Der Ratten-Lungenwurm: Ein Parasit auf dem Vormarsch und seine Auswirkungen auf das Gehirn

Einführung

Der Ratten-Lungenwurm (Angiostrongylus cantonensis) ist ein parasitärer Fadenwurm, der ursprünglich aus Asien stammt, sich aber zunehmend weltweit ausbreitet. Dieser Parasit befällt hauptsächlich Ratten und Schnecken, kann aber auch für den Menschen gefährlich werden, da er schwere neurologische Schäden verursachen kann. In diesem Artikel werden die Biologie, die Ausbreitung, die Symptome und die Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Ratten-Lungenwurm detailliert erläutert.

Biologie und Lebenszyklus des Ratten-Lungenwurms

Der natürliche Wirt: Ratten

Wie der Name schon andeutet, verbringt der Ratten-Lungenwurm einen Teil seines Lebens in der Lunge von Ratten. Die erwachsenen Würmer leben in den Arterien der Rattenlunge, wo sie sich paaren und Eier legen. Die Larven des Wurms brechen dann aus der Lunge heraus, werden von der Ratte hochgehustet, verschluckt und schließlich wieder ausgeschieden.

Zwischenwirte: Schnecken und Nacktschnecken

Um sich fortzupflanzen, müssen die jungen Lungenwürmer wieder in eine Ratte gelangen. Dies geschieht in der Regel, wenn eine Ratte eine infizierte Schnecke frisst. Die Larven werden von Schnecken oder Nacktschnecken aufgenommen, entweder durch Fressen von Rattenkot oder durch aktives Eindringen in die Körper der Schnecken. In den Schnecken entwickeln sich die Larven weiter.

Der Mensch als Fehlwirt

Der Mensch wird zum zufälligen Wirt, wenn er nicht ausreichend gekochte Schnecken isst oder versehentlich eine infizierte Schnecke verzehrt, die sich in ungewaschenem Salat versteckt. Auch der Verzehr von infizierten Schnecken und Nacktschnecken durch andere Tiere wie Frösche, Garnelen, Krabben oder Süßwasserkrebse kann zur Übertragung auf den Menschen führen.

Ausbreitung des Ratten-Lungenwurms

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet und globale Ausbreitung

Der Ratten-Lungenwurm wurde erstmals 1935 in Kanton (Guangzhou), China, beschrieben. Jahrzehntelang galt er als auf die betroffenen Gebiete des Pazifikbeckens und Südostasiens beschränkt. Mit dem Klimawandel und der durch den Menschen begünstigten Verbreitung von Ratten und anderen Wirten, insbesondere Riesenschnecken, breitet sich der Ratten-Lungenwurm jedoch rasch über den gesamten Globus aus.

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Aktuelle Verbreitungsgebiete

Heute kommt der Ratten-Lungenwurm in Teilen Afrikas, der Karibik und Nordamerikas vor. Fälle beim Menschen wurden bereits aus 30 Ländern gemeldet. In den USA hat sich der Parasit im Südosten fest etabliert und wird sich wahrscheinlich weiter ausbreiten. So wurden beispielsweise in Atlanta zwischen 2019 und 2022 in 21 Prozent der gesammelten Ratten Anzeichen einer Ratten-Lungenwurminfektion gefunden.

Einfluss des Klimawandels

Experten zufolge könnte sich der Ratten-Lungenwurm infolge der Klimaerwärmung auch bis nach Europa ausweiten. Im Jahr 2018 wurden die Würmer in Igeln auf der Mittelmeerinsel Mallorca nachgewiesen. Forscher warnen davor, dass sich der Parasit weiter über den Kontinent ausbreiten könnte, möglicherweise auch in gemäßigtere Regionen.

Infektion beim Menschen: Symptome und Verlauf

Wanderung zum Gehirn

Wenn ein Ratten-Lungenwurm in einen Menschen eindringt, wandert er zum zentralen Nervensystem und zum Gehirn. Manchmal verläuft die Wanderung symptomlos oder verursacht nur leichte, vorübergehende Symptome.

Symptome einer Infektion

In anderen Fällen kann es zu schweren neurologischen Störungen kommen. Diese können mit unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Schlaflosigkeit beginnen und sich zu Nackensteifigkeit und -schmerzen, Kribbeln oder Brennen der Haut, Doppeltsehen, Darm- oder Blasenbeschwerden und Krampfanfällen entwickeln.

Krankheitsverlauf und Behandlung

Häufig wird angenommen, dass der Wurm seinen Lebenszyklus im Menschen nicht vollenden kann und schließlich ein bis zwei Monate untätig im Gehirn umherwandert, bevor er durch Immunreaktionen abgetötet wird. Es gibt keine spezifische Behandlung für Lungenwurminfektionen. Antiparasitäre Mittel haben sich nicht als wirksam erwiesen, und es gibt sogar Hinweise darauf, dass sie die Symptome verschlimmern können, indem sie die Immunreaktion auf die sterbenden Würmer verstärken. Stattdessen behandeln Ärzte die Symptome und lassen das Immunsystem des Körpers in Ruhe seine Arbeit machen.

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Fallbeispiele

Ein bekanntes Beispiel ist der Fall von Sam Ballard, der im Alter von 19 Jahren nach dem Verzehr einer Schnecke eine seltene Form der Meningitis entwickelte und in ein Koma fiel. Ein weiterer Fall betrifft einen elfjährigen Jungen in New Orleans, der nach dem Verzehr einer Schnecke von der Straße ähnliche Symptome entwickelte.

Prävention und Kontrolle

Vermeidung des Verzehrs roher Schnecken

Mittlerweile dürfte klar sein, dass der Verzehr roher Schnecken eine schlechte Idee ist. Dasselbe gilt für rohe Frösche und Süßwasser-Krebstiere wie Garnelen.

Achtsamkeit beim Verzehr von Gemüse

Auch, wenn man es als selbstverständlich betrachtet, keine Schnecken zu essen: Mitunter kann man kleine Exemplare auch versehentlich verschlucken. Daher sollte man Obst und Gemüse gründlich reinigen.

Reduzierung von Schnecken und Ratten in der Umgebung

Es wird empfohlen, Schnecken und Ratten in der Nähe des Hauses oder Gartens zu beseitigen.

Reisen in betroffene Regionen

Hundebesitzer sollten besonders vorsichtig sein, wenn sie mit ihren Tieren nach Spanien oder in andere betroffene Regionen reisen. Es ist wichtig, Hunde vom Verzehr von Schnecken fernzuhalten und auf Symptome wie Lähmungen sofort zu reagieren und einen Tierarzt aufzusuchen.

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Parasiten, die das Verhalten ihrer Wirte beeinflussen

Leucochloridium paradoxum: Der Saugwurm, der Schnecken zu Raupen macht

Ein besonders gruseliges Beispiel für Parasitismus ist der Saugwurm Leucochloridium paradoxum. Dieser Wurm befällt Schnecken der Gattung Succinea und drängt sich in ihre Fühler. Dort beginnt er mit einer auffälligen Bewegung, die Vögel an Raupen erinnert. Die Vögel schnappen zu, fressen die Fühler und nehmen so den Parasiten auf.

Toxoplasma gondii: Der Parasit, der Mäuse leichtsinnig macht

Der Parasit Toxoplasma gondii vermehrt sich mit Vorliebe im Verdauungstrakt von Hauskatzen. Um dorthin zu gelangen, infiziert er Mäuse und macht sie leichtsinnig. Die Nager verlieren ihre Angst vor Katzenurin und werden so zu leichter Beute.

Saitenwürmer: Die Parasiten, die Insekten ins Wasser treiben

Saitenwürmer (Nematomorpha) befallen eine Vielzahl von Insekten wie Heuschrecken, Weberknechte, Libellen und Schmetterlinge. Die Forscher schlussfolgerten, dass die Saitenwürmer ein Protein absondern, welches das zentrale Nervensystem des Wirtes beeinflusst und dafür sorgt, dass er ins Wasser geht.

Ophiocordyceps unilateralis: Der Pilz, der Ameisen zu Zombies macht

Ein Forscherteam hat herausgefunden, dass O. unilateralis - eigentlich vier verschiedene Pilzarten der brasilianischen Regenwälder - Ameisen infizieren und in ihr Gehirn vordringen. Die Studie fand heraus, dass infizierte Ameisen sich unweigerlich auf der Unterseite eines Blattes etwa 25 Zentimeter über dem Boden festbeißen. Dort herrschen genau die richtigen Bedingungen, damit sich der Pilz vermehren und zu Boden fallen kann, um andere Ameisen zu infizieren.

Buckelfliegen: Die Parasiten, die Feuerameisen enthaupten

Auch Feuerameisen haben ihren eigenen parasitischen Erzfeind: die Buckelfliegen. Die Larven, die daraus schlüpfen, bewegen sich dann zum Kopf der Ameise, wo sie ihr Gehirn fressen, sodass die Ameise wie ein Zombie ziellos in der Gegend umherstreift. Mitunter sorgen die Fliegen dafür, dass die Ameise ihre Kolonie verlässt, damit ihre Artgenossen sie nicht angreifen. Die kleinen Fliegen, die sich aus den Larven entwickeln, enthaupten ihren Wirt schließlich und verlassen den abgetrennten Kopf.

Cymothoa exigua: Der Parasit, der die Zunge des Fisches ersetzt

Unser letzter Kandidat kontrolliert nicht das Gehirn seines Opfers. Das beschriebene Tier ist Cymothoa exigua. Der kleine Parasit gelangt über die Kiemen eines Fisches in dessen Mund. Cymothoa exigua steuert sein Opfer nicht, wie es die anderen erwähnten Parasiten tun, ist aber dafür deutlich größer und entzieht seinem Wirt die Nährstoffe.

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