Herzinfarkt, Schlaganfall, Aortenaneurysma und Herzinsuffizienz sind Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, die nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen zählen. Doch es gibt gute Nachrichten für alle, die das ganze Jahr über in die Sauna gehen: Wer mehrmals wöchentlich sauniert, kann das Schlaganfallrisiko um bis zu 61 Prozent senken. Zu diesem Ergebnis kommen ForscherInnen der Medizin Uni Innsbruck und der Universität Ostfinnland in einer gemeinsamen Studie, die das Sauna-Verhalten von über 1.600 Männern und Frauen unter die Lupe genommen hat. Das renommierte Fachjournal Neurology berichtet.
Die KIHD-Studie und ihre Ergebnisse
Zu dieser Erkenntnis gelangen Peter Willeit, Neurologe und Epidemiologe an der Medizin Uni Innsbruck, und Jari A. Laukkanen von der Universität Ostfinnland anhand vergleichender Analysen aus Daten der finnischen KIHD-Studie (Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study). Darin werden Daten von 1688 Männern und Frauen (51%) zwischen 53 und 74 Jahren seit Mitte der 1980er erhoben und ausgewertet.
Dass häufiges Saunieren auch das Schlaganfall-Risiko erheblich senkt, konnte das österreichisch-finnische Team bereits in einer erst vor kurzem erschienenen Publikation belegen. Im Beobachtungszeitraum von 15 Jahren verstarben 181 StudienteilnehmerInnen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nach Berücksichtigung möglicher sonstiger Einflussfaktoren konnte für die Häufigkeit und Dauer von Saunabesuchen ein eindeutiger Zusammenhang ermittelt werden: Finninnen und Finnen, die vier bis sieben Mal wöchentlich die Sauna besuchten, hatten ein um 70% geringeres Risiko, im Beobachtungszeitraum an einer Herz-Kreislauferkrankung zu versterben; bei jenen, die zwei bis drei Mal wöchentlich saunierten, war dieses Risiko immerhin noch um 29% reduziert.
„Diese für Männer bereits zu einem früheren Zeitpunkt bestätigte Korrelation konnten wir nun auch für Frauen eindeutig nachweisen und damit eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur schließen“, führt Willeit die genderspezifische Relevanz der Untersuchung ins Treffen. Die Forscher haben in ihrer Analyse auch die Dauer des Saunaaufenthalts als Variable miteinbezogen und festgestellt: Wer länger als 45 Minuten pro Woche in der Sauna schwitzt, hat das vergleichsweise niedrigste kardiovaskuläre Risiko.
Detailergebnisse der Schlaganfallrisiko-Studie
Die Analyse umfasst 1.628 Männer und Frauen, die zu Beginn der Studie zwischen 53 und 74 Jahre alt waren. In den 14,9 Jahren der Nachbeobachtung ist es zu 155 Schlaganfällen gekommen.
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Bei den Finnen, die nur einmal in der Woche die Sauna besuchten, kam es zu 8,1 Schlaganfällen pro 1.000 Personenjahre. Unter den Finnen, die 2- bis 3-mal pro Woche saunierten, kam es zu 7,4 Schlaganfällen pro 1.000 Personenjahre und bei den Finnen, die auf 4 bis 7 Saunagänge die Woche kamen, waren es nur 2,8 Schlaganfälle pro 1.000 Personenjahre.
Für die häufigsten Saunabesucher ermittelt Laukkanen eine Hazard Ratio von 0,38 (95-%-Konfidenzintervall 0,18 bis 0,81). Das Risiko war also um 62 % vermindert. Die Analyse berücksichtigt eine Reihe von Störgrößen wie Alter, Geschlecht, Diabetes, Body-Mass-Index, Blutfette, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und sozioökonomischen Status. Die Assoziation war bei Männern und Frauen gleich stark.
In der Gruppe mit 2 bis 3 Saunagängen pro Woche war das Risiko nur leicht um 12 % gesenkt. Für eine protektive Wirkung wären demnach häufigere, wenn nicht sogar tägliche Saunabesuche erforderlich. Es ist durchaus möglich, dass eine niedrigere „Dosis“ ausreichen könnte. In der Studie fehlte eine Vergleichsgruppe ohne Saunabesuch. Eine solche Gruppe gab es nicht, da in Ostfinnland praktisch alle erwachsenen Finnen regelmäßig die Sauna besuchen. Untersucht wurde, inwiefern die Anzahl an Saunabesuchen mit der Reduktion eines Schlaganfallrisikos korreliert. Es wurden die Daten der „Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor (KIHD)- Studie“ verwendet.
Charakteristika der finnischen Sauna und Studiendesign
Die Umfrage umfasste eine Teilnehmeranzahl von 1628 Frauen und Männern zwischen 53-74 Jahren, welche regelmäßig eine finnische Sauna besuchen. Für jene ist ein niedriger Luftfeuchtigkeitsanteil zwischen 10-20% und hohe Temperaturen zwischen 80 und 100 Grad charakteristisch. Die Studienteilnehmer wurden nach der Häufigkeit der Saunabesuche in drei Gruppen eingeteilt (einmal pro Woche, 2-3 Mal pro Woche oder 4-7 Mal wöchentlich). Diejenigen Personen, die 2-3 Mal pro Woche die Sauna besuchten, hatten gegenüber jenen, die einmal in die Sauna gingen, ein 14 % vermindertes Schlaganfallrisiko. Vergleichsweise dazu haben Personen mit bei 4-7 Saunagängen pro Woche ein um 61 % erniedrigtes Risiko.
Physiologische Auswirkungen des Saunierens
Der Besuch einer finnischen Sauna kann durchaus Herz und Kreislauf beanspruchen. Der Körper reagiert auf die Hitze mit einer vermehrten Hautdurchblutung, die durch eine Erhöhung des kardialen Schlagvolumens sichergestellt wird. Während eines Saunagangs kann der Puls deutlich ansteigen. Beim Blutdruck ist sowohl ein Anstieg als auch ein Abfall möglich.
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Nach dem Abkühlen normalisieren sich Puls und Herzfrequenz rasch wieder. Bei Menschen mit vorgeschädigtem Herz-Kreislauf-System kommt es nach dem Saunagang sogar zu einer vorübergehenden Senkung des Blutdrucks und einer Entspannung der Blutgefäße, wie ein Team um Jari Laukkanen von der Universität von Ost-Finnland in Kuopio kürzlich in einer experimentellen Studie an 102 Teilnehmern mit einem oder mehreren kardiovaskulären Risikofaktoren zeigen konnte.
Die günstige, regulierende Wirkung häufiger Saunagänge auf den Blutdruck und die Herzfrequenzvariabilität dürften der Kausalität von Saunafrequenz und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit zugrunde liegen.
Einschränkungen und Interpretationen der Studie
Für die Studie hatten Ärzte um Dr. Setor Kunutsor vom Bristol Biomedical Research Centre 1628 ältere Saunagänger in einer prospektiven Kohortenstudie im Median knapp 15 Jahre nachbeobachtet (Neurology 2018; online 2. Mai). Die Teilnehmer waren zu Beginn im Schnitt 63 Jahre alt und gingen zweimal wöchentlich in die Sauna. Die Vielsaunierer waren im Schnitt drei Jahre jünger als die übrigen, häufiger Männer, zudem gaben sie an, deutlich mehr Alkohol zu trinken (72 vs. 46 g/Woche), dafür rauchten sie seltener und waren körperlich etwas aktiver. Im Laufe der 15 Nachbeobachtungsjahre ereigneten sich 129 ischämische und 34 hämorrhagische Insulte.
Wie lassen sich die Resultate nun erklären? Zunächst ist es gut möglich, dass die relativ geringe Zahl der Vielsaunierer und die noch wesentlich geringere Zahl der Schlaganfälle in dieser Gruppe das Ergebnis verzerrt haben. Trotz aller Adjustierungen für Begleitfaktoren sind die Resultate also mit Vorsicht zu genießen. In einem Editorial geben Neurologen um Dr. Josef Heckmann von der Klinik in Landshut jedoch zu bedenken, dass die Sauna nicht für jeden geeignet ist.
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