Der Schlaganfall ist in Deutschland eine der häufigsten Todesursachen und gleichzeitig eine Hauptursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Dies führt oft zu langfristiger Pflegebedürftigkeit und Berufsunfähigkeit bei den Betroffenen. Etwa 80 Prozent der Schlaganfälle sind ischämische Schlaganfälle, bei denen eine Mangeldurchblutung des Gehirns durch verstopfte Blutgefäße entsteht.
Ischämischer Schlaganfall: Ursachen und Risikofaktoren
Ein ischämischer Schlaganfall entsteht, wenn Blutgefäße im Gehirn verstopfen und dadurch die Durchblutung reduziert wird. Die häufigsten Ursachen hierfür sind:
- Blutgerinnsel (Thromben): Diese können sich in den Hirngefäßen bilden oder von anderen Körperstellen (z.B. Herz oder Halsschlagadern) ins Gehirn gelangen.
- Arteriosklerose: Ablagerungen von Kalk und Fetten an den Gefäßwänden führen zu Verengungen und Verhärtungen der Arterien.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln und Arteriosklerose:
- Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, die die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen begünstigt.
- Infektionen: Entzündungen im Körper können die Gerinnungsneigung erhöhen.
- Rauchen: Schädigt die Gefäßwände und fördert Ablagerungen.
- Bluthochdruck: Erhöht den Druck auf die Gefäßwände und begünstigt Schäden.
- Erhöhter Cholesterinspiegel: Fördert die Ablagerung von Fetten in den Gefäßwänden.
- Erbliche Veranlagung: Genetische Faktoren können das Risiko für Schlaganfälle erhöhen.
Symptome eines Schlaganfalls erkennen
Ein Schlaganfall macht sich meist durch plötzlich auftretende Symptome bemerkbar. Diese können je nach betroffenem Hirnbereich unterschiedlich sein:
- Plötzliche Schwäche, Taubheitsgefühle oder Lähmungen: Meist nur auf einer Körperseite.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen.
- Sehstörungen: Plötzlicher Sehverlust, Doppeltsehen oder Gesichtsfeldausfälle.
- Schwindel und Gangunsicherheit: Plötzlicher Verlust des Gleichgewichts.
- Starke Kopfschmerzen: Insbesondere in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit.
Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und sofort den Notruf (112) zu wählen. "Time is Brain" - jede Minute zählt, um irreversible Schäden im Gehirn zu minimieren.
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Akutbehandlung des ischämischen Schlaganfalls
Ziel der Akutbehandlung ist es, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Hierfür stehen zwei Hauptverfahren zur Verfügung:
Thrombolyse
Bei der Thrombolyse wird ein Medikament (Thrombolytikum) über eine Infusion verabreicht, das das Blutgerinnsel auflösen soll. Dieses Verfahren ist besonders effektiv, wenn es innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt wird, in Einzelfällen bis zu neun Stunden.
Thrombektomie
Die mechanische Thrombektomie ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mithilfe eines Katheters aus dem betroffenen Hirngefäß entfernt wird. Dieses Verfahren wird vor allem bei größeren Gerinnseln in den großen und mittelgroßen Hirnarterien angewendet, die durch die Thrombolyse nicht ausreichend aufgelöst werden können.
Ablauf der Thrombektomie
- Zugang: Über ein Gefäß im Arm (Arteria radialis) oder der Leiste (Arteria femoralis) wird ein dünner Schlauch (Katheter) eingeführt.
- Navigation: Der Katheter wird unter Röntgenkontrolle durch das Gefäßsystem bis zum Thrombus vorgeschoben.
- Entfernung: An der Spitze des Katheters befindet sich ein Stent-Retriever, ein feines Drahtnetz. Dieser wird entfaltet, um das Gerinnsel zu umschließen und herauszuziehen. Alternativ kann das Gerinnsel auch abgesaugt werden.
- Rekanalisation: Ziel ist es, das verschlossene Gefäß wieder zu öffnen und die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen.
Kombination von Thrombolyse und Thrombektomie
In vielen Fällen wird die Thrombektomie mit der medikamentösen Thrombolyse kombiniert, um eine optimale Rekanalisation des Blutgefäßes zu erreichen.
Revolution in der Schlaganfallbehandlung
Studien aus dem Jahr 2015 haben die Effektivität und Zuverlässigkeit der mechanischen Thrombektomie belegt und zu einer "kleinen Revolution" in der Akuttherapie des Schlaganfalls geführt. Insbesondere die Entwicklung effektiverer Katheter hat zu besseren Behandlungsergebnissen geführt.
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Weitere Maßnahmen in der Akutphase
- Überwachung auf der Stroke Unit: Patienten werden auf spezialisierten Schlaganfallstationen (Stroke Units) überwacht, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Blutdruck- und Blutzuckereinstellung: Eine optimale Einstellung dieser Werte ist entscheidend für die Stabilisierung des Patienten.
- Behandlung von Hirnödemen: Bei einem sehr großen Schlaganfall kann ein Hirnödem entstehen, das intensivmedizinisch behandelt werden muss.
- Operation bei Hirnblutungen: Wenn der Schlaganfall durch eine Hirnblutung verursacht wurde, kann eine Operation erforderlich sein, um die Blutung zu stoppen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
Rehabilitation nach dem Schlaganfall
Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, deren Ziel es ist, die durch den Schlaganfall entstandenen Beeinträchtigungen zu minimieren und die Selbstständigkeit des Patienten wiederherzustellen. Die Rehabilitation ist ein individueller Prozess, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Defizite des Patienten zugeschnitten ist.
Elemente der Rehabilitation
- Krankengymnastik und Fitnesstraining: Zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit, Muskelkraft und Koordination.
- Sprachtherapie (Logopädie): Zur Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen.
- Ergotherapie: Zur Verbesserung der Alltagskompetenzen und Selbstständigkeit.
- Schlucktherapie: Zur Behandlung von Schluckstörungen (Dysphagie).
- Neuropsychologische Therapie: Zur Behandlung von Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
- Psychologische Unterstützung: Zur Bewältigung der emotionalen Belastung und zur Behandlung von Depressionen oder Angststörungen.
Phasen der neurologischen Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation ist in verschiedene Phasen unterteilt, die sich nach dem Schweregrad der Beeinträchtigungen und den Therapiezielen richten:
- Frührehabilitation: Beginnt bereits während des Krankenhausaufenthalts und zielt darauf ab, die grundlegenden Funktionen wiederherzustellen und Komplikationen zu vermeiden.
- Rehabilitation in der Klinik oder ambulant: Hier werden die erlernten Fähigkeiten weiter gefestigt und neue Fähigkeiten erworben.
- Nachsorge: Umfasst die langfristige Betreuung des Patienten durch Ärzte, Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
Bedeutung der Frührehabilitation
Die Frührehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Prognose nach einem Schlaganfall. Je früher mit geeigneten Therapiemaßnahmen begonnen wird, desto besser können die Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden.
Recht auf Rehabilitation
Viele Patienten haben einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Es ist wichtig, sich von Ärzten und Krankenkassen beraten zu lassen, um die bestmögliche Versorgung zu erhalten.
Leben nach dem Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark verändern kann. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um mit den Veränderungen zurechtzukommen und Unterstützung zu suchen.
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Unterstützungsmöglichkeiten
- Beratungsstellen: Bieten Informationen und Unterstützung zu pflegerischen, finanziellen und psychosozialen Fragen.
- Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den Austausch mit anderen Betroffenen und bieten emotionale Unterstützung.
- Pflegekurse für Angehörige: Vermitteln Grundkenntnisse über Pflegetechniken.
- Psychologische Unterstützung: Kann bei der Bewältigung von Depressionen, Angststörungen oder anderen psychischen Problemen helfen.
Ernährung nach dem Schlaganfall
Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für einen weiteren Schlaganfall zu verringern. Empfohlen wird eine ausgewogene Mischkost mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl, sowie wenig rotem Fleisch.
Autofahren nach dem Schlaganfall
Ob man nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Beeinträchtigungen und der ärztlichen Einschätzung. Es ist wichtig, dies mit dem Arzt und der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde zu besprechen.
Flugreisen nach dem Schlaganfall
Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen.
Prävention von Schlaganfällen
Eine gesunde Lebensweise kann das Risiko für einen Schlaganfall deutlich reduzieren:
- Nicht rauchen: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel.
- Blutdruck senken: Hoher Blutdruck belastet die Gefäße und sollte medikamentös behandelt werden.
- Cholesterinspiegel senken: Ein erhöhter Cholesterinspiegel fördert Ablagerungen in den Gefäßen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch kann das Risiko für Schlaganfälle senken.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt das Herz-Kreislauf-System und senkt das Risiko für Gefäßerkrankungen.
- Vorhofflimmern behandeln: Eine frühzeitige Behandlung von Vorhofflimmern kann die Bildung von Blutgerinnseln verhindern.
- Übergewicht vermeiden: Übergewicht erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
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