Ruth Bielfeldt: Forschungsschwerpunkte und Projekte

Ruth Bielfeldt ist eine anerkannte Expertin für die Hermeneutik und historische Phänomenologie von Bildwerken und materieller Kultur der griechisch-römischen Antike sowie für archäologische Theoriebildung. Ihre Lehr- und Forschungsgebiete umfassen ein breites Spektrum, das von visuellen Narrativen in römischer Grabkunst bis hin zu Fragen der urbanen Öffentlichkeit in hellenistischen Städten reicht.

Forschungsschwerpunkte

Hermeneutik und Phänomenologie antiker Bildwerke und materieller Kultur

Ein zentraler Aspekt von Ruth Bielfeldts Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Hermeneutik und historischen Phänomenologie von Bildwerken und materieller Kultur der griechisch-römischen Antike. Sie untersucht visuelle Narrative in der römischen Grabkunst, insbesondere römische Sarkophage, und analysiert die Beziehung zwischen visuellen Künsten und geschriebenem Text. Dabei berücksichtigt sie auch Konzepte der Rezeption und des Zuschauers.

Hellenistische Stadtkultur und öffentliche Räume

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf der hellenistischen Stadtkultur. Hier widmet sie sich insbesondere der Ausgestaltung öffentlicher Räume und der Herausbildung von Kulturen kollektiver Sichtbarkeit. Ihre Studien umfassen Städte wie Pompeji, Pergamon und Priene.

Material Culture Studies und Dingstudien

Ruth Bielfeldt ist bestrebt, Aspekte der Material Culture Studies sowie der philosophischen Dingstudien für die Altertumswissenschaften nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang untersucht sie die Rolle von Objekten und deren Bedeutung für die antike Gesellschaft.

Projekte

Der extraurbane Liber/Dionysos-Tempel in Pompeji

Eine ihrer monographischen Studien behandelt den extraurbanen Liber/Dionysos-Tempel in Pompeji. In dieser Arbeit untersucht sie die architektonische Gestaltung und die rituelle Nutzung des Tempels sowie seine Bedeutung für die religiöse Praxis in Pompeji.

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Formen der In-Erscheinung-Tretens der Bürgerschaft in Pergamon

Ein weiteres Forschungsprojekt widmet sich der Frage nach den Formen des In-Erscheinung-Tretens der Bürgerschaft in der attalidischen Königsresidenz Pergamon. Hier analysiert sie, wie sich die Bürger von Pergamon im öffentlichen Raum präsentierten und welche Rolle dabei Denkmäler, Statuen und andere visuelle Elemente spielten.

„Neues Licht aus Pompeji“

Ruth Bielfeldts multidisziplinäres Projekt „Neues Licht aus Pompeji“ untersucht den weitgehend unpublizierten Bestand von Beleuchtungsgeräten aus Bronze in den Vesuvstädten. Das Projekt widmet sich Fragen der Materialität, Optik, räumlichen Effekte und der performativen Erfahrung von künstlichem Licht in römischen Innenräumen.

Der Koloss von Rhodos

Ihr nächstes Buch widmet sich dem historischen Koloss von Rhodos (282 v. Chr.). Das einstige Weltwunder ist heute eine archäologische Schimäre: der Ort der Aufstellung, das Aussehen der Figur und die Gusstechnik der Figur sind bislang ungeklärt und werden trotz der beharrlichen Bemühungen einiger Archäologen aller Voraussicht nach für immer ungeklärt bleiben. Ihre Monografie zum Koloss von Rhodos stützt sich auf eine bisher nicht ausgeschöpfte poetische Quelle: das aller Wahrscheinlichkeit nach zum Koloss gehörige, in der Anthologia Palatina und in der Suda teilweise überlieferte Weihepigramm AP 6, 171. Zentrales Thema des Projekts ist die Übergröße der rhodischen Statue. Ihre Arbeit sehe ich somit als einen ersten Schritt zu einer Hermeneutik des Kolossalen. Kolossalität darf jedoch nicht als festes Maß verstanden werden, das durch ein allgemein validiertes metrisches Messverfahren quantitativ zu bestimmen wäre; vielmehr ist es eine spezifische Bilddimension und damit eine relative, qualitative Größe, deren Erfass- bzw. Nichterfassbarkeit sich allein aus dem spezifischen naturräumlichen, gebauten, bildlichen und konzeptuellen Kontext ergibt, in den das Übergroße hineingestellt ist. Kolossalität, so die Ausgangsvermutung, ist grundsätzlich verknüpft mit der Frage der Kommensurabilität bzw. der Inkommensurabilität des Übergroßen und der ihn umgebenden Welt(en) bzw. der darin enthaltenen Naturdinge und Artefakte.

Publikationen

Ruth Bielfeldt hat zahlreiche Artikel und Bücher zu ihren Forschungsschwerpunkten veröffentlicht. Zu ihren wichtigsten Publikationen gehören:

  • Ding und Mensch in der Antike. Gegenwart - Vergegenwärtigung.
  • "Sight and Light: Reified Gazes and Looking Artefacts in the Greek Cultural Imagination." In Sight and the Ancient Senses, herausgegeben von Michael Squire, 123-142.
  • Orestes auf römischen Sarkophagen.

Akademischer Werdegang

Vor ihrem Wechsel an die LMU unterrichtete Ruth Bielfeldt am Department of History of Art and Architecture der Harvard University (2008-2016). Während 2009-10 war sie Hetty-Goldman-Mitglied der Historical School des Institute for Advanced Study, Princeton. Derzeit ist sie Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

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