Der Alltag in der Pandemie kann monoton sein und das Gehirn auf Dauer träge machen. Viele Menschen suchen nach Wegen, sich zu entspannen und gleichzeitig ihre geistigen Fähigkeiten zu fördern. Puzzeln hat sich dabei als ein überraschend effektives Mittel erwiesen. Caroline, eine Doktorandin, entdeckte in der Pandemie das Puzzeln und Stricken als neue Hobbys für sich und stellte fest, dass diese Aktivitäten nicht nur entspannend wirken, sondern auch ihre Konzentrationsfähigkeit verbessern.
Puzzeln als Hobby: Eine Entdeckung in der Pandemie
Caroline entdeckte ihre Leidenschaft für das Puzzeln, als sie in einem Supermarkt an einem 500-Teile-Puzzle vorbeikam. In den letzten drei Monaten hat sie bereits fünf Puzzle zusammengefügt. Sie beschreibt das Puzzeln als unglaublich entspannend, da sie dabei in einen Flow gerät, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr erlebt hat. "Irgendwann hab ich mir gedacht, ich hätte gerne mal wieder so ein Spielerlebnis, so ein Erlebnis, dass ich irgendwo eintauche, und das habe ich beim Puzzeln komischerweise", erzählt Caroline.
Stricken als süchtig machende Ergänzung
Neben dem Puzzeln begann Caroline während der Corona-Pandemie auch mit dem Stricken. Sie strickt Socken und Pullover, während sie Serien schaut. "Ich hätte nicht gedacht, dass das so süchtig macht. Das geht so ins Gehirn rein", sagt Caroline. Interessanterweise wirkt sich das Stricken auch positiv auf ihre Arbeit an der Doktorarbeit aus. Sie bemerkt eine deutliche Verbesserung ihrer Konzentrationsfähigkeit. "So eine krasse Konzentration hatte ich lange nicht mehr. Weil man sich ja ganz lange mit was beschäftigt. Man kommt zur Ruhe, die Gedanken ordnen sich, weil es nicht so anspruchsvoll ist." Caroline sieht sogar eine Verbindung zwischen ihren Hobbys und ihrer Doktorarbeit, indem sie den Text als eine Art Puzzle betrachtet, das sie zusammensetzen muss. Ob sie ihren neuen Hobbys auch nach der Pandemie noch nachgehen wird, weiß Caroline noch nicht genau.
Die positiven Effekte des Puzzelns auf das Gehirn
Seit dem 18. Jahrhundert ist das Puzzeln ein beliebter Zeitvertreib für Menschen jeden Alters. Psychologen haben herausgefunden, dass Puzzles viele positive Effekte haben, insbesondere in Bezug auf Entspannung und Gehirntraining. Puzzle-Fans trainieren ihre Konzentrationsfähigkeit und ihr Kurzzeitgedächtnis. Puzzeln hat viele positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und auch auf unsere geistigen Fähigkeiten.
Aktivierung beider Gehirnhälften
Puzzeln spricht beide Gehirnhälften an. Die linke Hälfte des Gehirns, die für logisches und analytisches Denken zuständig ist, wird beispielsweise beim Sortieren der Puzzleteile aktiviert. Die rechte Hemisphäre, die für Kreativität und Intuition zuständig ist, wird beim Betrachten des Motivs angeregt. Die gleichzeitige Aktivierung beider Gehirnhälften verstärkt die Verbindung zwischen den Gehirnzellen und erhöht deren Effizienz und Kapazität.
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Förderung der Konzentrationsfähigkeit und des Kurzzeitgedächtnisses
Neue Herausforderungen sorgen dafür, dass Menschen neue Fähigkeiten erlernen oder diese verbessern. Wenn wir unser Gehirn kontinuierlich und intensiv nutzen, wird es leistungsfähiger. Beim Puzzeln erkennen wir schnell Passformen und Farben und suchen den passenden Platz im Bild. Das Gehirn merkt sich die Merkmale des Puzzleteils. Die Wiederholung solcher Prozesse schult das Kurzzeitgedächtnis und verbessert die Konzentrationsfähigkeit.
Prävention von Demenz und Alzheimer
Regelmäßiges Gehirntraining durch Puzzeln, Rätseln und ähnliche Aktivitäten kann das Risiko einer Alzheimer- oder Demenzerkrankung reduzieren. Bei Demenz kann Puzzeln den Prozess verlangsamen. Eine chinesische Analyse aus dem Jahr 2022 zeigte, dass geistige Aktivitäten das Demenzrisiko deutlich senken können.
Positive Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche
Auch Kinder und Jugendliche profitieren von Puzzles. Die Teilerfolge und das Endergebnis sorgen dafür, dass die Heranwachsenden stolz auf sich sind. Puzzles schulen die Feinmotorik, die analytische Fähigkeit und das Durchhaltevermögen.
Stressabbau und Entspannung
Beim Puzzeln sind wir in einem kreativen und zugleich meditativen Zustand. Wir entfliehen dem hektischen Alltag und können Stress abbauen. Die Betrachtung des Motivs hat eine entspannende Wirkung, und beim Spielen selbst senken sich Puls, Atemfrequenz und Blutdruck. Die stetige Visualisierung hilft uns, störende Reize auszublenden.
Puzzeln als Gehirnjogging: Die wissenschaftlichen Erkenntnisse
Puzzles sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib - sie bieten ein umfassendes Training für das Gehirn. Kognitive Funktionen wie Gedächtnis, räumliches Vorstellungsvermögen und Problemlösungsfähigkeiten werden durch das regelmäßige Lösen von Puzzles gefördert.
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Verbesserung des Gedächtnisses
Das menschliche Gehirn speichert Informationen besser durch wiederholtes Üben und das Finden von Zusammenhängen. Beim Puzzeln müssen sich Spieler an verschiedene Teile und deren mögliche Positionen erinnern. Dies trainiert das Kurzzeitgedächtnis intensiv, da man immer wieder auf alte Informationen zurückgreifen muss, um neue Teile korrekt einzusortieren. Eine über 50 Jahre angelegte Studie mit 100 kognitiv gesunden Erwachsenen zeigte, dass sich ein Puzzle positiv auf Menschen mit zunehmendem Alter auswirkt, da es u.a. das Kurzzeitgedächtnis trainiert.
Förderung des räumlichen Vorstellungsvermögens
Puzzles trainieren das räumliche Vorstellungsvermögen, indem sie den puzzelnden Personen abverlangen, Formen und Muster zu erkennen und diese korrekt zuzuordnen. Dieses Konzept des mentalen „Drehens“ und „Einpassens“ von Teilen hilft, die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung zu verbessern.
Entwicklung von Problemlösungsstrategien
Ein Puzzle erfolgreich abzuschließen, erfordert Geduld, Ausdauer und strategisches Denken. Die Arbeit an einem Puzzle hilft dabei, effektive Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Man lernt, systematisch vorzugehen, Hypothesen zu testen und bei Misserfolg Alternativen zu erwägen.
Stressreduktion und Förderung der neuronalen Plastizität
Puzzles bieten zudem eine hervorragende Möglichkeit, Stress abzubauen und geistige Spannungen zu vermindern. Das konzentrierte Arbeiten an Puzzles lenkt den Fokus auf die Aufgabenstellung und hilft, tägliche Sorgen und Ängste abzuschütteln. Regelmäßiges Puzzeln stimuliert das Gehirn und fördert die Bildung neuer neuronaler Verbindungen. Dies stärkt die neuronale Plastizität, also die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und zu reorganisieren.
Förderung sozialer Interaktion
Auch wenn Puzzles oft allein gelöst werden, bieten sie auch eine wunderbare Möglichkeit für soziale Interaktionen. Das gemeinsame Arbeiten an einem Puzzle kann Teamwork, Kommunikation und Zusammenarbeit fördern.
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Puzzeln als Teil einer umfassenden Demenz-Vorsorge
Regelmäßiges Puzzeln kann verschiedene geistige Fähigkeiten positiv beeinflussen - darunter Wahrnehmung, Geschwindigkeit, Flexibilität, Arbeitsgedächtnis, logisches Denken und episodisches Gedächtnis. Doch nicht nur Puzzeln hält das Gehirn bis ins hohe Alter fit, sondern ganz allgemein die geistige Stimulation. Kreatives Arbeiten, wie Handwerken, Malen oder Zeichnen, reduziert das Risiko auch, aber weniger. Neurologisch erkrankt? Wichtig ist, sich bis ins hohe Alter zu fordern. Puzzeln kann dabei ein Baustein sein. Doch warum nicht auch ein Musikinstrument oder eine Fremdsprache erlernen oder einen Computerkurs besuchen? Neben geistigem Training ist körperliche Bewegung eine aktive Demenz-Vorsorge. Besonders ideal ist es, wenn beides zusammenkommt. Das ist zum Beispiel beim Tanzen so, wenn neue Schrittfolgen und Figuren erlernt werden müssen. Insgesamt können körperliche Aktivitäten das Risiko für Demenzen jeglicher Ursache um 17 Prozent senken. Die Mischung macht’s. Dazu kann man geistige und körperliche Aktivitäten abwechselnd im Tagesplan unterbringen. Die fehlende Stimulation durch Gespräche am Arbeitsplatz kann nicht dauerhaft durch ein „einsames Puzzlespiel“ ersetzt werden. Die mögliche Risiko-Reduktion durch soziale Kontakte liegt nach der chinesischen Studie von 2022 bei 7 Prozent.
Tipps für den Einstieg ins Puzzeln
- Beginnen Sie Ihren Tag mit einem kleinen Puzzle, z. B. während der morgendlichen Kaffeepause.
- Nehmen Sie sich während Arbeitspausen oder Lernphasen ein paar Minuten Zeit, um ein Puzzle zu lösen.
- Integrieren Sie Puzzles in Ihre wöchentlichen Familien- oder Freundestreffen. Ein gemeinsamer Puzzle-Abend kann nicht nur die Bindung stärken, sondern auch die kognitiven Vorteile des Puzzelns fördern.
Die richtige Puzzle-Auswahl
Aller Anfang ist schwer, das gilt auch für das Puzzeln. Aus diesem Grund sollten Anfänger mit einer leichten Variante beginnen, die nur aus 500 Teilen besteht: Sortieren Sie zuerst die Randstücke aus, um den Rahmen zu bauen. Anschließend sortieren Sie die Teile nach Farben und Formen. Wenn Sie schon ein fortgeschrittener Puzzleexperte sind, können Sie sich an ein 1.000-teiliges Puzzle wagen. Da sich hier viele Stücke ähneln, ist die Herausforderung deutlich größer - und somit auch der Schwierigkeitsgrad. Wenn auch diese Hürde ein Klacks für Sie ist, können Sie sich an einem Puzzle zwischen 2.000 und 5.000 Teilen versuchen.
Praktische Helfer
Kennen Sie das auch? Da hat man gerade erst sämtliche Puzzleteile über den gesamten Esstisch verteilt - und muss die Fläche plötzlich wieder freiräumen, weil das Abendbrot bevorsteht. Doch wohin mit dem bereits zusammengefügten Teilen, ohne die getane Arbeit zu zerstören? Hier kann eine spezielle Matte eingesetzt werden, die Sie (am besten vor dem ersten Handschlag) ausrollen und darauf puzzeln.
Puzzle-Ideen für jeden Geschmack
- Für alle Marvelfans: ein Puzzle mit 1.000 Teilen - darauf abgebildet sind die Avengers. Das fertige Ergebnis ergibt eine Fläche von 69 mal 50 Zentimetern. Darüber hinaus enthält das Spiel ein kleines Goodie: einen Fix-Puzzle-Kleber, sodass Sie das fertige Motiv (sofern gewünscht) auch als Bild einrahmen und aufhängen können.
- Für die Disney-Fans: ein dreidimensionales Puzzle, dessen Fertigstellung räumliches Denkvermögen abverlangt. Das 45 mal 27 mal 50 Zentimeter große Schloss besteht aus 216 Kunststoffteilen und 96 Zubehörteilen. Das Puzzle können Sie also auch mit ihren Kindern zusammen bestreiten.
- Für die Historiker: Aus insgesamt 5000 Teilen entsteht eine 153 mal 101 Zentimeter große Weltkarte. Da sich das Motiv farblich kaum absetzt und aus sehr vielen Einzelteilen besteht, sollten sich nur echte Puzzle-Könnern daran versuchen. Schließlich soll Ihnen die Aufgabe Spaß machen.
- Für die Modellbauer: einen Holzpuzzle-Bausatz, der mit einem Laser zugeschnitten wurde. Die insgesamt 172 Einzelteile ergeben zusammen ein dreidimensionales Gebilde aus Zahnrädern, das Sie nach Fertigstellung als Spiel nutzen können - durch die mitgelieferten Kugeln.
- Für die Denker: ein passendes 3D-Puzzle aus Holz. Ähnlich wie bei dem Spiel Tetris besteht die Aufgabe darin, alle Teile so ineinanderzustecken, dass sie nahtlos passen - und am Ende einen quadratischen Würfel ergeben.
- Für alle Kulturinteressierten: das neue Wahrzeichen Hamburgs als Puzzle: die Elbphilharmonie. Auch wenn alleine 10.000 Kacheln im großen Saal eingesetzt wurden, besteht das Spiel nur aus 1.000 Einzelteilen - man möchte ja doch auch irgendwann einmal damit fertig werden.
- Für die Künstler: Dem Meisterwerk "Der Kuss" von Gustav Klimt, einem bedeutenden Maler aus Österreich, der den Wiener Jugendstil mit geprägt hat. Das Puzzle besteht aus 200 Teilen und ist aufgrund des durchaus komplexen Motivs nur was für gestandene Profis und Erwachsene.
- Nicht weniger anspruchsvoll ist das 5.000-teilige Puzzle von James Rizzi, dem bekannten Pop-Art-Maler aus New York. Das Motiv ist so schwer, dass der Hersteller sogar empfiehlt, das Puzzle nicht unter 14 Jahren zu machen - und das will schon was heißen. Umso stolzer können Sie sein, wenn Sie das Spiel schaffen.