Die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Neurose ist komplex und vielschichtig. Oftmals wird sie als etwas betrachtet, das weit entfernt von der eigenen Lebensrealität liegt, verortet in den Therapiezimmern von Psychologen oder als Eigenart anderer Menschen. Doch die Realität ist, dass das Neurotische in jedem von uns wohnt.
Was ist eine Neurose? Eine Definition im Spannungsfeld
Die Definition einer Neurose gestaltet sich schwierig. Ist sie eine psychische Krankheit oder vielmehr ein Teil der menschlichen Normalität? Die Antwort liegt in einem Sowohl-als-auch. Neurosen lassen sich als ein Kontinuum verstehen, an dessen einem Ende die manifeste psychische Erkrankung steht, während das andere Ende von den alltäglichen Merkwürdigkeiten und Eigenheiten des menschlichen Verhaltens markiert wird.
Die Allgegenwärtigkeit des Neurotischen im Alltag
Wie der Titel des Buches "Mit Neurosen unterwegs" andeutet, begegnet uns die Konflikthaftigkeit der menschlichen Psyche auf Schritt und Tritt. Ob beim Einkaufen, auf Reisen, in Ämtern, beim Sport, im Fernsehen, in der Politik oder in den neuen Medien - das Menschliche, Allzumenschliche kann uns nerven und quälen, aber potenziell auch unterhalten.
Lukas Gage: Ein Neurosen-Kid im Rampenlicht Hollywoods
Der Schauspieler Lukas Gage, bekannt für seine Rollen in "The White Lotus", "Euphoria" und "You", verkörpert eine neue Generation von Künstlern, die ihr Seelenchaos offen zelebrieren. Mit seinen Rollen, die oft am Rande des Wahnsinns balancieren, und seiner schonungslosen Offenheit in seinen Memoiren "I Wrote This for Attention" hat er sich als ein "Neurosen-Kid" in Hollywood etabliert.
Schonungslose Offenheit und die Suche nach Aufmerksamkeit
Gage gibt in seinen Memoiren Einblick in seine Jugend in San Diego, eine Zeit geprägt von familiären Konflikten, Drogenexzessen, sexuellen Übergriffen, Selbstquälerei und einem unstillbaren Drang nach Aufmerksamkeit. Er erzählt von seinen Erfahrungen mit Ecstasy im Sportunterricht, von einem Kühlschrank voller Erdbeer-SlimFasts und von dunklen Momenten, die er mit Hunderten von Liegestützen zu überwinden suchte.
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Therapie als Dating und die Suche nach dem passenden Therapeuten
Gages unkonventionelle Herangehensweise an die Therapie spiegelt seine Suche nach Identität und Selbstfindung wider. Er vergleicht Therapie mit Dating und wechselt seine Therapeuten alle sechs Monate, um von verschiedenen Perspektiven zu profitieren und zu vermeiden, zu einer Version seiner selbst zu werden, von der er glaubt, dass sie von anderen erwartet wird. Dabei schätzt er eine Kombination aus Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT) und Kognitiver Verhaltenstherapie (CBT).
Emotionsregulation und exzentrische Fitnessregeln
Gages Methoden zur Emotionsregulation sind ebenso praktisch wie ungewöhnlich. Bei Trennungsschmerz bevorzugt er Selena Gomez anstelle von Radiohead. Seine Fitnessregeln sind ritualisiert und exzentrisch, von Dogpound (einem Fitnessstudio für Prominente in NYC und L.A.) über Alo und Solidcore Pilates bis hin zu Bodyweight-Training und Schlittenziehen. Seine Hautpflege ist ein High-Tech-Fetisch, der LED-Masken, Cryo-Sticks und Biome-Balancing-Seren umfasst.
Die komische Tiefe des Lebens im Absurden
Am Ende seines Buches zeigt Gage ein Auge für das Skurrile und Makabre, indem er die Frage des dritten Ehemanns seiner komatösen Großmutter aufgreift, ob nach ihrem Tod jemand das Ensure aus dem Kühlschrank trinken wolle. Sein Fazit ist, dass sich im Absurden die komische Tiefe des Lebens, aber auch eine radikale Banalität offenbart.
Psychoanalyse und Zen-Buddhismus: Zwei Wege zur Selbsterforschung
Psychoanalyse und Zen-Buddhismus sind zwei unterschiedliche Erfahrungswege, die jedoch viele Ziele gemeinsam haben: Einsicht, Empathie und Heilung. Während sich die Psychoanalyse am Individuum orientiert und die Linderung oder Heilung von Neurosen als Ausdruck einer gestörten Entwicklung anstrebt, hat der Zen-Buddhismus die Loslösung von der subjektiven Identität im Auge und sieht Krankheit als notwendigen Teil des menschlichen Lebens.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Trotz ihrer Unterschiede gibt es Annäherungen und "Verwandtschaft" zwischen beiden Richtungen. Beide Wege der Selbsterforschung und Heilung können dazu beitragen, die Konflikthaftigkeit der menschlichen Psyche zu verstehen und zu bewältigen.
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Der therapeutische Dialog: Verarbeiten, Durcharbeiten, Nacharbeiten
In der psychoanalytischen Praxis spielt die psychische Arbeit des analytischen Paares eine zentrale Rolle. Verarbeiten, Durcharbeiten und Nacharbeiten sind wichtige Schritte, um traumatische Erfahrungen zu integrieren und neue Perspektiven zu entwickeln. Die affektive Regulierung der therapeutischen Beziehung, das Allein-Sein in der Gegenwart des Anderen und das Gelingen und Scheitern sind weitere Aspekte, die die Komplexität der psychoanalytischen Arbeit verdeutlichen.
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