Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt. Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, wobei die Mehrheit der Betroffenen 70 Jahre oder älter ist. Nur 15 Prozent der Schlaganfall-Patienten sind jünger als 55 Jahre. Schlaganfälle gehören neben Herz- und Krebserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und sind die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall, auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt, ist eine akute Schädigung des Gehirns. Er entsteht durch eine gestörte Durchblutung oder eine Hirnblutung, wodurch Nervenzellen im betroffenen Areal nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Hält die Sauerstoffversorgung länger an, sterben Hirnzellen ab, was zu Funktionsausfällen und teils bleibenden Schäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen führen kann. In schweren Fällen kann ein Schlaganfall auch zum Tod führen.
Ursachen für einen Schlaganfall
Die häufigste Ursache eines Schlaganfalls ist ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft (ischämischer Schlaganfall). Blutgerinnsel können im Gehirn selbst entstehen oder aus anderen Körperteilen dorthin geschwemmt werden. Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln sind Bluthochdruck, anhaltendes Vorhofflimmern und genetische Veranlagung. Eine weitere Ursache ist eine starke Gefäßverengung oder ein Verschluss durch Ablagerungen (Arteriosklerose).
Eine seltenere Form ist der hämorrhagische Schlaganfall, bei dem ein Blutgefäß im Gehirn platzt und Blut ins Hirngewebe austritt. Dies führt zu einer unzureichenden Durchblutung und Druck auf das umliegende Hirngewebe.
In seltenen Fällen können auch Infektionen, Gefäßaussackungen, Gefäßfehlbildungen, Entzündungen des zentralen Nervensystems oder innere Gefäßverletzungen nach Gewalteinwirkung Ursachen für einen Schlaganfall sein.
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Schlaganfall im Schlaf: Eine besondere Herausforderung
Immer wieder kommt es vor, dass Menschen einen Schlaganfall im Schlaf erleiden. Da Betroffene ihn meist nicht bemerken, geht wertvolle Zeit verloren und das Gehirn kann erheblichen Schaden nehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Schlaganfälle sogenannte "Wake-up-Strokes" sind, bei denen die Betroffenen mit Schlaganfallsymptomen aufwachen.
Zwei Szenarien von Hirndurchblutungsstörungen im Schlaf
- Kleiner Schlaganfall (TIA): Hier treten die gleichen Symptome wie bei einem echten Schlaganfall auf, allerdings nur für kurze Zeit. Die Symptome lassen wieder nach, und die betroffene Person bemerkt die transitorisch ischämische Attacke (TIA) in der Regel nicht.
- Echter Schlaganfall: Findet der Schlaganfall im Schlaf statt und werden die Symptome erst nach dem Aufwachen bemerkt, ist bereits wertvolle Zeit verloren gegangen. Das Risiko für bleibende Schäden im Gehirn nimmt mit jeder Minute zu.
Symptome nach dem Aufwachen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können
- Plötzlich auftretende Schwäche, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen, meist nur auf einer Körperseite
- Sprachstörungen wie undeutliche Sprache, Schwierigkeiten, die richtigen Wörter zu finden, oder Probleme, Gesprochenes zu verstehen
- Sehstörungen wie verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder Gesichtsfeldausfälle
- Schwindel und Gangunsicherheit
- Starke, plötzlich auftretende Kopfschmerzen
FAST-Test: Schnelltest zur Erkennung eines Schlaganfalls
Der FAST-Test hilft, Schlaganfallsymptome schnell zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne zu strecken. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben? Dreht sich ein Arm nach innen?
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
- Time (Zeit): Verlieren Sie keine Zeit und rufen Sie sofort den Notruf 112.
Stummer Schlaganfall
Nicht bei jedem Schlaganfall treten offensichtliche Symptome auf. In diesen Fällen spricht man von einem stillen bzw. stummen Schlaganfall. Dieser kann beispielsweise im Schlaf auftreten, wobei die Symptome beim Aufwachen bereits abgeklungen sind. Oder der Schlaganfall betrifft eine Hirnregion, in der Funktionen liegen, deren Ausfall weniger auffällig sind.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen und Risikofaktoren für stumme Schlaganfälle sind denen für offene Schlaganfälle sehr ähnlich:
- Arteriosklerose
- Hoher Blutdruck
- Rauchen
- Diabetes mellitus
- Hoheres Alter
- Vorhofflimmern
Folgen und Prävention
Auch wenn ein stummer Schlaganfall keine sofortigen, offensichtlichen Symptome verursacht, erhöht er das Risiko für spätere Schlaganfälle, Herzinfarkte und Demenz. Daher sollten auch bei stummen Schlaganfällen die gleichen vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden wie bei offenen Schlaganfällen:
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- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel
- Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Fettspiegeln
- In manchen Fällen kann auch eine Blutverdünnung empfohlen werden
Erste Hilfe bei Verdacht auf Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist ein Notfall. Je länger die betroffenen Gehirnareale ohne Sauerstoffversorgung sind, desto größer ist das Risiko für dauerhafte Schäden. Deswegen sollte sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden, wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht.
Was Sie tun können, bis der Rettungsdienst eintrifft
- Bleiben Sie bei der betroffenen Person und beruhigen Sie sie.
- Lockern Sie beengende Kleidung.
- Wenn die Person bei Bewusstsein ist, lagern Sie den Oberkörper etwas höher.
- Ist die Person bewusstlos, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage, um die Atemwege freizuhalten.
- Überwachen Sie Atmung und Puls. Falls nötig, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Geben Sie der Person nichts zu essen, zu trinken oder Medikamente, da es zu Schluckstörungen kommen kann.
Informationen für den Notarzt
Die Begleitperson spielt eine entscheidende Rolle bei der Beschreibung der Symptome für den Notarzt:
- Wann haben die Symptome begonnen?
- Welche Symptome sind aufgetreten und wie haben sie sich entwickelt?
- Was hat die Person gerade gemacht?
- Welche Medikamente nimmt die Person zurzeit ein?
- Sind Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, bekannt?
- Hatte die Person früher bereits ähnliche Beschwerden oder einen Schlaganfall?
Akutbehandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus werden Maßnahmen eingeleitet, um bei einem ischämischen Schlaganfall die Durchblutung des betroffenen Gehirnareals wieder herzustellen und bei einem hämorrhagischen Schlaganfall die Ursache und die Folgen in den Griff zu bekommen. Dies ist jedoch oft nur in den ersten Stunden nach dem Ereignis möglich, weshalb rasches Handeln so wichtig ist.
Diagnostik
Mittels Computer- oder Magnetresonanztomografie mit Gefäßdarstellung können Ärzte das Ausmaß und die Ursache des Schlaganfalls erkennen - also ob ein Gerinnsel oder eine Blutung vorliegt.
Therapie
Bei einem verschlossenen Gefäß im Gehirn wird durch Medikamente (Thrombolyse) und über einen Katheter (Thrombektomie) das Gerinnsel aus dem Blutgefäß gelöst. Bei einigen Unterformen der Hirnblutung besteht die Möglichkeit, die Blutung zu stoppen.
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Hypothermie als vielversprechender Therapieansatz
In Erlangen untersuchen Forscher derzeit, ob eine künstliche Unterkühlung (Hypothermie) die Folgen eines Schlaganfalls mildern kann. Dabei wird das Gehirn des Schlaganfallpatienten durch Kälteeinwirkung teils in eine Art Winterschlaf versetzt, um die bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen sowie die Zahl der Todesfälle nach einem Schlaganfall zu reduzieren.
Transitorische ischämische Attacke (TIA)
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, bei der die Symptome nach wenigen Minuten und innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Eine TIA kann einem Schlaganfall vorausgehen und sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden.
Symptome einer TIA
Die Symptome einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls:
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Halbseitige Lähmungen oder Gefühlsstörungen
- Schwindel
- Gangunsicherheit
- Plötzliche, starke Kopfschmerzen
Behandlung einer TIA
Da sich die Symptome einer TIA nicht von denen eines Schlaganfalls unterscheiden, sollte bei entsprechenden Symptomen immer der Rettungsdienst gerufen werden, auch wenn die Symptome bereits wieder vorübergegangen sind. Bei der Behandlung geht es insbesondere darum, die individuellen Risikofaktoren für einen Schlaganfall zu minimieren.
Prävention von Schlaganfällen
Viele Schlaganfälle sind vermeidbar oder in ein späteres Lebensalter verschiebbar. Die wichtigsten Maßnahmen zur Prävention sind:
- Gesunde Ernährung (ausgewogene, mediterrane Diät mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol)
- Ausreichend Bewegung (20-30 Minuten pro Tag, bei der man leicht schwitzt)
- Vermeidung von Übergewicht
- Nichtrauchen
- Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen, insbesondere bei Vorliegen von Risikofaktoren
- Selbsttests zur Einschätzung des persönlichen Schlaganfallrisikos
Leben nach einem Schlaganfall
Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Viele Betroffene sind nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Die stärksten Beeinträchtigungen resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen.
Rehabilitation
Eine frühzeitige und intensive Rehabilitation ist entscheidend, um dieFunktionsfähigkeit wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern.
Rezidiv-Risiko
Nach einem ersten Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko für weitere Schlaganfälle. Daher ist es wichtig, die genauen Ursachen des ersten Schlaganfalls zu erforschen, um eine gute Sekundärprävention aufzubauen.
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung von Patienten nach einem ersten Schlaganfall hängt wesentlich vom Ausmaß und Typ des Schlaganfalls ab. Bei sehr schweren Schlaganfällen ist die Mortalität innerhalb des ersten Jahres hoch.
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