Naturheilkunde nach Schlaganfall: Therapien und Ansätze zur Förderung der Genesung

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen massiv verändern und vielfältige Beeinträchtigungen mit sich bringen. Neben der konventionellen medizinischen Behandlung spielen naturheilkundliche Therapien eine zunehmend wichtige Rolle in der Rehabilitation und Nachsorge. Sie zielen darauf ab, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren, Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Einführung in die Naturheilkunde beim Schlaganfall

Die Naturheilkunde bietet eine Vielzahl von Therapieansätzen, die begleitend zur schulmedizinischen Behandlung eingesetzt werden können. Im Fokus steht dabei die Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte und die ganzheitliche Betrachtung des Patienten. Die verschiedenen Verfahren können dazu beitragen, Beschwerden zu lindern, die Rehabilitation zu unterstützen und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu verringern. Komplementärmedizinische Therapien werden in Deutschland meist begleitend zur konventionellen Therapie in der Nachbehandlung von Patienten mit Schlaganfällen angewendet, um Beschwerden symptomatisch zu verbessern oder das Risiko einer erneuten Erkrankung durch Lebensstilveränderungen zu vermindern.

Anthroposophische Medizin

Die Anthroposophische Medizin, die auf den österreichischen Philosophen Rudolf Steiner zurückgeht, betrachtet Seele und Geist als wesentliche Faktoren für die Entstehung von Krankheiten. Sie geht davon aus, dass Krankheiten Folge eines Ungleichgewichtes im Organismus sind. Die Aufgabe der Heilenden ist es, dem Organismus die Wiederherstellung des Gleichgewichts zu ermöglichen, wobei die Selbstheilungskräfte der Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle spielen.

Anthroposophische Therapien umfassen Arzneimittel, äußere Anwendungen und Heilmittel. In der Arzneikunde gibt es Überschneidungen mit der Naturheilkunde und der Homöopathie. Äußere Anwendungen sind teilweise verwandt mit alten Hausmitteln wie Wickeln oder Auflagen. Bei den Heilmitteln spielen gestalterische, künstlerische Therapieansätze eine wesentliche Rolle. Die Anthroposophische Medizin erlangte 1976 die staatliche Anerkennung und gilt heute als Tätigkeitsschwerpunkt innerhalb der ärztlichen Tätigkeit. Das Sozialgesetzbuch (SGB V) weist sie neben der Homöopathie und der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) als dritte sogenannte besondere Therapierichtung aus.

Akupunktur

Die Akupunktur, ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), wird in vielen Ländern zur Behandlung von Schlaganfall-Betroffenen eingesetzt. In Japan oder China behandeln Ärzte Schlaganfall-Betroffene an vielen Kliniken ganz selbstverständlich mit Akupunktur - zum Teil bereits in der Notaufnahme. In Polen nutzen Physiotherapeuten die kleinen Nadeln gerne, um bessere Therapieergebnisse zu erzielen. Sie wirkt schmerzlösend, beruhigend, antidepressiv, angstlösend und muskelentspannend. Prof. Dominik Irnich, Leiter der interdisziplinären Schmerzambulanz am Universitätsklinikum München und Vorsitzender der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA), empfiehlt Schlaganfall-Betroffenen vor allem die "Yamamoto Neue Schädelakupunktur" oder Elektrostimulationen. Wichtig ist, dass der Akupunkteur oder die Akupunkteurin eine fundierte Ausbildung hat, die am besten über die Grundausbildung hinausgeht. In Deutschland ist die Anwendung Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten.

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Eine aktuelle Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit der Akupunktur in der Rehabilitation des Schlaganfalls kommt zu einem statistisch positiven Ergebnis zugunsten einer Wirksamkeit der Akupunktur. Die Aussagekraft wird aber durch die schlechte Qualität der meisten Studien deutlich eingeschränkt, so dass eine definitive Aussage auch hier nicht möglich ist.

Naturheilzentrum Bottrop: Individuelle Therapieansätze

Das Naturheilzentrum Bottrop (nabo) bietet maßgeschneiderte Therapieansätze und Behandlungen, die die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellen. Farid Zitoun und Christian Rüger haben mit einer Crew interdisziplinärer Spezialisten ein Refugium für viele Schlaganfall-Patienten geschaffen. Beginnend mit einer detaillierten ganzheitlichen Diagnostik und einer gewissenhaften Ursachenforschung erstellt der jeweilige Experte im Team bei jedem Patienten ein profundes und individuelles Behandlungsarrangement. Insbesondere bei Schlaganfall-Patienten werden für eine zielorientierte Behandlung spezielle Akupunktursysteme - auch auf Basis langjähriger Erfahrungen - mit homöopathischen oder alternativ rein pflanzlichen Rezepturen kombiniert. Ziel ist, vorhandene Regenerationsmechanismen des Menschlichen Körpers zu stärken und diesem damit die Möglichkeit zu geben, sich unter besonderer Hilfestellung selbst zu kurieren.

Mit dem nabomed® Concept haben Farid Zitoun und Christian Rüger eine eigene, ganzheitliche Methode entwickelt. Sie basiert auf der klassischen Akupunktur aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), unterscheidet sich aber deutlich in der Indikation und Anwendung. Nadelstiche sollen über die bekannten lokalen Heilungsimpulse hinaus an genau definierten und spezifischen stellen für die Ausschüttung von Hormonen und Transmittern sorgen. Diese sind für Zellregeneration, Durchblutungsregulierung oder Schmerzenslinderung verantwortlich. Das Naturheilzentrum Bottrop möchte mit seinem Team durch die Stimulation der Nervenbahnen die Neuausbildung und das Wachstum der Nervenzellen sowie ihrer Ausläufer anregen.

Klassische Naturheilkunde

Die Klassische Naturheilkunde hat das Ziel, die körpereigene Selbstheilung durch natürliche Mittel anzuregen. Hierzu gehören:

  • Ordnungstherapie: Sie zielt darauf ab, eine neue Einstellung zu Gesundheit und Krankheit zu entwickeln, Motivation und Selbstbefähigung zu stärken und dem Patienten ein Konzept und Verständnis für Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten innerhalb seiner Lebensrealität zu vermitteln. Die Strukturierung der äußeren und inneren Lebensordnung ist das Kernstück des naturheilkundlichen Behandlungskonzeptes. Hierzu gehören auch entspannungstherapeutische Verfahren, wie etwa Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Feldenkrais, Atemtherapie, Hypnose, gegebenenfalls auch Tanztherapie, Musiktherapie, kreatives Malen und Modellieren. In der Schlaganfallbehandlung kann insbesondere (unter Anleitung) hypnotherapeutisch mit inneren Bildern (Imaginationen) gearbeitet werden, in denen sich Patienten vorstellen, wie sie ihre betroffenen Gliedmaßen aktiv bewegen, wodurch das praktische Neulernen beschleunigt werden soll ("Motor Imagery").
  • Ernährung: Die Ernährung ist ein wesentlicher Baustein der Vorsorge und Nachsorge beim Schlaganfall und dient dazu, die Stoffwechselfunktionen so zu beeinflussen, dass ein maximaler Schutz der Gefäße und des Kreislauf-Systems erfolgt. Die Naturheilkunde empfiehlt eine vollwertige Kost mit einem hohen Anteil pflanzlicher Kost (fünf Portionen Obst/Gemüse täglich), eine Reduktion von Fleisch und tierischen Fetten (maximal dreimal in der Woche), Bevorzugung von Seefisch (mindestens einmal wöchentlich) und eine Bevorzugung pflanzlicher Öle und Fette, wie es z. B. durch Mittelmeerkost zu erreichen ist.
  • Bewegung: Die Bewegungstherapie hat einen sehr großen Stellenwert in der Vorbeugung und Nachbehandlung von Patienten mit Schlaganfällen. Je nach Ausmaß und Betroffenheit reichen die Maßnahmen von individueller Krankengymnastik bis hin zum anspruchsvollen Ausdauertraining. Bewegung und Kreislauftraining senken den Blutdruck, verbessern die Gefäßfunktion, die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse. Heute werden zunehmend auch Bewegungstherapien aus der traditionellen asiatischen Medizin wie Yoga, Tai Chi oder Qi Gong angewendet.
  • Anwendungen: Wasseranwendungen, wie sie Pfarrer Kneipp anwandte, sind eine bekannte traditionelle Therapieform. Durch Kälte- und Wärmereize lassen sich Schmerzen, Muskelverspannungen, Kreislaufschwäche, Durchblutungsstörungen, die Stimmung, das Immunsystem und der Schlaf verbessern. Massagen, manuelle Therapie und auch Osteopathie können begleitend helfen, Muskelverspannungen und Verkrampfungen zu lösen und das Wohlbefinden und die Rehabilitation gezielt zu verbessern.
  • Heilpflanzen und andere Naturheilmittel: Heilpflanzen werden bei Schlaganfall-Patienten traditionell vor allem zur begleitenden Linderung von Beschwerden angewendet. Typische weitere europäische traditionelle Anwendungen von Heilpflanzen zur Behandlung von begleitenden Problemen bei Schlaganfall-Patienten sind zum Beispiel: Baldrian, Hopfen, Melisse bei Schlafstörungen und Unruhe, Johanniskraut (Fertigpräparat) bei Depressionen, Lavendelöl (Fertigpräparat) bei Angst und Unruhe, Weidenrindenextrakte und andere pflanzliche Salicylate bei Schmerzen, Leinsamen oder Indischer Flohsamen bei Obstipation, Bitterstoffdrogen zur Appetitanregung, Calendula-Salbe bei Wunden und Hautreizungen, Cranberry zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten, Thymian und Isländisches Moos zur Vorbeugung und Behandlung von Atemwegsinfekten.

Ginkgo Biloba

Extrakte aus den Blättern des Ginkgobaumes sind ein populäres Mittel zur Förderung des Gedächtnisses. In China sind sie fester Bestandteil der Naturheilkunde. Die Heilpflanze Ginkgo biloba wird immer wieder als Therapieoption diskutiert. Die Ergebnisse aus Studien zur begleitenden Therapie nach dem akuten Schlaganfall sind ermutigend, reichen aber aufgrund der unzureichenden Studienqualität bisheriger Studien nicht für eine abschließende Empfehlung aus. Liegt eine Demenz vor, kann Ginkgo eine mögliche Therapieoption sein.

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Moxibustion

Moxibustion oder auch Moxa-Therapie ist eine Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin, um ein energetisches Ungleichgewicht im Körper zu behandeln. Wissenschaftler der Zhengzhou University in China stellten die Hypothese auf, dass Moxibustion zusätzlich zu Rehabilitationsmaßnahmen den Genesungsprozess von Schlaganfallpatienten mit spastischer Hemiplegie (Verkrampfung und Lähmung von Gliedmaßen) verbessern kann. Im Vergleich mit der Reha-Gruppe erreichten die Teilnehmer der Moxibustions-Gruppe jedoch signifikant bessere Ergebnisse, sowohl nach zwei Wochen Therapie als auch sechs Monate danach.

Wichtiger Hinweis zur Sicherheit

Die Anwendung von komplementärmedizinischen Therapien sollte immer bei einem Fach- oder Hausarzt mit qualifizierter Zusatzausbildung (Naturheilkunde, Akupunktur, Manuelle Therapie, Physikalische Therapie, Homöopathie etc.) durchgeführt werden, der einen integrativen Ansatz verfolgt. Das bedeutet, dass der behandelnde Arzt die Methoden verantwortungsvoll und unter Kenntnis der Vor- und Nachteile kombiniert. Arzneien sollten am besten immer über eine qualifizierte Apotheke bezogen werden, das gilt insbesondere für asiatische Heilpflanzen. Von einem selbständigen Absetzen von wirksamen und notwendigen konventionellen Medikamenten ohne Rücksprache mit dem Arzt ist auf jeden Fall abzuraten.

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