Der vorliegende Artikel befasst sich mit dem Thema Schwimmwesten für Epileptiker und berücksichtigt dabei verschiedene Aspekte, von der Sicherheit im Wasser bis hin zu spezifischen Anforderungen und Empfehlungen für Menschen mit Epilepsie.
Die Problematik von Rettungswesten-Tests
Ein Test in der Zeitschrift Yacht 23/2019 untersuchte Rettungswesten der 275 N-Klasse. Dabei wurde, wie bereits 2012, das Drehen einer Person aus der Bauchlage in die Rückenlage mit angelegtem Ölzeug simuliert. Das Ergebnis: Acht von 15 getesteten Westen drehten die Testperson nicht. Dies bedeutet, dass bewusstlose Personen in Bauchlage ertrinken könnten, was den eigentlichen Zweck der Weste verfehlt.
Kritiker bemängeln jedoch die Realitätsferne solcher Tests. Bewusstlose Personen würden nicht mit ausgebreiteten Armen im Wasser liegen. Zudem seien Tests im Hallenbad ohne Wellen wenig aussagekräftig.
Realistische Szenarien und Testbedingungen
Ein realistisches Szenario für eine bewusstlose Person in Ölzeug in Bauchlage im Wasser ist komplex. Das Ölzeug ist oft mit Luft gefüllt, und es dauert, bis diese entweicht, besonders wenn die Bündchen geschlossen sind. Die Arme hängen daher nicht einfach nach unten, sondern schwimmen eher oben.
Es wird argumentiert, dass es schwierig ist, als nicht-bewusstlose Testperson die Muskelspannung eines Bewusstlosen zu simulieren. Eine unbewusste Versteifung könnte das Drehen erschweren oder verhindern.
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Alternativen und Risikobewertung
Einige Stimmen betonen, dass das Hauptproblem bei Unfällen der letzten Jahre darin bestand, dass Personen über Bord gingen und nicht wieder an Bord geholt wurden. Es gab kaum Todesfälle, weil eine 175N- oder 220N-Weste nicht gedreht hat. Demnach sei es wichtiger, nicht über Bord zu gehen.
Die Aussage, dass das Drehen nicht wichtig sei, wird damit begründet, dass zu viele Unsicherheiten bestehen, als dass man sich darauf verlassen könnte. Andere Aspekte von Westen sind wichtiger, und ein Test kann interessant sein, um zu sehen, dass Westen bauartbedingt keine 100-prozentige Sicherheit bieten.
Gegenläufige Sicherheitskriterien
Die Wahl der optimalen Auftriebsgröße hängt von verschiedenen, teils gegenläufigen Sicherheitskriterien ab:
- Sperrigkeit der Weste: Je sperriger die Weste, desto weniger wird sie angezogen. Ein kleinerer Auftrieb erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die Weste helfen kann.
- Auftrieb: Je größer der Auftrieb, desto sicherer ist man im Wasser.
- Größe der aufgepumpten Weste: Je größer die Weste, desto schwieriger ist es, wieder an Bord zu kommen.
Die Entscheidung hängt vom Revier und Einsatzzweck ab. Ruhiges Schwimmbadwasser ohne Wellen wird als Worst-Case-Szenario für das Umdrehen angesehen.
Dynamik im Wasser
Im realen Fall eines Sturzes ins Wasser gibt es viel Dynamik, die eine stabile Bauchlage verhindert.
Der Unterschied zwischen 175N- und 275N-Westen liegt darin, dass im Sportbootbereich Eigeninitiative entscheidend ist. Wenn das Schiff in der Nähe aufstoppt, können wenige Schwimmzüge lebensrettend sein. Mit einer Profiweste sind diese jedoch nicht möglich.
Bewusstlosigkeit und Über Bord gehen
Es gibt zwei denkbare Szenarien für Bewusstlosigkeit und Über Bord gehen:
- Massive Gewalteinwirkung auf den Kopf, beispielsweise durch den Baum bei einer Halse.
- Bewusstlosigkeit als primäre Ursache, etwa durch einen epileptischen Anfall.
Beide Szenarien sind eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Im Wasser tritt Bewusstlosigkeit jedoch relativ schnell ein, abhängig von der Wassertemperatur. Ungewolltes Einatmen führt zum Stimmritzenkrampf.
Epilepsie: Was ist zu beachten?
Weltweit sind etwa 1 % der Bevölkerung an Epilepsie erkrankt. In Deutschland leiden ca. 800.000 Menschen an dieser neurologischen Erkrankung.
Epilepsie ist eine Krankheit, bei der es wiederholt zu kurzen, plötzlichen Funktionsstörungen des Gehirns kommt.
Verhalten bei einem Anfall
- Ruhe bewahren
- Betroffenen aus Gefahrenbereich entfernen
- Enge Kleidung am Hals lockern
- Kopf polstern
- Krampferscheinungen nicht unterdrücken
- Keine Gegenstände zwischen die Zähne schieben
- Keine Unterbrechungsversuche
- Patienten nach dem Anfall in stabile Seitenlage bringen
- Hilfe und Begleitung anbieten
- Dauer des Anfalls registrieren
Auslöser für epileptische Anfälle
- Schlafmangel
- Alkohol
- Flackerlicht
- Stress
- Überanstrengung
- Fieberhafte Infekte
- Vergessene Medikamenteneinnahme
Epilepsie und geistige Behinderung
Geistig behinderte Menschen sind häufiger von Epilepsie betroffen. Epilepsie verursacht jedoch selten Defizite in Intelligenz oder Gedächtnis.
Ausbildung und Beruf
Junge Menschen mit Epilepsie sollten sich frühzeitig mit der Berufswahl beschäftigen. Es ist wichtig, realistische Vorstellungen zu haben und die eigenen Stärken und Schwächen zu berücksichtigen. Eine spezielle Berufsberatung ist empfehlenswert.
Im Berufsleben gilt ein besonderer Kündigungsschutz für schwerbehinderte/gleichgestellte Arbeitnehmer. Leistungen der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben können beim Integrationsamt beantragt werden.
Epilepsie sollte im Bewerbungsschreiben nicht erwähnt werden. Es ist jedoch wichtig, die Art und Häufigkeit der Anfälle zu kennen und sich mit den Gefährdungskategorien auseinanderzusetzen.
Bildschirmarbeit
Flackerndes Licht von Bildschirmen löst nur selten Anfälle aus. Betroffen sind meist Menschen mit photosensitiven Epilepsien.
Führerschein und Flugreisen
Die Regelungen für Führerschein und Epilepsie sind komplex. Vor Flugreisen sollten ausreichend Medikamente mitgenommen und die Anforderungen der Fluggesellschaften beachtet werden.
Alkohol und Sport
Gelegentlicher Alkoholkonsum in geringen Mengen erhöht nicht die Anfallsfrequenz. Übermäßiger Konsum sollte jedoch vermieden werden. Sport ist grundsätzlich förderlich, aber eine ärztliche Beratung ist unerlässlich.
Schwangerschaft und Epilepsie
Während der Schwangerschaft kann die Einnahme von Antiepileptika das Fehlbildungsrisiko erhöhen. Es ist ratsam, die Medikamente nicht abzusetzen, da unkontrollierte Anfälle ein Risiko darstellen. Frauen mit Epilepsie und Kinderwunsch sollten sich an einen Facharzt wenden.
Erblichkeit
Nur wenige Epilepsieformen sind erblich bedingt. Das Risiko eines Kindes, an Epilepsie zu erkranken, liegt bei ca. 6 %, wenn ein Elternteil betroffen ist.
Alltag mit Epilepsie
Im Alltag sollten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um das Kind vor Verletzungen zu schützen.
Schwimmhilfen im Überblick
Es gibt verschiedene Arten von Schwimmhilfen, die sich in ihrer Eignung und Sicherheit unterscheiden:
- Schwimmringe und -sitze (Klasse A): Nicht zum Schwimmenlernen geeignet, da sie keine stabile Wasserlage garantieren.
- Poolnudeln (Klasse C): Begleitend zum Schwimmenlernen geeignet.
- Schwimmflügel (Klasse B): Eher nicht zum Schwimmenlernen geeignet, da sie den Schwerpunkt im Wasser verfälschen.
- Schwimmgürtel (Klasse B): Begleitend zum Schwimmunterricht empfehlenswert, da sie die horizontale Lage im Wasser unterstützen.
- Schwimmweste (Klasse B): Nicht zum Schwimmenlernen geeignet. Höchstens bei Anfallsleiden wie Epilepsie kann eine Weste eine gewisse Sicherheit bieten.
- Schwimmbrett (Klasse C): Wird im Schwimmkurs als methodische Hilfe genutzt.
Schwimmwesten speziell für Epileptiker
Schwimmwesten für Epileptiker sollen im Falle eines Anfalls im Wasser das Untergehen verhindern. Sie bieten jedoch keinen hundertprozentigen Schutz vor dem Ertrinken.
Einige Anbieter bieten spezielle Schwimmwesten für den Einsatz in Kliniken und für Geh- und Stehübungen im Wasser an. Diese Westen sind individuell an die Diagnose anpassbar.
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