Sensorisches Armband für Epilepsie: Funktion und Anwendung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende epileptische Anfälle gekennzeichnet ist und Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter, Rassen und ethnischer Herkunft betrifft. Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen von Epilepsie betroffen. Die Ursachen der Epilepsie können vielfältig sein, von genetischen Faktoren über strukturelle Hirnschäden bis hin zu Infektionen und Stoffwechselstörungen. Epileptische Anfälle können sich in verschiedenen Formen manifestieren, je nachdem, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind. Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Hier kommen sensorische Armbänder ins Spiel, die eine innovative Möglichkeit bieten, Anfälle zu erkennen und im Notfall Hilfe zu rufen.

Was ist ein sensorisches Armband für Epilepsie?

Ein sensorisches Armband für Epilepsie ist ein tragbares Gerät, das dazu entwickelt wurde, bestimmte Arten von epileptischen Anfällen zu erkennen, insbesondere tonisch-klonische Anfälle, die mit Krämpfen und Bewusstseinsverlust einhergehen können. Diese Armbänder sind mit Sensoren ausgestattet, die Bewegungen und physiologische Veränderungen messen können, die typischerweise während eines Anfalls auftreten.

Wie funktionieren sensorische Armbänder für Epilepsie?

Die Funktionsweise sensorischer Armbänder basiert auf der kontinuierlichen Überwachung von Körperbewegungen und physiologischen Parametern. Die Armbänder nutzen in der Regel folgende Sensoren:

  • Beschleunigungsmesser: Diese Sensoren messen die Beschleunigung und Bewegungen des Körpers. Bei einem tonisch-klonischen Anfall erkennen sie die charakteristischen rhythmischen Zuckungen.
  • Herzfrequenzmesser: Einige Armbänder messen auch die Herzfrequenz, da sich diese während eines Anfalls verändern kann.
  • Elektrodermale Aktivität (EDA): EDA-Sensoren messen die Schweißproduktion der Haut, die ebenfalls durch Anfälle beeinflusst werden kann.

Die von den Sensoren erfassten Daten werden von einem Algorithmus analysiert, der in der Lage ist, Anfallsmuster zu erkennen. Wenn ein Anfall erkannt wird, löst das Armband einen Alarm aus.

Epi-Care Mobile: Ein Beispiel für ein sensorisches Armband

Ein bekanntes Beispiel für ein sensorisches Armband für Epilepsie ist Epi-Care mobile. Dieses Gerät wird am Arm getragen und kann sowohl drinnen als auch draußen verwendet werden. Epi-Care mobile erkennt tonisch-klonische Anfälle und sendet einen Alarmanruf an das Mobiltelefon einer Bezugsperson. Zusätzlich können GPS-Koordinaten per SMS mitgeteilt werden.

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Funktionen von Epi-Care Mobile

  • Anfallserkennung: Epi-Care mobile erkennt tonisch-klonische Anfälle durch die Analyse von Bewegungsmustern.
  • Alarmbenachrichtigung: Bei einem erkannten Anfall sendet das Armband einen Alarmanruf an vordefinierte Rufnummern.
  • GPS-Ortung: Zusätzlich zum Alarmanruf werden GPS-Koordinaten an die Bezugspersonen gesendet, um den Standort der Person in Not zu ermitteln.
  • Flexible Rufnummern: In der Epi-Care mobile App können mehrere Rufnummern eingespeichert werden, die im Notfall abhängig vom Standort kontaktiert werden. So kann beispielsweise eine bestimmte Nummer gewählt werden, wenn man sich bei den Eltern befindet, und eine andere, wenn man unterwegs ist.
  • Nachtbereitschaft: Die Funktion "Nachtbereitschaft" ermöglicht es, für Tag und Nacht unterschiedliche Alarmnummern festzulegen. Dies ist besonders nützlich, wenn beispielsweise in einer Institution während der Nachtschicht eine andere Nummer als am Tag alarmiert werden soll.
  • Automatisches Protokoll: Epi-Care mobile führt ein automatisches Protokoll, um einen Überblick über Anfälle und Einstellungsänderungen zu schaffen. Dies ist eine Liste aller Ereignisse mit Informationen zu Datum, Uhrzeit und Art des Ereignisses.
  • Akkulaufzeit: Epi-Care mobile verfügt über eine Akkulaufzeit von 24 Stunden und sendet eine SMS-Nachricht an das Telefon der Bezugsperson, wenn das Armband oder das App-Telefon aufgeladen werden müssen. Es wird ebenfalls eine SMS-Nachricht gesendet, wenn das Armband außer Reichweite des App-Telefons ist.

Anwendung von Epi-Care Mobile

  1. Alarmnummern eingeben: In der Epi-Care mobile App werden die Alarmnummern eingespeichert, die bei einem Anfall angerufen werden sollen.
  2. Sensor tragen: Der Sensor wird am Arm getragen, ähnlich wie eine Armbanduhr.
  3. Anfallserkennung und Alarmierung: Wird ein Alarm durch einen Epilepsieanfall ausgelöst, werden standortspezifische Rufnummern gewählt und gleichzeitig GPS-Koordinaten an Pflegepersonen gesendet.

Vorteile von Epi-Care Mobile

Epi-Care mobile bietet mehr Selbstständigkeit und Freiheit für Personen mit Epilepsie, da das Alarmgerät nicht nur drinnen, sondern auch unterwegs verwendet werden kann. Es benötigt kein Kontrollgerät und ist daher auch für den Einsatz im Freien geeignet.

Weitere sensorische Systeme zur Anfallserkennung

Neben Armbändern gibt es auch andere sensorische Systeme zur Anfallserkennung, wie beispielsweise:

  • Emfit SafeBed: Dies ist ein Bewegungsmonitor zur An- und Abwesenheitserkennung im Bett. Verlässt eine Person das Bett, wird ein Alarm an eine Assistenzperson ausgelöst, wenn die Person nicht innerhalb eines voreingestellten Zeitraums zurückkehrt. Der Emfit SafeBed ist ausschließlich zum Gebrauch als Hilfsmittel für eine Pflegekraft vorgesehen.
  • NightWatch: Dieses System besteht aus einem Armband, das Bewegungsmuster und die Herzschlagvariabilität misst. Auf dem Nachttisch steht eine Box, die bei Verdacht auf Krampfanfall einen Alarm auslöst.

Sturzerkennungssysteme

Obwohl sie nicht speziell für die Anfallserkennung entwickelt wurden, können Sturzerkennungssysteme auch für Menschen mit Epilepsie von Nutzen sein, da Stürze eine häufige Folge von Anfällen sein können.

Funktionsweise von Sturzerkennungssystemen

Sturzerkennungssysteme verwenden 3D-Bewegungssensoren, um Bewegungen in jede Richtung zu messen. Stürzt der Träger, löst das System automatisch einen Notruf aus.

Arten von Sturzerkennungssystemen

  • Hausnotrufsysteme mit Sturzerkennung: Diese Systeme sind mit einer Notrufzentrale verbunden, die im Bedarfsfall Hilfe organisieren kann.
  • Sturzmelder ohne Vertrag: Dies sind eigenständige Geräte mit SIM-Karte oder App-Anbindung, die einen Sturz an zuvor eingespeicherte Kontakte melden.
  • Smartwatches mit Sturzerkennung: Viele Smartwatches verfügen über eine integrierte Sturzerkennung und bieten zusätzliche Funktionen wie Herzfrequenzmessung, GPS und Notrufknopf.

Auswahl eines Sturzerkennungssystems

Bei der Auswahl eines Sturzerkennungssystems sollten Sie folgende Faktoren berücksichtigen:

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  • Genauigkeit der Sturzerkennung: Es ist wichtig, ein System zu wählen, das Stürze zuverlässig erkennt und Fehlalarme minimiert.
  • Benachrichtigungskette: Achten Sie darauf, dass das Gerät eine Notfallkette auslöst, bei der mehrere Kontakte in einer bestimmten Reihenfolge benachrichtigt werden, bis jemand den Notruf beantwortet.
  • Zusatzfunktionen: Überlegen Sie, ob Sie zusätzliche Funktionen wie GPS-Tracking, Geofence oder eine Freisprecheinrichtung benötigen.
  • Kosten: Die Anschaffungskosten für ein Sturzerkennungssystem können je nach Marke, Modell und Funktionen variieren.

Internet of Medical Things und Epilepsie

Das "Internet of Medical Things" (IoMT) beschreibt die zunehmende Vernetzung von medizinischen Geräten und Anwendungen. Sensorische Armbänder für Epilepsie sind ein Beispiel für diese Entwicklung. Das IoMT ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung von Patienten, die Erfassung von Gesundheitsdaten in Echtzeit und die Verbesserung der individualisierten Versorgung.

Potenziale des IoMT für Epilepsie

  • Verbesserte Anfallserkennung: Durch die Kombination verschiedener Sensoren und Algorithmen können IoMT-Geräte Anfälle genauer und zuverlässiger erkennen.
  • Personalisierte Therapie: Die kontinuierliche Erfassung von Gesundheitsdaten ermöglicht eine Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse des Patienten.
  • Telemedizinische Betreuung: IoMT-Geräte ermöglichen eine Fernüberwachung von Patienten und eine telemedizinische Betreuung durch Ärzte und Pflegepersonal.
  • Frühzeitige Intervention: Durch die frühzeitige Erkennung von Anfallsmustern können rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um Anfälle zu verhindern oder zu reduzieren.

Regulatorische Aspekte

Die Entwicklung und der Einsatz von IoMT-Geräten im Gesundheitswesen werfen auch regulatorische Fragen auf. Es ist wichtig, dass diese Geräte sicher, wirksam und datenschutzkonform sind. Die Zulassungsbehörden, wie beispielsweise die FDA in den USA, arbeiten an der Entwicklung von Rahmenbedingungen für die Regulierung von digitalen Medizinprodukten.

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