Gang- oder Gleichgewichtsstörungen.
  • Levodopa-Test: Der Patient erhält eine Dosis des Medikaments Levodopa. Bessern sich die Beschwerden, ist dies ein Indiz für Parkinson.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Ultraschalluntersuchung und Single-Photonen-Emissions-Computertomografie (SPECT) können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen.

Therapie

Parkinson ist derzeit nicht heilbar, aber die Symptome können mit verschiedenen Therapien gelindert werden. Ziel der Behandlung ist es, die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange zu erhalten.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist die wichtigste Säule der Parkinson-Behandlung. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Dopaminmangel ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin im Gehirn verstärken:

  • Levodopa: Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome von Parkinson.
  • Dopaminagonisten: Dopaminagonisten wirken ähnlich wie Dopamin im Gehirn und stimulieren die Dopaminrezeptoren.
  • MAO-B-Hemmer: MAO-B-Hemmer verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die Dopaminkonzentration.
  • COMT-Hemmer: COMT-Hemmer verlängern die Wirkung von Levodopa, indem sie den Abbau von Levodopa im Körper verlangsamen.
  • Anticholinergika: Anticholinergika können helfen, Tremor und Rigor zu reduzieren, werden aber aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur noch selten eingesetzt.
  • Amantadin: Amantadin kann zur Behandlung von Rigor, Ruhetremor und Müdigkeit eingesetzt werden und kann eine kurzzeitige Verbesserung der Symptome bewirken. Es kann auch eine niedrigere Levodopa-Dosis ermöglichen, wodurch das Risiko der Entwicklung einer Levodopa-induzierten Dyskinesie verringert wird.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die Tiefe Hirnstimulation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden. Diese Elektroden geben elektrische Impulse ab, die die Gehirnaktivität modulieren und die Symptome von Parkinson lindern können. Die THS kommt vor allem für Patienten in Frage, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder zu starken Nebenwirkungen führt.

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Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Neben der medikamentösen Therapie und der THS gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, die den Alltag von Parkinson-Patienten erleichtern können:

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern und Muskelsteifheit zu reduzieren.
  • Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Patienten dabei, ihre Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten und zu verbessern.
  • Logopädie: Logopädie kann helfen, Sprach- und Schluckstörungen zu behandeln.
  • Psychologische Betreuung: Psychologische Betreuung kann Patienten und ihren Angehörigen helfen, mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen.
  • Sport und Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann das Fortschreiten der Krankheit hinauszögern und die Lebensqualität verbessern.
  • Entspannungsübungen: Entspannungsübungen können positive Auswirkungen auf den Tremor haben.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson kann für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung sein. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann ebenfalls sehr hilfreich sein.

Parkinson Pate e.V.

Der Verein "Parkinson Pate e.V." wurde von Chris, einem Parkinson-Patienten, gegründet, um Betroffenen und ihren Angehörigen Unterstützung und Beratung anzubieten. Der Verein setzt sich auch für bessere Strukturen im Pflegesystem ein und vertritt die Interessen von Menschen mit Parkinson.

Forschung

Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Ziel der Forschung ist es, die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen, neue Therapien zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) wird beispielsweise unter der Leitung von Prof. Joseph Claßen erforscht, welche Möglichkeiten einer nicht-invasiven Hirnstimulation sich bieten. Prof. Claßen betont, dass die Forschung jüngst große Fortschritte gemacht habe und es nun möglich sei, Verklumpungen bestimmter Eiweißstoffe in Nervenzellen frühzeitig nachzuweisen.

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Fazit

Die Parkinson-Krankheit ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Dank moderner Behandlungsmöglichkeiten können die Symptome jedoch gelindert und die Lebensqualität verbessert werden. Die Forschung arbeitet kontinuierlich daran, neue Therapien zu entwickeln und die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen. Eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Behandlung sind entscheidend für einen positiven Krankheitsverlauf.

Wichtige Hinweise

  • Die hier genannten Informationen dienen lediglich der Information und ersetzen nicht die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
  • Wenn Sie den Verdacht haben, an Parkinson erkrankt zu sein, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.
  • Es gibt verschiedene Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Ihnen und Ihren Angehörigen Unterstützung anbieten können.

James Parkinson

James Parkinson, geboren am 11. April 1755 in Hoxton, London, war ein britischer Arzt, Apotheker und Paläontologe. Er beschrieb 1817 erstmals die Symptome der Parkinson-Krankheit in seiner Publikation "An Essay on the Shaking Palsy". Nach ihm wurde die Krankheit benannt.

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