Schriftbild bei Demenz: Ursachen, Früherkennung und Veränderungen

Die Alzheimer-Krankheit ist heute allgegenwärtig. Laut den statistischen Erhebungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland. Die meisten Erkrankten sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre, also gefäßbedingte Demenz. Eine Alzheimer-Erkrankung entwickelt sich schleichender als eine vaskuläre Demenz. Viele Menschen fürchten sich davor, an Alzheimer zu erkranken. Die Demenz gehört zu den häufigsten psychischen Krankheiten, und Deutschland liegt im internationalen Vergleich bei Erkrankungen dieser Art auf dem fünften Platz. Angst vor Demenz betrifft deshalb nicht nur ältere Menschen, sondern auch schon Leute ab 50 Jahren können mit der anhaltenden Gedächtnisstörung konfrontiert werden.

Die Symptome entwickeln sich langsam und verschlimmern sich mit der Zeit, was zu vielfältigen und schweren kognitiven und psychischen Störungen führt. Ein klares Verständnis der Symptome der Alzheimer-Krankheit hilft Ihnen, Warnzeichen bei sich selbst und Ihren Angehörigen zu erkennen und frühzeitig therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So können Sie das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Lebensqualität für sich und Ihre Familie so lange wie möglich erhalten.

Früherkennung von Demenz: Achten Sie auf diese Anzeichen

Die Früherkennung von Demenz ist entscheidend, um therapeutische Maßnahmen rechtzeitig zu planen und Symptome zu behandeln, die möglicherweise auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind. Da diese Symptome auch Anzeichen einer anderen Erkrankung sein können, empfehle ich all meinen Klienten bei entsprechenden Demenz-Symptomen eine fachgerechte Diagnostik bei ihrem Neurologen oder in der Gedächtnisambulanz ihrer Region.

Im Folgenden werden die häufigsten Symptome der Demenz vorgestellt, die auf ein Frühstadium hinweisen können. Es ist wichtig zu beachten, dass das Krankheitsbild der Demenz nicht eindeutig ist, sondern bestimmte Symptome zusammenfasst. Diese können alle bei einem einzelnen Patienten auftreten, aber auch nur einige davon. Allgemein wird unter Demenz ein fortschreitender Zustand beschrieben, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses immer weiter abnimmt und die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt werden. Eine Demenz beginnt immer schleichend. Das unterscheidet sie vom Delir, einem akuten Auftreten vom Verlust kognitiver Fähigkeiten.

1. Gedächtnisprobleme und Vergesslichkeit

Gravierendstes Merkmal einer Demenz ist das eingeschränkte Kurzzeitgedächtnis. Die Erinnerungslücken betreffen fast immer die jüngere Vergangenheit, also kurz zurückliegende Ereignisse. Eine Person hat ein wichtiges Anliegen, zum Beispiel möchte sie wissen, wann sie wieder von der Tochter besucht wird. Daher stellt sie die Frage: „Wann kommt Maria?“ und erhält die entsprechende Antwort. Das Kurzzeitgedächtnis speichert diese Episode (Frage und Antwort) nicht ab. Aber der Wunsch die Tochter zu sehen und zu wissen wann sie kommt, der bleibt bestehen.

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Eines der Hauptsymptome einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann.

Im Gegensatz dazu verfügen Menschen mit beginnender Alzheimer - oder vaskulärer Demenz über ein gutes Langzeitgedächtnis.

2. Sprachliche Schwierigkeiten und Veränderungen des Schriftbilds

Auch die sprachlichen Fähigkeiten einer Person mit Demenz verändern sich. Der Wortschatz wird geringer. Die Sätze sind weniger komplex. Wortfindungsstörungen betreffen keineswegs nur komplizierte oder selten genutzte Begriffe. Doch Menschen mit Demenz erleben, dass Basic-Wörter wie Tasse, Stuhl oder Haustür im Sprechfluss nicht zur Verfügung stehen. Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme.

Das Schriftbild verändert sich im Laufe der Demenz. Die Schrift wird kleiner, weniger flüssig.

3. Verlegen und Suchen von Gegenständen

Ständiges Suchen kann ebenfalls ein Anzeichen einer beginnenden Demenz sein. Dabei sind Gegenstände gar nicht immer verlegt. Manchmal liegen sie an ihrem Platz und werden einfach nicht gesehen. Ein andermal wurden Gegenstände in einem unachtsamen Moment an einer völlig untypischen Stelle abgelegt. Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.

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Doch wie beim Beispiel „Vergesslichkeit“ gibt es auch hier einen Konflikt zwischen dem Anliegen, alles in Ordnung zu halten und der gespeicherten Information, dass alles in Ordnung (und bereits kontrolliert) ist.

4. Verlangsamung

Besonders bei Personen mit vaskulärer Demenz ist eine Verlangsamung bereits am Krankheitsbeginn auffällig. Oft kommen die Personen zum gewünschten Ergebnis einer Handlung, sofern sie genügend Zeit (viel mehr als früher!) dafür haben.

5. Nichterkennen bekannter Personen

Das passiert zunächst bei Menschen, die zum Umfeld, aber nicht zum direkten Familien- oder Freundeskreis gehören und die seltener gesehen werden. Wichtig zu wissen: Sollte Ihr Angehöriger bereits am Beginn der Erkrankung nahestehende Personen nicht erkennen, zum Beispiel den Ehepartner oder ein Kind, dann sollte dringend eine Untersuchung des Hirndrucks gemacht werden. Der Altershirndruck (Normaldruckhydrozephalus) ist eine Erkrankung, bei der binnen kurzer Zeit Symptome schwerer Demenz auftreten (Nichterkennen, Inkontinenz, Kleinschrittigkeit).

6. Probleme im Alltag bei gewohnten Abläufen

Fallen einem Menschen gewohnte Abläufe plötzlich schwer, so kann auch dies auf eine beginnende Demenz hinweisen. Das kann das Backen eines Kuchens, das Reinigen des Kaffeeautomaten oder das Stricken eines Pullovers ebenso sein wie die Autofahrt in der Großstadt. Hier habe ich schon einmal die Antwort einer Professorin auf die Frage nach dem Unterschied normaler Alltagsprobleme im Alter und Anzeichen von Demenz beschrieben. Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.

7. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen

Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten mit der Organisation und Planung von Alltagsaktivitäten. Ungewohnte, weil nicht täglich so stattfindende Abläufe setzen die Menschen unter Stress. Sei es der Arztbesuch, auf den man sich entsprechend vorbereiten möchte, die Planung einer Geburtstagsfeier oder das Kofferpacken für einen Kurzurlaub. Sie können Konzentrationsschwierigkeiten haben und dadurch viel mehr Zeit zur Durchführung bestimmter Tätigkeiten benötigen als früher. Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf.

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8. Zeitliche Orientierungsschwierigkeiten

Den Wochentag zu verwechseln, das kann jedem einmal passieren. Doch bei einer Demenz gerät das gesamte Zeitgefühl zunehmend aus dem Takt. Die Angabe der Jahreszahl kann ebenso schwierig sein, wie die Angabe des eigenen Alters. Das Geburtsjahr dagegen kann korrekt benannt werden. Später kommt in vielen Fällen eine Störung des Tag-Nachtrhythmus dazu. Ihr Angehöriger findet sich auf einmal nicht mehr in der gewohnten Umgebung zurecht und ist überrascht, wenn Sie zur vereinbarten Zeit erscheinen. Oder er vergisst gehäuft, welcher Tag genau ist bzw. Termine werden immer wieder in Frage gestellt.

9. Örtliche Orientierungsschwierigkeiten

Auch die örtliche Orientierung kann zeitweise schwerer fallen. Autofahrer machen plötzlich Abbiegefehler, werden zu Falschfahrern oder kennen sich in eigentlich bekannten Gegenden nicht mehr aus. Meine Mutter berichtete damals davon, dass sie in der Kleinstadt, in der sie wohnt, oft in falschen Straßen landete und dann so lange umherlief, bis sie wieder auf dem Marktplatz stand. Er könnte sogar in seiner eigenen Straße stehen und die Orientierung verloren haben. Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.

10. Abnehmende Aktivitäten und sozialer Rückzug

Zunehmende Passivität führt zum kompletten Rückzug. Viele Menschen nehmen wahr, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind und versuchen dies zu verbergen. So schränken sie ihren Aktivitätsradius ein: Die Skatrunde wird abgesagt, weil das Busfahren zu schwierig ist oder es werden immer wieder Angehörige um die Erledigung von Einkäufen gebeten, weil man es sich nicht mehr zutraut. Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.

11. Stimmungsschwankungen und Depression

Im Zuge einer Alzheimer- oder vaskulären Demenz kann der Betroffenen seinen Humor verlieren und lustlos seinen Alltag bestreiten. Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein.

12. Veränderungen des Charakters und der Persönlichkeit

Um die alte Fassade für die Außenwelt aufrecht zu erhalten (was eben im Anfangsstadium noch versucht wird), ist es wichtig, andere Personen auf Abstand zu halten. Niemand soll wissen, was mit der Person mit Demenz und in ihrem Alltag wirklich los ist. Unruhe und Nervosität können ebenfalls Anzeichen für eine Demenz sein. Manche Personen verlieren den Appetit, andere wiederum essen mehr als normal wäre.

13. Beeinträchtigung des Geruchssinns

Der Geruchssinn ist bei neurodegenerativen Erkrankungen oft schon recht früh betroffen. Wer plötzlich nichts mehr riecht oder den Geschmackssinn verliert (beides ist ja aneinander gekoppelt), sollte sich Gewissheit über den Auslöser verschaffen.

Ursachen der Demenz

Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Über die Ursachen der Alzheimer-Krankheit wird viel geforscht. Fest steht: Bei Menschen mit Alzheimer kommt es zu Veränderungen im Gehirn, die sich in vielfältiger Weise auf die Betroffenen auswirken.

Ein typisches Frühsymptom sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, das heißt, man kann sich an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern. Weitere Symptome sind Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Dinge zu planen und zu organisieren.

Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen

Amyloid-beta (abgekürzt Aß) ist ein Protein, das natürlicherweise im Gehirn vorkommt. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer sammelt sich übermäßig viel Amyloid-beta zwischen den Gehirnzellen an und bildet kleinere, giftige Klumpen (Oligomere) und riesige Zusammenlagerungen (Plaques).

Im Gehirn gibt es ein weiteres Protein, das mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird: das Tau-Protein. Im Inneren der Gehirnzellen sorgt es für die Stabilität und Nährstoffversorgung. Bei der Alzheimer-Krankheit ist das Tau-Protein chemisch so verändert, dass es seiner Funktion nicht mehr nachkommen kann. Die chemische Veränderung des Tau-Proteins bewirkt, dass es eine fadenförmige Struktur bildet.

Obwohl schon Alois Alzheimer vor fast 120 Jahren Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn seiner Patientin Auguste Deter als Ursache der „Krankheit des Vergessens“ vermutete, gibt es bis heute keinen Beweis dafür. So ist es beispielsweise gelungen, mit modernen Antikörper-Medikamenten die Amyloid-Plaques zu entfernen und damit den Krankheitsverlauf etwas zu verzögern - dauerhaft aufhalten lässt sich der kognitive Abbau jedoch nicht. Auch weiß die Wissenschaft bis heute nicht, warum sich die Oligomere, Plaques und Fibrillen bilden. Zum Teil vermuten Forscherinnen und Forscher, dass die Ablagerungen ein Nebenprodukt anderer Vorgänge sein könnten, deren Ursachen noch nicht bekannt sind.

Rolle der Gliazellen

Neben den Ablagerungen von Amyloid und Tau kommen Fehlfunktionen bestimmter Zellen als mögliche Auslöser der Alzheimer-Krankheit in Frage. Im Fokus stehen hier insbesondere die Gliazellen, die etwa 90 Prozent aller Gehirnzellen ausmachen. Aufgabe der Gliazellen ist es, die Nervenzellen im Gehirn zu schützen und zu unterstützen, damit die Signalübertragung - und damit unser Denken und Handeln - reibungslos funktioniert. An der Signalübertragung selbst sind Gliazellen nicht beteiligt.

Mikrogliazellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem unseres Gehirns. Wie eine Gesundheitspolizei sorgen sie dafür, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger zerstört und abtransportiert werden. Astrozyten sind Gliazellen mit gleich mehreren wichtigen Aufgaben, unter anderem versorgen sie das Gehirn mit Nährstoffen, regulieren die Flüssigkeitszufuhr und helfen bei der Regeneration des Zellgewebes nach Verletzungen. Astrozyten stehen im Verdacht, an der Verbreitung der giftigen Amyloid-beta-Oligomere und Tau-Fibrillen beteiligt zu sein.

Die Alzheimer-Krankheit verändert das Gehirn auf vielfältige Weise, aber bis heute ist nicht klar, welche Ursachen die Krankheit letztlich auslösen. Dies liegt zum einen daran, dass die Alzheimer-Krankheit sehr komplex ist, zum anderen aber auch daran, dass es sich zunächst um eine stumme Krankheit ohne Symptome handelt. Treten irgendwann Symptome auf, lässt sich nicht mehr feststellen, wo die Krankheit begonnen hat. Die Forschung geht davon aus, dass die für Alzheimer typischen molekularen Prozesse im Gehirn Jahre oder Jahrzehnte vor dem Auftreten der ersten Symptome beginnen. Selbst eine angeborene Erkrankung ist möglich.

Überall auf der Welt arbeiten Forscherinnen und Forscher daran, Antworten darauf zu finden, wie Alzheimer entsteht, wie es verhindert oder geheilt werden kann.

Primäre und sekundäre Demenzformen

Unterschieden wird zwischen primären und sekundären Demenzformen. Bei ersteren beginnt die Erkrankung ohne äußere Einflüsse vom Gehirn aus und ist meist irreversibel, kann aber verzögert werden. Dazu muss sie jedoch frühzeitig erkannt und der Patient in seinen noch bestehenden Fähigkeiten bestärkt werden. Die sekundäre Demenz entsteht aufgrund einer vorherigen Erkrankung.

Häufige Demenzformen

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung. Dabei sterben die Nervenzellen im Gehirn ab, so dass die geistige Leistungsfähigkeit immer weiter zurückgeht. Diese kommt am zweithäufigsten vor und entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Risikofaktoren für diese Art der Demenz sind unregelmäßiger Herzrhythmus, dauerhaft hoher Blutdruck (Hypertonie), verengte Blutgefäße (Arteriosklerose) und ein Schlaganfall. Die Symptome ähneln sehr stark der Alzheimer-Erkrankung. Alkohol ist ein Nervengift - wer auf Dauer übermäßig viel davon trinkt, schädigt sein Gehirn irreversibel. Die Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL) ist eine tückische Krankheit, die bereits Kinder in sehr jungen Jahren betrifft. Ärzte gehen davon aus, dass Demenz schon viele Jahre vorher in den Menschen "schlummert", ehe sie ausbricht.

Veränderungen der Handschrift bei neurologischen Erkrankungen

Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Auswertung von Handschriften sich eher für eine Frühdiagnose bestimmter neurologischer Krankheiten eignet als zur Persönlichkeitsbestimmung eines Individuums. So gibt es Anhaltspunkte dafür, dass sich bei Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose die Handschrift eines Menschen in erkennbarer Weise verändert, und zwar bereits einige Jahre vor dem Auftreten der klassischen klinischen Symptome.

Messungen der Hirntätigkeit während des Schreibens hatten Hinweise auf derartige Zusammenhänge geliefert. Michel Rijntjes hatte an der Universität Hamburg freiwillige Probanden mit der Hand und mit den Fußzehen Schriftproben im Sand machen lassen. Es stellte sich heraus, dass, unabhängig davon ob Hand oder Fuß tätig waren, immer derselbe Hirnbereich in Aktion trat - die so genannte hintere seitliche Hirnrinde. Genau dieses Areal aber ist auf das Schreiben spezialisiert und weniger auf jene Persönlichkeitsmerkmale, die in der Graphologie eine zentrale Rolle spielen. Die Charakteristika unserer individuellen Handschrift sind demnach in einem Hirnteil verankert, der die Motorik steuert. Da auch einige neurologische Krankheiten solche motorischen Zentren beeinflussen, ergaben sich weitere Einsichten in unerwartete Abläufe.

Paraskevi Mavrogiorgou von der Universitätklinik München fand heraus, dass Patienten mit Zwangsneurosen in der Regel eine sehr kleine Handschrift haben. Außerdem verändert sich ihre Schreibgeschwindigkeit seltener als im Normalfall.

In umfangreichen Untersuchungen äußerten sich Nervenkrankheiten in typischen Veränderungen der Handschrift:

  • Bei Parkinson wird die Schrift klein und das Schreibtempo langsam. Beschleunigungsphasen sind deutlich länger.
  • Patienten mit Huntingtonscher Chorea (Veitstanz) schreiben mit wechselnder Geschwindigkeit und mit einer Tendenz zu unbeständigem Schriftzug.
  • Schizophrene Menschen zeigen ungleichmäßige Handbewegungen.
  • Die Demenzkrankheit Alzheimer ist gekennzeichnet durch sehr unruhiges Schreiben, bei dem sich Phasen der Beschleunigung und der Verlangsamung häufig abwechseln.
  • Multiple Sklerose äußert sich im Profil des Schriftzugs mit deutlichen Ausschlägen nach oben.

Auch im Alter verändert sich die Handschrift, und das beschäftigt zunehmend die Justiz. Immer häufiger ziehen Angehörige, die sich um ihr Erbe gebracht sehen, vor Gericht. Sie argumentieren, die Handschrift im Testament sei nicht die typische Schrift des Verstorbenen, wie sie aus früheren Lebensjahren bekannt war. Tatsächlich konnte die australische Schriftexpertin Judie Walton in einer Studie nachweisen, dass sich Fälschungen nur schwer von krankheits- und alterbedingten Veränderungen unterscheiden lassen. Dazu bedarf es exakter und aufwendiger Prüfungen. So zeichnen sich Fälschungen meist durch leichte Zitterbewegungen in lang gezogenen Kurven aus, die besonders schwer zu kopieren sind. Ein natürliches Alterszittern dagegen zeigt sich relativ gleichmäßig in allen Buchstaben-Abschnitten.

Umgang mit Demenz im Alltag

Die Demenz geht weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmungen, das Verhalten und Erleben der Betroffenen - das gesamte Sein des Menschen. Es ist wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann.

Viele Menschen mit Demenz stellen immer wieder dieselbe Frage oder wiederholen die gleichen Sätze oder Handlungen. Das kann für die Betreuenden ausgesprochen anstrengend und belastend sein und den Eindruck nähren, dass der Mensch einen mit Absicht ärgern will. Das ist jedoch normalerweise nicht der Fall. Vielmehr hat er wahrscheinlich einfach vergessen, dass er die Frage schon einmal gestellt hat. Oftmals ist wiederholtes Fragen auch ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit.

Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele betroffene Menschen einen ausgeprägten Bewegungsdrang, gepaart mit starker Unruhe. Mögliche Ursachen sind innere Anspannung oder Nervosität, die oftmals durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden. Hinzu kommt, dass das Gehen für sie von besonderer Bedeutung ist. Es gehört zu den wenigen Tätigkeiten, die noch selbstständig ausgeführt werden können. Gehen stärkt ihr Selbstwert- und Körpergefühl, gibt ihnen eine gewisse Entscheidungsfreiheit und wirkt sich positiv auf ihre Stimmung aus.

Die eingeschränkte Fähigkeit der Betroffenen, Situationen und Wahrnehmungen richtig zu deuten, führt häufig zu Erklärungsversuchen, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. So beschuldigen sie beispielsweise ihre Angehörigen, Geld gestohlen zu haben, oder halten Verwandte für verkleidete Fremde. Menschen mit Demenz verhalten sich manchmal verbal oder körperlich aggressiv. Auslöser für Wutausbrüche und aggressives Verhalten sind weniger krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn als vielmehr die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst der Betroffenen.

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