Sabine Bode: Forschung zu Demenz und ein Plädoyer für ein Umdenken

Die Auseinandersetzung mit Demenz ist ein Thema, das uns alle betrifft. Sabine Bode, eine renommierte deutsche Journalistin und Buchautorin, hat sich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und plädiert für einen neuen, positiven Blick auf Demenz. Ihre Arbeit, insbesondere ihr Buch "Frieden schließen mit Demenz", bietet einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Demenzerkrankungen.

Sabine Bode: Eine Expertin im Bereich seelischer Kriegsfolgen und Demenz

Sabine Bode, Jahrgang 1947, begann ihre Karriere als Redakteurin beim »Kölner Stadt-Anzeiger«. Seit 1978 arbeitet sie freiberuflich als Journalistin und Buchautorin in Köln. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Sachbücher über die Spätfolgen von Kriegserlebnissen, wie »Die vergessene Generation«, »Kriegsenkel«, »Nachkriegskinder« und »Kriegsspuren«, die zu Bestsellern avancierten und in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

In ihren Werken beschäftigt sich Bode mit den Auswirkungen von Kriegstraumata auf die nachfolgenden Generationen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Familientherapeuten Georg Bode, veranstaltet sie Seminare zum Thema: »Was die Eltern weitergaben« - für die Generation der sogenannten Kriegsenkel und für Töchter von Kriegskindern »Die Erbinnen der vergessenen Generation: Was vom Krieg übrig blieb«.

"Frieden schließen mit Demenz": Ein Perspektivwechsel

In ihrem Buch "Frieden schließen mit Demenz" widmet sich Sabine Bode einem Thema, das in unserer alternden Gesellschaft immer relevanter wird. Sie kritisiert die vorherrschenden Horrorszenarien und Ängste im Zusammenhang mit Demenz und plädiert für einen Perspektivwechsel. Statt in Mitleid und Trauer zu versinken, sollten wir uns aktiv mit der Krankheit auseinandersetzen und nach Wegen suchen, ein würdevolles Leben mit Demenz zu ermöglichen.

Bode besuchte Alten- und Pflegeheime, sprach mit Pflegepersonal, Wissenschaftlern und Angehörigen, die sich unermüdlich um Demenzerkrankte kümmern. Sie zeigt anhand von Beispielen, wie ein liebevoller und respektvoller Umgang mit Demenzkranken möglich ist. Dabei verschweigt sie jedoch auch die Schattenseiten nicht und thematisiert die Überforderung und Erschöpfung von Angehörigen, die ihre eigenen Bedürfnisse für die Pflege zurückstellen.

Lesen Sie auch: Auswirkungen von Sport auf das Gehirn

Kritik an der Fokussierung auf die Krankheit

Bode kritisiert, dass in der Demenzpflege oft die Krankheit selbst im Mittelpunkt steht und nicht die individuellen Bedürfnisse und Ängste der Betroffenen. Sie betont, dass Demenzkranke nicht wie Kinder behandelt werden sollten, sondern als Menschen mit Würde und eigenen Erfahrungen. Liebe, Humor und Gelassenheit seien wichtige Voraussetzungen für einen gelingenden Umgang mit Demenz.

Die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Debatte

Sabine Bode fordert eine intensivere öffentliche Debatte darüber, wie wir als Gesellschaft mit Demenzkranken umgehen wollen. Sie kritisiert, dass die Betroffenen oft allein gelassen werden und dass es an Solidarität und Unterstützung mangelt. Statt immer mehr Geld in die Alzheimerforschung zu investieren, sollten die Verantwortlichen in eine bessere Pflege investieren, die den Bedürfnissen der Demenzkranken gerecht wird.

Positive Beispiele und Mut machende Erfahrungen

In ihrem Buch beschreibt Sabine Bode zahlreiche positive Beispiele und Mut machende Erfahrungen im Umgang mit Demenz. Sie berichtet von einer Veranstaltungsreihe des WDR Sinfonieorchesters für Menschen mit Demenz, von Angehörigen, die an der Aufgabe der Pflege und Betreuung wachsen, und von sogenannten Demenz-Clowns, die auf feinfühlige Art Kontakt zu dementen Heimbewohnern aufnehmen.

Diese Beispiele sollen Mut machen und zeigen, dass Demenz nicht nur ein "Elendsthema" ist, sondern auch eine Chance für persönliche Entwicklung und zwischenmenschliche Begegnungen bietet.

Die Rolle von Kriegstraumata bei älteren Menschen

Ein weiterer Aspekt, den Sabine Bode in ihrer Arbeit beleuchtet, ist die Rolle von Kriegstraumata bei älteren Menschen. In einem Interview mit Brigitte Terner untersuchte sie, ob ältere Menschen durch nicht verarbeitete Kindheitstraumata des Zweiten Weltkriegs von Einsamkeit bedroht sind. Diese Forschung zeigt, dass die Auswirkungen des Krieges bis ins hohe Alter hineinreichen und die Lebensqualität beeinträchtigen können.

Lesen Sie auch: Neurodegenerative Erkrankungen verstehen

Weitere Forschung und Perspektiven

Neben Sabine Bodes Arbeit gibt es eine Vielzahl weiterer Studien und Forschungsprojekte, die sich mit Demenz und ihren Auswirkungen auseinandersetzen. So befassen sich beispielsweise Lutz M. Drach & Brigitte Terner mit dem Thema Einsamkeit im Alter als Gesundheitsrisiko und therapeutische Herausforderung. Gerald Hüther untersucht die neurobiologischen Hintergründe und therapeutischen Implikationen der Angst vor der Einsamkeit im Alter.

Diese Arbeiten verdeutlichen, dass Demenz ein komplexes und vielschichtiges Phänomen ist, das eine umfassende Betrachtung erfordert.

Lesen Sie auch: Sabine Engels Beitrag zur Demenzforschung

tags: #sabine #bode #demenz #forschung