Riechstörungen als Frühwarnzeichen bei Parkinson: Ursachen, Diagnose und therapeutische Aspekte

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Typische Symptome sind Bewegungsstörungen wie verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), Muskelsteifigkeit (Rigor), Zittern (Tremor) und Gleichgewichtsstörungen. Allerdings können bereits Jahre vor dem Auftreten dieser motorischen Symptome unspezifische Vorboten auftreten, darunter Verstopfung, REM-Schlaf-Verhaltensstörungen, Depressionen und Störungen der Geruchswahrnehmung.

Frühsymptome der Parkinson-Krankheit

Frühsymptome wie Verstopfung, Depressionen oder Riechstörungen können vielfältige Ursachen haben und sind daher nicht spezifisch für Parkinson. Eine Ausnahme bildet die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Betroffene im Traumschlaf ihre geträumten Bewegungen ausführen, was zu Verletzungen führen kann. Studien deuten darauf hin, dass bei Menschen über 50 Jahren mit dieser Schlafstörung und ohne andere erkennbare Ursachen ein über 80-prozentiges Risiko besteht, in den folgenden Jahren an Parkinson oder einer ähnlichen Erkrankung zu erkranken.

Die Forschung hat gezeigt, dass die für Parkinson typische Ausbreitung des Proteins Alpha-Synuclein im Körper auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen kann. Bei einigen Patienten beginnt die Erkrankung im Darm und breitet sich über Nervenzellen zum Gehirn aus ("Body-First-Typ"), während bei anderen die pathologischen Veränderungen im Gehirn entstehen und sich von dort ausbreiten ("Brain-First-Typ"). Im ersten Fall treten häufig zunächst Verstopfung und dann REM-Schlafstörungen auf, während im zweiten Fall Riechstörungen oder Depressionen im Vordergrund stehen.

Der Zusammenhang zwischen Riechstörungen und Parkinson

Ein beeinträchtigter Geruchssinn ist ein häufiges Frühsymptom der Parkinson-Krankheit. Studien haben gezeigt, dass etwa 90 % der Betroffenen bereits vor dem Auftreten der typischen motorischen Symptome eine Riechstörung entwickeln. Dabei kann es sich um eine verminderte Fähigkeit handeln, bestimmte Gerüche zu erkennen oder zu unterscheiden. So können Parkinson-Patienten im Frühstadium beispielsweise Schwierigkeiten haben, den Duft von Oregano oder Vanille wahrzunehmen.

Eine Studie des Dresdner Neurologie-Professors Heinz Reichmann ergab, dass etwa 10 % der Patienten mit Geruchsverlust im Alter von 50 oder 60 Jahren auch frühe Anzeichen von Parkinson aufwiesen. Tierversuche an Mäusen deuteten darauf hin, dass die Parkinson-Krankheit tatsächlich in der Nase ihren Ursprung nehmen könnte, wo sich zuerst Lewy-Körperchen bilden, die typischen Proteinablagerungen bei Parkinson.

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Reichmann präsentierte seine Forschungsergebnisse auf dem Jahreskongress der "European Neurological Society" in Prag. Demnach beginnt Morbus Parkinson nicht in den motorischen Zentren des Gehirns, sondern in den Nervenzellen des Geruchssinns und breitet sich von dort aus über den Vagusnerv zum Gehirn aus. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, die Krankheit früher zu erkennen und ihre Ausbreitung zu verhindern.

Riechtests als Diagnoseinstrument

Ein einfacher Riechtest kann wichtige Hinweise auf eine beginnende Parkinson-Erkrankung geben. Internationale Kriterien für die Diagnostik der Parkinson-Krankheit beinhalten seit 2015 umfangreiche Geruchstests. Eine Studie mit 646 Parkinson-Patienten und 606 Kontrollpersonen zeigte, dass Parkinson-Patienten bei Riechtests deutlich schlechtere Ergebnisse erzielten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass ein Riechtest ohne Verlust von diagnostischen Werten helfen kann, die Parkinson-Krankheit aufzuspüren.

Die Untersuchung des Geruchssinns erfolgt in der Regel mit sogenannten "Sniffin' Sticks". Dabei werden dem Patienten Riechstifte mit verschiedenen Duftstoffen vor die Nase gehalten. Der Patient muss dann angeben, ob er den Duftstoff wahrnehmen, ihn von anderen Düften unterscheiden und ihn identifizieren kann. Am Ende der Untersuchung wird ein Gesamtpunktwert errechnet, der Aufschluss darüber gibt, ob eine normale oder eingeschränkte Riechfunktion vorliegt.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Riechstörungen auch andere Ursachen haben können, wie z.B. Erkrankungen der Nase oder der Nasennebenhöhlen, Unfälle, Virusinfektionen oder Allergien. Daher ist ein ausführliches Vorgespräch mit dem Arzt erforderlich, um mögliche Vor- und Begleiterkrankungen, Medikamenteneinnahme, Beruf und Rauchgewohnheiten zu berücksichtigen.

Weitere Symptome und Risikofaktoren

Neben Riechstörungen können auch andere Symptome wie Verstopfung, Schlafstörungen, Depressionen, Angststörungen, Gefühlsarmut, Harninkontinenz, diffuse Schmerzen, Anhedonie (Freudlosigkeit) und Demenz auf eine Parkinson-Erkrankung hindeuten.

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Zu den bekannten Risikofaktoren für Parkinson gehören das Alter, genetische Veranlagung, Umweltfaktoren wie Pestizide und Lösungsmittel sowie häufige Kopfverletzungen.

Die Rolle der Genetik

Es gibt erbliche Formen der Parkinson-Erkrankung, die jedoch häufiger bei jüngeren Patienten auftreten und bei denen weitere Familienmitglieder betroffen sind. In solchen Fällen kann eine genetische Testung in Absprache mit dem Neurologen sinnvoll sein.

Es sind mehrere Gene bekannt, die das Risiko einer Parkinson-Erkrankung erhöhen, wie z.B. GBA, LRRK2, PRKN (Parkin) oder SNCA. Allerdings führen solche Genveränderungen nicht zwangsläufig zu Parkinson.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose Parkinson wird in der Regel von einem Neurologen gestellt. Dieser untersucht den Patienten körperlich und achtet dabei besonders auf die typischen Parkinson-Symptome. Zudem können bildgebende Verfahren wie MRT oder Ultraschall sowie Riechtests zur Diagnose beitragen.

Obwohl die Parkinson-Krankheit bisher nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und den Verlauf der Erkrankung verlangsamen können. Dazu gehören medikamentöse Therapien, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.

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Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Hierfür werden in erster Linie Levodopa und Dopaminagonisten eingesetzt. Weitere Medikamente wie MAO-B-Hemmer, COMT-Inhibitoren und Adenosin-Rezeptor-Antagonisten können die Wirkung von Levodopa unterstützen oder Nebenwirkungen reduzieren.

Invasive Therapieverfahren wie die tiefe Hirnstimulation oder die Behandlung mit einer Dopamin- oder Apomorphinpumpe können in bestimmten Fällen in Betracht gezogen werden.

Riechen als Früherkennung: Die Geschichte von Joy Milne

Die Schottin Joy Milne erlangte 2015 Bekanntheit durch ihre Fähigkeit, Parkinson zu riechen. Sie bemerkte, dass ihr Mann, der an Parkinson erkrankt war, einen veränderten Körpergeruch hatte. In Zusammenarbeit mit Forschern konnte sie Parkinson-Patienten anhand ihres Geruchs erkennen.

Die Forscher identifizierten bestimmte Moleküle im Talg von Parkinson-Patienten, die für den charakteristischen Geruch verantwortlich sind. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung eines einfachen Frühtests auf der Basis eines Hautabstrichs beitragen.

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