Ein Hirnarterienaneurysma, oft als Gefäßaussackung im Gehirn bezeichnet, stellt eine ernste Erkrankung dar. Es handelt sich um eine Ausbuchtung in der Wand einer Hirnarterie, die platzen und zu einer Blutung im Gehirn führen kann. Diese Erkrankung kann lebensbedrohlich sein, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Risiken minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen erhalten.
Was ist ein Aneurysma?
Als Aneurysma wird die Aussackung einer arteriellen Gefäßwand bezeichnet. Diese Veränderungen zeichnen sich durch eine Schwäche der Gefäßwand aus, wodurch diese einreißen kann. Dies führt zu einer Aneurysmaruptur, bei der Blut in den Subarachnoidalraum (Subarachnoidalblutung, SAB) oder in das Gehirngewebe selbst (intrazerebrale Blutung) austritt.
Ein Aneurysma im Kopf ist eine Art Beule in einem Blutgefäß, medizinisch als Ausbuchtung bezeichnet. Wenn die Wand einer Schlagader schwach wird, kann sich eine kleine Beule bilden - das Aneurysma. Hirnarterienaneurysmen sind Aussackungen von Hirngefäßen, vor allem von Arterien an der Hirnbasis. Sie kommen bei etwa 2 % der Allgemeinbevölkerung vor, bei älteren Menschen etwas häufiger.
Ursachen von Hirnaneurysmen
Man vermutet, dass es sich bei Hirnarterienaneurysmen um angeborene Defekte der Gefäßwand handelt, selten können diese erworben sein. In rund 90 Prozent der Fälle sind Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) die Ursache für Aneurysmen. Diese sind das Ergebnis einer über Jahre fortschreitenden Verhärtung und Verengung von Arterien, was zu einem verminderten Blutzufluss führt.
Risikofaktoren, die den natürlichen Verlauf einer Arteriosklerose beschleunigen, sind:
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- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Bewegungsmangel und Übergewicht
- Fettreiche Ernährung
- Stress
- Rauchen
- Verschiedene Stoffwechselstörungen
Weitere Begleiterkrankungen, die das Risiko für die Entwicklung eines Aneurysmas erhöhen oder die Behandlung und Prognose beeinflussen können, sind:
- Hypertonie (Bluthochdruck): Dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte können die Blutgefäßwände schwächen.
- Rauchen: Tabakkonsum schädigt die Blutgefäße und kann zu einer Schwächung der Gefäßwände führen.
- Arteriosklerose: Verengt und verhärtet die Arterien durch Plaque-Ablagerungen in den Gefäßwänden.
- Polycystische Nierenerkrankung: Diese genetisch bedingte Erkrankung erhöht das Risiko für Hirnarterien-Aneurysmen.
- Familiäre Aneurysma-Anamnese: Eine familiäre Vorgeschichte kann das persönliche Risiko erhöhen.
Symptome von Hirnaneurysmen
Vor einer Ruptur ist der Träger eines Aneurysmas in der Regel beschwerdefrei. Seltene Ausnahmen sind Aneurysmen, die durch ihre Nähe zu Hirnregionen oder Hirnnerven Symptome auslösen. Ein Aneurysma der A. carotis interna kann beispielsweise durch Kompression des N. oculomotorius Störungen der Augenmotilität (Doppelbilder) auslösen. Etwa 10 % der entdeckten asymptomatischen Aneurysmen sind Zufallsbefunde.
Aneurysmen, die nicht geblutet haben, bleiben meist ohne spezifische Beschwerden und werden als "inzidentelle Aneurysmen" bezeichnet. Wenn ein Aneurysma im Kopf Symptome verursacht, drückt es oft auf die umgebenden Nerven, was zu verschiedenen Beschwerden führen kann:
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Schmerzen im Bereich der Augen
- Lähmungserscheinungen im Gesicht
- Sprachstörungen
- Gleichgewichtsprobleme
- Krampfanfälle
- Empfindungsstörungen
- Einschränkungen des Sprach- oder Hörvermögens
Symptome einer Aneurysmaruptur
Reißt ein Aneurysma im Kopf, handelt es sich um einen akuten Notfall. Im akuten Notfall einer Aneurysmablutung kommt es meist zu schlagartigen Kopfschmerzen, die von den Patient:innen als „so stark wie noch nie in ihrem Leben“ empfunden werden.
Weitere Symptome einer Aneurysmaruptur können sein:
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- Extrem starke Schmerzen am Hinterkopf oder im Nacken, die in den Rücken ausstrahlen können
- Übelkeit und Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
Etwa ein Drittel der Betroffenen überlebt die Blutung eines Hirnaneurysmas nicht.
Warnzeichen vor einer Ruptur
Nicht immer platzt ein Aneurysma ohne vorherige Warnzeichen. Bei etwa 30-50 % der Hirnaneurysmablutungen kommt es Stunden bis Tage vorher zu einer kleinen Warnblutung mit mäßigen, aber anhaltenden Kopfschmerzen und manchmal einem "etwas steifen Nacken".
Diagnose von Hirnaneurysmen
Um ein Aneurysma nachzuweisen, muss als Goldstandard eine zerebrale digitale Substraktionsangiografie (DSA) durchgeführt werden. Weitere bildgebende Verfahren zur Diagnose von Hirnarterien-Aneurysmen sind:
- Magnetresonanzangiografie (MRA): Erstellt detaillierte Bilder der Blutgefäße im Gehirn mithilfe von Magnetfeldern und Radiowellen.
- Computertomografie-Angiografie (CTA): Nutzt das Röntgenverfahren der Computertomografie in Kombination mit einem Kontrastmittel, um klare und detaillierte Bilder der Blutgefäße im Gehirn zu erhalten.
- Transkranielle Doppler-Sonografie (TCD): Misst die Blutflussgeschwindigkeit in den Hirnarterien und kann Hinweise auf eine Verengung der Hirnarterien infolge eines Vasospasmus geben.
Zusätzlich zu den bildgebenden Verfahren ist eine gründliche klinische Untersuchung und Anamnese wichtig.
Behandlung von Hirnaneurysmen
Im Falle einer Aneurysmaruptur muss das Aneurysma schnellstmöglich ausgeschaltet werden. Auch zufallsbefundlich diagnostizierte Aneurysmen sollten je nach Größe, Lokalisation und eventuell vorhandenen neurologischen Symptomen versorgt werden.
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Reißt ein Aneurysma im Kopf, muss sofort operiert werden, um eine Nachblutung zu vermeiden. Die Behandlungsempfehlung bei einem zufällig entdeckten Aneurysma richtet sich nach verschiedenen Risikofaktoren, wie der Größe des Aneurysmas und seinem genauen Ort im Gehirngefäßsystem.
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren, mit denen ein Hirnaneurysma operativ behandelt werden kann:
Offene Operation (Clipping oder Wrapping):
- Clipping: Hierbei wird über eine Öffnung im Schädel ein kleiner Metallclip an der Basis des Aneurysmas angebracht, um es vom Blutkreislauf auszuschließen.
- Wrapping: Hier wird das Gefäß ummantelt.
Endovaskuläre Verfahren (Coiling oder Stenting):
- Coiling: Über einen Katheter, der über einen kleinen Schnitt in der Leistenarterie eingeführt wird, werden weiche Platin-Spiralen (Coils) in das Hirnaneurysma geschoben. Dort rollt sich die Spirale zu einem festen Knäuel auf und füllt die Ausbuchtung vollständig aus, sodass diese vom Blutstrom abgegrenzt ist.
- Stenting: Neuere Entwicklungen ermöglichen auch die Anwendung von sogenannten „Flow Divertern“ bei bisher nur unzureichend therapierbaren spindelartigen Gefäßaufweitungen (fusiforme Aneurysma).
Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelfall abgewogen werden müssen.
Behandlung von Komplikationen nach einer Aneurysmaruptur
Eine häufige Komplikation nach einer Subarachnoidalblutung ist ein Gefäßkrampf (Vasospasmus). Daher wird direkt nach der Versorgung des Aneurysmas eine vorbeugende Therapie mit einem gefäßerweiternden Medikament (Nimodipine, in Kombination mit Magnesium), einer Blutdruckanhebung, mit gleichzeitiger Blutverdünnung und einer Blutvolumenanhebung (sog. „triple-H-therapy“) eingeleitet.
Weiterhin kann durch die Blutung die Resorption des Nervenwassers (Liquor) beeinträchtigt sein, was zu einem Nervenwasseraufstau (Hydrozephalus) führen kann.
Wann ist eine vorbeugende Operation notwendig?
Wenn ein Aneurysma zufällig entdeckt wird, stellt sich oft die Frage, ob eine vorbeugende Operation notwendig ist. Dies kann nur im Einzelfall entschieden werden. Das Risiko für eine Blutung schwankt je nach Größe und Lage des Aneurysmas und den individuellen Vorerkrankungen. Ebenso kann man nur im Einzelfall das Risiko einer vorbeugenden Operation abschätzen, dies hängt zum Beispiel davon ab, ob es offen oder von innen heraus behandelt wird, und ob dies mit oder ohne einem sogenannten Gefäßremodelling (z.B. Stent) durchgeführt werden kann.
Prävention von Hirnarterien-Aneurysmen
Obwohl nicht alle Aneurysmen verhindert werden können, gibt es Maßnahmen, die zur Risikominimierung und zur Förderung der allgemeinen Gesundheit beitragen können:
- Regelmäßige Messung und Überwachung des Blutdrucks: Ein normaler Blutdruck liegt unter 120/80 mmHg.
- Reduzierung des Salzkonsums: Beschränken Sie Ihre tägliche Salzaufnahme auf weniger als 5 Gramm.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Integrieren Sie mindestens 150 Minuten gemäßigtes oder 75 Minuten intensives Training pro Woche.
- Rauchentwöhnung: Vermeiden Sie Auslöser, die das Verlangen nach einer Zigarette auslösen.
- Regelmäßige Untersuchungen: Bei familiärer Vorgeschichte von Aneurysmen sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit regelmäßiger bildgebender Untersuchungen sprechen.
- Entspannungstechniken: Anhaltender Stress kann zu Bluthochdruck führen.
- Ausreichend Schlaf: Achten Sie auf ausreichend Schlaf pro Nacht, um Ihren Körper zu regenerieren und den Blutdruck zu stabilisieren.
- Weniger Alkoholkonsum: Maßvoller Alkoholkonsum gilt bei Männern pro Tag nicht mehr als ca. 20 g Alkohol (etwa 0,5 l Bier oder 0,2 l Wein), bei Frauen nicht mehr als ca. 10 g (etwa 0,25 l Bier oder 0,1 l Wein).