Weltweit steigt die Zahl der Schlaganfälle, was vor allem auf die alternde Gesellschaft zurückzuführen ist. Obwohl ein Schlaganfall jeden treffen kann, gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Risikofaktoren, Häufigkeit und Schwere des Ereignisses. Dieser Artikel beleuchtet die besonderen Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Frauen und gibt einen umfassenden Überblick über Prävention, Symptome und Behandlung.
Was ist ein Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn, entweder durch einen Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Infolgedessen werden bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zu Schäden und Funktionsstörungen führen kann. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Frauen erleiden im Durchschnitt etwa zehn Jahre später als Männer einen Schlaganfall. Da Frauen jedoch eine höhere Lebenserwartung haben, sind absolut gesehen mehr Frauen als Männer im höheren Alter von einem Schlaganfall betroffen. Innerhalb der jeweiligen Altersgruppe haben Männer jedoch ein höheres Schlaganfallrisiko. Schätzungen zufolge hatten 2,4 % der Frauen und 2,6 % der Männer in Deutschland im Laufe ihres Lebens bereits einen Schlaganfall.
Allgemeine Risikofaktoren
Viele Risikofaktoren für Schlaganfälle gelten für beide Geschlechter gleichermaßen. Dazu gehören:
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Er ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall.
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Arterien können zu Verengungen und Gefäßverschlüssen führen.
- Diabetes mellitus: Die Stoffwechselerkrankung schädigt die Gefäßwände und beschleunigt Arteriosklerose.
- Vorhofflimmern: Eine Herzrhythmusstörung, die das Risiko für Blutgerinnselbildung und Schlaganfälle erhöht.
- Erhöhtes Cholesterin: Fördert Ablagerungen in den Gefäßwänden.
- Bewegungsmangel: Mangelnde körperliche Aktivität erhöht das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes.
- Übergewicht: Steigert das Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen, die Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen können.
- Rauchen: Erhöht das Schlaganfallrisiko um das Zwei- bis Vierfache.
- Vererbung: Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko.
Frauenspezifische Risikofaktoren
Über das gesamte Leben sind Frauen durch zusätzliche Risikofaktoren gefährdet:
Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen
- Hormonelle Faktoren: Die Einnahme von Hormonen, sei es zur Verhütung (Antibabypille) oder zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, kann das Schlaganfallrisiko erhöhen. Insbesondere erhöhen hormonelle Präparate das Risiko.
- Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft an sich erhöht das Risiko für einen Hirnschlag. Treten beispielsweise durch die Schwangerschaft ausgelöste Komplikationen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder aber eine Präeklampsie auf, so erhöht dies das Risiko, später im Leben einen Schlaganfall zu erleiden gegenüber den Frauen, die diese Komplikationen nicht hatten.
- Migräne mit Aura: Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer, insbesondere von Migräne mit Aura, die das Schlaganfallrisiko zusätzlich erhöht.
Besondere Auswirkungen von Vorerkrankungen
Auch wenn viele Risikofaktoren gleich sind, wirken sich diese bei Frauen und Männern unterschiedlich auf die Häufigkeit sowie die Schwere eines Schlaganfalls aus.
- Diabetes mellitus: Es wird davon ausgegangen, dass das weibliche Geschlecht allein bereits einen Risikofaktor dafür darstellt, als Folge einer Diabeteserkrankung einen tödlichen Schlaganfall zu erleiden. Zum einen, weil Frauen mit dieser Erkrankung ein bis zu 27 Prozent höheres Risiko als Männer mit der gleichen Erkrankung haben, einen Schlaganfall zu erleiden, zum anderen verläuft der Schlaganfall beim weiblichen Geschlecht zudem bis zu zweimal häufiger tödlich als bei Männern - und das unabhängig vom Alter und der Blutzucker- bzw. Blutdruckkontrolle. Das Risiko für einen tödlichen Schlaganfall ist bei Frauen mit Diabetes mellitus genauso hoch wie bei Frauen, die bereits zuvor einen Schlaganfall hatten und nicht an dieser Stoffwechselerkrankung leiden.
- Vorhofflimmern: Da Frauen in der Regel älter werden als Männer, sind durch Vorhofflimmern ausgelöste Schlaganfälle besonders bei Frauen fortgeschrittenen Alters häufig. Gerade auch aufgrund des Alters verlaufen diese Schlaganfälle meist schwerer als bei Männern und nehmen öfter einen tödlichen Ausgang. Auch ist die Gefahr von weiteren Schlaganfällen höher. Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko, bei Vorhofflimmern Schlaganfälle zu entwickeln als Männer.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls können plötzlich auftreten und variieren je nach betroffenem Hirnareal. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzliche Taubheit oder Schwäche: Insbesondere auf einer Körperseite.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Sprache.
- Sehstörungen: Plötzliches Verschwommensehen oder Verlust des Sehvermögens auf einem oder beiden Augen.
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen: Plötzlicher Schwindel, Koordinationsprobleme oder Gangunsicherheit.
- Starke Kopfschmerzen: Plötzliche, heftige Kopfschmerzen, oft in Verbindung mit anderen Symptomen.
- Verwirrung: Plötzliche Verwirrung oder Bewusstseinsveränderungen.
Schlaganfall-Schnelltest (FAST):
- F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu heben. Können beide Arme gleichmäßig gehoben werden?
- S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.
Untypische Symptome bei Frauen:
Neben den klassischen Anzeichen können bei Frauen auch unspezifische Symptome auftreten, die oft unterschätzt werden. Hierzu zählen:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Unwohlsein
- Gliederschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Krämpfe
- Schwächeanfälle
Prävention
Viele Schlaganfälle sind vermeidbar, indem Risikofaktoren reduziert werden. Folgende Maßnahmen können helfen, das Schlaganfallrisiko zu senken:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig Salz, Zucker und gesättigten Fetten kann helfen, den Blutdruck und Cholesterinspiegel zu senken sowie das Gewicht zu kontrollieren.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, das Gewicht zu halten oder überschüssige Pfunde abzubauen, und wirkt sich positiv auf die verschiedenen Blutwerte aus.
- Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Schlaganfallrisiko erheblich. Ein Rauchstopp ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Prävention.
- Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck sind entscheidend.
- Diabeteskontrolle: Eine gute Blutzuckereinstellung ist wichtig, um Gefäßschäden zu vermeiden.
- Cholesterinkontrolle: Bei erhöhten Cholesterinwerten sollten diese durch Ernährungsumstellung oder Medikamente gesenkt werden.
- Behandlung von Vorhofflimmern: Vorhofflimmern sollte frühzeitig erkannt und behandelt werden, um das Risiko für Blutgerinnselbildung zu reduzieren.
- Vermeidung von Übergewicht: Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, Übergewicht zu vermeiden oder zu reduzieren.
- Vorsicht bei Hormonen: Frauen sollten sich über die Risiken und Vorteile von Hormontherapien informieren und diese mit ihrem Arzt besprechen.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls hängt von der Art und Schwere des Ereignisses ab. Bei einem ischämischen Schlaganfall ist es wichtig, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dies kann durch Medikamente (Thrombolyse) oder eine mechanische Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) erfolgen. Bei einer Hirnblutung muss die Blutung gestoppt und der Druck auf das Gehirn reduziert werden. Nach der Akutbehandlung ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um die verloren gegangenen Funktionen wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern.
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine
Rehabilitation
Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten.
Forschung und Studien
Mediziner fordern, dass Studien geschlechtersensibler werden. Auch hier sind Studien zur Prävention und Behandlung meist auf Männer ausgerichtet. Teilweise liege der Frauenanteil bei unter zehn Prozent. Viele Fragen seien offen. Etwa wie sich Risiken von Frauen besser behandeln lassen. Aber auch, wie Frauen in der Vorsorge besser unterstützt werden könnten.
Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall
tags: #schlaganfall #risikofaktoren #frauen