Schlaganfall und Pflegebedürftigkeit: Was tun? Ein umfassender Leitfaden für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und ihren Familien von einem Moment auf den anderen verändern. Plötzlich auftretende Pflegebedürftigkeit stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Dieser Artikel soll Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte der Pflege nach einem Schlaganfall geben und Ihnen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Plötzliche Veränderung: Wenn der Partner zum Pflegefall wird

Susanne pflegt ihren Mann seit vier Jahren zu Hause, nachdem er einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Ihr Mann war 22 Jahre älter als sie und bis zu diesem Zeitpunkt sehr fit. Gemeinsame sportliche Aktivitäten gehörten zu ihrem Alltag. Der Schlaganfall veränderte jedoch alles. Für Susanne war klar, dass sie ihren Mann zu Hause pflegen wollte. Ihre Arbeit im Krankenhaus und die dortigen Kontakte erleichterten ihr den Einstieg in diese neue Situation.

Erste Schritte und Beratung

Susanne suchte Rat bei ihren Kollegen vom Sozialdienst im Krankenhaus und besuchte einen Pflegekurs für Angehörige. Dort erhielt sie erste wichtige Informationen. Die Unterstützung durch den Sozialdienst in der Reha-Klinik ihres Mannes war hingegen weniger hilfreich.

Komplikationen in der Reha

Die Reha verlief nicht optimal, da sich Susannes Mann einen multiresistenten Keim zuzog und isoliert werden musste. Dies beeinträchtigte die Therapie erheblich. Obwohl die Ärzte eine Verlängerung der Reha empfahlen, lehnte die Krankenkasse diese aufgrund mangelnder Fortschritte ab. Trotz der schwierigen Umstände organisierte Susanne alles Notwendige für die Entlassung ihres Mannes nach Hause, einschließlich Toilettenstuhl, Lifter und Pflegebetteinsatz. Die Kosten dafür übernahm die Krankenkasse.

Der Alltag mit Pflegebedürftigkeit

Ein Pflegedienst unterstützte die Familie anfangs zweimal wöchentlich. Susanne empfand dies jedoch als Eingriff in ihre Privatsphäre. Nachdem eine Pflegekraft ihren Mann fallen ließ, entschied sie sich, die Pflege selbst zu übernehmen. Die größte Herausforderung ist die eingeschränkte Kommunikation, da ihr Mann aufgrund einer motorischen Sprachstörung nur schwer sprechen kann. Die Gespräche gleichen oft einem Monolog, was für beide frustrierend ist.

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Akzeptanz und Abschied vom alten Leben

Susanne musste akzeptieren, dass sich der Zustand ihres Mannes nicht verbessern würde. Sie brauchte Zeit, um sich von ihren ursprünglichen Vorstellungen zu verabschieden und sich an die neue Realität anzupassen. Ein wichtiger Aspekt war auch, eine gewisse professionelle Distanz zu wahren, um die Ehe nicht zu belasten. Für bestimmte Pflegetätigkeiten verwendet Susanne Einmalhandschuhe, um den Pflegepart abzuschließen und wieder Ehefrau sein zu können.

Sozialleistungen und Anträge: Ein Überblick

In Deutschland werden Sozialleistungen grundsätzlich nur auf Antrag gewährt. Das Antragsdatum ist entscheidend. Angehörige sollten sich daher frühzeitig über mögliche Leistungen informieren.

Antragsstellung und Zuständigkeiten

Anträge können bei verschiedenen Stellen gestellt werden, müssen aber an den zuständigen Leistungsträger weitergeleitet werden. Für Hilfs- und Pflegehilfsmittel ist kein gesonderter Antrag erforderlich, wenn der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) dies im Pflegegutachten empfiehlt. Der Gutachter kann auch Empfehlungen zur medizinischen Rehabilitation aussprechen, sodass ein Rehabilitationsantrag entfällt.

Renten- und Arbeitslosenversicherung für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige, die einen Pflegegrad von 2-5 haben und regelmäßig nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich erwerbstätig sind, werden in die Rentenversicherung einbezahlt. Seit 2017 sind sie auch in der Arbeitslosenversicherung versichert, sofern unmittelbar vor der Pflegetätigkeit eine Versicherungspflicht bestand oder Arbeitslosengeld bezogen wurde.

Unterhaltspflicht der Angehörigen

Das Sozialamt prüft, inwieweit Angehörige unterhaltspflichtig sind. Die Einkommensgrenzen und Zuzahlungen variieren je nach Bundesland. Es empfiehlt sich, sich beim Sozialamt beraten zu lassen.

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Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung

Nach einem Schlaganfall können Sie sich an den Sozialdienst des Krankenhauses oder der Reha-Klinik wenden. Weitere Anlaufstellen sind Selbsthilfegruppen, die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und ehrenamtliche Berater der Sozialverbände VdK und Sozialverband Deutschland. Auch die Beratungsstellen der AWO, Caritas, Diakonie, des Deutschen Roten Kreuzes oder des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bieten Unterstützung.

Der Weg zum Pflegegrad: Ein Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Formular beantragen: Wenden Sie sich an die Pflegekasse und bitten Sie um den „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“. Viele Versicherer bieten den Antrag auch online zum Download an.
  2. Informationen angeben: Füllen Sie das Formular sorgfältig aus und geben Sie alle erforderlichen Informationen an, einschließlich Angaben zur Pflegeperson.
  3. Auf Anruf warten: Die Pflegekasse setzt sich mit dem Medizinischen Dienst (MD) in Verbindung, um einen Termin für die Pflegebegutachtung zu vereinbaren.
  4. Bescheid prüfen: Nach spätestens 25 Arbeitstagen erhalten Sie einen Bescheid über den zugeteilten Pflegegrad.
  5. Widerspruch einlegen: Wenn Sie mit dem Pflegegrad nicht einverstanden sind, können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen.

Selbstfürsorge: Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen

Wer nicht auf sich selbst Rücksicht nimmt, kann auf Dauer auch niemand anderen versorgen. Die Unterstützung eines Schlaganfall-Patienten kann sehr zeitaufwendig und anspruchsvoll sein, besonders wenn Sie neben der Pflege auch noch arbeiten müssen. Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Professionelle Unterstützung ist kein Zeichen von Schwäche

Auch als ausgebildete Fachkraft ist die Pflege von Angehörigen eine besondere Herausforderung. Im Gegensatz zum Beruf gibt es bei der Vollzeitpflege keinen Feierabend. Die Auseinandersetzung mit den Einschränkungen und Veränderungen im Alltag eines geliebten Menschen kann psychisch sehr belastend sein.

Plötzliche Pflegebedürftigkeit: Eine besondere Herausforderung

Ein Schlaganfall kann plötzlich auftreten und die Betroffenen vor eine nur schwer zu bewältigende Situation stellen. Angehörige müssen in kurzer Zeit eine große Umstellung des Alltagslebens meistern.

Die verschiedenen Pflegegrade und Leistungen

Nach einem Schlaganfall sind viele Betroffene auf lange Zeit von einer Behinderung betroffen und benötigen Pflege und Betreuung. Zunächst muss ein Antrag auf einen Pflegegrad gestellt werden.

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Pflegegrad beantragen

Der Pflegegrad muss in der Regel von der pflegebedürftigen Person selbst beantragt werden. Ist dies nicht möglich, dürfen Angehörige den Antrag stellen. Die Versicherung wird einen Termin für die Begutachtung durch den MDK mitteilen.

Leistungen der Pflegeversicherung

Ein Pflegegrad kann nicht rückwirkend gewährt werden. Erst ab dem Tag der Antragstellung besteht Anspruch auf Pflegegeld oder Pflegesachleistungen. Auch bei Ablehnung oder nicht angemessener Einstufung kann Widerspruch eingelegt werden.

Ursachen und Folgen eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann durch Gefäßverengungen, Blutgerinnsel oder Thrombosen verursacht werden. Je länger die Nervenzellen des Gehirns dem Sauerstoffmangel ausgesetzt sind, desto schwerwiegender können die Behinderungen sein.

Rehabilitation und Pflege

Nach einem leichten Schlaganfall können viele Patienten mit geeigneten Reha-Maßnahmen wieder weitgehend in ihr altes Leben zurückkehren. Die Pflege wird entweder von professionellen Pflegekräften eines ambulanten Pflegedienstes oder von geschulten Angehörigen durchgeführt. Bei ganztägiger Betreuung steigen die Anforderungen an die Pflege deutlich.

Besondere Aspekte der Pflege

Bei teilweisen oder halbseitigen Lähmungen geht der Pflegebedarf über die alltäglichen Pflegetätigkeiten hinaus. Es muss darauf geachtet werden, dass das lange Liegen nicht zu Folgeerkrankungen führt. Auch geistige Behinderungen können auftreten. Schlaganfall-Patienten müssen ausreichend trinken und beim An- und Ausziehen ist auf die gelähmte Körperhälfte besonders zu achten. Baden belastet den Kreislauf, daher sollten Schlaganfall-Patienten geduscht werden.

Das Neue Begutachtungsassessment (NBA)

Das NBA dient der Pflegeversicherung als Anhaltspunkt für die Einstufung der individuellen Pflegesituation. Der Begutachtungstermin des MDK sollte intensiv vorbereitet werden. Ein Pflegetagebuch kann dabei helfen, einen umfassenden Einblick in die Pflege zu geben.

Pflegegrade und Pflegebedarf

Pflegebedürftige mit einem leichten Schlaganfall können nach einer Reha oft ein weitgehend selbstständiges Leben führen und erhalten in der Regel einen mittleren Pflegegrad. Bei schweren Schlaganfällen mit Lähmungen und geistigen Behinderungen ist häufig eine fast rund um die Uhr Pflege erforderlich.

Private Pflegezusatzversicherung

Um sich für den Fall einer Pflegebedürftigkeit abzusichern, können sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte eine private Pflegezusatzversicherung abschließen.

Unterstützung bei der Antragstellung und Pflege

Pflegeexperten unterstützen Sie gerne beim Antrag auf Pflegeleistungen und helfen Ihnen bei bürokratischen Angelegenheiten und Fragen zur Pflege.

Verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung

  • Pflegegeld: Für pflegebedürftige Menschen, die privat von Angehörigen oder Freunden gepflegt werden.
  • Entlastungsbeitrag: Für alle Pflegebedürftigen, die zu Hause gepflegt werden.
  • Pflegesachleistungen: Für Pflege durch professionelle Pflegekräfte.
  • Teilstationäre Pflege: Pflege entweder nur tagsüber oder nachts in einer stationären Einrichtung.
  • Stationäre Pflege: Heimunterbringung mit einem Pauschalbetrag der Pflegekasse an das Heim.
  • Verhinderungspflege: Kostenübernahme für eine Ersatzkraft, wenn pflegende Angehörige erkranken oder Urlaub benötigen.
  • Kurzzeitpflege: Übernahme der pflegebedingten Kosten für einen stationären Aufenthalt für bis zu acht Wochen im Jahr.
  • Tages- und Nachtpflege: Kann seit 2017 neben dem Pflegegeld voll beansprucht werden.

Weitere wichtige Aspekte

Entlassmanagement im Krankenhaus

Gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf ein Entlassmanagement im Krankenhaus. Der Sozialdienst des Krankenhauses, das Pflegepersonal oder die Ärzte sind Ansprechpartner für Unterstützung und Informationen. Privat Versicherte haben zwar keinen gesetzlichen Anspruch, erhalten aber dennoch alle notwendigen Informationen.

Kurzzeitpflege und Übergangspflege

Wenn die Pflege zu Hause nach einem Krankenhausaufenthalt nicht möglich ist, gibt es die Kurzzeitpflege. In bestimmten Fällen kann auch die Übergangspflege im Krankenhaus in Anspruch genommen werden.

Pflegeberatung

Jeder Pflege-Versicherte hat Anspruch auf kostenfreie Pflegeberatung, die bei der Beantragung des Pflegegrads sowie allen Fragen rund um das Thema Pflege und die weitere Versorgung hilft.

Vorsorgevollmacht

Um sicherzustellen, dass im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit eine vertraute Person handeln kann, ist es sinnvoll, eine Vorsorgevollmacht zu erstellen.

Umgang mit Vorbehalten

Um Vorbehalte gegenüber professioneller Pflege abzubauen, können Sie jemanden von einer Sozialstation zu einem ersten Kennenlernen einladen. Es ist wichtig, auf die Wünsche der pflegebedürftigen Person einzugehen.

Finanzielle Aspekte

Es ist wichtig, von Beginn an zu klären, wer welche Leistungen übernimmt und wie hoch der Eigenanteil ist. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch Sozialhilfe in Anspruch genommen werden.

Akutbehandlung und Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Je schneller ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen können gerettet werden. In speziellen klinischen Schlaganfall-Stationen werden multidisziplinäre Behandlungen angeboten.

Akuttherapie

Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“. Je nach Ursache des Schlaganfalls werden verschiedene Therapien angewendet, wie die Thrombolyse oder Thrombektomie bei einem Blutgerinnsel oder eine Operation bei einer Hirnblutung.

Rehabilitation

Nach dem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll, insbesondere die neurologische Reha. Ziel der Frührehabilitation ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Viele Reha-Maßnahmen werden ambulant oder in stationären Reha-Kliniken angeboten.

Training und Hilfsmittel

Vor allem in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall sollte viel trainiert werden. Je nach Bedarf können verschiedene Maßnahmen und Therapien sowie Hilfsmittel ärztlich verordnet werden.

Geduld und Unterstützung

Schlaganfall-Patienten müssen viel Geduld aufbringen, da das Erlernen von Fähigkeiten Zeit braucht. Es ist wichtig, ärztlichen Rat einzuholen und nach Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Weitere Herausforderungen und Unterstützungsmöglichkeiten

Harninkontinenz

Nach einem Schlaganfall leiden Betroffene häufig an Harninkontinenz. Es ist wichtig, mit dem Arzt über die Beschwerden zu sprechen.

Selbsthilfegruppen

Schlaganfall-Selbsthilfegruppen können eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen.

Ernährung

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch wird empfohlen.

Schluckstörungen

Ein Schlaganfall kann zu Schluckstörungen führen, die behandelt werden müssen, um Mangelernährung und das Eindringen von Nahrungsresten in die Lunge zu verhindern.

Autofahren und Fliegen

Ob man nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren kann, sollte mit dem Arzt besprochen und von der Fahrerlaubnisbehörde überprüft werden. Sofern der Arzt die Erlaubnis erteilt, dürfen Personen nach einem Schlaganfall auch fliegen.

Spezialisten und Nachsorge

Ein Facharzt für Neurologie ist Spezialist für alle Erkrankungen des Gehirns und der Nerven. Nach einem Reha-Aufenthalt erfolgt die Schlaganfall-Nachsorge durch einen Neurologen.

Ambulante Unterstützung und Pflegeheim

Mit ambulanter Unterstützung ist häufig ein Verbleib in der eigenen Wohnung möglich. Wenn der Pflegebedarf zu hoch ist, bleibt oft nur der Umzug in ein Pflegeheim.

Auswahl eines Pflegeheims

Die Entscheidung für ein Pflegeheim ist ein einschneidender Schritt. Es ist ratsam, mehrere Einrichtungen zu vergleichen und sich persönlich ein Bild davon zu machen. Eine Checkliste kann bei der Auswahl helfen.

Kriterien für die Auswahl

Wichtige Kriterien sind unter anderem die Möglichkeit, Möbel mitzunehmen und das Zimmer individuell zu gestalten, sowie die Frage nach zusätzlichen Kosten.

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