Der DAT-Scan (DaTSCAN®, DAT-SPECT oder FP-CIT) ist ein bildgebendes Verfahren, das in der Diagnostik von unklaren Parkinson- oder Tremor-Syndromen eingesetzt wird. Er dient der Darstellung von funktionsfähigen Dopamin produzierenden Nervenzellen.
Prinzip und Durchführung des DAT-Scans
Bei einem DAT-Scan wird eine schwach radioaktive Substanz in eine Vene injiziert. Etwa 3-4 Stunden später erfolgt eine Aufnahme des Schädels. Die radioaktive Substanz sendet Gammastrahlung aus, die von einer speziellen Kamera (SPECT) erfasst wird. Die Strahlung kommt dabei von der untersuchten Person selbst. Die erfassten Informationen werden zu Gehirn-Szintigrammen verarbeitet, die Bilder des Gehirns darstellen. Moderne Technik ermöglicht bestmöglichen Komfort, eine niedrige Strahlenbelastung und exzellente Bildqualität.
Ablauf der Untersuchung
- Anamnese und Einverständniserklärung: Am Untersuchungstag wird nach der Anmeldung die Anamnese des Patienten erhoben. Der Patient wird aufgefordert, eine Einverständniserklärung zur Durchführung der Untersuchung zu unterschreiben.
- Injektion der radioaktiven Substanz: Die radioaktive Substanz wird im Applikationsraum in sitzender Position in die Vene gegeben.
- Wartezeit: Für die Wartezeit von 3-4 Stunden bis zur Aufnahme ist es ratsam, sich etwas zum Lesen mitzubringen oder die Abteilung zu verlassen.
- SPECT-Aufnahme: Während der Aufnahme liegt der Patient ruhig auf dem Scantisch, da jede Bewegung die Qualität des Scans beeinträchtigen kann. Es wird eine dreidimensionale Schichtaufnahme (SPECT) durchgeführt, um kleinste Veränderungen genau zu erkennen. Die Aufnahme dauert ca. 40 Minuten.
- Befundung: Der schriftliche Befund wird dem behandelnden Arzt zugesandt.
Zielsetzung und Anwendungsbereiche
Der DAT-Scan dient primär der Frühdiagnostik neurodegenerativer Parkinson-Syndrome, insbesondere im Frühstadium von Morbus Parkinson. Er ermöglicht die Differenzierung von Parkinson-Syndromen mit defekten Kernkörperchen und Schädigung der Dopamin produzierenden Zellen, wie:
- Morbus Parkinson
- Multisystematrophie (MSA)
- Progressive supranukleäre Blicklähmung (PSP)
- Corticobasale Degeneration (CBD)
gegenüber Syndromen mit intakten Kernkörperchen, wie:
- Medikamenteninduzierte Ursachen
- Psychogene Ursachen
- Vaskuläre Demenz
- Tremor-Syndrome (z. B. essentieller Tremor)
- Sehr seltene Dopa-responsive Dystonie
Es ist wichtig zu beachten, dass der DAT-Scan bei etabliertem Parkinson-Syndrom nicht zur Abgrenzung atypischer neurodegenerativer Krankheitsvarianten wie z. B. MSA, PSP oder CBD geeignet ist.
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Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine weit verbreitete neurologische Erkrankung, von der in Deutschland über 300.000 Menschen betroffen sind. Besonders häufig tritt sie bei Menschen zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr auf. Die Krankheit entwickelt sich langsam und stetig. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine frühe Therapie, die den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen lange auf hohem Niveau halten kann.
Symptome und Folgeerscheinungen
Morbus Parkinson beeinträchtigt das Nervensystem und führt in der Regel frühzeitig zu Symptomen wie Zittern oder körperlicher Instabilität. Die Bewegungsstörungen werden vor allem durch einen Mangel des Botenstoffes Dopamin ausgelöst, der an der Steuerung unserer Bewegungsabläufe beteiligt ist.
Die typischen motorischen Symptome sind:
- Muskelstarre (Rigor)
- Muskelzittern (Tremor)
- Verlangsamte Bewegungen (Hypokinese) bis hin zu Bewegungslosigkeit (Akinese)
- Körperliche Instabilität und Haltungsprobleme
- Beeinträchtigung beim Sprechen und Schlucken
Darüber hinaus äußert sich Morbus Parkinson oft auch durch nicht-motorische Symptome wie:
- Gedächtnisprobleme und demenzähnliche Symptome
- Schlafstörungen
- Häufiger Harndrang
- Verdauungsstörungen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Rückenschmerzen
Weitere bildgebende Verfahren in der Parkinsondiagnostik
Neben dem DAT-Scan gibt es weitere nuklearmedizinische und bildgebende Verfahren, die in der Parkinsondiagnostik eingesetzt werden:
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- Szintigraphie des Gehirns: Diese nuklearmedizinische Diagnosemethode stellt die Funktionsfähigkeit bestimmter Nervenverbindungen (Dopamintransporter) im Gehirn dar und eignet sich gut zur Früherkennung der Parkinsonerkrankung. Der Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen ist ein Charakteristikum von Morbus Parkinson, und der erfahrene Nuklearmediziner kann anhand der Gehirnszintigrafie beurteilen, ob ein solcher Verlust vorliegt und wie weit er fortgeschritten ist.
- MIBG-Szintigraphie (oder MIBG-Scan): Die MIBG-Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die vor allem in der Tumordiagnostik, aber auch zur Differentialdiagnostik bei Parkinson eingesetzt wird. Bei klinisch unklaren Parkinson-Syndromen verhilft eine MIBG-Szintigraphie des Herzens zu einer eindeutigen Diagnose. Insbesondere eine Abgrenzung von Morbus Parkinson zu einer Multisystematrophie (MSA) ist mithilfe des MIBG-Scans möglich. Durch eine MIBG-Szintigraphie des Herzens können Veränderungen des sympathischen Nervensystems, wie sie bei Morbus Parkinson bereits im Frühstadium auftreten, nachgewiesen werden. Der radioaktiv markierte Stoff, der zur Bildgebung verwendet wird, heißt Jod-131-Metaiodbenzylguanidin (MIBG).
- IBZM-Szintigraphie: Die IBZM-Szintigraphie dient ebenfalls dazu, Morbus Parkinson diagnostisch von anderen Parkinsonsyndromen zu unterscheiden. Gescannt wird das Striatum, ein Teil des Großhirns, um die Dopamin-Rezeptoren (D2) der dort befindlichen nachgeschalteten Nervenzellen darzustellen. Diese stellen sich bei Morbus Parkinson unauffällig dar, nicht aber bei anderen parkinsonähnlichen Erkrankungen wie der Multisystematrophie (MSA). Für die Bildgebung kommt der radioaktiv markierte Dopamin-Rezeptor Ligand Jod-123-Iodobenzamid (IBZM) zum Einsatz.
- PET/CT: Die PET/CT ist eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und Computertomografie (CT). Sie ist derzeit das modernste bildgebende Verfahren zur frühzeitigen Erkennung von Tumoren, koronaren Erkrankungen und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer. Bei der PET werden dem Patienten kleinste Mengen radioaktiv markierter Stoffe injiziert, deren Verteilung im Körper mithilfe einer PET-Kamera sichtbar gemacht wird. Die Computertomografie ist eine Röntgenuntersuchung, bei der der zu untersuchende Körperbereich in Schichten aufgenommen wird. Durch die Berechnung im Computer wird ein dreidimensionales Bild erstellt, das Gewebestrukturen, Organe, Knochen und Hohlräume zeigt.
Vorbereitung auf den DAT-Scan
Vor der Untersuchung sind einige wichtige Punkte zu beachten:
- Medikamente: Bestimmte Medikamente können die Untersuchung beeinflussen und sollten daher in Absprache mit dem behandelnden Arzt vor dem DAT-Scan abgesetzt werden. Eine Tabelle mit Substanzen, die die Tracer-Aufnahme verringern, sollte beachtet werden.
- Nüchternheit: Am Untersuchungstag muss der Patient nicht nüchtern sein.
- Schilddrüsenblockade: Nach dem Eintreffen erhält der Patient ein Medikament (Irenat-Tropfen), welches verhindert, dass die Schilddrüse das DAT-Scan-Medikament aufnimmt.
- Kaffee, Tee und Tabak: Am Untersuchungstag sollte kein Kaffee oder schwarzer Tee getrunken und der Tabakkonsum eingeschränkt werden.
- Schwangerschaft und Stillzeit: Eine Schwangerschaft muss vor der Untersuchung ausgeschlossen werden. Bei stillenden Müttern kann die Untersuchung grundsätzlich durchgeführt werden, sofern eine Stillpause von mindestens 4 Tagen eingehalten wird.
- Allergien: Allergische Reaktionen auf die verwendete Substanz (DaTSCANTM bzw. FP-CIT) sind sehr selten.
Risiken und Nebenwirkungen
Die verwendeten Substanzen werden in der Regel gut vertragen. Nebenwirkungen und allergische Reaktionen sind nicht bekannt. Die Strahlenbelastung ist vergleichbar mit einer Computertomographie (CT).
Interpretation der Ergebnisse
Die Auswertung der Untersuchung erfolgt nach Anfertigung aller Aufnahmen. Bei einem normalen Ausfall der Untersuchung kann ein Parkinsonsyndrom zu etwa 97% ausgeschlossen werden. Bei einem krankhaften Ergebnis kann ggf. eine Szintigraphie mit IBZM angeschlossen werden zur Differenzierung eines M. Parkinson.
Bedeutung des DAT-Scans für die Diagnose und Therapie
Die DAT-Scan-Szintigraphie ist besonders wichtig für die eindeutige Differenzierung zwischen essentiellem Tremor und dem Parkinson-Syndrom. Sie ermöglicht es, mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen typischen und atypischen Parkinson-Erkrankungen sowie anderen neurologischen Erkrankungen zu unterscheiden. Durch eine frühzeitige und korrekte Diagnose kann eine krankheitsorientierte, effektive Therapie eingeleitet werden, um den Krankheitsverlauf zu verzögern und die Symptome zu mildern. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern.
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