Schlaganfall durch PFO: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Ein Schlaganfall kann verheerende Folgen haben, und die Suche nach den Ursachen ist entscheidend für die Prävention weiterer Ereignisse. Eine mögliche Ursache, insbesondere bei jüngeren Patienten, ist ein persistierendes Foramen ovale (PFO). Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen PFO und Schlaganfall, die Diagnosemethoden und die verschiedenen Behandlungsoptionen.

Was ist ein PFO?

Vor der Geburt besitzt jeder Mensch eine Öffnung zwischen den beiden Herzvorhöfen, das Foramen ovale. Diese Öffnung ermöglicht es, dass sauerstoffreiches Blut von der Mutter durch den Körper des Fötus zirkulieren kann. Normalerweise verschließt sich dieses Loch nach der Geburt. Bei etwa 25 % der Menschen bleibt dieser Verschluss jedoch unvollständig, was als persistierendes Foramen ovale (PFO) bezeichnet wird. In den meisten Fällen verursacht ein PFO keine Beschwerden.

Prof. Dr. Ulrich Sliwka, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Sana-Klinikum Remscheid, erklärt, warum ein PFO ein Schlaganfallrisiko darstellen kann: "Durch das Loch zwischen dem linken und rechten Vorhof des Herzens können Blutgerinnsel aus dem Venensystem leicht in das Arteriensystem und von dort ins Gehirn wandern und ein Gefäß blockieren. Wir nennen dies paradoxe Embolie." Heftiges Husten, Niesen oder Pressen kann diesen Vorgang möglicherweise auslösen.

Experten sprechen in diesen Fällen von einem kryptogenen Schlaganfall, wenn keine eindeutige Ursache gefunden werden kann. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft hängen etwa zehn Prozent der durch eine Minderdurchblutung (Ischämie) ausgelösten Schlaganfälle bei Patienten zwischen 18 und 60 Jahren mit einem PFO zusammen.

Diagnose des PFO

Die Größe und Gefährlichkeit des PFO können Ärzte durch eine kontrastmittelgestützte Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Hirngefäße feststellen. Neurologen und Kardiologen arbeiten dabei eng zusammen.

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Die transösophageale Echokardiografie (TEE) ist eine wichtige Methode, um ein PFO mit Rechts-Links-Shunt nachzuweisen. Dabei wird der Übertritt von sogenannten „Bubbles“ vom rechten in den linken Vorhof innerhalb von 3 Herzzyklen nach Füllung des rechten Vorhofs mit Kontrastmittel beobachtet. Auch die transkranielle Dopplersonografie mit Microbubbles kann als Screeningverfahren eines induzierbaren Rechts-Links-Shunts verwendet werden.

Zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit eines PFO-assoziierten Insultes kann der RoPE-Score (Risk of Paradoxical Embolism-Score) genutzt werden. Dieser Score berücksichtigt verschiedene Faktoren, um die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass ein Schlaganfall durch ein PFO verursacht wurde. Auf einer Skala von 0 bis 10 macht ein hoher Wert das PFO als Ätiologie wahrscheinlicher.

Behandlungsmöglichkeiten bei PFO und Schlaganfall

Medikamentöse Therapie

Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, Maßnahmen zur Sekundärprävention einzuleiten, um weiteren Ereignissen entgegenzuwirken. Bei Patienten mit einem kryptogenen ischämischen Insult und PFO, die einen Verschluss ablehnen, gibt es keine Hinweise auf eine Überlegenheit einer oralen Antikoagulation gegenüber einer Behandlung mit einem Thrombozytenfunktionshemmer. Bei konservativer Behandlung sind orale Antikoagulanzien möglicherweise besser wirksam als Plättchenhemmer. Hier sind weitergehende Studien notwendig.

Interventioneller PFO-Verschluss

Der interventionelle PFO-Verschluss ist eine minimalinvasive Methode, um die Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen im Herz zu verschließen. Dabei wird ein Schirmchen, in der Fachsprache Okkluder genannt, zum Einsatz gebracht. Um das Schirmchen an die richtige Stelle zu führen, ist nur ein kleiner Schnitt in der Leiste erforderlich. Über einen flexiblen Schlauch, den Katheter, schieben die Kardiologen das Schirmchen bis zum Herzen vor und platzieren es an der undichten Stelle der Wand zwischen den Vorhöfen.

Vor dem Eingriff erhalten Sie ein Narkosemittel, sodass Sie keine größeren Beschwerden haben sollten. Da die Behandlung minimalinvasiv ist, erholen Sie sich meist schnell von dem Eingriff. In der Regel können Patienten nach 24 Stunden das Krankenhaus verlassen.

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Prof. Dr. Ulrich Sliwka erläutert: „Die Untersuchung und Therapie erfolgt in enger Abstimmung mit den Experten unseres Herzkatheterlabors Dr. Christian Schnickmann und Dr. Khalil Abi Haidar. Wir besprechen die Patientenbefunde gemeinsam und entscheiden im Team, ob ein Eingriff gemäß Leitlinienempfehlungen der richtige Weg ist.“ Ist dies der Fall, plant das interdisziplinäre Ärzteteam einen interventionellen Verschluss des PFO. Das bedeutet, dass der Eingriff minimalinvasiv unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden kann und somit für die Patienten sehr schonend ist.

Regelhaft wird nach einem interventionellen PFO-Verschluss eine duale Plättchenhemmung mit 100 mg ASS plus 75 mg Clopidogrel für 1-3 Monate empfohlen, gefolgt von einer 12- bis 24-monatigen Monotherapie mit ASS 100 mg oder Clopidogrel 75 mg.

Für wen ist die Behandlung mit einem Okkluder geeignet?

Nicht allen Menschen mit PFO nützt eine Okkluder-Implantation gleichermaßen, das haben Studien gezeigt. Daher haben Neurologen und Kardiologen im August 2018 gemeinsame Empfehlungen dazu herausgegeben, für wen ein interventioneller PFO-Verschluss sinnvoll ist.

Grundvoraussetzung für den Verschluss eines PFO mit einem Okkluder ist, dass Sie zwischen 16 und 60 Jahre alt sind und es bei Ihnen in der Vergangenheit bereits mindestens einmal zu einem Schlaganfall unbekannter Ursache gekommen ist. Okkluder werden also nicht dazu eingesetzt, um einen ersten Schlaganfall zu verhüten - Ärzte nennen dies Primärprävention - sondern, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken (Sekundärprävention).

Außerdem gibt es weitere Voraussetzung, beispielsweise hinsichtlich der Art des Schlaganfalls und der Eigenschaften des PFOs, die erfüllt sein müssen, damit ein PFO-Verschluss in Frage kommt. Ihr Arzt klärt daher gemeinsam mit Ihnen, ob ein interventioneller PFO-Verschluss in Ihrem Fall die beste Behandlungsmöglichkeit ist, um Ihr Schlaganfallrisiko zu mindern.

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Ablauf des interventionellen PFO-Verschlusses

  1. Vorbereitung: Vor dem Eingriff erhalten Sie ein Narkosemittel, sodass Sie keine größeren Beschwerden haben sollten.
  2. Eingriff: Der Arzt nimmt einen kleinen Einschnitt vor, meist an der Leiste, und schiebt dann einen kleinen Schlauch (Katheter) durch das Blutgefäß zur Behandlungsstelle im Herzen.
  3. Implantation: Durch den Katheter wiederum kann er das Implantat - ähnlich wie einen zusammengeklappten Schirm - zum PFO führen. Ist es richtig positioniert, spannt er den „Schirm“ (Okkluder genannt) auf und verschließt so das PFO dauerhaft.
  4. Dauer: Solch ein Eingriff dauert etwa ein bis zwei Stunden und wird in einem auf minimalinvasive, nicht-operative Eingriffe spezialisierten Herzkathetherlabor durchgeführt.
  5. Nachsorge: Da die Behandlung minimalinvasiv ist, erholen Sie sich meist schnell von dem Eingriff. In der Regel können Patienten nach 24 Stunden das Krankenhaus verlassen.

Gut zu wissen: Patientenausweis mit sich führen

Wenn Sie ein Implantat tragen, sollten Sie dies in einem speziellen Patientenausweis vermerken lassen. Einzutragen sind Ihr Name, Informationen über Ihr Implantat, das Implantationsdatum sowie die Kontaktinformationen Ihres Arztes. Den Ausweis führen Sie am besten stets mit sich - falls Probleme auftauchen, wissen alle sofort Bescheid. Auch am Flughafen vermeidet das Vorzeigen des Ausweises Missverständnisse, falls ein Metalldetektor anschlagen sollte. Einen Patientenausweis erhalten Sie von Ihrem Arzt.

Komplikationen des PFO-Verschlusses

Vorhofflimmern, Perikardtamponaden sowie Lungenembolien sind beschriebene Komplikationen im Rahmen und nach Implantation eines Okkluders. Die periprozedurale Komplikationsrate lag in den Studien zwischen 2 und 10 %. Die häufigste Komplikation war mit 2,9-6,6 % Vorhofflimmern, das signifikant häufiger als in den konservativen Armen auftrat. Das Vorhofflimmern sistierte bei 72 % der Patienten innerhalb von 45 Tagen.

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