Schwule Mütter im Alltag: Akzeptanz, Herausforderungen und die bunte Vielfalt der Familien

Die traditionelle Vorstellung von Familie wandelt sich. Regenbogenfamilien, in denen mindestens ein Elternteil der LGBTIQ*-Community angehört, werden vielfältiger und sichtbarer. Dieser Artikel beleuchtet den Alltag von schwulen Müttern, die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, und die positiven Aspekte des Aufwachsens in einer solchen Familie.

Ein Coming-out und seine Folgen

Das Coming-out ist ein wichtiger Schritt für junge Menschen, die sich ihrer sexuellen Orientierung bewusst werden. Ben Türk outete sich mit 14 Jahren per SMS bei seiner Mutter Susanne. Ihre Reaktion war gelassen, da sie bereits eine Vermutung hatte. Ben wollte seine sexuelle Orientierung offen ansprechen und ausleben. Obwohl er sich sorgte, stieß er auf wenig Gegenwind.

Die Großmutter reagierte zunächst überfordert und verunsichert, da sie im Internet auf Konversionstherapie-Seiten gelesen hatte. Inzwischen hat sie ihre Meinung revidiert und sich entschuldigt. Diese Geschichte zeigt, dass auch im familiären Umfeld Vorbehalte und Unverständnis existieren können, die aber durch Aufklärung und Gespräche abgebaut werden können.

Diskriminierung und Akzeptanz in der Gesellschaft

Homophobie und Diskriminierung sind in der Gesellschaft immer noch weit verbreitet, insbesondere bei jungen Menschen. Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der homosexuellen und bisexuellen Menschen Diskriminierungserfahrungen gemacht hat. Susanne Türk beobachtet mit Sorge den Rechtsruck in der Gesellschaft und die Zunahme von Übergriffen auf queere Menschen.

Trotz dieser Herausforderungen sind Mutter und Sohn Türk optimistisch, dass sich die Gesellschaft auf einem guten Weg befindet. Sie engagieren sich im Queeren Zentrum des Vereins Fliederlich in Nürnberg, um andere Eltern und queere junge Menschen zu unterstützen. Sie wünschen sich eine Gesellschaft, in der queere Jugendliche und deren Eltern keine Angst mehr vor Anfeindungen und Übergriffen haben müssen.

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Regenbogenfamilien: Vielfalt und Herausforderungen

Regenbogenfamilien sind vielfältiger geworden. Es gibt Familien mit zwei Müttern, zwei Vätern, mehreren Elternteilen und transgeschlechtlichen Eltern. Die Definition der Regenbogenfamilie wird bisher über die geschlechtliche und/oder sexuelle Identität der Eltern definiert.

In Regenbogenfamilien gibt es verschiedene Formen der Elternschaft:

  • Biologische/genetische Elternschaft: Hier besteht eine physische vorgeburtliche Verbindung zwischen Eltern und Kind.
  • Soziale Elternschaft: Sie umfasst alle fürsorgenden Tätigkeiten wie Pflege und emotionale Begleitung.
  • Rechtliche Elternschaft: Sie kann von maximal zwei Personen erfüllt werden.

Eine Herausforderung für Regenbogenfamilien ist, dass die Mutter, die das Kind nicht geboren hat, zunächst kein rechtlicher Elternteil ist. Dies liegt am Abstammungsrecht. In diesem Fall kommt oft die Stiefkindadoption zum Einsatz.

Kinder in Regenbogenfamilien: Entwicklung und Wohlbefinden

Studien zeigen, dass Kinder in Regenbogenfamilien sich genauso gut entwickeln wie Kinder heterosexueller Paare. Sie haben ein höheres Selbstwertgefühl und sind offener und toleranter. Kinder aus Regenbogenfamilien erleben, dass haushalts- und kindbezogene Aufgaben von beiden Elternteilen egalitär erledigt werden.

Allerdings berichten fast die Hälfte der Kinder aus Regenbogenfamilien von Diskriminierungserfahrungen. Es ist wichtig, dass Eltern offen mit ihren Kindern über diese Erfahrungen sprechen und sie unterstützen.

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Familiengründung und rechtliche Situation

Die Familiengründung ist für Lesben, Schwule und Transidente selbstverständlich geworden. Viele haben einen langen Weg hinter sich, um sich von traditionellen Familienbildern zu lösen und sich den Wunsch nach einem Leben mit Kindern zuzugestehen.

Will ein lesbisches Paar Eltern eines leiblichen Kindes werden, ist eine Form der Spermaspende nötig. In Deutschland war die Behandlung lesbischer Paare in den meisten Fertilitätskliniken lange nicht oder nur eingeschränkt möglich, weshalb viele Frauen den Samen im Ausland kauften.

Nach der Geburt gilt in der Lebenspartnerschaft und gleichgeschlechtlichen Ehe keine "Elternschaftsvermutung", so dass das Kind von der nicht austragenden Mutter als Stiefkind adoptiert werden muss. Die begleitende Hebamme sollte die Familie so annehmen und akzeptieren, wie sie besteht, und die Mutter, die das Kind nicht geboren hat, aktiv in die Prozesse einbinden.

Co-Elternschaft und Mehrelternschaft

Immer mehr Menschen interessieren sich für Co-Elternschaft oder Mehrelternschaft als Form der Familiengründung. Hier übernehmen mehrere Menschen die Verantwortung für die Kinder und teilen ihr Leben mit diesen.

Es bedarf in diesen Konstellationen hoher Kompetenzen, gut zu kommunizieren, Konflikte konstruktiv auszutragen und sich über Vorstellungen der Erziehung auszutauschen.

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Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen

Susanne Walter und Stephie Weber, ein lesbisches Paar, gründeten zusammen mit Thomas X. und Lothar Wolnik, einem schwulen Paar, eine Queer Family. Sie entschieden sich für eine gemeinsame Familiengründung, obwohl sie keine Liebesbeziehung verband.

Die ersten Schwierigkeiten gab es schon kurz nach der Geburt. Susanne Walter fühlte sich von den Mit-Eltern nicht entlastet, sondern gestört. Um das Problem zu lösen, setzten sich die Eltern zusammen und einigten sich auf neue Regeln.

Später trennten sich Susanne Walter und Stephie Weber, aber sie fanden neue Familienregeln, um Maximilians Willen. Die Geschichte zeigt, dass die Gründung einer Queer Family mit Herausforderungen verbunden ist, aber auch gestärkt aus Krisen hervorgehen kann.

Die Rolle der Kirche und gesellschaftliche Vorurteile

Die katholische Kirche steht Homosexuellen mit Kindern ablehnend gegenüber. Papst Benedikt XVI. hält gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften für den Ausdruck „anarchischer Freiheit“.

Unumstritten ist unter Fachleuten, dass Kinder aus Regenbogenfamilien genauso oft heterosexuell werden wie die Töchter und Söhne in traditionellen Familien. Sie lernen weniger geschlechtstypisches Rollenverhalten.

Regenbogenkinder sind psychisch genauso stabil und sozial kompetent wie ihre AltersgenossInnen aus traditionellen Familien, vorausgesetzt, ihre Eltern sind stark genug.

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