Alzheimer-Demenz: Ursachen, Verlauf und aktuelle Forschung

Die Alzheimer-Krankheit, benannt nach Alois Alzheimer, ist die häufigste Ursache für Demenz. Sie äußert sich in Gedächtnisverlust, Sprachstörungen, Problemen mit dem Denkvermögen und Veränderungen der Persönlichkeit. Obwohl die Forschung große Fortschritte gemacht hat, gibt es bis heute keine Heilung.

Die Häufigkeit und die demografische Entwicklung

Während die Alzheimer-Demenz in Regionen mit geringer Lebenserwartung eine untergeordnete Rolle spielt, steigt ihre Bedeutung in den Industrieländern mit zunehmender Alterung der Bevölkerung. In Deutschland leiden derzeit 1,2 Millionen Menschen über 65 an Alzheimer-Demenz, und jedes Jahr kommen etwa 50.000 neue Fälle hinzu. Experten erwarten, dass sich die Zahl der Patienten in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren verdoppeln wird. Dies stellt unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.

Alois Alzheimer und die Entdeckung der Krankheit

Alois Alzheimer wurde am 14. Juni 1864 in Marktbreit geboren. Er studierte Medizin in Berlin, Tübingen und Würzburg. Im Jahr 1901 beobachtete er in Frankfurt am Main die Patientin Auguste Deter, die unter Gedächtnisverlust, Desorientierung und Verhaltensauffälligkeiten litt. Alzheimer erkannte, dass es sich um eine ungewöhnliche Form der Demenz handelte, die er später genauer untersuchte.

Nach Auguste Deters Tod im Jahr 1906 analysierte Alzheimer ihr Gehirn mikroskopisch. Er fand dort charakteristische Veränderungen: Eiweißablagerungen (Plaques) und verdrillte Nervenfaserbündel (Neurofibrillen). Diese Entdeckung veröffentlichte er 1907 in seiner Schrift "Über eine eigenartige Erkrankung der Hirnrinde". Sein Lehrer Emil Kraepelin benannte die Krankheit später nach ihm: Alzheimer-Krankheit.

Symptome und Verlauf der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit verläuft in der Regel in drei Phasen:

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  • Frühe Phase: Betroffene haben Schwierigkeiten, sich neue Informationen zu merken, wiederholen Sätze und zeigen nachlassende Urteilsfähigkeit. Es kann auch zu Orientierungsschwierigkeiten und Geistesabwesenheit kommen.
  • Mittlere Phase: In dieser Phase verschlimmern sich die Symptome. Die Betroffenen erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, haben Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, und werden inkontinent. Der geistige und körperliche Verfall wird immer deutlicher. Dies wird oft als "Abschied vom Ich" bezeichnet.
  • Späte Phase: Im Endstadium der Krankheit sind die Patienten auf die Intelligenz eines Säuglings zurückgefallen. Sie sind bettlägerig und auf ständige Hilfe angewiesen. Schließlich sterben sie an Folgeerkrankungen wie Lungenentzündung.

Ursachenforschung: Ein komplexes Puzzle

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Theorien und Risikofaktoren, die eine Rolle spielen könnten:

  • Eiweißablagerungen (Plaques und Neurofibrillen): Diese Ablagerungen, die bereits von Alois Alzheimer entdeckt wurden, behindern die Funktion der Nervenzellen im Gehirn. Die Plaques bestehen hauptsächlich aus dem Protein Amyloid, während die Neurofibrillen aus Tau-Protein bestehen. Wissenschaftler untersuchen, wie diese Proteine entstehen und wie sie die Nervenzellen schädigen.
  • Genetische Faktoren: In seltenen Fällen ist die Alzheimer-Krankheit erblich bedingt. Mutationen in bestimmten Genen (z.B. auf Chromosom 21) können das Risiko erhöhen, an Alzheimer zu erkranken. Allerdings spielen genetische Faktoren nur bei einem kleinen Teil der Fälle eine Rolle.
  • Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Von den 60-Jährigen sind etwa ein Prozent betroffen, während bei den 90-Jährigen bereits 30 Prozent an Alzheimer leiden.
  • Weitere Risikofaktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass auch andere Faktoren das Risiko für Alzheimer erhöhen können, wie z.B. Hirnverletzungen, Durchblutungsstörungen, Entzündungen im Gehirn und bestimmte Umweltfaktoren. Auch Toxine, vor allem Aluminium, Viren, Hirnverletzungen, Genschäden oder eine erbliche Disposition, Störungen des Hirnzell-Stoffwechsels können eine Rolle spielen.

Diagnose: Schwierig und oft spät

Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist oft schwierig und wird häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt. Es gibt keine einzelne Untersuchung, die die Krankheit eindeutig nachweisen kann. Stattdessen wird die Diagnose in der Regel anhand einer Kombination aus verschiedenen Untersuchungen gestellt:

  • Kognitive Tests: Mit Hilfe von Tests wie dem Uhrentest und dem "Mini-Mental-State-Test" werden die Gedächtnisleistung, die Orientierung und andere kognitive Fähigkeiten überprüft.
  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht die körperlichen Funktionen und überprüft, ob andere neurologische Erkrankungen vorliegen.
  • Bildgebende Verfahren: Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) können Veränderungen im Gehirn sichtbar gemacht werden.
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.

Behandlung: Symptomlinderung und Lebensqualität

Obwohl es bis heute keine Heilung für die Alzheimer-Krankheit gibt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern:

  • Medikamente: Sogenannte Cholinesterasehemmer können den Abbau eines Botenstoffs im Gehirn verzögern und so die Symptome vorübergehend verbessern. Es gibt auch Medikamente, die bei Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Problemen helfen können.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie und andere nicht-medikamentöse Therapien können helfen, die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern.
  • Betreuung und Unterstützung: Eine umfassende Betreuung und Unterstützung durch Angehörige, Pflegekräfte und Selbsthilfegruppen ist für Alzheimer-Patienten und ihre Familien von großer Bedeutung.

Die Rolle der Angehörigen

Die Pflege von Alzheimer-Patienten ist eine große Herausforderung und kann die Angehörigen an den Rand ihrer Kräfte bringen. Es ist wichtig, dass sich die Angehörigen frühzeitig Unterstützung suchen, z.B. durch Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder ambulante Pflegedienste.

Aktuelle Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Alzheimer-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und neue Behandlungsansätze zu entwickeln. Einige vielversprechende Forschungsansätze sind:

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  • Impfstoffe: Forscher arbeiten an Impfstoffen, die das Immunsystem anregen sollen, die Amyloid-Plaques im Gehirn abzubauen.
  • Medikamente gegen Amyloid und Tau: Es werden Medikamente entwickelt, die die Bildung von Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verhindern oder abbauen sollen.
  • Früherkennung: Wissenschaftler suchen nach Biomarkern, die die Alzheimer-Krankheit bereits in einem sehr frühen Stadium erkennen lassen, bevor die Symptome auftreten.

Prominente Betroffene und die öffentliche Wahrnehmung

Die Alzheimer-Krankheit hat durch das Schicksal prominenter Persönlichkeiten wie Rita Hayworth, Ronald Reagan und Herbert Wehner eine größere öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. Dies hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen und die Forschung zu fördern.

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