Einführung
Das Konzept des "gehirngerechten Lernens" hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es basiert auf der Idee, dass Lernmethoden und -umgebungen so gestaltet sein sollten, dass sie optimal mit der Funktionsweise des menschlichen Gehirns übereinstimmen. Dieser Artikel untersucht die Definition von "gehirngerechtem Lernen", beleuchtet verschiedene Methoden und gibt Einblicke in deren Anwendung, insbesondere im Kontext des Fremdsprachenerwerbs und der Gestaltung von Ganztagsschulen.
Was bedeutet "gehirngerecht"?
"Gehirngerecht" bedeutet, dass Lernprozesse an die Arbeitsweise des Gehirns angepasst werden. Dies impliziert die Berücksichtigung verschiedener Aspekte der neuronalen Aktivität und der kognitiven Prozesse, die beim Lernen ablaufen. Entscheidend ist, mit dem Gehirn zu arbeiten und nicht gegen es.
Schlüsselprinzipien des gehirngerechten Lernens
- Vermeidung von einseitigem Lernen: Das Gehirn ist ein komplexes Netzwerk, das durch unterschiedliche Reize stimuliert werden muss. Daher ist es wichtig, verschiedene Lernmethoden zu kombinieren, um unterschiedliche Bereiche des Gehirns anzusprechen.
- Nutzung von Bildern und Visualisierungen: Das Gehirn verarbeitet visuelle Informationen besonders gut. Das Verbinden von Lerninhalten mit Bildern kann die Merkfähigkeit und das Verständnis verbessern.
- Positive Emotionen: Lernen ist ein emotional gesteuerter Prozess. Positive Emotionen wie Spaß und Begeisterung fördern die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Angst oder Langeweile hingegen können den Lernprozess behindern.
- Regelmäßiges Training: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns ist veränderbar und kann durch regelmäßiges Training gesteigert werden.
- Pausen: Ohne regelmäßige Pausen sinkt die Aufnahmefähigkeit des Gehirns.
Gehirngerechtes Lernen in der Praxis
Anwendung verschiedener Lernmethoden
Um einseitiges Lernen zu vermeiden, sollten verschiedene Lernmethoden kombiniert werden. Dies kann beispielsweise bedeuten, nicht nur englische Bücher zu lesen, sondern auch englische Hörbücher anzuhören. Die Jicki-Methode, die Audiokurse mit Begleitbüchern kombiniert, ist ein Beispiel für eine solche Herangehensweise.
Die Rolle von Emotionen
Positive Emotionen spielen eine entscheidende Rolle beim Lernen. Wenn Themen und Lernmethoden gewählt werden, die interessieren und Spaß machen, wird das Gehirn motiviert und das Lernen fällt leichter.
Motivation als Schlüsselfaktor
Motivation ist bei jedem Lernprozess entscheidend. Ziele, wie die Verständigung im Urlaub oder die berufliche Weiterentwicklung, können das Gehirn motivieren und das Lernen erleichtern.
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Gehirngerechtes Lernen und Fremdsprachenerwerb
Gerade beim Sprachenlernen kann gehirngerechtes Lernen die Effektivität steigern und den Lernerfolg langfristig erhöhen.
- Intuitives Lernen: Die ASSiMiL-Methode basiert auf intuitivem Lernen, das dem kindlichen Spracherwerb nachempfunden ist. Anstatt Grammatikregeln zu pauken, wird die Sprache durch Hören und Nachsprechen erlernt.
- Sprachgefühl entwickeln: Durch das Hören von Wörtern und Sätzen in einem Sinnzusammenhang entwickelt sich ein Sprachgefühl, das es ermöglicht, die Sprache intuitiv zu verstehen und anzuwenden.
- ASSiMiL und die Birkenbihl-Methode: Vera F. Birkenbihl war eine Verfechterin der ASSiMiL-Methode und entwickelte das "gehirngerechte Lernen". Ein wichtiger Bestandteil der Birkenbihl-Methode ist die wörtliche Übersetzung fremdsprachiger Texte, die als "Decodierung" bezeichnet wird.
Gehirngerechtes Lernen in Ganztagsschulen
Die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V unterstützt Schulen bei der Entwicklung und Verbesserung ganztägiger Bildungsangebote. Im Rahmen dieser Arbeit spielt das gehirngerechte Lernen eine wichtige Rolle.
- Selbstständiges Lernen fördern: Die Online-Qualifizierungsreihe "Starke Kinder in M-V" bietet Lehrkräften praktische Tipps und Methoden, um Schüler*innen selbstständiges Lernen zu vermitteln.
- Ganztägiges Lernen gestalten: Der Schulkongress "LERNdialoge" widmet sich dem Thema "Ganztägig lernen - mehr als Unterricht" und bietet ein vielfältiges Programm mit Keynotes, Workshops und Infoshops.
- Kooperationen nutzen: Durch Kooperationen mit außerschulischen Partnern können Ganztagsangebote bereichert und der Schultag abwechslungsreicher gestaltet werden.
Fallstricke und Missverständnisse
Es ist wichtig zu betonen, dass gehirngerechtes Lernen nicht bedeutet, dass jede Methode für jeden Lernenden gleich gut geeignet ist. Individuelle Präferenzen und Lernstile spielen eine wichtige Rolle. Ebenso ist es ein Irrtum zu glauben, dass das bloße Anwenden einiger "gehirngerechter" Techniken automatisch zum Erfolg führt. Kontinuierliche Anstrengung, Engagement und die Anpassung der Methoden an die eigenen Bedürfnisse sind entscheidend.
Der Einfluss gesellschaftlicher und politischer Faktoren auf Lernprozesse
Obwohl der Fokus dieses Artikels auf den kognitiven Aspekten des gehirngerechten Lernens liegt, ist es wichtig, den Einfluss gesellschaftlicher und politischer Faktoren anzuerkennen. Soziale Normen, kulturelle Werte und politische Ideologien können Lernprozesse beeinflussen und die Art und Weise, wie Wissen vermittelt und aufgenommen wird, prägen.
Genderpolitik und Bildung
Die Genderpolitik, beispielsweise in Russland, kann sich auf die Bildung auswirken. Die dortigen Versuche, patriarchale Werte in der Gesetzgebung und im gesellschaftlichen Leben zu verankern, haben die Themen Gender und Sexualität ins Zentrum der öffentlichen Diskussion rücken lassen. Solche Entwicklungen können sich auf Lehrpläne, Lernmaterialien und die Art und Weise, wie Geschlechterrollen im Klassenzimmer thematisiert werden, auswirken.
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Kulturelle Bildung
Die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V unterstützt Schulen, die der Kulturellen Bildung in ihrer Schule mehr Raum geben möchten. Das Projekt KULTUR.LAND.SCHULE. ist ein Beispiel für eine Initiative, die kulturelle Bildung in den Schulkontext integriert. Solche Projekte können dazu beitragen, das Lernen vielfältiger und ansprechender zu gestalten und die Kreativität und das kritische Denken der Schüler*innen zu fördern.
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