Die Diagnose der Parkinson-Krankheit kann eine Herausforderung darstellen, da ihre Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln. Obwohl Rigor (Steifheit), Tremor (Zittern) und Akinesie (Bewegungslosigkeit) die typischen Erscheinungen sind, sind sie nicht immer eindeutig ausgeprägt. Viele Patienten berichten von untypischen Symptomen wie Stimmungsschwankungen oder Muskelschmerzen. In unklaren Fällen kann ein DaTSCAN helfen, den Mangel an Dopamin im Gehirn sichtbar zu machen. Allerdings kann es vorkommen, dass ein DaTSCAN-Befund positiv ist, obwohl kein Parkinson vorliegt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für solche Fälle und die notwendigen Schritte zur korrekten Diagnose.
Die Bedeutung einer frühen Diagnose
Eine frühe und korrekte Diagnose ist bei Parkinson von entscheidender Bedeutung. Sie nimmt den Patienten die Unsicherheit und ermöglicht eine frühzeitige Therapie, die das Fortschreiten der Erkrankung hinauszögern kann. Zwar können verlorene Nervenzellen nicht ersetzt werden, aber eine frühzeitige Behandlung kann die verbleibende Funktion erhalten. Viele Patienten berichten von einer langen Suche, bis die richtige Diagnose gestellt wird, was die Notwendigkeit präziser Diagnosemethoden unterstreicht.
Was ist ein DaTSCAN?
Der DaTSCAN (Dopamin-Transporter-Szintigraphie) ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die den Mangel an Dopamin im Gehirn sichtbar macht. Dabei wird eine radioaktiv markierte Substanz an die Dopamintransporterstrukturen in der Substantia nigra gebunden. Eine verminderte Bindung deutet auf ein Defizit dopaminerger Nervenzellen hin.
Der DaTSCAN wird eingesetzt zur:
- Diagnose von Parkinson-Syndromen bei unklaren neurologischen Symptomen wie Zittern, Bewegungseinschränkung, Gangunsicherheit und Schwindel.
- Differenzierung verschiedener Demenzformen.
- Früherkennung bei familiärer Parkinsonbelastung.
- Verlaufskontrolle zur Beurteilung des Fortschreitens der Erkrankung oder der Wirkung von Medikamenten.
Ein unauffälliges DaTSCAN-Ergebnis schließt ein Parkinson-Syndrom mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 % aus. Die Untersuchung ist schmerzfrei, jedoch mit einer Strahlenbelastung verbunden.
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Ursachen für einen DaTSCAN-Befund ohne Parkinson
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein DaTSCAN-Befund positiv sein kann, obwohl kein idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) vorliegt. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Atypische Parkinson-Syndrome: Neben dem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) gibt es atypische Parkinson-Syndrome wie die Multisystematrophie (MSA) und die progressive supranukleäre Blickparese (PSP). Diese Erkrankungen können ähnliche Symptome wie Parkinson verursachen, aber andere Ursachen und Verläufe haben.
- Sekundäre Parkinson-Syndrome: Diese werden durch äußere Faktoren verursacht, wie z.B. Medikamente oder vaskuläre Erkrankungen. Neuroleptika, bestimmte Antidepressiva und andere Medikamente können Parkinson-ähnliche Symptome auslösen. Vaskuläre Parkinson-Syndrome entstehen durch Durchblutungsstörungen im Gehirn.
- Essentieller Tremor: Der essentielle Tremor ist eine häufige Bewegungsstörung, die sich durch Zittern auszeichnet, aber keine direkte neurologische Grunderkrankung hat. Er kann von Parkinson-Syndromen abgegrenzt werden, da bei ihm keine verminderte Anreicherung der radioaktiv markierten Substanz im Gehirn vorliegt.
- SWEED (Subjects with scans without evidence of dopaminergic deficit): Dies bezeichnet Personen, bei denen ein Verdacht auf Parkinson besteht, aber der DaTSCAN keine Hinweise auf ein Dopamindefizit zeigt.
- Fehlerhafte Diagnose: Studienergebnisse zeigen, dass die Diagnose von Morbus Parkinson in bis zu einem Viertel der Fälle fehlerhaft ist. Daher ist es wichtig, die klinische Verdachtsdiagnose durch Bildgebung zu bestätigen.
- Medikamentöse Interaktionen: Einige Medikamente können die Funktionen der untersuchten Nervenverbindungen beeinflussen und zu einem falsch-positiven Ergebnis führen. Dazu gehören nicht-trizyklische Antidepressiva (Bupropion, Venlafaxin), Fentanyl und einige Anästhetika (Ketamin, Isofluran, Phenyl-Cyclidin-Piperidin). Auch der Konsum von Psychostimulanzien wie Kokain oder Amphetamin kann problematisch sein.
Differentialdiagnostische Zeichen
Erfahrene Neurologen können oft bereits anhand der Haltung und Mimik des Patienten erkennen, welche Art von Parkinson vorliegt:
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Leicht flektierte Hüft- und Kniegelenke, nach vorn gebeugter Rumpf, kleinschrittiger Gang mit schlurfenden Schritten.
- Multisystematrophie (MSA): Zur Brust gezogenes Kinn, ausgeprägter Anterocollis, breitbasiger Gang.
- Progressive supranukleäre Blickparese (PSP): Markanter Retrocollis, breitbasiges Schrittmuster mit Ausfallschritten nach mediolateral.
- Pokerface: Typisch für IPS.
- Erstaunter Gesichtsausdruck (hochgezogene Augenbrauen und Lidretraktion): Wahrscheinlich PSP.
Pathologische Augenbewegungen können ebenfalls zur Diagnose beitragen. Zum Beispiel ist die vertikale Blickparese mit einer Spezifität von 91-97 % dem PSP zuzuordnen.
Weitere diagnostische Schritte
Wenn ein DaTSCAN-Befund positiv ist, aber der Verdacht auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom nicht bestätigt wird, sind weitere diagnostische Schritte erforderlich:
- Ausführliche Anamnese und neurologische Untersuchung: Erhebung der Krankengeschichte und Feststellung der Beschwerden durch den Patienten und sein Umfeld.
- MRT des Gehirns: Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können.
- Riechtest: Prüfung des Geruchssinns, da Hyposmie oder Anosmie typisch für IPS sind.
- Sonographie der Substantia nigra: Beurteilung der Echogenität der Substantia nigra, die beim IPS hyperechogen ist.
- L-Dopa-Test: Prüfung des Ansprechens auf L-Dopa-Präparate, da ein gutes Ansprechen ein wichtiger diagnostischer Hinweis für IPS ist.
- IBZM-Szintigraphie: Differenzierung zwischen verschiedenen Parkinson-Syndromen.
- PET (Positronen-Emissions-Tomographie): Bestätigende Untersuchung zur weiteren Abklärung.
Behandlung und Management
Die Behandlung von Parkinson-Syndromen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Da die Ursachen vielfältig sein können, ist ein individueller Behandlungsplan erforderlich.
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Zu den gängigen Behandlungsansätzen gehören:
- Dopamin-Ersatztherapie: Gabe von Levodopa und anderen Antiparkinsonika, die die Wirkung von Levodopa und Dopamin verstärken.
- Dopamin-Agonisten: Medikamente, die die Wirkung von Dopamin nachahmen.
- Aktivierende Therapien: Physio-, Sprech- und Ergotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit, Sprache und Alltagsfähigkeiten.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein neurologisch-neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die Symptome zu lindern.
- Weitere medikamentöse Therapien: Behandlung von nichtmotorischen Symptomen wie Depressionen, Schlafstörungen und Blasenfunktionsstörungen.
Selbstcheck zur Früherkennung
Die Deutsche Parkinson-Vereinigung e.V. (DPV) bietet einen Selbstcheck zur Früherkennung an:
- Zittert Ihre Hand, obwohl sie entspannt aufliegt?
- Ist ein Arm angewinkelt oder schlenkert beim Gehen nicht mit?
- Haben Sie eine vorübergebeugte Körperhaltung?
- Haben Sie einen leicht schlurfenden Gang oder ziehen Sie ein Bein nach?
- Haben Sie einen kleinschrittigen Gang und kommt es vor, dass Sie stolpern oder stürzen?
- Leiden Sie an Antriebs- und Initiativemangel?
- Haben Sie häufig Schmerzen im Nacken-Schultergürtel-Bereich?
- Haben Sie bemerkt, dass Sie sich von Ihren Freunden und Angehörigen zurückziehen, dass Sie Kontakte meiden und zu nichts Lust haben?
- Haben Sie Veränderungen in Ihrer Stimme bemerkt? Ist sie monotoner und leiser als früher oder hört sie sich heiser an?
- Haben Sie eine Verkleinerung Ihrer Schrift bemerkt?
- Leiden Sie an „innerem Zittern“ oder „innerer Unruhe“?
- Haben Sie Schlafstörungen?
Diese Checkliste kann helfen, ein idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) früh zu erkennen. Bei Verdacht sollte ein Arzt aufgesucht werden.
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