Demenz bei primärem Parkinson: Ursachen, Symptome und Behandlung

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in erster Linie die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt. Neben den motorischen Symptomen wie Muskelsteifigkeit und Ruhezittern treten jedoch häufig auch nicht-motorische Symptome wie Demenz auf. Diese Kombination aus Parkinson und Demenz wird als Parkinson-Demenz bezeichnet.

Was ist Parkinson-Demenz?

Unter einer Parkinson-Demenz versteht man eine Demenz, die sich im Verlauf einer Parkinson-Krankheit entwickelt. Bis zu 40 Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken im späteren Krankheitsverlauf auch an einer Demenz. Allein in Deutschland sind 400.000 Menschen betroffen. Bei einer Parkinson-Demenz treten die Haupt-Symptome dieser zwei Krankheitsbilder kombiniert auf. Das heißt, eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und geistige Beeinträchtigungen. Das Risiko hierfür steigt mit der Krankheitsdauer und dem Lebensalter von Parkinson-Patienten.

Unterscheidung zur Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz (auch: Lewy-Body Demenz) ähnelt der Parkinson-Demenz in einigen Punkten. Beide Krankheiten führen zu Problemen beim Denken und bei der Bewegung. Es gibt jedoch zwei wichtige Unterschiede:

  • Bei der Parkinson-Demenz sammeln sich schädliche Proteine vor allem in einem bestimmten Bereich des Gehirns, der Substantia nigra. Bei der Lewy-Körperchen-Demenz befinden sie sich dagegen hauptsächlich in der Großhirnrinde.
  • Die Reihenfolge der Beschwerden ist unterschiedlich: Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten die Probleme mit dem Denken oft zuerst oder gleichzeitig mit den Bewegungsstörungen auf. Wenn eine Parkinson-Erkrankung vorliegt, kann sich im Krankheitsverlauf eine Demenz entwickeln.

Ursachen der Parkinson-Demenz

Die tatsächlichen Ursachen einer Parkinson-Demenz sind nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass bei der Parkinson-Krankheit Gehirnregionen betroffen sind, die für Beweglichkeit und die Motorik verantwortlich sind. Bei vielen Menschen mit Parkinson treten im Verlauf der Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen auf.

Rolle von Dopamin und Acetylcholin

Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der die körperliche Beweglichkeit steuert. Der Mangel an Dopamin im Mittelhirn gilt in der Forschung als einer der Auslöser des Parkinson-Syndroms. Er beeinflusst zugleich die Menge an Acetylcholin im Gehirn und lässt sie zunächst überschießen. Acetylcholin steuert wichtige Körperfunktionen wie beispielsweise das Gedächtnis, die Atmung oder den Herzschlag. Im weiteren Verlauf der Parkinson-Erkrankung sterben nicht nur jene Zellen ab, die Dopamin erzeugen, sondern auch jene, die Acetylcholin hervorbringen. Die Folge: Der Acetylcholin-Spiegel sinkt und es kommt zu einem Mangel an Acetylcholin.

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Alpha-Synuclein und Lewy-Körperchen

Eine entscheidende Rolle scheint ein Protein namens Alpha-Synuclein zu spielen. Es verklumpt sich in den Nervenzellen zu kleinen Ablagerungen. Lewy-Körperchen (rund) sind in den Hirnnervenzellen bei Menschen mit Parkinson nachweisbar.

Genetische Faktoren

Das Risiko für eine Parkinson-Demenz steigt vor allem mit dem Alter. In der Altersgruppe der Menschen über 75 entwickelt ungefähr jede zweite Person mit Parkinson zusätzlich eine Demenz. Außerdem wird vermutet, dass ein genetischer Faktor, die so genannte GBA1-Mutation, eine Rolle spielt. Diese könnte sowohl das Risiko für Parkinson als auch für eine Parkinson-Demenz erhöhen. Im Rahmen des Forschungsverbundes „PDdementia“ wurden bei circa zehn Prozent aller Patienten mit Parkinson Erbveränderungen im sogenannten GBA-Gen festgestellt.

Symptome der Parkinson-Demenz

Es gibt keine Demenzsymptome, die spezifisch bei einer Demenz bei Parkinson vorkommen. Allerdings sind bestimmte Merkmale typisch und können so, gemeinsam mit der bestehenden Parkinson-Diagnose, auf eine Parkinson-Demenz hindeuten. Von einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn ein Mensch mit Parkinson mindestens zwei kognitive Einschränkungen aufweist, die sein unabhängiges Leben erschweren. Wie stark diese Einschränkungen sind, ist von Person zu Person unterschiedlich.

Typische Anzeichen

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsverlust
  • Beeinträchtigung der sogenannten Exekutivfunktionen, also im Planen und Ausführen von Handlungen und im Treffen von Entscheidungen
  • Die räumliche Orientierung
  • Psychische Auffälligkeiten, wie verringerter Antrieb, Motivations- und Interessenverlust
  • Im späteren Verlauf auch Gedächtnisschwierigkeiten

Zur Diagnose einer Demenz ist entscheidend, dass die Beschwerden so schwerwiegend sind, dass der oder die Betroffene seinen bzw. ihren gewohnten Alltagstätigkeiten nicht mehr wie bisher nachkommen kann. Im Unterschied zu einem Delir entwickelt sich auch die Parkinson-Demenz schleichend über mehrere Monate bis Jahre. Einige dieser Symptome können mit einer depressiven Phase verwechselt werden, wobei sich diese meist schneller entwickelt als eine Demenz. Sogar Gedächtnisstörungen sind im Rahmen einer depressiven Pseudodemenz möglich.

Weitere Symptome

  • Menschen mit Parkinson-Demenz verarbeiten Informationen oft langsamer und es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen.
  • Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Menschen mit Parkinson-Demenz haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Aufgaben zielgerichtet zu erledigen.
  • Probleme beim Planen und Problemlösen: Es fällt schwer, Aufgaben vorausschauend zu planen und umzusetzen.
  • Zu Beginn treten die Beeinträchtigungen hauptsächlich bei umfangreicheren Aufgaben auf, beispielsweise beim Autofahren. Zudem können gelegentlich Halluzinationen auftreten.
  • Im fortgeschrittenen Verlauf benötigen die Patienten zunehmend Unterstützung im Alltag.
  • Im Endstadium der Parkinson-Demenz sind die Patienten auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege angewiesen.

PANDA-Test

Um die geistigen Fähigkeiten zu überprüfen, gibt es spezielle Gedächtnistests. Ein Test, der extra für Menschen mit Parkinson entwickelt wurde, heißt PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment). Damit werden zum Beispiel die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen oder die Wortfindung getestet. Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, können weitere Tests wie eine MRT-Untersuchung zeigen, ob Teile des Gehirns geschrumpft sind.

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Diagnose der Parkinson-Demenz

Die genaue Ursache kann nur ein Arzt klären. Nicht jede geistige Beeinträchtigung, die bei Parkinson-Patienten auftritt, muss automatisch eine Demenz sein. Es gibt auch andere psychische oder körperliche Erkrankungen, die den Symptomen einer Demenz ähneln können beziehungsweise hierfür verantwortlich sein können. Beispiele hierfür sind etwa Desorientierung durch einen Flüssigkeitsmangel oder Halluzinationen durch die Nebenwirkungen eingenommener Medikamente. Erste Hinweise, ob sich eine Demenz ankündigt, sollten deshalb aufmerksam beobachtet werden. Gerade für Angehörige eines Parkinson-Patienten ist eine gute Beobachtung wichtig.

Gedächtnisambulanzen

Gedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden sind Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind. Dort klären ärztliche Teams die Ursache für Gedächtnis- oder Sprachprobleme ab.

Behandlung der Parkinson-Demenz

Eine Parkinson-Demenz ist leider bislang nicht heilbar. Doch gibt es eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Maßnahmen, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf und die Symptome auswirken können. Eine Parkinson-Demenz wird unter anderem mit ähnlichen Medikamenten behandelt wie eine Demenz vom Typ Alzheimer. Denn in beiden Fällen ist ein wesentliches Therapie-Ziel, den weiteren Abbau des Botenstoffes Acetylcholin zu verhindern. Insbesondere psychische Beschwerden sind bei einer Parkinson-Demenz häufig gut therapierbar.

Medikamentöse Behandlung

Die medikamentöse Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen und damit die motorischen Defizite abzumildern. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz, die den Dopaminmangel wieder ausgleichen, wie zum Beispiel Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer). Diese Medikamente sind verschreibungspflichtigDiese Medikamente bekommen Sie in der Apotheke nur auf Rezept, dass Ihnen ein Arzt ausstellen muss. Es ist somit wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt offen über Ihre Beschwerden sprechen. Nur so kann er für Sie geeignete Behandlungsmethoden einleiten.

Nicht-medikamentöse Therapien

Neben der medikamentösen Behandlung sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig. Die Erkrankten werden dabei unterstützt, ihre bestehenden kognitiven Fähigkeiten und Alltagskompetenzen möglichst lange zu erhalten.

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  • Zur Linderung der motorischen Symptome der Parkinson-Erkrankung wird möglichst viel körperliche Aktivität empfohlen.
  • Achten Sie darauf, dass Sie genügend trinken. Unser Gehirn besteht zu einem Großteil aus Wasser.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung. Sie sollte möglichst ausgewogen, fettarm und kalziumreich sein. Im Rahmen einer Ernährungsberatung können Sie wertvolle Tipps bekommen und gemeinsam einen Ernährungsplan aufstellen.
  • Machen Sie regelmäßig Gehirnjogging wie zum Beispiel Sudoku, Rätsel oder Denksportaufgaben.
  • Nutzen Sie kreative Therapien wie Malen, Musik und Sport.
  • Treffen Sie sich mit Freunden und anderen Betroffenen. Soziale Kontakte sind wichtig für Ihre psychische Gesundheit.
  • Nehmen Sie Ihre Wohnsituation bestenfalls schon frühzeitig unter die Lupe. Können Sie die Treppe noch bewältigen oder das Bad mitsamt der Badewanne weiterhin sicher nutzen? Bedenken Sie, dass Sie mit einem anerkannten Pflegegrad eventuellen Anspruch auf finanzielle Unterstützung der Pflegekasse bei der Wohnraumanpassung haben.
  • Achten Sie auf die Ernährung Ihres Angehörigen und darauf, dass Medikamente und manche Lebensmittel nicht miteinander kombiniert werden.
  • Nutzen Sie sogenannte Betreuungs- und Entlastungsleistungen, die Ihren Pflegealltag erleichtern sollen.
  • Nehmen Sie mobile Hilfsdienste oder das Angebot von Kuren für pflegende Angehörige in Anspruch - auch Sie haben ein Recht auf Urlaub!
  • Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus.
  • Reagieren Sie sensibel auf Halluzinationen oder Aggressionen - diese sind nicht persönlich gemeint, sondern Folge einer Erkrankung.

Es gibt bestimmte Fähigkeiten, die Betroffenen mit einer Parkinson-Demenz zunehmend schwerfallen. Das betrifft vor allem das Konzentrieren, Orientieren, Planen, Erklären, Sprechen und Erinnern.

Vorbeugung von Demenz bei Parkinson

Kann man das Risiko für eine Demenz wirklich senken? Die Forschung sagt: Ja!

Ist Parkinson-Demenz vererbbar?

Eine Parkinson-Demenz ist so erstmal nicht vererbbar. Das Erbgut kann allerdings wichtige Informationen enthalten, die Aussagen zum voraussichtlichen Krankheitsverlauf ermöglichen.

Forschung zu Demenz bei Parkinson

Forschende aus Tübingen entwickelten nun ein Verfahren, um Risikopatienten zu identifizieren und eine Therapieoption zu erarbeiten. Mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation WHO beging die European Parkinsons Disease Association 1997 zum ersten Mal den Parkinson-Tag. Gemeinsam mit ihrem Team gelang Brockmann nun im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbundes „PDdementia“ die Charakterisierung grundlegender molekularer Mechanismen der Demenz bei Parkinson-Patienten mit Erbveränderungen im GBA-Gen. Von dieser Veränderung sind circa zehn Prozent aller Parkinson-Patienten betroffen und sie führt zu einem besonders schnellen Verlauf der Erkrankung. Diese Ergebnisse ermöglichen es erstmals, zwei wesentliche Ursachen der Demenz bei Parkinson-Patienten schon zu Lebzeiten der Betroffenen voneinander zu unterscheiden, was Auswirkungen auf mögliche Therapien haben wird.

Studie zu GBA-Mutation

Brockmann und ihr Team untersuchten in ihrer Studie das Nervenwasser von rund 400 Parkinson-Patientinnen und Patienten; 80 davon weisen eine Veränderung im GBA-Gen auf. Histopathologische Untersuchungen an Gehirnen Verstorbener mit der GBA-Mutation zeigten jedoch keine Alzheimer-typischen Veränderungen, sondern primär Ablagerungen des Eiweißes Alpha-Synuklein. Passend dazu konnten Brockmann und ihr Team erstmals zeigen, dass auch das Nervenwasser von Parkinson-Betroffenen mit GBA-Mutation trotz Demenz kein Alzheimer-Profil aufwies.

Hoffnungsträger: Monoklonale Antikörper

Die Ergebnisse legen eine wichtige Grundlage für eine nun folgende klinische Studie für Patientinnen und Patienten mit GBA-Mutation, die gemeinsam mit weiteren renommierten Parkinson-Zentren sowie einer großen Pharma-Firma in Planung ist. Erstmals sind hier nicht Bewegungsstörungen das primäre Zielsymptom, sondern die kognitive Verschlechterung der Patientengruppe. Hoffnungsträger der Forschenden ist ein monoklonaler Antikörper, der die Ausbreitung von krankhaftem Alpha-Synuklein aufhalten und damit die Entwicklung einer frühzeitigen Demenz verhindern soll.

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