Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Familien vor große Herausforderungen. Der Alltag verändert sich, die Kommunikation wird schwieriger und vertraute Abläufe funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Ein wichtiger Aspekt dieser Herausforderungen betrifft die Sinneswahrnehmung, die bei Menschen mit Demenz beeinträchtigt sein kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Sinneswahrnehmung bei Demenz und gibt Anregungen, wie der Alltag erleichtert und ein stabiles Miteinander geschaffen werden kann.
Die veränderte Welt der Sinneswahrnehmung bei Demenz
Demenz ist ein Syndrom, das mit einer chronischen und meist im Alter erworbenen Beeinträchtigung der intellektuellen Leistungsfähigkeit einhergeht. Diese Beeinträchtigung betrifft nicht nur das Gedächtnis und das Denkvermögen, sondern auch die Sinneswahrnehmung. Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, ihre Umwelt richtig wahrzunehmen und zu interpretieren. Dies kann zu Verwirrung, Angst und Unsicherheit führen.
Gedächtnis und Kommunikation
Menschen mit Demenz, insbesondere mit der Alzheimer-Krankheit, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern und Gesprächen zu folgen. Sprechen Sie deshalb langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Begriffe. Auch wenn Alltagsgespräche irgendwann unmöglich werden, bleibt der Austausch wichtig. Am einfachsten ist es, sich an bereits vertraute Abläufe zu halten, wie zum Beispiel Aufstehen, Frühstücken, Anziehen oder Duschen. Diese Routinen geben der erkrankten Person Sicherheit und Vertrautheit.
Orientierung im Alltag
Bei einer Demenz geht nach und nach das Zeitgefühl verloren: Wochentage geraten durcheinander, Tag und Nacht lassen sich schwer unterscheiden. Auch die Schlafqualität leidet - viele Erkrankte schlafen kürzer, wachen öfter auf und sind tagsüber erschöpft. Eine klare Tagesstruktur kann helfen, Orientierung zu geben: Tageslicht, frische Luft und feste Abläufe am Tag, Ruhe und gedimmtes Licht am Abend.
Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten
Eine Demenzerkrankung kann das Ess- und Trinkverhalten deutlich verändern. Manche Menschen vergessen zu essen und nehmen deshalb nicht ausreichend Nahrung zu sich. Andere wiederum essen scheinbar ohne Hemmungen - oft bevorzugt Süßes. Auch das Gefühl für Hunger und Durst nimmt ab, wodurch das Risiko für Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel steigt. Im späteren Verlauf treten häufig Koordinationsprobleme sowie Kau- oder Schluckbeschwerden auf. Was hilft? Eine ruhige Umgebung, feste Essenszeiten und vertrautes Geschirr geben Orientierung.
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Sinnesüberlastung
Laute Wassergeräusche, helles Licht oder intensive Düfte von Pflegeprodukten können Stress auslösen. Diese Ängste zu verstehen und mögliche Auslöser zu vermeiden, kann für Angehörige ein erster Schritt sein, das Baden und Duschen angenehmer zu gestalten. Menschen mit Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen brauchen häufig mehr Zeit zum Anziehen. Sie tun sich schwer, sich Kleidung herauszusuchen oder wählen die falsche Kleidung für Wetter und Jahreszeit. Ermutigen Sie die oder den Erkrankten dennoch immer, sich selbst morgens anzuziehen. Halten Sie das Angebot klein, also lieber weniger Kleidung, dafür welche, leicht kombinierbar ist.
Herausforderungen in den verschiedenen Sinnesbereichen
Visuelle Wahrnehmung
Visuelle Störungen sind ein häufiges Phänomen bei der Alzheimer-Krankheit. Dabei kommt es zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der räumlichen Vorstellungskraft, der Objekterkennung; sogar die Farbwahrnehmung und die Farbpräferenzen verschieben sich deutlich im Krankheitsverlauf. Für den Patienten verändert sich dadurch das Aussehen der Welt. Einen eindrucksvollen Einblick in diese Veränderungen gibt das Gesamtwerk des Künstlers und Grafikers Carolus Horn. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die typischen Veränderungen der visuellen Perzeption bei der Alzheimer-Krankheit am Beispiel von Veränderungen in den Grafiken und Zeichnungen von Carolus Horn im Laufe seines Krankheitsprozesses.
Auditive Wahrnehmung
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Sinneswahrnehmung - Geräusche werden leiser, Farben blasser und Eindrücke weniger intensiv. Gerade im Pflegealltag mit Demenz kann das dazu führen, dass viele schöne Momente unbemerkt bleiben. Deshalb ist die gezielte Sinnesaktivierung bei Demenz besonders wichtig, um bewusste Erfahrungen aktiv zu fördern.
Olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung
Gerüche sind eng mit Erinnerungen verknüpft - gerade im Sommer sind viele typische Düfte verfügbar. Riechstation mit Kräutern wie Minze, Lavendel, ZitronenmelisseVerwendung von Duftölen oder Sommerparfums (z. B. Kokos, Sonnencreme) „Riechmemory“ gestalten: gleiche Düfte in Döschen finden und zuordnen Typische Sommergeschmäcker wecken Genuss und Lebensfreude. Sie lassen sich einfach und kreativ in den Alltag integrieren. Bunte Obstteller gemeinsam gestalten und probieren (Erdbeeren, Melone, Trauben) Eis am Stiel selbst machen (z. B. mit Joghurt, Fruchtsaft, pürierten Beeren) Sommerliche Getränke mixen: Kräuterwasser, Eistee, Fruchtschorlen
Taktile Wahrnehmung
Der Tastsinn ist einer der direktesten Wege zur Welt. Der Sommer lädt dazu ein, Materialien auf der Haut zu spüren. Barfuß im Gras oder auf einem Fühlweg laufen Hände in Wasserbäder tauchen - mit Blüten, Steinen oder Eiswürfeln Naturmaterialien ertasten: Sand, Muscheln, Rinde, Blätter
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Strategien zur Förderung der Sinneswahrnehmung und Lebensqualität
Sinnesaktivierung im Alltag
Gerade im Pflegealltag mit Demenz kann das dazu führen, dass viele schöne Momente unbemerkt bleiben. Deshalb ist die gezielte Sinnesaktivierung bei Demenz besonders wichtig, um bewusste Erfahrungen aktiv zu fördern. Der Sommer bietet eine Fülle an Sinneseindrücken, die auf natürliche Weise aktivieren, erfreuen und Erinnerungen wecken. Gerade bei Senioren, deren Sinneswahrnehmung im Laufe der Jahre oft nachlässt, sind solche Reize besonders wertvoll. Sie helfen dabei, sich mit der Umwelt zu verbinden und die Orientierung im Jahresverlauf zu behalten.
Sinnesanregungen wirken dabei auf mehreren Ebenen. Sie stärken das Gedächtnis, unterstützten die zeitliche und räumliche Orientierung und rufen persönliche Erinnerungen wach, oft an die unbeschwerten Sommertage in der Kindheit oder besondere Erlebnisse. Das weckt nicht nur Emotionen, sondern regt insbesondere bei Demenz, Gespräche über damalige Erfahrungen an, welche zum Austausch einladen und das Gemeinschaftsgefühl stärken.
Aktivitäten zur Sinnesförderung
- Blumensträuße gemeinsam gestalten oder verschiedenes pflanzen
- Sommerliche Dekoration basteln (z. B. Windspiele, Mobiles oder Fensterbilder)
- Alte Urlaubsfotos oder Sommeralben anschauen
- Vogelgezwitscher und Naturklänge aus dem Lautsprecher oder bei offenem Fenster hören
- Geräusche raten: Naturklänge wie Meeresrauschen, Grillenzirpen oder Sommerregen erkennen
- Riechstation mit Kräutern wie Minze, Lavendel, Zitronenmelisse
- Verwendung von Duftölen oder Sommerparfums (z. B. Kokos, Sonnencreme)
- „Riechmemory“ gestalten: gleiche Düfte in Döschen finden und zuordnen
- Barfuß im Gras oder auf einem Fühlweg laufen
- Hände in Wasserbäder tauchen - mit Blüten, Steinen oder Eiswürfeln
- Naturmaterialien ertasten: Sand, Muscheln, Rinde, Blätter
- Bunte Obstteller gemeinsam gestalten und probieren (Erdbeeren, Melone, Trauben)
- Eis am Stiel selbst machen (z. B. mit Joghurt, Fruchtsaft, pürierten Beeren)
- Sommerliche Getränke mixen: Kräuterwasser, Eistee, Fruchtschorlen
Jede dieser Anregungen lässt sich flexibel anpassen - an individuelle Fähigkeiten, Vorlieben und Gruppengrößen. Wichtig ist nicht die Perfektion, sondern das gemeinsame Erleben. Denn genau das macht Sommertage unvergesslich.
Validation und akzeptierende Kommunikation
Stattdessen sollte er sich auf die veränderte Wahrnehmung des dementiell erkrankten Menschen einlassen und versuchen, in seine Welt eintauchen, um auf einer Ebene zu kommunizieren. Geduld und Zuneigung wären die besten Voraussetzungen für die Begleitung Ihrer Demenzerkrankten. Im Alltag - wie grundsätzlich im menschlichen Miteinander - wird das aber nicht immer gegeben sein. Setzen Sie sich also selbst nicht zusätzlich unter Druck und machen Sie sich kein schlechtes Gewissen, wenn mal etwas „schief gegangen“ ist. Eine dementielle Erkrankung verläuft in der Regel in Stadien. Es ist ganz wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern, wie wir am besten mit den Betroffenen kommunizieren können. Dabei spielen Kommunikationsregeln eine große Rolle. Wenn wir diese Regeln beachten, können wir Missverständnisse vermeiden und auf die Bedürfnisse der Erkrankten eingehen. Je nachdem, wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, muss die Kommunikation ganz unterschiedlich aussehen.
Kommunikationsstrategien in verschiedenen Stadien der Demenz
- Leichte Demenz: Bei der Kommunikation mit Menschen mit leichter Demenz ist es wichtig, den Betroffenen mehr Zeit zum „Re-Agieren“ oder antworten zu lassen. Seien Sie stets zugewandt und sprechen Sie in einfachen, kurzen Sätzen. Hilfreich ist es, wenn Sie langsam und deutlich sprechen und Ihr Gesagtes mit Gesten unterstützen.
- Mittelschwere Demenz: Ab diesem Krankheitsstadium ist es sehr wichtig, auf die jeweils aktuelle Gefühlslage Ihres Angehörigen einzugehen. Also mit Empathie zu reagieren und zu vermitteln, dass das Gefühl gerechtfertigt ist. Regt sich Ihr Angehöriger beispielsweise über ein plötzlich auftretendes lautes Geräusch auf, können Sie bestätigen „Oh, das war aber laut!“.
- Schwere Demenz: Eine nonverbale und emotionale Kommunikation zur Verständigung wird dann immer wichtiger. Für die Kommunikation mit Menschen mit schwerer Demenz eignet sich die Methode der basalen Stimulation besonders gut. Handeln Sie bitte gerade in diesem Krankheitsstadium nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Viele der Betroffenen genießen auch ein schweigendes Beisammensitzen. Hand in Hand. Das muss auch nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist das Erleben „Ich bin nicht allein“, zum Beispiel für drei bis fünf Minuten.
Bedeutung von Berührungen
Berührungen werden in diesem Stadium besonders wichtig für viele Betroffene. Versuchen Sie Ihrem Angehörigen Zuneigung und Wertschätzung zu vermitteln. Je nach Phase der Demenzerkrankung kann eine verbale oder eine nonverbale Kommunikation zentral sein.
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Konzepte für die Kommunikation mit Demenzerkrankten
Validation, basale Stimulation und die personzentrierte Pflege sind Methoden und Konzepte für die Kommunikation mit Demenzerkrankten, die auf den Prinzipien der Akzeptanz und Wertschätzung basieren.
Validation nach Naomi Feil und Nicole Richard
Die grundlegende Annahme der Methode der Validation: Dementiell erkrankte Menschen sind überaus feinfühlig und äußern ihre Gefühle sehr authentisch. Bei der Validation geht man auf diese aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein anstatt die Person zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen. Versucht werden soll, die Perspektive des Demenzerkrankten einzunehmen und Verständnis für dessen aktuelle emotionale Lage aufzubringen. Ziel dabei ist es, Stress zu reduzieren, Unruhe und Aggressionen bei Demenz entgegenzuwirken, den Einsatz von Beruhigungsmitteln zu vermeiden und die Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeiten des dementiell Erkrankten zu erhalten.
Beispiele für Validation
- Ihr dementiell erkrankter Angehöriger räumt persönliche Gegenstände ständig hin und her und will nicht damit aufhören. Als verbale Validation sagen Sie in dieser Situation zum Beispiel: „Ordnung ist das halbe Leben“ oder „Du bist immer sehr ordentlich“.
- Ihr Angehöriger möchte die längst verstorbene Mutter am Bahnhof abholen und wird aus Angst, den Termin zu verpassen, unruhig. Sie valideren „Du bist gerne pünktlich. Auf dich ist Verlass“ oder auch „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“.
Personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood
Das zentrale Element der personzentrierten Pflege nach Kitwood: Sie stellt den Mensch in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern bei dieser Art der Kommunikation. Wie bei der basalen Stimulation kann durch Körpersprache Sicherheit und Geborgenheit vermittelt werden. Das kann eine Umarmung, das Streicheln der Hand oder des Armes oder einfach ein verständnisvolles Nicken sein.
Die Bedürfnisse nach Tom Kitwood
Die Bedürfnisse, die jeder Menschen braucht, um sich wahrgenommen, wertgeschätzt und als Person zu fühlen, können nach Tom Kitwood in einer Blumenform illustriert werden. Kern der Blüte ist das Bedürfnis nach Liebe, an welches sich die „Blütenblätter“ Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität anknüpfen.
Basale Stimulation
Eine basale Stimulation bei Demenz - oder auch multisensorische Stimulation - hat das Ziel, die Fähigkeiten von dementiell erkrankten Menschen in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern und sie zu aktivieren. Im Gegensatz zur Validation und der personzentrierten Pflege setzt sie hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation. Über die Stimulation von visuellen (Sehen), akustischen (Hören), gustatorischen (Riechen und Schmecken) und taktilen (Fühlen) Reizen kann die Aufmerksamkeit angeregt und eine Verbindung aufgebaut werden. Sinnvoll ist die basale Stimulation besonders für Menschen mit mittelschwerer und schwerer Demenz, die nicht mehr oder nur schwer in der Lage sind, verbal zu kommunizieren und sich zu verständigen.
Beschäftigung und Aktivierung
Zur Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz gehört deshalb unbedingt auch die gezielte Beschäftigung mit Spielen oder anderen Tätigkeiten. Schlagen Sie von sich aus Dinge vor und motivieren Sie den Demenzerkrankten mitzumachen. Es sollte nicht Ihr Ziel sein, Menschen mit Demenz durch die Beschäftigung herauszufordern und sie vor schwierige Aufgaben zu stellen. Demenz lässt sich nicht „wegtrainieren“. Deshalb muss ein Demenzerkrankter auch nichts unter Beweis stellen. Das Stadium der Demenz ist ausschlaggebend dafür, welche Aufgaben und Spiele Sie der betroffenen Person zumuten können. Gedächtnisübungen können zum Beispiel bei einer leichten Demenz noch sinnvoll sein und Spaß bereiten.
Tipps zur Beschäftigung
- Beachten Sie das Stadium der Demenz: Überforderung bewirkt negative Reaktionen.
- Gehen Sie auf persönliche Vorlieben und Abneigungen ein: Die Beschäftigung sollte Spaß machen.
- Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten: Lassen Sie es zu, wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet.
- Tolerieren Sie „Fehler“: Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert.
Beispiele für geeignete Beschäftigungen
- Kreative Tätigkeiten: Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Sie müssen sich dafür nicht unbedingt spannende Bastelideen ausdenken, sondern können auch einfach so etwas Raum für die kreative Betätigung schaffen.
- Musikhören und Singen: Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann. Außerdem stellt sich beim Tanzen und gemeinsamen Singen schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein. Der Isolation und dem Rückzug wird so Einhalt geboten.
- Erinnerungsalben: Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten. Zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit.
- Vorlesen: Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
- Bewegung: Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung. Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen.
- Spiele: Am besten eignen sich dazu Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Würfelspiele oder Mensch ärgere Dich nicht. Achten Sie darauf, dass das Spielen nicht zu Leistungsdruck führt. Variieren Sie die Spielregeln lieber, als zu konsequent auf deren Einhaltung zu achten und Ihren demenzerkrankten Spielpartner damit zu verunsichern.
Orientierungshilfen
Warum geht bei Demenz die Orientierung verloren? Desorientierung gehört zu den häufigsten Symptomen bei Demenz. Besonders bei der Alzheimer-Krankheit sind die räumliche Orientierung und das Zeitgefühl schon früh beeinträchtigt. Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt.
Ursachen für Orientierungsverlust
Der Hippocampus speichert und ruft Informationen ab - etwa zu Straßen, Gebäude oder anderen Orientierungspunkten. Er hilft zudem bei Entscheidungen, wohin man als Nächstes geht. Ist der Hippocampus geschädigt, leidet auch das Zeitgefühl. Der parietale Kortex (Scheitellappen) vearbeitet Sinneseindrücke, wie Sehen, Hören und Fühlen. Er ermöglicht es uns, Räume und Objekte darin zu erfassen. Schäden in diesem Bereich erschweren die räumliche Orientierung.
Arten von Orientierungsverlust
- Räumlich: Erkrankte Menschen verirren sich in ihrer Umgebung, selbst an Orten, die ihnen vertraut waren. Sie erkennen bekannte Wege nicht mehr oder wissen nicht, wie sie von einem Raum in den anderen gelangen.
- Zeitlich: Termine werden vergessen, der Tag und die Uhrzeit sind nicht mehr klar, und Handlungen wie das Zähneputzen werden mehrfach wiederholt. Die Fähigkeit, Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen, geht verloren.
- Situativ: In neuen oder ungewohnten Situationen sind die Erkrankten zunehmend überfordert. Schon einfache Probleme, wie beim Kochen eine gewohnte Zutat durch eine andere zu ersetzen, können Verwirrung und Stress auslösen.
- Personell: Im fortgeschrittenen Stadium verlieren Menschen mit Demenz den Bezug zu ihrer eigenen Biografie. Sie wissen nicht mehr, welchen Beruf sie ausgeübt oder wie viele Kinder sie haben.
Praktische Orientierungshilfen
- Räumliche Anpassungen: Eine klare Strukturierung der Wohnung, zum Beispiel durch farbliche Markierungen oder Schilder, kann Betroffenen helfen, sich besser zurechtzufinden.
- Zeitliche Orientierungshilfen: Große, gut sichtbare Kalender und Uhren können zu Hause bei der Orientierung helfen.
- Emotionale Verbindungen: Oft erleichtern emotionale Verbindungen das Verständnis, wie "die Stadt, in der deine Tochter wohnt" oder "der Monat nach deinem Geburtstag".
- Feste Routinen: Regelmäßige Tagesabläufe, wie feste Mahlzeiten oder Aktivitäten, bieten Halt und geben Orientierung.
Unterstützung für Angehörige
Die Betreuung eines Familienmitglieds mit Demenz ist außerordentlich schwer und kann viele Jahre dauern. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass ein einzelner Mensch die für die Betreuung erforderliche seelische und körperliche Kraft jederzeit und unbegrenzt aufbringen kann. Den selbst auferlegten Leistungsdruck abzubauen, steht daher an erster Stelle. Niemand kann einen anderen Menschen täglich 24 Stunden betreuen, versorgen und beobachten, ohne sich dabei selbst vollkommen zu überfordern. Das Missachten der eigenen Belastungsgrenze schadet aber nicht nur der betreuenden, sondern auch der betreuten Person.
Entlastungsmöglichkeiten
Oft suchen pflegende Angehörige erst dann nach Entlastungsmöglichkeiten, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Dann erweist sich die Suche jedoch als zusätzlicher Stressfaktor, der kaum noch verkraftet werden kann. Pflegende Angehörige sollten sich deshalb um Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten kümmern, solange sie noch Zeit und Energie dafür haben. Autogenes Training (Form der Selbsthypnose) oder andere entspannende Techniken können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
Tipps für pflegende Angehörige
- Wissen über die Krankheit verleiht Sicherheit im Zusammenleben und im Umgang mit den Erkrankten.
- Nehmen Sie die Erkrankten so an, wie sie sind. Sie können sich nicht ändern.
- Lernen Sie, die Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen, aber auch deren ganz eigene Sicht der Realität wahrzunehmen und zu berücksichtigen.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und nehmen Sie sich Auszeiten von der Pflege.
- Suchen Sie sich Unterstützung bei anderen Angehörigen, Freunden oder professionellen Pflegediensten.
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