Der Unterschied zwischen Neurologe und Psychiater: Ein umfassender Überblick

Die Gesundheitslandschaft für psychische oder neuronale Beschwerden ist weit gefächert, was oft zu Verwirrung führt. Die Berufsbezeichnungen Psychologe, Psychiater, Psychologischer Psychotherapeut und Neurologe werden oft verwechselt. Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen und die Unterschiede zwischen diesen Fachleuten aufzeigen, um Ihnen bei der Wahl des richtigen Ansprechpartners für Ihre Beschwerden zu helfen.

Wer behandelt was? Ein Überblick

Bei seelischen Beschwerden oder Erkrankungen suchen viele Menschen einen Experten, der ihnen hilft. Antriebslosigkeit, Angststörungen und Depressionen sind häufige Gründe, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei stellt sich oft die Frage: Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut - wer ist der richtige Ansprechpartner?

Psychiater

Psychiater sind Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie haben ein Medizinstudium absolviert und sich anschließend in der Psychiatrie und Psychotherapie weitergebildet. Diese Weiterbildung umfasst in der Regel mehrere Jahre und schließt mit einer Facharztprüfung ab. Psychiater stellen medizinische Diagnosen, behandeln und erforschen psychische Störungen. Sie sind berechtigt, Medikamente zu verschreiben.

Niedergelassene Psychiater erheben beim ersten Termin in der Regel eine ausführliche Anamnese, bei der die Biographie sowie die Krankengeschichte erhoben wird. Gegebenenfalls werden psychologische und/oder neurologische Tests durchgeführt, um andere Diagnosen auszuschließen. Sobald die Diagnose und Ursache klar ist, wird ein Behandlungsvorschlag gemacht. Ist eine medikamentöse Behandlung notwendig, wird das Medikament in der Regel langsam aufdosiert. Wenn ein Antidepressivum oder stimmungsstabilisierendes Medikament nicht den erwünschten Erfolg zeigt, wird nach einigen Wochen ein neuer Versuch mit einem anderen Wirkstoff gestartet. Sind die Medikamente gut eingestellt, erfolgt üblicherweise ein Besuch einmal pro Monat oder pro Quartal. Bei diesem Termin werden in der Regel die Blutwerte kontrolliert, die Frühwarnsignale sowie die Höhen und Tiefen seit dem letzten Termin erfragt. Liegt ein Stimmungstagebuch vor, wird dies besprochen.

Psychiater können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten. Dann erfolgt nach Antragstellung bei der Krankenkasse eine Gesprächstherapie mit Terminen von meist einmal pro Woche über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.

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Psychologe

Psychologen haben ein Studium der Psychologie absolviert. Dieses Studium beschäftigt sich mit dem Lernen und Verhalten der Menschen, mit ihren Gefühlen und Gedanken. Sie beschäftigen sich also mit dem Lernen und Verhalten der Menschen, mit ihren Gefühlen und Gedanken. Dieses versuchen sie zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen oder ggf. zu ändern. Nach dem Abschluss können Psychologen z. B. in Personalabteilungen, Schulen, als Coaches oder in der Forschung arbeiten.

Psychologen führen häufig die testpsychologische Diagnostik durch, geben Beratung oder führen therapeutische Gespräche.

Psychologischer Psychotherapeut

Psychotherapeuten sind Psychologen und machen nach dem Studium noch eine drei- bis fünfjährige Zusatzausbildung zu Psychologischen Psychotherapeutinnen. Im Rahmen dieser Ausbildung müssen sie mindestens ein Jahr in der Psychiatrie arbeiten, ein halbes Jahr in der Psychosomatik, 600 Theoriestunden sowie 600 Einzelpsychotherapiestunden unter Supervision absolvieren. Supervision bedeutet, dass die Therapeutinnen regelmäßig mit einem erfahrenen Therapeuten den Verlauf und die Probleme der Therapie besprechen. Dadurch wird auch bei Therapeutinnen in Ausbildung eine qualifizierte Therapie gewährleistet. In der Therapieausbildung müssen die Therapeutinnen einen Schwerpunkt wählen: Kognitive Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch Fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse oder Systemische Therapie. Welche Therapieform für Sie die hilfreichste ist, kann in einem Erstgespräch ermittelt werden.

Psychologische Psychotherapeuten haben ein Psychologiestudium und anschließend eine mehrjährige praktische Ausbildung absolviert. Diese schließt mit einer staatlichen Prüfung ab, nach welcher eine Approbation beantragt wird (Zulassung zur Heilkunde). Die praktische Ausbildung zum Psychotherapeut spezialisiert den Therapeuten jeweils auf einen Therapieansatz. Je nach Störungsbild sind verschiedene Therapieansätze unterschiedlich gut geeignet. Psychotherapeuten üben Psychotherapie im Sinne des Psychotherapeutengesetzes und der Psychotherapierichtlinien aus.

Neurologe

Der Neurologe ist ein Facharzt für Erkrankungen des Nervensystems sowie davon betroffenen Organensystemen. Neurolog*innen befassen sich im Allgemeinen eher mit körperlichen Störungen des Nervensystems und weniger mit seelischen Erkrankungen.

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Der Neurologe diagnostiziert und behandelt alle Arten von Lähmungen und Gefühlsstörungen, aber auch Störungen des Gleichgewichts, des Gedächtnisses und anderer Funktionen des Gehirns (z.B. Sehverarbeitung, Sprache, Bewusstsein, Schlaf). Er behandelt so bekannte Erkrankungen des Nervensystems wie Epilepsie, Multiple Sklerose, die Parkinson- und Alzheimer-Erkrankung ebenso wie eine Vielzahl seltener Störungen von Gehirn, Rückenmark, der Nerven und auch der Muskulatur, die kaum jemand kennt.

Die Unterschiede im Detail

Um die Unterschiede zwischen den genannten Berufsgruppen besser zu verstehen, werden im Folgenden die wichtigsten Aspekte detailliert dargestellt:

Ausbildung und Qualifikation

  • Psychiater: Medizinstudium mit anschließender Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie.
  • Psychologe: Psychologiestudium (Diplom oder Master).
  • Psychologischer Psychotherapeut: Psychologiestudium mit anschließender mehrjähriger Zusatzausbildung in Psychotherapie und Approbation.
  • Neurologe: Medizinstudium mit anschließender Facharztausbildung in Neurologie.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Ausbildung zum Heilpraktiker ohne vorheriges Studium in Medizin oder Psychologie.

Behandlungsschwerpunkte

  • Psychiater: Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie, Angststörungen, bipolare Störungen, Suchterkrankungen.
  • Psychologe: Beratung, Diagnostik, Forschung, Personalwesen, Coaching.
  • Psychologischer Psychotherapeut: Psychische Erkrankungen und seelische Probleme mit Hilfe von Psychotherapie.
  • Neurologe: Erkrankungen des Nervensystems wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson, Demenz, Epilepsie.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Psychische Probleme und Störungen.

Befugnisse

  • Psychiater: Darf Medikamente verschreiben, medizinische Diagnosen stellen, Psychotherapie durchführen.
  • Psychologe: Darf keine Medikamente verschreiben, Diagnostik und Beratung.
  • Psychologischer Psychotherapeut: Darf keine Medikamente verschreiben, Psychotherapie.
  • Neurologe: Darf Medikamente verschreiben, medizinische Diagnosen stellen.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: Darf keine Medikamente verschreiben, Psychotherapie.

Zusammenarbeit

Oft arbeiten Psychiater und Psychotherapeuten eng zusammen, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten. In manchen Fällen werden Patienten von zwei Fachleuten betreut: einem Psychiater, der die medikamentöse Behandlung übernimmt, und einem Psychotherapeuten, der die psychotherapeutische Seite der Behandlung abdeckt. Wichtig ist, dass alle Parteien Kenntnis voneinander haben und zusammenwirken.

Wann zu wem? Eine Entscheidungshilfe

Die Wahl des richtigen Ansprechpartners hängt von der Art der Beschwerden und der individuellen Situation ab.

  • Psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Angststörungen, Psychosen): Psychiater oder Psychologischer Psychotherapeut.
  • Neurologische Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson): Neurologe.
  • Seelische Probleme und Belastungen: Psychologischer Psychotherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie.
  • Medikamentöse Behandlung: Psychiater oder Neurologe.

Erste Anlaufstelle bei psychischen Problemen kann der Hausarzt sein. Dieser kann Sie an einen passenden Weiterbehandler verweisen. Sie können sich auch direkt an Fachärzte (Psychiater, ärztliche Psychotherapeuten, Neurologen) oder Psychotherapeuten wenden. In manchen Fällen ist eine stationäre Therapie oder eine tagesklinische Behandlung sinnvoll. In Notfällen, z.B. bei akutenSuizidgedanken, sollte umgehend der Notruf gewählt werden.

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Zusätzliche Informationen

Es gibt auch Fachärztinnen, die sowohl Neurologinnen als auch Psychiater*innen sind - sie können also sowohl körperliche als auch seelische Erkrankungen behandeln.

Im Bereich der Behandlung psychischer Erkrankungen gibt es immer wieder große Verwirrung, wer mir denn nun eigentlich helfen kann und zuständig ist. Denn was ist eigentlich der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater? Und wann sollte ich zum Psychiater gehen und wann lieber zum Psychotherapeuten? In diesem Artikel wollen wir diesen Begriffen auf den Grund gehen und Licht ins Dunkel bringen.

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