Uhren für Epileptiker: Mehr Sicherheit und Freiheit im Alltag

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle können unvorhersehbar auftreten und das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Uhren für Epileptiker, oft auch als Anfallserkennungsgeräte bezeichnet, bieten eine Möglichkeit, die Sicherheit und Selbstständigkeit von Menschen mit Epilepsie zu erhöhen. Sie erkennen bestimmte Arten von Anfällen und alarmieren im Notfall Bezugspersonen oder professionelle Helfer. Dieser Artikel beleuchtet die Funktionsweise, Vorteile und verfügbaren Modelle solcher Uhren.

Funktionsweise von Epilepsie-Uhren

Epilepsie-Uhren sind in der Regel mit Sensoren ausgestattet, die verschiedene Körperfunktionen überwachen. Dazu gehören:

  • Beschleunigungssensoren: Diese Sensoren erkennen ruckartige Bewegungen, wie sie bei tonisch-klonischen Anfällen (Grand-mal-Anfällen) auftreten.
  • Pulsmesser: Veränderungen der Herzfrequenz können ebenfalls auf einen Anfall hindeuten.
  • Hautleitfähigkeitssensoren: Die Hautleitfähigkeit kann sich während eines Anfalls aufgrund von Schweißbildung verändern.
  • Lagesensoren: Sie registrieren Stürze, die während eines Anfalls auftreten können.

Erkennt die Uhr einen Anfall, sendet sie ein Signal an ein verbundenes Smartphone oder direkt an Notfallkontakte. Dabei können verschiedene Alarmierungswege genutzt werden:

  • SMS-Nachricht: Die Bezugspersonen erhalten eine SMS mit Informationen über den Anfall und den aktuellen Standort des Betroffenen (via GPS).
  • Anruf: Die Uhr kann automatisch bis zu drei festgelegte Notrufnummern anrufen, bis jemand den Anruf entgegennimmt.
  • Alarmton: Ein akustischer Alarm kann zusätzlich auf den Notfall aufmerksam machen.

Vorteile von Epilepsie-Uhren

Der Einsatz von Epilepsie-Uhren bietet eine Reihe von Vorteilen:

  • Erhöhte Sicherheit: Die automatische Anfallserkennung und Alarmierung ermöglicht eine schnelle Reaktion im Notfall, was das Risiko von Verletzungen und Komplikationen verringern kann.
  • Mehr Selbstständigkeit: Menschen mit Epilepsie können sich mit einer solchen Uhr freier bewegen und Aktivitäten nachgehen, ohne ständig auf die Anwesenheit einer Betreuungsperson angewiesen zu sein.
  • Verbesserte Lebensqualität: Die Sicherheit und das Gefühl der Kontrolle, die eine Epilepsie-Uhr vermittelt, können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern.
  • Ruhigere Nächte: Für Eltern von Kindern mit Epilepsie kann eine solche Uhr die nächtliche Sorge reduzieren, da sie im Falle eines Anfalls alarmiert werden.
  • Protokollierung von Anfällen: Viele Uhren verfügen über eine automatische Protokollfunktion, die Anfälle mit Datum, Uhrzeit und Art des Ereignisses aufzeichnet. Dies kann für die Therapieplanung und -anpassung hilfreich sein.

Verfügbare Modelle und Funktionen

Auf dem Markt sind verschiedene Epilepsie-Uhren erhältlich, die sich in ihren Funktionen und ihrem Design unterscheiden. Einige Beispiele sind:

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Epi-Care Mobile

Epi-Care mobile ist ein System, das aus einem Armbandsensor und einer Smartphone-App besteht. Der Sensor erkennt tonisch-klonische Anfälle und sendet einen Alarm an das Mobiltelefon der Bezugsperson. Zusätzlich werden GPS-Koordinaten per SMS mitgeteilt. Es können mehrere Rufnummern eingespeichert werden, die im Notfall abhängig vom Standort kontaktiert werden. Die App kann bei einem Anfall verschiedene Nummern wählen, abhängig davon, wo man sich befindet. Epi-Care mobile bietet eine "Nachtbereitschaft"-Funktion, mit der für Tag und Nacht unterschiedliche Alarmnummern festgelegt werden können. Ein automatisches Protokoll führt einen Überblick über Anfälle und Einstellungsänderungen. Der Akku hält ca. 24 Stunden.

TCL Safety Watch MT43AX

Die TCL Safety Watch MT43AX ist eine Gesundheitsuhr mit automatischer Sturzerkennung. Sie unterstützt Epileptiker, insbesondere bei Stürzen während eines Anfalls. Die Uhr kann bis zu drei Notrufnummern speichern und im Notfall automatisch anrufen. Zusätzlich wird der GPS-Standort an die Notfallkontakte übermittelt. Die Uhr verfügt über einen Pulsmesser und eine Erinnerungsfunktion für Medikamenteneinnahme. Über den JohanniterCall kann bei Bedarf professionelle Hilfe angefordert werden.

Embrace-Uhr

Die Embrace-Uhr ist mit Sensoren ausgestattet, die über die Haut einen epileptischen Anfall registrieren. Die Alert-App bekommt das Signal, um vorab ausgewählte Personen im Ernstfall per SMS oder Anruf zu informieren. Alert kann auch Daten zum aktuellen GPS-Standort der Person an die Helfer übermitteln. Die Embrace-Uhr bietet eine weitere App namens Mate kostenlos an, die mit der Embrace-Uhr funktioniert. Sie gibt einen Überblick über die körperlichen Aktivitäten, Wach- sowie Ruhephasen. Der Nutzer kann ebenso Anfälle eintragen.

Schüttel-Alarm-Uhr

Durch das Schütteln dieser Uhr wird ein akustischer und telefonischer Alarm ausgelöst. In der Schüttel-Alarm-Uhr ist ein 3D Bewegungssensor eingebaut der auf Frequenzen zwischen 5 bis 15 Hz reagiert und verschiedene Formen und Intensitäten von Erschütterungen registrieren kann. Bei der Einstellung des Schüttel-Notruf-Alarms werden bis zu fünf gespeicherte Telefonnummern nacheinander angerufen und über den Notruf informiert. Der akustische Alarm kann entweder in Verbindung mit dem telefonischem Notruf oder separat eingestellt werden. Der moderne Schüttel Sensor ist jetzt in einer Android-Uhr integriert und kann überall unauffällig und bequem getragen werden, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Auswahlkriterien für eine Epilepsie-Uhr

Bei der Auswahl einer geeigneten Epilepsie-Uhr sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:

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  • Art der Anfälle: Nicht alle Uhren erkennen alle Arten von Anfällen. Es ist wichtig, eine Uhr zu wählen, die die typischen Anfallsformen des Betroffenen erkennt.
  • Zuverlässigkeit: Die Uhr sollte zuverlässig Anfälle erkennen und Fehlalarme vermeiden.
  • Benutzerfreundlichkeit: Die Bedienung der Uhr und der zugehörigen App sollte einfach und intuitiv sein.
  • Tragekomfort: Die Uhr sollte bequem zu tragen sein, auch über längere Zeiträume.
  • Akkulaufzeit: Eine lange Akkulaufzeit ist wichtig, um eine kontinuierliche Überwachung zu gewährleisten.
  • Alarmierungswege: Die Uhr sollte die Möglichkeit bieten, verschiedene Alarmierungswege zu nutzen (SMS, Anruf, Alarmton).
  • GPS-Funktion: Eine GPS-Funktion ermöglicht die Ortung des Betroffenen im Notfall.
  • Kosten: Die Kosten für die Uhr und eventuelle Servicepakete sollten im Budget liegen.
  • Kostenübernahme durch Krankenkassen: Es ist ratsam, sich vor dem Kauf über die Möglichkeit einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu informieren.

Kostenübernahme durch Krankenkassen

In vielen Fällen übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Epilepsie-Überwachungsgeräte, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt. Die Barmer beispielsweise übernimmt nach Prüfung der medizinischen Voraussetzungen in der Regel die Kosten für die Versorgung mit einem Epilepsie-Überwachungsgerät - gegebenenfalls abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung. Es ist jedoch ratsam, sich vor dem Kauf bei der Krankenkasse über die genauen Bedingungen und Voraussetzungen zu informieren.

Alltagserfahrungen und Studien

Eine Umfrage des epilepsie bundes-elternverband (e.b.e.) hat gezeigt, dass Eltern die Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit von Anfallsüberwachungsgeräten unterschiedlich bewerten. Tendenziell erhielten NightWatch® und VitaGuard® 3100/310 die besseren Bewertungen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die meisten Daten zu den Überwachungsgeräten aus Studien in Epilepsiezentren stammen und an Erwachsenen erhoben wurden. Angaben zu Fehlalarmen und Faktoren, die Sensitivität und Spezifität möglicherweise beeinflussen, fehlen häufig.

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