Demenzerkrankungen stellen eine wachsende Herausforderung für unsere Gesellschaft dar. Sie sind gekennzeichnet durch einen fortschreitenden Verfall der kognitiven Fähigkeiten und Veränderungen der Persönlichkeit. Dies führt zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen und stellt eine hohe Belastung für ihre Angehörigen dar. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit von Demenz, was angesichts der Alterung der Gesellschaft die Bedeutung des Verständnisses und des Umgangs mit dieser Krankheit unterstreicht. Aktuelle Schätzungen für das Jahr 2021 gehen von 1,8 Millionen Betroffenen in Deutschland aus.
Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz beschreibt einen Zustand, bei dem die zuvor normale Denkfähigkeit dauerhaft und über das altersübliche Maß hinaus eingeschränkt ist. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, den Alltag selbstständig zu bewältigen. Wenn keine relevanten Probleme im Alltag bestehen, spricht man von einer "leichten kognitiven Beeinträchtigung". Die Störung der Denkleistung kann z.B. das Gedächtnis, aber auch die Orientierung, die Aufmerksamkeit, die Sprache oder die Fähigkeit zur Problemlösung betreffen.
Symptome der Alzheimer-Demenz
Bei Menschen mit Alzheimer-Demenz verhält es sich anders: Die geistigen Fähigkeiten lassen mit der Zeit immer mehr nach. In der Regel macht sich das zuerst beim Kurzzeitgedächtnis bemerkbar: Betroffene vergessen gerade Erlebtes, während sie sich an länger zurückliegende Ereignisse mitunter noch gut erinnern. Mit der Zeit verschlechtert sich auch das Langzeitgedächtnis.
Ursachen von Demenz
Demenzerkrankungen haben unterschiedliche Ursachen. Am häufigsten sind die sogenannten „neurodegenerativen Erkrankungen“ (z.B. die Alzheimer-Krankheit). Dabei kommt es aus bisher nicht vollständig aufgeklärten Gründen zur Anhäufung von Eiweißen im Gehirn und zu einem Absterben der Nervenzellen. Die „vaskuläre“ Demenz, bedingt durch Schlaganfälle oder chronische Durchblutungsstörungen des Gehirns, ist ebenfalls relativ häufig.
Faktoren, die die Entstehung einer Alzheimer-Demenz beeinflussen
Die Wahrscheinlichkeit für eine Alzheimer-Demenz erhöht sich mit dem Alter: Ab ungefähr 65 Jahren erkranken Menschen häufiger daran. In zahlreichen Studien ist bereits untersucht worden, ob bestimmte Erkrankungen oder auch gewisse Verhaltensweisen und Lebensumstände Einfluss auf das Demenzrisiko nehmen. Eindeutige Antworten haben diese Untersuchungen noch nicht liefern können. Sie geben aber Hinweise darauf, dass folgende Faktoren die Entstehung einer Alzheimer-Demenz beeinflussen:
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- Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“)
- Erhöhter Cholesterinspiegel
- Rauchen
- Depressionen
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Wenig soziale Kontakte
- Schwerhörigkeit
- Geringe Bildung
Auch die Vererbung spielt eine Rolle. Bisher sind einige wenige Gene bekannt, die die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz erhöhen. So tritt in manchen Familien die Erkrankung bei mehreren Familienmitgliedern bereits in einem mittleren Lebensalter auf. Durch spezielle Genuntersuchungen lässt sich feststellen, ob eine solche präsenile Alzheimer-Demenz vorliegt.
Prävention von Demenz
Da Demenz nicht kurativ therapiebar ist, kommt der Prävention von demenzrelevanten Faktoren über die gesamte Lebensspanne besondere Bedeutung zu. Zu diesen Faktoren gehören:
- Soziale und umweltassoziierte Determinanten der Gesundheit (niedrige Bildung, soziale Isolation, Luftverschmutzung)
- Gesundheitsrelevante Verhaltensweisen (Bewegungsmangel, riskanter Alkoholkonsum, Rauchen)
- Bestimmte Vorerkrankungen (Adipositas, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Depression, Diabetes Mellitus, Sehstörung, Hörverlust, Schädel-Hirnverletzungen)
Für fast alle dieser Faktoren werden Daten im Rahmen des RKI-Gesundheitsmonitorings erhoben.
Körperliche Aktivität als präventive Maßnahme
Bewegung mindert das Alzheimer-Risiko auch, wenn es schon schädliche Ablagerungen im Gehirn gibt. Bereits einige tausend Schritte täglich helfen: Sie können einer Studie zufolge dazu führen, dass eine Alzheimer-Erkrankung langsamer voranschreitet. Körperlich aktive Menschen bekommen langsamer Alzheimer-Symptome.
Bereits 3.000 Schritte am Tag können demnach dazu beitragen, dass sich im Gehirn weniger schnell schädigende Tau-Proteinklumpen ansammeln. Einen noch größeren Effekt haben 5.000 bis 7.500 Schritte. Die Ergebnisse bestätigten, dass Bewegungsmangel ein Risikofaktor für Alzheimer ist. Generell könnten körperlich aktive ältere Menschen ihre Hirnsubstanz besser erhalten als körperlich inaktive.
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Diagnose von Demenz
Im Rahmen der Demenzdiagnostik wird nach Erhebung der Krankengeschichte zunächst eine sogenannte „neuropsychologische Testung" durchgeführt. Dafür braucht es in der Regel nur Papier und Stift. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung des Lebensalters ausgewertet. Gibt es Auffälligkeiten, werden weitere Untersuchungen wie z.B. eine Computertomographie (CT) des Gehirns oder spezielle Laboruntersuchungen des Blutes durchgeführt.
Eine Alzheimer-Demenz lässt sich mit den aktuell verfügbaren Tests und Untersuchungsverfahren wie einer Computertomographie (CT) des Gehirns oder speziellen Laboruntersuchungen des Blutes nicht sicher erkennen. Daher ist eine umfassende Diagnostik nötig, um einen Verdacht auf Demenz bestätigen oder verwerfen zu können. Die erste Anlaufstelle ist meist die hausärztliche Praxis. In der weiteren Diagnostik arbeiten oftmals verschiedene Fachärztinnen und Fachärzte zusammen, vor allem aus den Bereichen Neurologie, Psychiatrie und Radiologie. Für eine gesicherte Diagnose ist es wichtig, auch andere Erkrankungen als mögliche Auslöser bestehender Symptome im Blick zu haben: Denn Beschwerden wie zunehmende Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme und Änderungen im Verhalten können ganz unterschiedliche Ursachen haben.
Behandlung von Demenz
Bei neurodegenerativen Demenzen (z.B. der Alzheimer-Krankheit) können nur die Symptome, nicht der krankhafte Prozess im Gehirn selbst nachhaltig beeinflusst werden. Spezielle Medikamente können jedoch das Voranschreiten der Symptome über eine Zeit verlangsamen. Das Gleiche gilt für ergotherapeutische Maßnahmen, aber auch für ein optimales soziales Umfeld und eine adäquate pflegerische Betreuung. Für andere Ursachen demenzieller Erkrankungen können ggf. auch sehr effektive Therapiemöglichkeiten bestehen (z.B. Antibiotika- oder Kortison-Therapien bei Entzündungen oder Hormonersatztherapie bei Schilddrüsenunterfunktion).
Nicht medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Zu den nicht medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Gedächtnis- und Orientierungsübungen
- Gemeinsame Alltagsaktivitäten
- Kunst-, Aroma-, Tier- und Musiktherapie
- Körperliche Aktivitäten
- Massagen
- Angehörigenschulungen
Medikamentöse Behandlung
Zu den gängigsten Medikamenten zählen:
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- Cholinesterasehemmer: Diese Medikamente sollen den Informationsaustausch von Nervenzellen anregen und so Demenz-Symptome lindern.
- Memantin: Der Wirkstoff soll verhindern, dass ein Überschuss an Glutamat das Gehirn schädigt. Denn bei Alzheimer-Demenz sammelt sich vermutlich zu viel Glutamat im Gehirn an, was zum Absterben von Nervenzellen führt.
- Extrakte aus den Blättern des Ginkgo-Baumes: Sie sollen die Durchblutung fördern und Nervenzellen schützen.
Wichtig zu wissen: Es gibt unterschiedliche Medikamente, die den Abbau der geistigen Fähigkeiten bei leichter und mittelschwerer Demenz etwas verzögern können. Diese Arzneimittel können auch Nebenwirkungen haben.
Leben mit Demenz
Menschen mit Alzheimer-Demenz erleben ihre Situation sehr unterschiedlich. Manche schaffen es, die Erkrankung zu akzeptieren und ein aktives, zufriedenes Leben zu führen, solange es möglich ist. Andere sind niedergeschlagen, werden depressiv und ziehen sich immer mehr zurück. Einige versuchen, ihre Erkrankung und die damit einhergehenden Beschwerden zu verdrängen. Viele aber machen gute Erfahrungen, wenn sie offen mit ihrer Situation umgehen.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Im Laufe der Zeit müssen viele Entscheidungen getroffen werden: zur Unterstützung im Alltag genauso wie zur Behandlung, zur späteren Versorgung und zur passenden Wohnform (häusliches Umfeld, Pflegeheim, Wohngruppe). Menschen mit Demenz wollen sich dabei aktiv an Entscheidungen über ihre Belange beteiligen, solange es ihnen möglich ist. Ihnen ist es wichtig, dass viel mit ihnen und weniger über sie gesprochen wird. Für Angehörige ist es wichtig, in die Behandlungspläne einbezogen zu werden und Angebote zu erhalten, die zur persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen. Darunter fallen neben Schulungen auch praktische Hilfen, zum Beispiel zu finanzieller Unterstützung und Beratung bei Antragsstellung.
Regionale Unterschiede in Deutschland
Die Studie zeigt auch, dass die Zahl der Demenzerkrankten in Ostdeutschland und im Osten Bayerns deutlich höher liegt als in anderen Regionen. Die Studienautoren führen die Werte auf ungleich verteilte Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht zurück. Auch diese Faktoren traten in der Vergangenheit im Osten häufiger auf als in anderen Landesteilen.
Aktuelle Zahlen und Trends
Rund 1,4 Millionen Menschen sind in Deutschland nach aktuellen Daten von Demenz betroffen. Im Jahr 2022 lebten 2,8 Prozent der über 40-Jährigen mit der Diagnose Demenz, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag in Berlin berichtete. 2022 war bei 3,3 Prozent der Frauen und bei 2,4 Prozent der Männer eine Demenzerkrankung diagnostiziert. Zwar zeigte sich zwischen 2017 und 2022 eine leicht abnehmende Tendenz bei der Zahl der Demenzerkrankungen in Deutschland.
Obwohl die Zahlen zwischen 2017 und 2022 leicht sanken, rechnen die Experten damit, dass es künftig deutlich mehr Demenzerkrankte geben wird. Gründe dafür: der demografische Wandel und die ältere Bevölkerung.
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