Meningitis, auch bekannt als Hirnhautentzündung, ist eine ernste Erkrankung, die durch verschiedene Erreger verursacht werden kann. Weltweit sterben jährlich rund 240.000 Menschen an Meningitis, wobei Bakterien für etwa zwei Drittel der Fälle verantwortlich sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Richtlinien veröffentlicht, um Ansteckungen zu verhindern und Betroffene optimal zu versorgen. In Deutschland sind Meningokokken-Erkrankungen zwar selten geworden, aber dennoch potenziell lebensbedrohlich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat daher eine neue Impfempfehlung herausgegeben, um besonders gefährdete Altersgruppen zu schützen.
Was ist Meningitis?
Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die lebensbedrohlich werden kann. Die Erkrankung kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, darunter Bakterien, Viren und in seltenen Fällen auch Pilze. Besonders gefährlich ist die bakterielle Meningitis, die durch Meningokokken ausgelöst werden kann.
Ursachen und Übertragung
Invasive Meningokokken-Erkrankungen werden durch das Bakterium Neisseria meningitidis (Meningokokken) verursacht. Diese Bakterien siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum des Menschen an, wo sie bei etwa 10 % der Bevölkerung ohne klinische Symptome nachweisbar sind. Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Küssen. Ein enger Kontakt mit infizierten Personen erhöht das Ansteckungsrisiko.
Serogruppen von Meningokokken
Es gibt verschiedene Serogruppen von Meningokokken, von denen die Serogruppen A, B, C, W, X und Y die häufigsten Auslöser invasiver Erkrankungen sind. In Deutschland werden die meisten Erkrankungen derzeit durch die Serogruppen B, C, W und Y verursacht. Die molekulare Feintypisierung ermöglicht eine genauere Bestimmung der Diversität der zirkulierenden Meningokokken.
Verbreitung und Inzidenz
Meningokokken-Erkrankungen treten weltweit auf. In den letzten Jahren lag die Inzidenz in Europa meist bei ≤ 2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. In Deutschland liegt die jährliche Inzidenz bei unter 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Die höchsten Inzidenzen werden im 1. und 2. Lebensjahr sowie bei 15- bis 19-jährigen Jugendlichen beobachtet.
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Symptome und Krankheitsverlauf
Invasive Meningokokken-Erkrankungen verlaufen meist als Meningitis und/oder Sepsis (Blutvergiftung). Nach einem kurzen Prodromalstadium mit grippeähnlichen Symptomen können plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel auftreten. Charakteristisch sind petechiale Exantheme (kleinfleckige Hautblutungen) oder großflächigere Hauteinblutungen. Bei einer Meningitis kommen Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft weniger eindeutig. Es können Fieber, Erbrechen, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit, Krämpfe, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle auftreten.
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom
In schweren Fällen kann es zu einem septischen Schock kommen, der als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom bekannt ist. Dieses Syndrom ist durch Einblutungen in die Nebennieren und eine sehr hohe Letalität gekennzeichnet.
Diagnose
Bei Verdacht auf eine invasive Meningokokken-Erkrankung sollte umgehend eine Liquorpunktion durchgeführt und Blutkulturen angelegt werden. Ergänzend können Rachenabstriche entnommen und ein Antigennachweis im Nativliquor durchgeführt werden. Die PCR zum Nachweis der Meningokokken-DNA im Liquor und im Blut besitzt eine hohe Sensitivität und Spezifität.
Therapie
Da sich innerhalb weniger Stunden ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln kann, sollte bei begründetem klinischem Verdacht umgehend mit einer empirischen Antibiotikatherapie mit Cephalosporinen der Gruppe 3 begonnen werden. Beim Auftreten von Komplikationen sind weitere therapeutische Maßnahmen unter intensivmedizinischen Bedingungen erforderlich.
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Prävention durch Impfung
Die STIKO empfiehlt verschiedene Impfungen gegen Meningokokken:
- Meningokokken-B-Impfung: Seit 2024 wird allen Säuglingen ab dem Alter von 2 Monaten die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe B empfohlen. Nachholimpfungen werden für Kinder bis zum fünften Geburtstag empfohlen.
- Meningokokken-ACWY-Impfung: Kinder bzw. Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren sollen einmalig gegen Meningokokken der Untergruppen A, C, W und Y geimpft werden. Nachholimpfungen sind bis zum 25. Lebensjahr möglich.
- Indikationsimpfung: Personen mit einem erhöhten Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen (z.B. Immundefekte, gefährdetes Laborpersonal, Reisende in Risikogebiete) wird eine Impfung mit einem altersgerecht zugelassenen Meningokokken-ACWY-Konjugatimpfstoff sowie mit einem Meningokokken-B-Impfstoff empfohlen.
Weitere Präventionsmaßnahmen
Neben der Impfung sind folgende Maßnahmen wichtig, um die Ausbreitung von Meningokokken zu verhindern:
- Frühe Diagnose und Behandlung: Bei Verdacht auf Meningitis sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
- Isolation: Patientinnen und Patienten müssen bis zu 24 Stunden nach Beginn einer spezifischen Therapie isoliert werden.
- Chemoprophylaxe: Kontaktpersonen eines Erkrankten erhalten vorsorglich Antibiotika.
- Hygiene: Regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden von engem Kontakt zu Erkrankten können das Ansteckungsrisiko verringern.
Aktuelle Entwicklung in Deutschland
Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die Zahl der Meningokokken-Erkrankungen steigt. Während es 2023 in Deutschland 253 Fälle gab, wurden 2024 insgesamt bereits 344 Fälle gemeldet. Besonders häufig betroffen sind Babys und Kleinkinder in den ersten fünf Lebensjahren.
Die Rolle des Robert Koch-Instituts (RKI)
Das Robert Koch-Institut (RKI) spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung und Bekämpfung von Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland. Das RKI gibt RKI-Ratgeber heraus, die Fachkreisen aktuelle und konzentrierte Informationen zu wichtigen Infektionskrankheiten bieten. Zudem betreibt das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Meningokokken und Haemophilus influenzae eine umfassende Laborsurveillance, um die Diversität der zirkulierenden Meningokokken zu überwachen und die Wirksamkeit der Impfempfehlungen zu evaluieren.
Meningokokkenfälle in Potsdam
Nach dem Tod eines Schülers in Potsdam infolge einer Meningokokken-Infektion wurden Kontaktpersonen vorsorglich behandelt. Das Gesundheitsamt untersucht weitere Verdachtsfälle.
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