Im Frühjahr leiden viele Menschen unter hartnäckigem Schnupfen. Wenn sich der Schleim in den Hohlräumen zwischen Nase, Kiefer und Augen festsetzt, droht eine chronische Entzündung, die als Sinusitis bekannt ist. Kopfschmerzen, ein angegriffener Sehnerv und Knochenschäden sind nur einige der möglichen Folgen einer Sinusitis.
Jeder siebte Erwachsene leidet einmal jährlich an einer Nasennebenhöhlen-Entzündung. Laut dem Bundesverband der HNO-Ärzte ist die Nebenhöhlen-Entzündung ein typisches Erwachsenen-Problem, da die Nebenhöhlen erst im Alter von acht, neun Jahren vollständig ausgebildet sind.
Was ist Sinusitis?
Bei der Nasennebenhöhlenentzündung, medizinisch Sinusitis (Rhinosinusitis) genannt, handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut in einer oder mehreren Nasennebenhöhlen. Die Erkrankung wird auch als „Rhinosinusitis“ bezeichnet, wobei „Rhino“ Nase und „Sinus“ Hohlraum bedeutet.
Die Nasennebenhöhlen sind Teil der oberen Luftwege und mit der Nasenhöhle verbunden. Sie bestehen aus mehreren Hohlräumen im Schädelknochen, die nach oben bis zur Stirn und nach unten bis zu den Zähnen des Oberkiefers reichen. Man unterteilt die Nebenhöhlen in Stirn-, Kiefer-, Keilbeinhöhle und Siebbeinzellen. Die Nasennebenhöhlen sind mit Schleimhaut ausgekleidet, auf der sich kleine Härchen (Flimmerepithel) befinden.
Man unterscheidet zwischen der akuten und der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung:
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- Die akute Form kann mehrmals im Jahr auftreten, verschwindet aber spätestens nach einigen Wochen wieder.
- Von einer chronischen Sinusitis sprechen Mediziner, wenn akute Entzündungen viermal und öfter im Jahr auftreten oder länger als drei Monate dauern.
Ursachen von Sinusitis
Bei jedem Schnupfen wird immer auch die Schleimhaut der Nasennebenhöhlen in Mitleidenschaft gezogen. Daraus können chronische Entzündungen entstehen.
Eine akute Sinusitis wird oft durch eine Erkältung oder eine Grippe hervorgerufen. Erkältungen werden meist durch Atemwegsviren verursacht, seltener durch bakterielle Erreger. Nach einer viralen Infektion kann es jedoch zu einer zusätzlichen Besiedlung mit Bakterien kommen.
Viren oder Bakterien lösen eine Entzündung aus, die die Schleimhäute anschwellen lässt. Dies kann den Abfluss von Sekret aus den Nebenhöhlen behindern. Dadurch verdickt sich die Flüssigkeit, und die Hohlräume füllen sich mit zähem, oft gelblich-grünlichem Schleim.
Warum eine chronische Sinusitis entsteht, weiß man oft nicht. Manchmal entwickelt sie sich aus einer hartnäckigen akuten Sinusitis. Andere mögliche Ursachen sind:
- ein allergischer Schnupfen
- Asthma
- eine verkrümmte Nasenscheidewand
- andere Veränderungen der Nase
- die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), wenn eine Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff besteht
- ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel durch Einnahme von Medikamenten
Menschen mit engen Ausführungsgängen zwischen Nebenhöhlen und Nasenhöhle haben das größte Risiko, dass die Entzündung immer wiederkehrt, lange dauert oder chronisch wird. Auch Asthmapatienten neigen zur Sinusitis, umgekehrt können Menschen mit häufiger oder chronischer Sinusitis Asthma entwickeln. Man spricht vom sinubronchialen Syndrom.
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Auch eitrig entzündete Zahnwurzeln können Ursache einer Sinusitis sein. Die paarigen Kieferhöhlen (Sinus maxillaris) grenzen direkt an den Oberkiefer. Das bedeutet, dass die Zahnwurzeln nur eine relativ dünne Knochenschicht von dem luftgefüllten Hohlraum trennt. Bei einer eitrigen Entzündung der Zahnwurzeln kann es daher vorkommen, dass sich diese bis in die Kieferhöhlen ausbreitet. Typischerweise treten die Beschwerden dann nur einseitig auf, sprich auf der Seite, auf der auch der betroffene Zahn liegt.
Symptome von Sinusitis
Bei einer Sinusitis sind die Nasenwege durch die Schwellung der Schleimhaut und die Ansammlung von Flüssigkeit blockiert. Dies erschwert die Atmung durch die Nase, die sich verstopft anfühlt. Ein grünliches oder gelbliches Sekret ist ein Zeichen für die Ansiedlung von Krankheitserregern. Typische Symptome sind:
- verstopfte Nase
- erschwerte Nasenatmung
- eingeschränkter Geruchssinn
- drückende Schmerzen im Gesicht
Manchmal kommen auch Fieber und Kopfschmerzen hinzu. Die Schmerzen können von der Nasennebenhöhle in andere Bereiche des Kopfes ausstrahlen. Sie treten häufig im Bereich der Stirn, des Oberkiefers oder um die Augen herum auf, seltener auch an den Zähnen. Die Schmerzen und das Verstopfungsgefühl verstärken sich meist, wenn man sich nach vorne lehnt - etwa beim Aufstehen aus dem Bett.
Bei Kindern ist Husten ein vorrangiges Sinusitis-Symptom. Weniger stark ausgeprägt sind die Symptome bei chronischer Sinusitis. Im Vordergrund stehen nasale Obstruktion mit Behinderung der Nasenatmung, eine immer wiederkehrende Nasensekretion, mitunter unspezifische Kopf- und/oder Gesichtsschmerzen und - vor allem bei Nasenpolypen - eine Riechminderung.
Auswirkungen auf das Gehirn
Bei einer chronischen Rhinosinusitis sind die Nase und die Nebenhöhlen dauerhaft entzündet, was mit einer ständig verstopften Nase und Kopfschmerzen einhergeht. Forscher haben festgestellt, dass dies noch nicht alles ist: Sie haben bei Menschen mit chronischer Rhinosinusitis auch veränderte Gehirnaktivitäten beobachtet.
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Ein Vergleich der Gehirnaktivitäten aus Hirnscans von je 22 Personen mit und ohne chronischer Rhinosinusitis ergab bei den erkrankten Teilnehmern weniger Vernetzungen in Bereichen, die für die Aufmerksamkeit, Reize von außen, Kommunikation, soziales Verhalten und Problemlösung zuständig sind. Mehr Vernetzungen gab es dagegen in Gehirnregionen, die mit Selbstreflexion und umherschweifende Gedanken in Verbindung gebracht werden. Bei Menschen mit schwererer Rhinosinusitis war das stärker ausgeprägt.
„Die subjektiven Aufmerksamkeitsgefühle, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen, die eine Person mit chronischer Rhinosinusitis hat, können mit subtilen Veränderungen in Gehirnregionen verbunden sein, die diese Funktionen steuern“, sagte dazu die HNO-Ärztin Kristina Simonyan von der Harvard University.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Forschungsergebnisse zwar einen Zusammenhang herstellen, aber nicht beweisen, dass die Gehirnveränderungen eine direkte Folge der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung sind.
Komplikationen von Sinusitis
Eine akute Sinusitis heilt meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen folgenlos ab. Selten kommt es zu Komplikationen oder die Beschwerden bleiben über Monate bestehen. Als Folge einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung können Schleimhaut-Ausstülpungen entstehen, sogenannte Nasenpolypen. Sie beeinträchtigen die Nasenatmung und den Geruchssinn.
Sehr selten breitet sich die Entzündung auf umliegende Körperregionen aus, etwa die Augen oder das Gehirn. Anzeichen dafür sind hohes Fieber, Schwellungen um die Augen, entzündliche Hautrötungen, starker Gesichtsschmerz, Lichtempfindlichkeit und Nackensteife.
Durch die Nähe zu Gehirn und Orbita kommt es vor, daß sie dorthin übergreifen. Eine Sinusitis kann sich etwa von der Stirnhöhle ins Gehirn ausbreiten. Auch bei orbitalen Komplikationen ist die Stirnhöhle eine Überleitungsstelle. Bei Kindern entstehen Entzündungen der Orbita relativ häufig aus einer Sinusitis der Siebbeinzellen, da diese im Gegensatz zu den anderen Nebenhöhlen bei Geburt schon ausgeprägt sind.
Bei den orbitalen Komplikationen unterscheidet man verschiedene Stadien. Im Stadium I haben die Patienten ein entzündliches Lidödem mit Schwellung von Ober- und/oder Unterlid. Typisch für Stadium II ist die periorbitale Osteitis mit Ödem und Schmerzen. Beim subperiostalen und Orbitaabszeß (Stadium III und IV) ist die Beweglichkeit des Augapfels eingeschränkt und oft auch der Visus, die Patienten haben starke Schmerzen. Eine septische Thrombose des Sinus cavernosus (Stadium V) kann sich durch venöse Verbindungen auf das noch gesunde Auge ausbreiten und zur Erblindung führen.
Breitet sich eine Sinusitis ins Gehirn aus, ist die häufigste Folge eine Meningitis. Das epidurale Empyem entsteht meist an der Hinterwand der Stirnhöhle. Überschreitet die Entzündung die natürliche Barriere der Dura, kann ein Subduralabszeß oder -empyem entstehen. Dessen Symptome können zunächst gering sein, erst bei Ausdehnung ins Gehirn kommt es zu neurologischen Herdstörungen oder Krampfanfällen. Hirnabszesse bilden sich vor allem im Frontalhirn sowie zwischen grauer und weißer Substanz, meist durch eine Thrombophlebitis.
Weiterhin kann sich eine Sinusitis auf die Knochen ausdehnen. Eine von der Stirnhöhle ausgehende Osteomyelitis des Stirnbeins ist Pott’s puffy tumor, der gehäuft bei Teenagern vorkommt. Symptome sind Lichtscheu, Kopfschmerzen, Schwellung der Orbita und der Stirn mit Rötung und Fieber bis zur Perforation der Haut und Fistelbildung. Die Infektion kann ferner eine Osteitis der Siebbeinlamellen verursachen oder von der Keilbeinhöhle auf die Schädelbasis übergreifen. Eine Osteomyelitis des Oberkiefers, häufig bei Kindern, geht fast immer von den Zähnen aus.
Wird eine anhaltende eitrige Nasenebenhöhlenentzündung nicht fachgerecht behandelt, können sich die Krankheitserreger - abhängig vom ursprünglichen Ort der Entzündung - weiter ausbreiten. Es können leichte Entzündungen der angrenzenden Knochenhaut, aber auch schwere Entzündungen des umliegenden Knochen- und Weichteilgewebes, wie eine Entzündung des Stirnbeins, auftreten.
Diagnose von Sinusitis
Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach den Beschwerden und prüft durch sanftes Drücken und Klopfen im Gesicht, ob typische Schmerzen bestehen. Mit einem kleinen Endoskop kann sie oder er das Innere der Nase prüfen und beispielsweise erkennen, ob die Schleimhaut geschwollen ist.
Nur in Ausnahmen wird eine Probe (Abstrich) des Sekrets genommen und anschließend im Labor auf Krankheitserreger untersucht. Für den Abstrich wird eine Sonde durch die Nase geführt.
Falls die Diagnose weiterhin unklar ist oder es Anzeichen für Komplikationen gibt, kann eine Computer-Tomografie (CT) oder ein Ultraschall gemacht werden. Bei einer chronischen Sinusitis bedarf es einer computertomographischen Abklärung. Bei einseitigen Beschwerden und entsprechenden Zeichen in der Bildgebung (CT, MRT oder DVT) ist je nach Befund eine Operation ohne vorherige medikamentöse Therapie erforderlich, um eine bösartige Erkrankung der Nasennebenhöhlen auszuschließen.
Bei einer chronischen Sinusitis kann manchmal ein Allergietest weiterhelfen.
Behandlung von Sinusitis
Eine akute Entzündung heilt innerhalb von sieben bis zehn Tagen von allein aus, kann aber auch acht Wochen festsitzen. Kortisonhaltige Nasensprays können die Beschwerden sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung lindern. Abschwellende Nasensprays helfen höchstens kurzfristig und sollten nur über wenige Tage angewendet werden, um das Flimmerepithel nicht zu schädigen. Manchen Menschen hilft es auch, die Nase zu spülen oder zu inhalieren. Ähnliches gilt für das Inhalieren oder Nasenspülungen, die allerdings in entzündungsfreien Phase gut zur Vorbeugung weiterer Infekte geeignet sind. HNO-Ärzte empfehlen daneben auch oft schleimlösende Medikamente und raten den Patienten, beim Liegen den Kopf hoch zu lagern.
Kommen Schmerzen und Fieber hinzu, kann ein Breitband-Antibiotikum wie Amoxicillin oder Cephalosporin helfen. Antibiotika sind jedoch nur selten sinnvoll. Antibiotische Therapie empfiehlt Luckhaupt nur im Falle einer purulenten Sinusitis mit entsprechenden klinischen Symptomen. Gegen Polyposis nasi hat sich der Einsatz von topischen Steroiden in Form eines Nasensprays bewährt.
Bei einer chronischen Sinusitis mit Nasenpolypen kommen auch sogenannte Biologika infrage. Bisher sind die Wirkstoffe Dupilumab, Omalizumab und Mepolizumab zur Behandlung einer Sinusitis zugelassen. Dupilumab kann die Entzündung in der Nasenschleimhaut lindern. Bei Omalizumab und Mepolizumab liefern Studien Hinweise, dass sie ebenfalls helfen können.
Bei einer chronischen Entzündung entscheiden sich manche Menschen für eine Operation, bei der die Engstellen in den Nasennebenhöhlen erweitert und auch Nasenpolypen entfernt werden. Chronische Sinusitis, mit der Gefahr auf ein Übergreifen auf Augen oder Gehirn, sollte operativ angegangen werden. Das seien rund fünf Prozent der Fälle, sagte Maune. Der spezialisierte Nasenchirurg stützt sich dabei auf die sehr sichere mikroendoskopische endonasale Nasennebenhöhlen-Chirurgie, wie sie in HNO-Zentren heute eingesetzt wird. Nur selten müsse die Nebenhöhle von außen geöffnet werden. Vor einer Operation ist die Computertomographie Pflicht, um das Hindernis genau zu lokalisieren.
Die funktionelle endoskopische Nasennebenhöhlenoperation (FESS) stellt heutzutage den Goldstandard in der Therapie dar, sie ist ein schonendes minimalinvasives Operationsverfahren, mit dem chronische Nasennebenhöhlenentzündungen optimal behandelt werden können.
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