Schleim im Hals bei Parkinson: Ursachen und Behandlung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen gekennzeichnet ist. Zu den bekanntesten Hauptsymptomen gehören Tremor (Ruhezittern), Rigor (Muskelsteifheit) und Akinese (Bewegungsarmut). Diese Symptome können sich bei jedem Patienten unterschiedlich stark ausprägen und unterschiedlich schnell entwickeln. Neben diesen Kernsymptomen können auch Begleiterscheinungen auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Eine dieser Begleiterscheinungen ist die vermehrte Schleimbildung im Hals.

Ursachen für Schleim im Hals bei Parkinson

Die Ursachen für Schleim im Hals bei Parkinson können vielfältig sein und stehen oft in Zusammenhang mit den Auswirkungen der Krankheit auf verschiedene Körperfunktionen.

Beeinträchtigung der Schluckfunktion (Dysphagie)

Eine der Hauptursachen für Schleim im Hals bei Parkinson ist die Beeinträchtigung der Schluckfunktion, auch Dysphagie genannt. Die Parkinson-Krankheit kann die Muskeln beeinträchtigen, die am Schluckvorgang beteiligt sind, was zu Schwierigkeiten beim Schlucken von Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten führen kann. Wenn der Schluckvorgang nicht mehr reibungslos funktioniert, kann sich Schleim im Hals ansammeln.

Die eingeschränkte Schluckfähigkeit führt dazu, dass Parkinson-Patienten einen Teil des Speichels nicht mehr schlucken können. Dieser Kontrollverlust über den eigenen Speichel nennt sich Sialorrhoe. Der Speichel läuft aus dem Mund und behindert die Betroffenen beim Sprechen.

Verminderte Hustenreflexe

Ein weiterer Faktor, der zur Schleimbildung im Hals beitragen kann, ist die verminderte Fähigkeit, effektiv zu husten. Der Hustenreflex dient dazu, die Atemwege von Schleim und Fremdkörpern zu befreien. Bei Parkinson-Patienten kann dieser Reflex jedoch beeinträchtigt sein, was dazu führt, dass sich Schleim in den Atemwegen und im Hals ansammelt.

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Erhöhter Speichelfluss (Sialorrhö) oder Mundtrockenheit (Xerostomie)

Paradoxerweise können sowohl ein erhöhter Speichelfluss (Sialorrhö) als auch Mundtrockenheit (Xerostomie) zu Problemen mit Schleim im Hals führen. Bei Sialorrhö produzieren die Speicheldrüsen übermäßig viel Speichel, den die Betroffenen aufgrund der Schluckstörungen nicht mehr richtig abschlucken können. Dies führt zu einem vermehrten Schleimgefühl im Hals und kann das Risiko von Aspiration (Eindringen von Speichel oder Nahrung in die Atemwege) erhöhen.

Auf der anderen Seite kann Mundtrockenheit, die durch bestimmte Medikamente oder eine verminderte Speichelproduktion verursacht wird, dazu führen, dass der Schleim im Hals zäher und schwerer abzuhusten ist.

Beeinträchtigung der Sprechmuskulatur

Durch die Akinese (Bewegungsarmut) ist auch die Sprech- und Atem-Muskulatur beeinträchtigt. Das Sprechen und richtige Artikulieren von Worten bereitet den Betroffenen Schwierigkeiten.

Diagnose von Schluckstörungen und Schleim im Hals

Um die Ursache für Schleim im Hals bei Parkinson zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten, ist eine gründliche Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über die Symptome, die Krankengeschichte und die eingenommenen Medikamente.
  • Klinische Untersuchung: Eine Untersuchung des Mundraums, der Beweglichkeit von Zunge und Lippen sowie der Koordination des Schluckvorgangs.
  • Schlucktest: Die Betroffenen schlucken unter Beobachtung des Arztes kleine Mengen Wasser oder andere Flüssigkeiten.
  • Flexible endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES): Ein flexibles Untersuchungsgerät mit einer Kamera wird über die Nase eingeführt, um den Schluckvorgang direkt zu beobachten.
  • Videofluoroskopie: Eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel, bei der der Schluckvorgang in Echtzeit beobachtet wird.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Schleim im Hals bei Parkinson zielt darauf ab, die Ursachen zu beheben und die Symptome zu lindern. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach individueller Situation eingesetzt werden können.

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Logopädie/Schlucktherapie

Die Schlucktherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Dysphagie und Schleim im Hals bei Parkinson. Speziell ausgebildete Logopäden führen mit den Betroffenen gezielte Übungen durch, um die Schluckmuskulatur zu stärken und die Schluckkoordination zu verbessern. Diese Übungen können beispielsweise das Training der Zungen- und Mundbodenmuskulatur oder spezielle Schluckmanöver umfassen.

Anpassung der Ernährung

Eine Anpassung der Konsistenz der Nahrung kann das Schlucken erleichtern und das Risiko des Verschluckens minimieren. Breiförmige Speisen oder angedickte Flüssigkeiten sind oft leichter zu schlucken als feste oder flüssige Nahrung. In den Einrichtungen von Asklepios testen die Expert:innen zusammen mit den Betroffenen verschiedene Konsistenzstufen, von fein passierten bis hin zu weichen Speisen, um die optimale Form für ihre Patient:innen zu finden.

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung helfen, die Symptome von Schleim im Hals zu lindern. Bei Sialorrhö können beispielsweise Medikamente eingesetzt werden, die die Speichelproduktion reduzieren. Bei Mundtrockenheit können Speichelersatzmittel oder Medikamente, die die Speichelproduktion anregen, helfen.

Aktivierende Therapie

Mit den aktivierenden Therapien werden alle Behandlungsformen zusammengefasst die heute die medikamentöse Behandlung unterstützen. Kernfeld der aktivierenden Therapie ist vor allem die Krankengymnastik oder auch die Physiotherapie. Hier kommt es darauf an, Bewegungsumfänge zu trainieren, Bewegungsmaß, aber auch z.B. die Koordination beim Gehen und das Gleichgewicht. Die Ergotherapie fokussiert sich insbesondere auf alltagsrelevante Tätigkeiten, z.B. schneiden mit Besteck oder duschen oder ähnliches. Die Sprach- und Sprechtherapie nimmt sich insbesondere der Lautheit der Sprache der Patienten an, aber auch der Sprechverständlichkeit und viele Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium leiden unter Schluckproblem die hier auch sehr effizient behandelt werden können.

Weitere Maßnahmen

  • Gute Mundhygiene: Eine sorgfältige Mundhygiene ist wichtig, um die Ansammlung von Bakterien und Schleim im Mundraum zu reduzieren.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, den Schleim zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern.
  • Luftbefeuchtung: Die Verwendung eines Luftbefeuchters kann helfen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen und die Atemwege feucht zu halten.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, die Atemmuskulatur zu stärken und die Lungenfunktion zu verbessern.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Das Vermeiden von Reizstoffen wie Rauch, Staub und Allergenen kann helfen, die Schleimproduktion zu reduzieren.

Vorbeugung von Schluckstörungen und Schleim im Hals

Besonders im Alter ist es wichtig, frühzeitig auf die Gesundheit des Schluckapparates zu achten, denn Schluckstörungen, auch Dysphagie genannt, können durch gezielte Präventionsmaßnahmen oftmals abgemildert oder sogar vermieden werden.

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  • Eine gute Mundhygiene unterstützt die Gesundheit des Schluckapparates: Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich und verwenden Sie Zahnseide, um Plaque und Essensreste zu entfernen. Besuchen Sie mindestens zweimal im Jahr eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt, um Zahnprobleme wie Karies oder schlecht sitzende Prothesen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls behandeln zu lassen.
  • Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee, um den Mundraum feucht zu halten und den Speichelfluss anzuregen. Ein gut funktionierender Speichelfluss unterstützt den Schluckvorgang, erleichtert die Nahrungsaufnahme und beugt Mundtrockenheit vor, die häufig zu Schluckproblemen führen kann.
  • Setzen Sie auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an weichen, leicht kaubaren Lebensmitteln ist. Vermeiden Sie harte, krümelige oder klebrige Speisen, die den Schluckvorgang erschweren können. Garen Sie Gemüse weich und schneiden Sie Fleisch in kleine, leicht kaubare Stücke. Breiförmige Speisen wie Kartoffelpüree oder Kompott können ebenfalls hilfreich sein.
  • Gezielte Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur können helfen, Dysphagie vorzubeugen. Diese Übungen, die oft von einer Logopädin oder einem Logopäden angeleitet werden, verbessern die Kontrolle über den Schluckvorgang und stärken die beteiligten Muskeln. Beispielsweise können regelmäßige Zungenübungen oder das bewusste Schlucken von kleinen Mengen Wassers die Muskulatur trainieren.
  • Achten Sie darauf, während der Mahlzeiten eine aufrechte Sitzposition einzunehmen und den Kopf leicht nach vorne zu neigen. Diese Haltung erleichtert den Schluckvorgang und reduziert das Risiko, dass Nahrung in die Atemwege gelangt. Vermeiden Sie es, im Liegen zu essen oder zu trinken, da dies das Risiko für Aspirationen erhöht.
  • Essen Sie langsam und kauen Sie gründlich. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Ihre Mahlzeiten und vermeiden Sie Ablenkungen wie Fernsehen oder Telefonate.
  • Lassen Sie Ihre Schluckfunktion regelmäßig überprüfen, insbesondere, wenn Sie unter chronischen Erkrankungen wie Parkinson leiden oder einen Schlaganfall überstanden haben.

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