Senile Demenz: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Demenz ist ein Syndrom, keine Krankheit, und keine normale Alterserscheinung, obwohl sie bei älteren Menschen häufiger auftritt. Die Symptome können durch verschiedene Krankheiten verursacht werden, die als "Demenzformen" bezeichnet werden. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlung der senilen Demenz, auch bekannt als Altersdemenz.

Was ist senile Demenz?

Altersdemenz oder senile Demenz ist eine allgemeine Bezeichnung für den kognitiven Abbau, der mit dem Älterwerden einhergehen kann. Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung, die typischerweise nach dem 65. Lebensjahr beginnt (senile Demenz) oder vor dem 65. Lebensjahr (präsenile Demenz) und durch fortschreitende kognitive Beeinträchtigungen gekennzeichnet ist. Demenz zeigt einen irreversiblen Verlauf, was bedeutet, dass die Defizite sich im Laufe der Zeit ausweiten. Im Endstadium der Erkrankung nimmt die Aktivität der Betroffenen deutlich ab und sie sind oft nicht mehr in der Lage, zu sprechen oder zu kommunizieren (Mutismus). Häufig kommt es zu einer Nahrungsverweigerung, die zu einer ausgeprägten Kachexie, einem rapiden Gewichtsverlust und Muskelschwund führt.

Ursachen von Demenz

Die Symptome einer Demenz können von ganz unterschiedlichen Krankheiten hervorgerufen werden. Man spricht dabei von „Demenzformen“. Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden.

Die genauen Ursachen von Alters-Demenz sind komplex und umfassen eine Kombination aus genetischen, Umwelt- und Lebensstilfaktoren. Die Medizin kann die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln. Aber trotz intensiver Forschung ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht.

Primäre Demenzen

Primäre Demenzen sind eigenständige Krankheitsbilder, die ihren Ursprung im Gehirn haben, wo immer mehr Nervenzellen absterben. Die häufigsten Formen sind:

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  • Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn.
    • Alzheimer-Krankheit: Betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit die häufigste Form. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was dann die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer sammelt sich übermäßig viel Amyloid-beta zwischen den Gehirnzellen an und bildet kleinere, giftige Klumpen (Oligomere) und riesige Zusammenlagerungen (Plaques). Im Inneren der Gehirnzellen sorgt es für die Stabilität und Nährstoffversorgung.
    • Frontotemporale Demenz (Morbus Pick): Führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn, vor allem im Stirn- und Schläfenbereich. Dies führt dazu, dass die frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf.
    • Lewy-Körper-Demenz (Lewy-Body-Demenz): Eine neurodegenerative Erkrankung, bei der sogenannte „Lewy-Körperchen“ für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen (Halluzinationen) sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor.
    • Parkinson-Demenz: Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung.
  • Vaskuläre Demenz: Nicht die Nervenzellen selbst gehen zurück, sondern das Hirngewebe wurde durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt. Als Resultat sterben ebenfalls Nervenzellen ab, aber mit einer anderen Dynamik. Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz). Die Beeinträchtigungen können sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Bewegung und Orientierung. Vaskuläre Demenzen können, zum Beispiel durch Schlaganfälle, in jedem Alter auftreten. Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist. Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.

Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.

Mischformen

In der Theorie lassen sich die Demenzformen klar trennen, in der Praxis ist das jedoch nur selten der Fall. Die meisten Demenz-Patienten haben nämlich Mischformen von Demenz. Oft zum Beispiel eine neurodegenerative Form von Demenz und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Risikofaktoren

Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist Demenz vor allem eine Alterserkrankung. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an. Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt.

Sehr wohl bekannt sind allerdings einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen:

  • Genetische Faktoren: Das Vorhandensein des Apolipoprotein-E4-Gens (APOE ε4) erhöht das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung. Forscher haben mehrere Gendefekte sowie verschiedene Risikofaktoren ausfindig gemacht, die für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich sein könnten. So identifizierten Forscher in einer Studie, die in der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde (DOI: 10.1126/science.aba1667), mehrere neue Genvarianten, die mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verbunden sind
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Sie belasten die Gefäße oder den Stoffwechsel - etwa durch Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte.
  • Entzündungen und Ablagerungen im Gehirn: Sie fördern Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn.
  • Geringe kognitive Reserve: Sie schwächen die kognitive Reserve, also die Widerstandskraft des Gehirns gegenüber Schäden. Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn - besonders durch den Aufbau sogenannter kognitiver Reserven.
  • Hörverlust: Wenn das Gehör nachlässt, verarbeitet das Gehirn weniger Reize - es muss mehr Energie aufbringen, um Sprache zu verstehen.
  • Erhöhtes Cholesterin: Erhöhtes Cholesterin - vor allem bei Menschen unter 65 - kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit. Zudem belastet zu viel Cholesterin die Blutgefäße. Das steigert das Risiko für Schlaganfälle und damit auch für eine vaskuläre Demenz.
  • Depressionen: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge belasten nicht nur die Seele - sondern auch das Gehirn.
  • Kopfverletzungen: Ein Sturz, eine Schlag, ein Zusammenprall - Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer und die chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE).
  • Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
  • Diabetes Typ 2: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz - vor allem durch die negativen Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn.
  • Bluthochdruck: Bluthochdruck im mittleren Lebensalter erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz.
  • Übergewicht: Übergewicht - besonders im mittleren Lebensalter- erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken.
  • Hoher Alkoholkonsum: Wer regelmäßig viel Alkohol trinkt, riskiert mehr als einen Kater. Studien zeigen: Schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche führt zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Risiko für alle Formen der Demenz.
  • Soziale Isolation: Soziale Isolation bedeutet, dass ein Mensch nur selten Kontakt zu anderen hat - zum Beispiel, wenn er allein lebt, kaum Besuch bekommt oder nicht mehr aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt.
  • Luftverschmutzung: Was wir einatmen, kann auch unser Gehirn erreichen. Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Sehschwäche: Sehen ist mehr als nur ein Sinn - es ist geistige Anregung. Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.

Besonders wichtig: Wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen, erhöht sich das Demenzrisiko deutlich. Positiv ist: Wer an einer Stelle ansetzt, kann oft mehrere Risiken gleichzeitig verringern.

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Symptome der senilen Demenz

Die Symptome von Alters-Demenz variieren je nach Stadium der Erkrankung und können Folgendes umfassen:

  • Gedächtnisverlust: Ein typisches Frühsymptom sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, das heißt, man kann sich an kurz zurückliegende Ereignisse nicht mehr erinnern. Während der Zugriff auf alte Gedächtnisinhalte vor allem in der frühen Phase der Erkrankung noch lange bestehen bleibt, haben Erkrankte ab Beginn Schwierigkeiten, neue Inhalte aufzunehmen (Neugedächtnisstörung).
  • Beeinträchtigung der Denkfähigkeit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Dinge zu planen und zu organisieren.
  • Verwirrung und Desorientierung: Desorientierung in Ort und Zeit sowie an Aufmerksamkeitsstörungen.
  • Probleme mit der Sprache und Kommunikation: Häufig verwechseln Patientinnen und Patienten zudem naheliegende Wörter (semantische Paraphrasien).
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein.
  • Werkzeugstörungen: Eine Verminderung von höheren Hirnleistungen, die sich in Apraxie (Störung zielgerichteter Bewegungen), Alexie (Verlust der Lesefähigkeit), Agnosie (Störung des Erkennens verschiedener Sinneseindrücke) oder Akalkulie (Unfähigkeit im Umgang mit Zahlen) äußern können.
  • Nicht-kognitive Symptome: Sind schon zu früh eine Hyposmie, d. h. eine Geruchsminderung, und die Abnahme von Aktivität und Motorik.
  • Neurovegetative Symptome: Wie Inkontinenz und Störungen des Schlaf-/Wachrhythmus.
  • Neuropsychiatrische Symptome: Wie Halluzinationen oder Apathie und ggf. auch neurologisch-motorische Symptome wie dem Parkinson-Syndrom.

Im Frühstadium können die Symptome mild sein und sich langsam verschlechtern, während sich die Krankheit fortschreitet.

Diagnose von Demenz

Die Diagnose von Demenz kann eine Herausforderung sein, da es keine spezifischen Tests gibt, die eine eindeutige Diagnose stellen können. Die Diagnose erfordert eine umfassende Bewertung durch medizinisches Fachpersonal, einschließlich Neurologen, Psychologen und Psychiatern. Wenn Sie als Angehöriger den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten Sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären. All diese Anzeichen können, müssen aber nicht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz hindeuten.

  • Anamnese: Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests.
  • Körperliche Untersuchung: Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden.
  • Demenz-Tests: Spezielle Demenz-Tests messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Den sogenannten MMST als PDF können Sie als Selbsttest nutzen, um einen ersten Verdacht zu prüfen. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest keine ärztliche Diagnose ersetzt.
  • Blutuntersuchungen: Um reversible Demenzursachen auszuschließen, sollten als Standardparameter im Rahmen der Demenzdiagnostik Blutbild, Elektrolyte, Blutzucker und TSH bestimmt werden. Zudem ist die Erhebung der Parameter CRP, Leber- und Nierenfunktionswerte, Vitamin B12 und Folsäure sinnvoll.
  • Liquorpunktion: Als nächsten Schritt bei der Alzheimer-Diagnostik steht die Liquorpunktion, bei der Zellzahl, das Gesamtprotein, die Laktatkonzentration, die Glukose, der Albuminquotient, die intrathekale IgG-Produktion und oligoklonale Banden bestimmt werden. Neben dem Ausschluss entzündlicher Demenzursachen können im Liquor auch Korrelate der neuropathologischen Veränderungen einer Alzheimer-Erkrankung gefunden werden. Es empfiehlt sich daher die Bestimmung der Parameter ß-Amyloid-1-42 und Gesamt-Tau oder Phospho-Tau.
  • Bildgebung: Besteht ein Demenzsyndrom, sollte eine zerebrale Bildgebung, als erste Wahl ein cMRT, durchgeführt werden. Bei Kontraindikationen wie z. B. einem Herzschrittmacher, kann stattdessen ein cCT angefordert werden. In der Bildgebung können einige potenziell reversible Ursachen wie ein Tumor, ein subdurales Hämatom oder ein Normaldruckhydrozephalus aufgedeckt werden und z. B. anhand des Atrophiemusters zwischen ätiologisch verschiedenen primären Demenzerkrankungen unterschieden werden.
  • Nuklearmedizinische Verfahren: Bei klinisch unklarer Konstellation gibt es nuklearmedizinische Verfahren wie funktionelle Messungen des Glukosemetabolismus (18F-FDG-PET), Messungen der zerebralen Perfusion (HMPAO-SPECT) und die Darstellung des zerebralen Amyloids im PET, die die Diagnostik ergänzen können.
  • Sonographie: Eine Sonographie der gehirnversorgenden Gefäße (Doppler- und Duplex) kann bei der Differentialdiagnose einer vaskulären Demenz relevant werden.
  • EEG: In speziellen Fällen wie beim Verdacht auf eine Epilepsie, ein Delir oder eine Creutzfeld-Jakob-Erkrankung kann ein ergänzendes EEG sinnvoll sein.
  • Genetische Beratung: Bei Verdacht auf die seltene, monogen vererbte Demenzerkrankung, z. B. bei frühem Beginn oder deutlicher Familienanamnese, sollte eine genetische Beratung angeboten werden.

Differentialdiagnosen

Wichtige Differenzialdiagnosen bei einem Demenzsyndrom sind neben anderen primären Demenzsyndromen (z. B. vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Body-Demenz) sekundäre Demenzsyndrome z. B. nach einem Trauma oder Tumor, wegen metabolischer oder toxischer Ursache, hypoxisch bedingt, entzündlich/infektiös bedingt oder im Rahmen eines Normaldruck-Hydrozephalus. Ein psychopathologischer Befund liefert Hinweise zu psychiatrischen Differenzialdiagnosen einer Demenz, allen voran zur Depression. Des Weiteren kann ein Delir mit einer Demenz verwechselt werden und auch Abhängigkeitserkrankungen oder Negativsymptomatik bei Schizophrenie präsentieren sich ggf.

Bevor eine Demenzdiagnose gestellt wird, ist es wichtig, andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, auszuschließen:

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  • Leichte kognitive Störung (MCI): Ein Frühstadium (Prodromalstadium) des demenziellen Syndroms.
  • Depression (Pseudodemenz): Kann zu kognitiven Beeinträchtigungen und Gedächtnisproblemen führen, die denen von Demenz ähneln.
  • Delir: Ein hirnorganisatorisches Syndrom, welches durch eine akute Störung des Bewusstseins, der kognitiven Funktionen, Aufmerksamkeit, Psychomotorik, des Schlaf-Wach-Rhythmus und der Emotionalität gekennzeichnet ist.
  • Vitaminmangel: Insbesondere Vitamin B12, kann neurologische Symptome hervorrufen, die denen der Demenz ähneln.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Wie Hypothyreose können kognitive Probleme verursachen, die mit Demenz verwechselt werden können.
  • Medikamentenwechselwirkungen: Zwischen verschiedenen Medikamenten können kognitive Beeinträchtigungen und Gedächtnisprobleme verursachen.

Behandlung von Demenz

Der Verlauf von Alters-Demenz ist progressiv und führt zu einer allmählichen Verschlechterung der kognitiven Funktionen und des täglichen Funktionsniveaus. Die Geschwindigkeit des Fortschreitens kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Biologie, des Vorhandenseins anderer Gesundheitszustände und des Zugangs zu medizinischer Versorgung und Unterstützung.

Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Dennoch ist die Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Die Behandlung von Alters-Demenz konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern, die Progression der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Medikamente wie Cholinesterase-Hemmer und NMDA-Rezeptor-Antagonisten können zur Verbesserung der kognitiven Funktionen und zur Kontrolle von Verhaltenssymptomen verschrieben werden. Die Grundlage der spezifischen pharmakologischen Therapie von Morbus Alzheimer im F…

  • Aktivierung von Erinnerungen: Ein allgemeingültiger Ansatz für alle Demenzformen in allen Stadien ist die Aktivierung von Erinnerungen. Es ist wichtig für Demenzpatient:innen, sich regelmäßig an möglichst positive, persönliche Ereignisse aus ihrem Leben zu erinnern.
  • Bewegung und Sport: Auch Bewegung und leichte sportliche Aktivität kann bei einer Demenzerkrankung helfen.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung verhindert Vitamin- und Flüssigkeitsmangel, die ihrerseits die Demenz verschlimmern oder zu einem Delir führen können.
  • Antikörper-Therapie: Auch wird seit wenigen Jahren die Wirksamkeit von Antikörpern wie Aducanumab oder Lecanemab untersucht. Hierbei handelt es sich um einen Antikörper, die sich gegen aggregierte lösliche und unlösliche Formen des Beta-Amyloids richten, indem die Ansammlung von den schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn reduziert wird.

Nicht-medikamentöse Therapie

Kognitive Rehabilitation und Psychotherapie können helfen, mit den emotionalen Auswirkungen der Krankheit umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Kognitive Stimulation: Alle primären Demenzformen verlangen nach psychosozialer Intervention im Sinne von kognitiver Stimulation, Ergotherapie und ab dem mittleren Schweregrad auch multisensorischen Verfahren.
  • Ergotherapie:
  • Psychotherapie:
  • Soziale Kontakte: Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden.
  • Unterstützung der Selbstständigkeit: Für die Betroffenen am wichtigsten ist die möglichst lange Selbstständigkeit zu Hause sowie eine Stärkung und Sicherung des Selbstwertgefühls. Meist bietet das vertraute Umfeld vielen Demenzkranken bereits Sicherheit. Durch Merkhilfen, wie Notizzettel an den Türen, mehrere Kalender und Uhren in der Wohnung und zahlreiche Fotos vertrauter Personen an den Wänden kann zusätzlich Orientierung gegeben werden.
  • Feste Strukturen: Feste Mahlzeiten und Essenszeiten sowie eine festgelegte Trinkmenge sind wichtig. An beides kann, wenn nötig, mit Notizzetteln erinnert werden.
  • Ambulante Pflege: Das Engagieren eines ambulanten Pflegedienstes oder einer Nachbarschaftshilfe können sinnvoll sein, um Angehörige und Freunde zu entlasten.
  • Pflegetagebuch: In einem Pflegetagebuch können Sie die Beeinträchtigungen im Alltag genauer beobachten und dokumentieren. Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie gegebenenfalls beim Antrag auf Pflegegrad.
  • Demenzgerechte Raumgestaltung: Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen.
  • Beschäftigung und Spiele: Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen.
  • Kommunikation mit Demenzerkrankten: Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.

Herausforderungen bei der zahnmedizinischen Behandlung

Die zahnmedizinische Behandlung von Demenzpatienten erfordert besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität seitens Zahnärzten und Praxisteams, um den besonderen Bedürfnissen der Patientengruppe gerecht zu werden. Eine der größten Herausforderungen bei der Behandlung von Demenzpatienten besteht darin, dass sie möglicherweise nicht in der Lage sind, Schmerzen oder Unbehagen zu äußern. Daher ist es wichtig, dass Zahnärzte auf nonverbale Anzeichen achten, die auf ein mögliches Problem hindeuten könnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt der zahnmedizinischen Versorgung von Demenzpatienten ist die Prävention von Zahnproblemen. Dazu gehört eine gute Mundhygiene, die bei Demenzpatienten möglicherweise nicht selbstverständlich ist. Bei der zahnmedizinischen Behandlung von Demenzpatienten ist es außerdem ratsam, individuell angepasste Zahnersatzlösungen zu verwenden. Zahnersatz sollte mit Namen versehen und leicht erkennbar sein, da das Einsetzen und Entfernen von Zahnersatz für Demenzpatienten ein kognitiver Prozess ist.

Palliativversorgung

Im Endstadium der Erkrankung sind Patientinnen und Patienten bei der Abnahme ihrer Aktivität und häufig sogar Mutismus vollständig pflegebedürftig. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Binden Sie frühzeitig einen ambulanten Palliativdienst aus Ihrer Umgebung ein. Ausgebildete Fachkräfte helfen Ihnen und beraten Sie in der schwierigen Situation, um ein würdevolles Sterben zuhause ohne Schmer…

Prävention von Demenz

Tatsächlich lässt sich einer Demenz in vielen Fällen vorbeugen. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten.

  • Gesunde Lebensweise: Aktuelle Studien und Publikationen weisen darauf hin, dass eine gesunde Lebensweise einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung, sozialer Interaktion und geistiger Stimulation, das Risiko für Demenz verringern kann.
  • Körperliche Aktivität: Eine aktuelle Studie, die in der Zeitschrift „JAMA Neurology“ veröffentlicht wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Demenzrisiko. Die Autoren fanden heraus, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko für Demenz bei älteren Erwachsenen signifikant reduziert, unabhängig von anderen Risikofaktoren. Körperliche Aktivität verbessert das physische und psychische Funktionsniveau und ist in allen Stadien sinnvoll.
  • Soziale Interaktion: Eine kürzlich in der Zeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlichte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Demenzrisiko. Die Autoren fanden heraus, dass ältere Erwachsene, die sozial isoliert sind, ein höheres Risiko für Demenz haben als diejenigen, die regelmäßig soziale Kontakte pflegen.
  • Mediterrane Ernährung: In der Zeitschrift „Nature Neuroscience“ wurde eine Studie veröffentlicht, die den Einfluss von Ernährung auf das Demenzrisiko untersuchte. Die Forscher stellten fest, dass eine mediterrane Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und gesunden Fetten ist, das Risiko für Demenz signifikant reduzieren kann.
  • Schlaf: So wurde in einer Studie die Rolle des Schlafes und der Schlafqualität bei der Entstehung und Progression der Demenz untersucht. Eine weitere wichtige Studie, die in der Zeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde, untersuchte die Rolle von Schlafstörungen bei der Entstehung von Demenz.
  • Bekämpfung von Risikofaktoren: So hat eine Studie, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde, die Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen zur Verzögerung oder Verhinderung der Entwicklung von Demenz untersucht. Die Autoren fanden heraus, dass durch gezielte Präventionsmaßnahmen, wie die Bekämpfung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Adipositas das Demenzrisiko um bis zu 40 % reduziert werden könnte.

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