Ein Schlaganfall ist ein plötzliches Ereignis, das zu Ausfällen von Gehirnfunktionen führt. In über 80 Prozent der Fälle wird er durch ein verstopftes Blutgefäß und die daraus resultierende Mangeldurchblutung im Gehirn verursacht, was als ischämischer Schlaganfall bezeichnet wird. In etwa 15 Prozent der Fälle ist eine Hirnblutung die Ursache, bei der ein Blutgefäß platzt (hämorrhagischer Schlaganfall). Jedes Jahr erleiden in Deutschland über 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Aufgrund der alternden Bevölkerung und der Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die oft im höheren Lebensalter auftreten, steigt die Zahl der Schlaganfallpatienten kontinuierlich.
Symptome erkennen und richtig deuten
Typische Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen, sind Lähmungserscheinungen einer Körperseite, Sprach-, Seh- und Koordinationsstörungen. Auch starker Drehschwindel, Gangunsicherheit, plötzliche Bewusstlosigkeit oder plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen können Anzeichen sein. Warnzeichen können sich bereits Tage, Wochen oder sogar Monate im Voraus ankündigen. Dabei ist die Durchblutung an einer bestimmten Stelle im Gehirn für einige Minuten bis Stunden gestört, was zu vorübergehenden Ausfallerscheinungen führt.
Ein Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Nur durch eine sofortige ärztliche Behandlung können Folgeschäden wie bleibende Behinderungen vermieden werden. Daher sollte bei Verdacht auf einen Schlaganfall unverzüglich der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 gerufen werden.
Ischämischer Schlaganfall: Ursachen und Entstehung
Der ischämische Schlaganfall, auch Hirninfarkt genannt, ist die häufigste Form des Schlaganfalls. Er entsteht durch eine Mangeldurchblutung in bestimmten Hirnregionen, meist aufgrund von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Bei der Arteriosklerose lagern sich Fette, Cholesterin und andere Substanzen an den Gefäßwänden ab, was die Blutgefäße verengt. Dies beeinträchtigt den Blutfluss und begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln.
Ein solcher Blutpfropf kann sich direkt in einem Hirngefäß bilden und dieses verstopfen oder außerhalb des Gehirns entstehen, beispielsweise am Herzen oder in der Halsschlagader. Durch den Blutstrom wird er ins Gehirn geschwemmt und verschließt dort ein Gefäß. In der Folge werden die betroffenen Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, wodurch Hirnzellen innerhalb weniger Minuten absterben.
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Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall lassen sich in zwei Kategorien einteilen: beeinflussbare und nicht beeinflussbare Faktoren.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Nach dem 55. Lebensjahr verdoppelt es sich mit jedem weiteren Jahrzehnt.
- Geschlecht: Männer haben ein höheres Risiko als Frauen, wobei bei Frauen die Folgen oft schwerwiegender sind.
- Genetische Faktoren: Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko, insbesondere wenn vererbbare Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen vorliegen.
Beeinflussbare Risikofaktoren
- Bluthochdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor. Je höher der Blutdruck und je länger er unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko.
- Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen langfristig die Blutgefäße und fördern die Gerinnselbildung.
- Herzklappenerkrankungen: Verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Blutes und begünstigen die Bildung von Blutgerinnseln.
- Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, bei der sich Blutpfropfen bilden können, die ins Gehirn gelangen und dort Gefäße verschließen.
- Rauchen: Erhöht das Schlaganfallrisiko um das Zwei- bis Vierfache, da die Schadstoffe die Blutgefäße belasten.
- Erhöhte Cholesterinwerte (Blutfettwerte): Fördern Ablagerungen an den Gefäßwänden und somit Arteriosklerose.
- Übergewicht und Bewegungsmangel: Können zu Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen führen.
- Alkoholkonsum: Kann in hohen Mengen das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Stress: Kann zu einer Verengung der Blutgefäße, einer Zunahme der Herzfrequenz und einem Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel führen.
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Arterien verringern den Durchmesser und die Elastizität der Gefäße.
- Carotisstenose: Einengung der Halsschlagadern, meist durch Arteriosklerose verursacht.
Therapie des ischämischen Schlaganfalls: "Time is Brain"
Beim Schlaganfall zählt jede Minute, da in dem von der Blutversorgung abgeschnittenen Hirnareal Millionen von Nervenzellen absterben. Eine rasche Wiedereröffnung der Gefäßverschlüsse kann dauerhafte neurologische Ausfälle vermindern oder reduzieren.
- Lysetherapie: Blutgerinnsel können innerhalb der ersten Stunden nach dem Auftreten des Schlaganfalls medikamentös aufgelöst werden.
- Thrombektomie: Bei Verschluss eines Hauptgefäßes kann der Thrombus mit einem Katheterdraht geborgen und das Gefäß wiedereröffnet werden.
Bildgebende Verfahren der Neurophysiologie spielen eine zentrale Rolle, um die richtigen Therapieentscheidungen treffen zu können.
Neurophysiologie zur Rehabilitation
Auch nach erfolgreicher Akuttherapie behalten viele Patienten Defizite zurück. Rehabilitative Maßnahmen sind entscheidend, um die Funktionserholung voranzutreiben. Die Neurorehabilitation sollte bereits auf der Schlaganfall-Station beginnen. Neurophysiologische Methoden wie fMRT, TMS und EEG helfen, die Umorganisation des Gehirns zu untersuchen und neue Therapieverfahren zu entwickeln. Insbesondere die nicht-invasive Hirnstimulation hat das Potenzial, die Umorganisation des Gehirns zu unterstützen.
Prävention: Den Schlaganfall verhindern
Die Vorbeugung eines Schlaganfalls basiert auf drei Säulen:
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- Änderung des Lebensstils: Regelmäßige körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin.
- Vorbeugung und frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren: Regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere bei genetischer Vorbelastung, ermöglichen die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck. Bei bereits diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine zielgerichtete Behandlung von großer Bedeutung. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll, beispielsweise mit blutverdünnenden, cholesterinsenkenden oder gerinnungshemmenden Medikamenten. Auch spezifische Implantate und Eingriffe können dazu beitragen, einen Schlaganfall zu verhindern.
- Vorbeugung und Verhinderung eines erneuten Schlaganfalls (Sekundärprophylaxe): Für Personen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, sind eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Behandlung dringend geboten. Eine geeignete medikamentöse Therapie, die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen sowie die Einhaltung eines gesunden Lebensstils tragen entscheidend dazu bei, das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu reduzieren.
Konkrete Maßnahmen zur Prävention
- Blutdruck senken: Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor.
- Blutzucker einstellen: Konsequente Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes.
- Cholesterinwerte optimieren: Insbesondere das LDL-Cholesterin senken.
- Nicht rauchen: Rauchen erhöht das Schlaganfallrisiko erheblich.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität trainiert Muskeln und Gefäße.
- Stress reduzieren: Stress kann zu einer Verengung der Blutgefäße und einem Anstieg des Blutdrucks führen.
- Vorsichtiger Alkoholkonsum: Leichter bis mäßiger Alkoholkonsum kann das Schlaganfall-Risiko senken, aber nur für den Hirninfarkt.
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