Die Neurochirurgie widmet sich neben der Behandlung von Gehirnerkrankungen auch der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen. Verletzungen, Degeneration und Erkrankungen der Wirbelsäule können erhebliche Schmerzen und neurologische Probleme verursachen. Dazu gehören Bandscheibenvorfälle, Wirbelkörperfrakturen, Wirbelkanalstenosen und Wirbelsäulentumore. Neurochirurgen verwenden verschiedene Techniken, von minimal-invasiven Eingriffen bis hin zu komplexen Wirbelsäulenrekonstruktionen, um Schmerzen zu lindern, neurologische Funktionen zu verbessern und die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen. Nach einer Schädigung des Nervensystems sollte die Rehabilitation möglichst früh begonnen werden (neurologische Frührehabilitation), idealerweise nur wenige Tage nach dem Akutereignis.
Nach einem neurochirurgischen Eingriff oder bei neurologischen Erkrankungen ist eine Rehabilitation von entscheidender Bedeutung, um die bestmögliche Lebensqualität wiederzuerlangen. Dieser Artikel beleuchtet die Definition, Phasen und das Behandlungsspektrum der Rehabilitation in der Neurochirurgie.
Definition der Reha für Neurochirurgie
Die Rehabilitation in der Neurochirurgie ist ein spezialisierter medizinischer Bereich, der sich auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten nach Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns, des Nervensystems oder des Rückenmarks konzentriert. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems im Rahmen einer Anschlussbehandlung oder eines Heilverfahrens. Neben der Verbesserung der motorischen und kognitiven Funktionen ist es ein zentrales Ziel der Rehabilitation im Bereich Neurologie, die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten wiederherzustellen.
Grundlegende Voraussetzungen für eine neurologische Reha
- Rehabilitationsbedarf: Es muss eine Einschränkung der Selbstständigkeit, Mobilität oder Alltagsbewältigung vorliegen.
- Rehabilitationsfähigkeit: Die Patientinnen und Patienten müssen aktiv an den Therapien teilnehmen können und eine ausreichende Belastbarkeit aufweisen.
- Rehabilitationsprognose: Durch gezielte Maßnahmen muss eine Verbesserung des Gesundheitszustandes oder eine Stabilisierung zu erwarten sein.
- Ärztliche Verordnung: Eine neurologische Reha wird von Ärztinnen und Ärzten verordnet und erfordert eine medizinische Einschätzung.
- Kostenübernahme: Die Genehmigung erfolgt durch Krankenkassen, Rentenversicherungsträger oder andere Kostenträger.
Eine neurologische Rehabilitation kann entweder als Anschlussrehabilitation direkt nach einem Krankenhausaufenthalt oder als Heilverfahren unabhängig von einer akuten stationären Behandlung durchgeführt werden.
Ziele der neurologischen Reha
Das wichtigste Ziel der neurologischen Reha ist es, Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, wieder am öffentlichen und sozialen Leben teilzunehmen und ihren Alltag mit größtmöglicher Selbstständigkeit zu bewältigen. Da die Behandlung akuter Symptome und Krankheitsursachen in der Regel stationär erfolgt, ist die Reha in der Neurologie als Anschlussbehandlung konzipiert.
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- Förderung der Selbstständigkeit: Unterstützung bei der Rückkehr in den Alltag durch gezielte Maßnahmen zur Wiederherstellung grundlegender Fähigkeiten.
- Verbesserung motorischer und kognitiver Funktionen: Therapie zur Wiederherstellung von Beweglichkeit, Koordination und Denkprozessen.
- Wiedererlangung der Kommunikationsfähigkeit: Behandlung von Sprachstörungen, die z. B. nach einem Schlaganfall auftreten können.
- Schmerzreduktion und Symptomlinderung: Maßnahmen zur Behandlung von Folgebeschwerden neurologischer Erkrankungen.
- Individuelle Therapieplanung: Anpassung der Reha-Maßnahmen an die persönlichen Bedürfnisse und Fortschritte der Patientinnen und Patienten.
- Unterstützung bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung: Vorbereitung auf den Wiedereinstieg in das Berufsleben oder soziale Aktivitäten.
Phasen der neurologischen Rehabilitation
Im Bereich der Neurologischen Rehabilitation gibt es nach der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) ein so genanntes Phasenmodell mit den Phasen A bis F. Je nach Hilfebedarf des Patienten kommt für ihn eine bestimmte Rehabilitationsphase infrage. Im Verlauf der Rehabilitation kann es bei zunehmender Selbstständigkeit zu einem Wechsel in die nächste Phase kommen. Auch bei schnellen Fortschritten im Bereich der Selbstständigkeit können Patientinnen und Patienten eine Phase überspringen.
Die neurologische Reha ist in ein Phasenmodell gegliedert. Jede Phase richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankungsfolgen. Je nachdem, wie mobil und selbstständig Sie nach einer neurologischen Erkrankung sind, erhalten Sie als Rehabilitand*in in jeder Phase einer neurologischen Reha die für Ihren Bedarf angemessenen Therapien. Mit zunehmender Mobilität und Selbstständigkeit, können Sie von einer Phase in die nächste wechseln. Bei besonders großen Behandlungsfortschritten können Phasen auch übersprungen werden.
- Phase A - Akutbehandlung: Erste medizinische Versorgung im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation, um lebensbedrohliche Zustände zu stabilisieren.
- Phase B - Frührehabilitation: Intensive medizinische und therapeutische Betreuung für schwer betroffene Patientinnen und Patienten, die noch auf umfassende Unterstützung angewiesen sind. Hier wird eine intensive Behandlung und Rehabilitation mit ärztlichen und therapeutischen Schwerpunkten durchgeführt. Idealerweise beginnt die Behandlung bereits auf der Intensivstation, alternativ muss die Station für die Durchführung neurochirurgisch-intensivmedizinischer Therapien inklusive des erforderlichen invasiven und nicht invasiven Monitorings ausgerüstet sein, um eine Verlegung in den Frührehabereich zu ermöglichen.
- Phase C - Weiterführende Rehabilitation: Patientinnen und Patienten können aktiv an Therapien teilnehmen, um ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Hier richten sich die Rehabilitationsziele nach den Maßgaben der Deutschen Rentenversicherung. Ziele sind die Minderung bestehender Behinderungen und Fehlhaltungen.
- Phase D - Medizinische Rehabilitation: Fokus auf die Rückkehr in den Alltag oder ins Berufsleben durch gezielte Therapieprogramme. Sie schafft einen möglichen Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück in die Erwerbsfähigkeit. Sie enthält insbesondere Leistungen sowie begleitende Hilfen zur nachhaltigen Sicherung des Erfolges der medizinischen Rehabilitation.
- Phase E - Nachsorge und berufliche Wiedereingliederung: Ambulante oder teilstationäre Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung und Integration. Die Phase der Nachsorge und beruflichen Reha ermöglicht den Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zur Erwerbstätigkeit. Dabei bietet sie speziell Unterstützung und Begleitung, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation langfristig zu sichern. In Phase E steht besonders im Fokus, wie Menschen wieder am Arbeitsleben teilnehmen können. Dazu können beispielsweise auch Umschulungen gehören.
- Phase F - Langzeitpflege: Betreuung von Patientinnen und Patienten, die langfristig auf Pflege und therapeutische Maßnahmen angewiesen sind. Patientinnen und Patienten, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation einen andauernden und hohen Pflegebedarf haben (zum Beispiel schweres Schädelhirntrauma, Komapatienten) fallen in die Phase F. Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der aktivierenden Langzeitpflege.
Behandlungsspektrum in der neurologischen Reha
Die Rehabilitation beziehungsweise Frührehabilitation kümmert sich um Patientinnen und Patienten, die akut oder aber auch vor längerer Zeit eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems erlitten haben. Typische Krankheitsbilder sind zum Beispiel Schlaganfälle, Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata, Querschnittlähmungen, Multiple Sklerose oder Langzeitbehandlungen auf Intensivstationen („Critical-Illness-Polyneuropathie“). Für die Betroffenen führen diese Erkrankungen meist zu gravierenden Funktionseinschränkungen im Alltag, zum Beispiel infolge von Lähmungen, Störungen der Wahrnehmung, des Sprachvermögens oder des Schluckens, Defiziten der geistigen Leistungsfähigkeit, psychischen Auffälligkeiten oder gar Einschränkungen des Bewusstseins.
Zahlreiche Funktionsstörungen, die bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems auftreten, können in der neurologischen Rehabilitation gezielt behandelt werden. Neurologische Erkrankungen können jeden Menschen treffen - unabhängig von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, etc. Ob eine neurologische Rehabilitation notwendig ist, entscheidet sich jedoch im Einzelfall.
Welche neurologischen Erkrankungen unterstützt die Neuro-Reha? Die Behandlung in einer neurologischen Klinik oder Rehaklinik wird nach verschiedenen Erkrankungen verordnet.
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- Ein Schlaganfall (auch Hirnschlag oder Apoplex genannt) entsteht durch eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn.
- Bei einer Hirnblutung kommt es zum Platzen oder Einreißen eines Blutgefäßes im Gehirn.
- Unfälle oder andere Einwirkungen können das zentrale oder periphere Nervensystem schädigen.
- Diese können durch Erreger wie Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden, aber auch autoimmun bedingt sein. Dazu zählen z. B.
- Eine hypoxische Hirnschädigung entsteht durch eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Gehirns, z. B. infolge eines Herzstillstands.
- Erkrankungen, die die Nerven und Muskeln betreffen, wie z. B.
Therapieangebote in der neurologischen Reha
In der neurologischen Rehabilitation behandelt Sie ein multiprofessionelles Team aus Ärztinnen, Therapeutinnen, Pflegekräften und Sozialarbeiter*innen. Folgende Therapien sind üblich:
- Medizinische Betreuung: In der neurologischen Reha werden Sie regelmäßig untersucht und Ihre Medikamente ggf. angepasst, um Ihre neurologische Erkrankung zu behandeln. Zusätzlich werden Sie je nach Bedarf vom neurologischen Pflegepersonal betreut.
- Physiotherapie: In der Sport- und Bewegungstherapie verbessern Sie nicht nur Ihre allgemeinen konditionellen Eigenschaften sowie Ihre Mobilität, Koordination und Muskelkraft, sondern stärken auch Ihre allgemeine Gesundheit.
- Ergotherapie: In der Ergotherapie trainieren Sie Ihre alltäglichen - und berufsrelevanten - Fähigkeiten und die Feinmotorik, um das tägliche Leben zu bewältigen. Sie verbessern Bewegungsabläufe oder erlernen sie mit Hilfe eines qualifizierten therapeutischen Teams neu.
- Logopädie: Wenn Sie nach einem Schlaganfall an Sprach- und Sprechstörungen leiden, hilft Ihnen ein logopädisches Team, durch spezielle Übungen in computergestützten Einzeltherapien oder Gruppentherapien, Ihre Sprachfähigkeiten wiederherzustellen oder zu erhalten. Auch Schluckstörungen werden in der Logopädie behandelt.
- Kognitives Training: Kognitives Training fördert Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten durch gezielte Übungen.
- Psychologische Betreuung: In der Reha werden Sie durch geschultes Personal bei der Bewältigung emotionaler Herausforderungen, die mit neurologischen Erkrankungen einhergehen können, unterstützt.
- Sozialdienst: Der Sozialdienst berät und unterstützt Sie bei sozialen und finanziellen Fragen sowie der Organisation der häuslichen Pflege.
Unser Behandlungsangebot für Patientinnen und Patienten der neurologischen Rehabilitation und Frührehabilitation ist eine sich über Wochen stetig anpassende Teamleistung, zu der Spezialisten aus unterschiedlichen Berufsgruppen beitragen:
- Ärztinnen und Ärzte der Fachrichtungen Neurologie, Innere Medizin und Urologie
- Funktionstherapeutinnen und -therapeuten aus verschiedenen Bereichen (Physiotherapie, physikalische Medizin, Ergotherapie, Sprach- und Schlucktherapie, Neuropsychologie und Musiktherapie)
- aktivierende Pflegetherapeutinnen und -therapeuten für alle Hilfen der Alltagsbewältigung
- sozialdienstliche und psychologische Unterstützung für die Angehörigen
- robotisch gesteuerte und digital unterstützende Trainingsgeräte
Durch den gemeinsamen Einsatz all dieser Kompetenzen in einem nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen maßgeschneiderten Therapie- und Trainingsplan gelingt es vielfach, messbare Funktionsverbesserungen und eine Steigerung der Lebensqualität zu erzielen.
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