Ein Schlaganfall trotz unauffälligem MRT ist ein Phänomen, das in der medizinischen Praxis vorkommt und verschiedene Ursachen haben kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass bei einem Schlaganfall zwischen Hirnblutung und Hirninfarkt unterschieden wird. Die Herausforderung besteht darin, dass moderne bildgebende Verfahren wie das MRT (Magnetresonanztomographie) nicht immer alle Ursachen eines Schlaganfalls erkennen können.
Ursachen für einen MRT-negativen Schlaganfall
Nicht sichtbarer Hirninfarkt
Manchmal ist der Hirninfarkt schlichtweg zu klein, um im MRT sichtbar zu sein. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn der Infarkt an einer strategisch wichtigen anatomischen Stelle im Gehirn lokalisiert ist, beispielsweise im Hirnstamm. Der Hirnstamm beherbergt viele wichtige Hirnnervenkerne und Bahnen auf engstem Raum, sodass selbst kleinste Läsionen schwerwiegende Symptome auslösen können, die klinisch einem Schlaganfall entsprechen.
Vorübergehende Durchblutungsstörungen
Eine weitere Erklärung für einen MRT-negativen Schlaganfall sind vorübergehende Durchblutungsstörungen. Dabei löst sich das Blutgerinnsel, das den Gefäßverschluss verursacht hat, entweder von selbst oder durch medikamentöse Interventionen wie Lyse oder Blutverdünnung wieder auf. Wenn die Bildgebung erst nach Auflösung des Gerinnsels erfolgt, kann die Ursache der Symptome möglicherweise nicht mehr dargestellt werden.
Peripher-vestibuläre Störungen
Eine häufige Ursache für Schlaganfall-ähnliche Symptome bei unauffälligem MRT sind peripher-vestibuläre Störungen. Diese Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans können Symptome wie Schwindel und Gleichgewichtsstörungen verursachen, die leicht mit einem Schlaganfall verwechselt werden können.
Diagnostische Herausforderungen
Die Diagnose eines Schlaganfalls trotz unauffälligem MRT stellt Ärzte vor eine Herausforderung. Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen und die Krankengeschichte des Patienten sorgfältig zu berücksichtigen.
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Differenzialdiagnostik
Neben den oben genannten Ursachen sollten auch andere Erkrankungen in Betracht gezogen werden, die ähnliche Symptome wie ein Schlaganfall verursachen können. Dazu gehören beispielsweise:
- Migräne mit Aura
- Epileptische Anfälle
- Tumore im Gehirn
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Bedeutung der Anamnese und klinischen Untersuchung
Eine sorgfältige Anamnese und klinische Untersuchung sind entscheidend, um die Ursache der Symptome einzugrenzen. Der Arzt wird Fragen zu den genauen Symptomen, deren Dauer und Begleiterscheinungen stellen. Eine neurologische Untersuchung kann helfen, spezifische Defizite zu identifizieren, die auf eine bestimmte Lokalisation im Gehirn hindeuten.
Wiederholte Bildgebung
In einigen Fällen kann es erforderlich sein, die Bildgebung zu wiederholen, insbesondere wenn die Symptome anhalten oder sich verschlimmern. Da die Ischämie bei Hirnstamminfarkten oft erst nach 24-72 Stunden richtig zu erkennen ist, kann bei initial unauffälligem MRT eine erneute, vorzugsweise koronare, Feinschichtung des Hirnstamms einschließlich DWI nach 1-2 Tagen erforderlich sein.
Mikrovaskuläre Dysfunktion als Ursache für Herzbeschwerden
Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen Schlaganfall-ähnlichen Symptomen und Herzbeschwerden, die durch eine Fehlfunktion kleinster Blutgefäße verursacht werden.
Was ist eine mikrovaskuläre Dysfunktion?
Beschwerden, die aufgrund einer Fehlfunktion kleiner und kleinster Blutgefäße (daher mikrovaskulär) im Herzmuskel hervorgerufen werden, werden mit diesem Begriff bezeichnet. Die kleinen Endäste der Herzkranzgefäße haben einen Durchmesser von nur circa einem halben Millimeter und weniger. Dennoch haben sie eine wichtige Aufgabe: Sie verteilen das sauerstoffreiche Blut gleichmäßig im gesamten Herzmuskel.
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Symptome und Diagnose
Bei körperlicher Belastung entstehen häufig Atemnot oder Schmerzen in der Brust. In manchen Fällen lässt sich eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion erahnen, weil die Beschwerden beispielsweise nach einer Anstrengung etwa länger als 1-2 Minuten anhalten oder zusätzlich auch in Ruhe auftreten. Allerdings sind dies nur vage Indizien. Bei vielen Betroffenen dauert es daher lange, bis die eigentliche Ursache herausgefunden wird.
Diagnostische Verfahren
Mit einer speziellen Druckdraht-Methode während der Herzkatheteruntersuchung lässt sich allerdings erkennen, ob möglicherweise eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD) vorliegt. Die Unfähigkeit der kleinen Gefäße, sich angemessen zu erweitern, wird dabei über eine Blutflussmessung in Ruhe und nach Gabe von Adenosin - einem erweiternden Botenstoff für die kleinen Gefäße - diagnostiziert.
Therapieansätze
Die Behandlung eines Schlaganfalls trotz unauffälligem MRT richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Medikamentöse Therapie
Bei Verdacht auf einen Hirninfarkt kann eine Thrombolyse (Auflösung des Blutgerinnsels) in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn die Symptome erst seit kurzer Zeit bestehen. Auch eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer) kann sinnvoll sein, um weitere Infarkte zu verhindern.
Behandlung peripher-vestibulärer Störungen
Peripher-vestibuläre Störungen werden in der Regel mit Medikamenten gegen Schwindel und Übelkeit behandelt. Auch physiotherapeutische Übungen können helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
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Lebensstiländerungen
Unabhängig von der Ursache des Schlaganfalls sind Lebensstiländerungen wichtig, um das Risiko weiterer Ereignisse zu reduzieren. Dazu gehören:
- Eine gesunde Ernährung
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Verzicht auf Rauchen
- Kontrolle von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker
Bedeutung der Früherkennung und Notfallversorgung
Wie bei jedem Schlaganfall zählt auch bei einem MRT-negativen Schlaganfall jede Minute. Es ist wichtig, die Symptome ernst zu nehmen und umgehend einen Arzt zu rufen.
FAST-Test
Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) kann helfen, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
- Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
- Time (Zeit): Nicht zögern, unverzüglich die 112 wählen und die Symptome schildern.
Notfallversorgung
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden. Der Rettungsdienst bringt den Patienten in ein Krankenhaus mit einer spezialisierten Schlaganfall-Station (Stroke Unit). Dort können die notwendigen Untersuchungen durchgeführt und die geeignete Behandlung eingeleitet werden.
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