Die senile Demenz vom Alzheimer-Typ (SDAT) ist eine Manifestation der Alzheimer-Krankheit im höheren Alter. Sie ist durch einen fortschreitenden degenerativen Prozess im Gehirn gekennzeichnet, der zu Gedächtnisverlust, kognitiven Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen führt. Die SDAT ist die häufigste Form der Demenz und betrifft Millionen von Menschen weltweit.
Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz bezeichnet keine bestimmte Krankheit, sondern das gemeinsame Auftreten bestimmter Symptome (= Syndrom), die unterschiedlichste Ursachen haben können. Insgesamt umfasst der Begriff mehr als 50 Krankheitsformen (wie Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz). Allen Demenzformen gemeinsam ist die anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen. Oft kommen weitere Symptome (etwa im zwischenmenschlichen Verhalten) hinzu.
Weil vor allem ältere Menschen dement werden, spricht man oft auch von Altersdemenz. Dieser Begriff ist aber nicht gleich zu setzen mit der "senilen Demenz": Mit letzterem ist die "senile Demenz vom Alzheimer-Typ" (SDAT) gemeint - eine Manifestation der Alzheimer-Krankheit im höheren Alter. Im Gegensatz dazu steht die präsenile Alzheimer-Krankheit, die meist schon im fünften oder sechsten Lebensjahrzehnt auftritt.
Heute werden präsenile und senile Demenz vom Alzheimer-Typ meist zusammenfassend als Alzheimer-Krankheit oder Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) bezeichnet.
Überblick über Demenzformen
Wichtige Demenz-Formen:
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- Alzheimer-Krankheit (45-70% aller Demenzen)
- Vaskuläre Demenz (15-25%)
- Lewy-Body-Demenz (3-10%)
- Frontotemporale Demenz (3-18%)
- Gemischte Formen (5-20%)
Symptome der SDAT
Die Symptome der SDAT entwickeln sich langsam und fortschreitend über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gedächtnisverlust: Betrifft zunächst das Kurzzeitgedächtnis, später auch das Langzeitgedächtnis. Die Betroffenen vergessen zunehmend wichtige Informationen, verlegen Gegenstände und haben Schwierigkeiten, sich an kürzlich stattgefundene Ereignisse zu erinnern.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Schwierigkeiten beim Denken, Planen, Problemlösen und Entscheidungen treffen. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu erledigen und neue Informationen zu lernen.
- Sprachstörungen (Aphasie): Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, Sätze zu bilden und Gespräche zu verstehen.
- Räumliche und zeitliche Desorientierung: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, die Tageszeit, das Datum und den Ort zu erkennen.
- Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Unruhe, Angst, Depressionen, Apathie und sozial unangemessenes Verhalten.
- Persönlichkeitsveränderungen: Die Betroffenen können misstrauisch, egoistisch oder gleichgültig werden.
- Wahrnehmungsstörungen (Agnosie): Schwierigkeiten, Objekte, Personen oder Geräusche zu erkennen, obwohl die Sinnesorgane intakt sind.
- Störung von motorischen Handlungsabläufen (Apraxie): Schwierigkeiten, vertraute Handlungen auszuführen, wie z. B. Anziehen, Essen oder Kochen.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zur Demenz und zum Verlust der Selbstständigkeit des Patienten. Morphologisch zeichnet sich die Erkrankung durch eine generalisierte Hirnatrophie mit Nervenzellverlust, senilen Plaques und Neurofibrillenveränderungen aus, die sich vor allem in Kortex und Hippocampus finden.
Ursachen und Risikofaktoren der SDAT
Die genaue Ursache der SDAT ist unbekannt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und altersbedingten Faktoren eine Rolle spielt.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer SDAT sind:
- Höheres Alter: Das Risiko, an SDAT zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die meisten Menschen entwickeln die Krankheit nach dem 65. Lebensjahr.
- Genetische Veranlagung: Menschen, deren Familienangehörige an SDAT erkrankt sind, haben ein höheres Risiko, selbst an der Krankheit zu erkranken. In seltenen Fällen sind Mutationen im Erbgut (Mutationen) die Ursachen genetischer Natur: Veränderungen im Erbgut (Mutationen) führen zur Plaque-Bildung und zum Krankheitsausbruch. Solche Mutationen machen eine Alzheimer-Demenz vererbbar.
- Weitere Risikofaktoren: Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Herzrhythmusstörungen, hoher Cholesterinspiegel, Depressionen, Schädelhirnverletzungen, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Übergewicht. Auch Menschen mit geringer geistiger, sozialer und körperlicher Aktivität sind anfälliger für eine Demenzkrankheit.
Bei der häufigsten Form von Demenz bilden sich im Gehirn sogenannte Plaques. Das sind Ablagerungen eines krankhaften Proteins (Beta-Amyloid). Mediziner vermuten, dass diese Plaques die Alzheimer-Krankheit mitverursachen oder zumindest begünstigen.
Diagnose der SDAT
Die Diagnose der SDAT basiert auf einer umfassenden medizinischen Untersuchung, die Folgendes umfasst:
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- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden des Patienten sowie der Familiengeschichte. Der Arzt wird Sie zunächst zu Ihren Beschwerden und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand befragen. Er wird auch fragen, ob Sie irgendwelche Medikamente einnehmen und wenn ja, welche. Denn viele Präparate können die Hirnleistung vorübergehend oder dauerhaft verschlechtern. Während dieses Anamnese-Gesprächs achtet der Arzt auch darauf, wie gut Sie sich auf das Gespräch konzentrieren können. Oft unterhält sich der Arzt auch mit nahen Angehörigen. Er fragt sie etwa, ob der Patient unruhiger oder aggressiver ist als früher, nachts sehr aktiv ist oder Sinnestäuschungen hat.
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands des Patienten.
- Neurologische Untersuchung: Beurteilung der geistigen Funktionen, der Reflexe, der Koordination und des Gleichgewichts.
- Kognitive Tests: Durchführung von standardisierten Tests zur Beurteilung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, der Sprache, der räumlichen Orientierung und der Problemlösungsfähigkeiten. Mithilfe verschiedener Tests kann der Arzt feststellen, ob Sie an einer dementiellen Erkrankung leiden und wie ausgeprägt diese ist. Häufig verwendete Demenztests sind etwa der Uhrentest, MMST und DemTect. Sie sind einfach durchzuführen und nehmen nicht viel Zeit in Anspruch.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und Veränderungen im Gehirn zu erkennen.
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen, um andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.
Behandlung der SDAT
Die SDAT ist derzeit nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität des Patienten und seiner Angehörigen zu verbessern.
Die Behandlung der SDAT umfasst:
- Medikamentöse Behandlung:
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente erhöhen den Spiegel des Neurotransmitters Acetylcholin im Gehirn, der für das Gedächtnis und das Lernen wichtig ist. Beispiele für Acetylcholinesterase-Hemmer sind Donepezil, Rivastigmin und Galantamin.
- NMDA-Antagonisten: Diese Medikamente blockieren die Wirkung des Neurotransmitters Glutamat, der bei der SDAT überaktiviert sein kann und Nervenzellen schädigen kann. Ein Beispiel für einen NMDA-Antagonisten ist Memantin.
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen:
- Ergotherapie: Hilft den Patienten, ihreAlltagsfähigkeiten zu erhalten und zu verbessern.
- Physiotherapie: Hilft den Patienten, ihre körperlicheMobilität und Kraft zu erhalten.
- Logopädie: Hilft den Patienten, ihre Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern.
- Psychotherapie: Kann den Patienten helfen, mit ihren emotionalen Problemen umzugehen.
- Musiktherapie: Kann die Stimmung und das Verhalten der Patienten verbessern.
- Realitätsorientierungstraining (ROT): Hilft den Patienten, sich in der Realität zu orientieren und Verwirrung zu reduzieren.
- Validationstherapie: Akzeptiert die Gefühle und Erfahrungen der Patienten, auch wenn sie nicht der Realität entsprechen.
- Anpassung der Umgebung: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung für den Patienten.
- Unterstützung für Angehörige: Angehörige von Menschen mit SDAT benötigen oft Unterstützung und Beratung, um mit den Herausforderungen der Pflege umzugehen.
Umgang mit Demenz im Alltag
Die Betreuung von Menschen mit Demenz erfordert viel Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Hier sind einige Tipps für den Umgang mit Demenz im Alltag:
- Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie nur eine Frage auf einmal. Seien Sie geduldig und wiederholen Sie Informationen bei Bedarf. Vermeiden Sie es, den Patienten zu korrigieren oder zu kritisieren.
- Umgebung: Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung. Entfernen Sie Stolperfallen, sorgen Sie für gute Beleuchtung und kennzeichnen Sie wichtige Gegenstände mit Bildern oder Symbolen.
- Tagesstruktur: Etablieren Sie eine regelmäßige Tagesstruktur mit festen Essenszeiten, Schlafzeiten und Aktivitäten. Dies kann den Patienten helfen, sich sicherer und orientierter zu fühlen.
- Aktivitäten: Bieten Sie dem Patienten altersgerechte und sinnvolle Aktivitäten an, die seinen Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Dies kann dazu beitragen, seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu erhalten.
- Selbstpflege: Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, suchen Sie Unterstützung bei anderen Angehörigen oder Freunden und ziehen Sie professionelle Hilfe in Betracht, wenn Sie überfordert sind.
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