Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das viele Ursachen haben kann. Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig, und oft suchen Betroffene nach einer schnellen und effektiven Lösung. Spritzen in den Rücken, insbesondere die periradikuläre Therapie (PRT), werden häufig als vielversprechende Option angesehen. Doch wann sind Spritzen sinnvoll, und welche Alternativen gibt es? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Injektionsbehandlung bei Rückenschmerzen und eingeklemmten Nerven, um Betroffenen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Ursachen von Rückenschmerzen und eingeklemmten Nerven
Um die Wirksamkeit von Spritzen bei Rückenschmerzen beurteilen zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Ursachen zu verstehen. Rückenschmerzen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter:
- Muskelverspannungen: Psychische Anspannung, einseitige körperliche Belastung und Bewegungsmangel führen häufig zu Verspannungen der Rückenmuskulatur.
- Bandscheibenvorfälle und -vorwölbungen: Dabei tritt ein Teil des Bandscheibengewebes aus und drückt auf Nervenwurzeln, was zu Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen führen kann.
- Weitere Ursachen: Facettengelenksarthrose, Skoliose, Wirbelkörperbrüche, Bechterew-Krankheit, Verengung des Wirbelkanals oder Wirbelgleiten können ebenfalls Rückenschmerzen verursachen.
Ein eingeklemmter Nerv entsteht, wenn ein Nerv an einer Stelle im Körper komprimiert wird. Dies kann verschiedene Ursachen haben, wie Überlastung, Fehlbelastung oder Verletzungen. Häufige Symptome sind plötzliche, einschießende Schmerzen, die in umliegende Bereiche ausstrahlen, sowie neurologische Beschwerden wie Taubheit oder Kribbeln.
Die PRT-Spritze: Wann ist sie sinnvoll?
Die periradikuläre Therapie (PRT) ist eine spezielle Form der Injektionsbehandlung, bei der eine dünne Nadel unter CT-Kontrolle an die komprimierte Nervenwurzel vorgeschoben wird. Dort werden Entzündungshemmer und Schmerzmittel injiziert. Die PRT kann bei Bandscheibenvorfällen und Nervenwurzelreizungen sinnvoll sein, um Schmerzen zu reduzieren und eine Operation zu vermeiden.
Anwendungsbereiche der PRT
Die PRT findet Anwendung bei verschiedenen Erkrankungen, die mit Nervenwurzelreizungen einhergehen, darunter:
Lesen Sie auch: Wichtige Informationen zur Injektion bei epileptischen Anfällen
- Bandscheibenvorfall
- Bandscheibenverschleiß
- Zwischenwirbelgelenksverschleiß
- Akute Reizungen der kleinen Wirbelgelenke oder der Nervenwurzeln
- Spinalkanalstenose
- Spondylarthrose
- Formanenstenose
- Reizung der Costotransversalgelenke (Wirbel-Rippen-Gelenke)
- Verschleißerscheinungen
- Neurologische Beschwerden
- Langjährige Rückenschmerzen, bei denen Physiotherapie und Medikamente bisher versagten
- Nervenwurzelentzündungen
- Chronische Schmerzzustände
- Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen
- Arthrose (Wirbelsäule, Facettengelenke)
- Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)
- Schmerzhaftes Narbengewebe nach einer Bandscheibenoperation
- Funktionsstörung der Wirbelgelenke aufgrund von Fehl- oder Überbelastungen
- Entzündliche Prozesse
- Verschleißbedingte knöcherne Verengungen in der Nervenverlaufsbahn
- Beschwerden im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs (radikuläre Schmerzen)
- Pseudoradikuläre Schmerzen, Facettensyndrom
Durchführung der PRT
Für die PRT wird der Patient in Rücken- oder Bauchlage auf dem Tomographentisch gelagert. Nach Desinfektion der Haut und Festlegung des zu behandelnden Wirbelsäulenabschnitts werden die Koordinaten auf der Haut markiert. Unter CT-Kontrolle wird eine dünne Injektionsnadel unter Lokalanästhesie der Haut und Muskulatur bis in unmittelbare Nähe zur Nervenwurzel vorgeschoben. Um sicherzustellen, dass die Nadelspitze nicht in Gefäße oder Nerven liegt und die Medikamente die Nervenwurzel richtig umfluten, werden kleine Mengen von Röntgenkontrastmitteln injiziert. Anschließend werden Lokalanästhetika und Entzündungshemmer um den Nerv injiziert.
Vorteile der PRT
Die PRT bietet eine Reihe von Vorteilen:
- Gezielte Behandlung von Rückenschmerzen und Vermeidung einer Chronifizierung
- Behandlung von Entzündungsreaktionen an der Nervenwurzel
- Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit und Rückkehr zu natürlichen Bewegungsabläufen
- Reduktion der Schmerzmedikation und dadurch Reduktion des Auftretens von Nebenwirkungen
- Vermeidung oder Hinauszögerung operativer Eingriffe
- Langfristige Beeinflussung des Schmerzgedächtnisses
- Weitestgehend schmerzarme Therapie
- Hohes Maß an Sicherheit durch die Bildsteuerung bei der Behandlung
- Präzise: effektive Behandlung am Ort der Ursache
- Seltene Nebenwirkungen
- Geringe Medikamentendosis
- Sofort wieder belastbar
- Injektion dauert nur wenige Minuten
Kontraindikationen der PRT
Es gibt bestimmte Kontraindikationen, bei denen eine PRT nicht durchgeführt werden sollte:
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Blutgerinnungsstörungen
- Impfung unmittelbar vor der Untersuchung (es wird ein Zeitabstand von 14 Tagen empfohlen)
- Thromboseneigung
- Bekannte Immunschwäche
- Psychosen
- Schwere Diabetes
- Bluthochdruck
- Coronare Stentimplantation
- Glaukom (erhöhter Augeninnendruck)
- Allergien auf anzuwendende Medikamente
Andere Injektionsverfahren bei Rückenschmerzen
Neben der PRT gibt es weitere Injektionsverfahren, die bei Rückenschmerzen eingesetzt werden können:
- Facettengelenkinfiltration: Hierbei wird eine Mischung aus Kortison und Lokalanästhetikum in die kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) gespritzt, um Entzündungen und Schmerzen zu lindern.
- Infiltration des Iliosakralgelenks (ISG-Infiltration): Bei Blockaden oder Entzündungen im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk wird ein Lokalanästhetikum, evtl. auch in Kombination mit Kortison, in den Gelenkspalt oder den umgebenden Bandapparat injiziert.
- Epidurale Injektion: Bei starken Schmerzen beim Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose wird ein Gemisch aus Kortison, Lokalanästhetikum und Kochsalz in den Epiduralraum gespritzt, um Nervenschmerzen zu lindern.
Spritzen bei Muskelverspannungen: Keine geeignete Therapie
Bei Muskelverspannungen im Rücken sind Spritzen in der Regel nicht geeignet, um die Symptome zu lindern. Die "Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz" empfiehlt, perkutane Therapieverfahren (d.h. alles, was durch die Haut hindurch verabreicht wird) zur Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen nicht anzuwenden.
Lesen Sie auch: Behandlung von Taubheitsgefühl
Risiken und Nebenwirkungen von Spritzen in den Rücken
Obwohl Injektionsbehandlungen bei Rückenschmerzen in der Regel sicher sind, können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten:
- Infektionen: Wie bei jeder Injektion kann es zu einer Infektion an der Einstichstelle kommen.
- Übertritt des Medikaments in die Blutbahn: Wenn der Arzt ein Blutgefäß trifft und dies nicht bemerkt, können die Substanzen in den Kreislauf gelangen und allgemeine Reaktionen wie Blutdruckabfall, Kopfschmerzen oder Herzrhythmusstörungen auslösen.
- Hämatom: Durch die Verletzung von Blutgefäßen kann es zu einem Bluterguss (Hämatom) kommen.
- Verletzung von Nerven oder Rückenmark: In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung der anvisierten Strukturen kommen.
- Anaphylaktischer Schock: Bei einer allergischen Reaktion auf die gespritzte Substanz kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten bei Rückenschmerzen
Neben Injektionsbehandlungen gibt es eine Reihe von alternativen Behandlungsmöglichkeiten bei Rückenschmerzen:
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen können zur Schmerzlinderung eingenommen werden. Paracetamol ist hingegen weniger wirksam. Stärkere Schmerzmedikamente wie Metamizol oder Opioide sind rezeptpflichtig und bergen größere Risiken.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung und körperliche Aktivität sind wichtig, um die Muskeln zu stärken und Verspannungen zu lösen.
- Entspannung: Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation (PMR) können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und Stress zu senken.
- Wärme: Wärme kann die Muskulatur entspannen und Schmerzen lindern.
- Verhaltenstherapie: Eine Verhaltenstherapie kann bei chronischen Schmerzen helfen, Verhaltensmuster zu erkennen, die die Beschwerden verstärken, und zu lernen, anders mit ihnen umzugehen.
- Physiotherapie: Unter krankengymnastischer Anleitung können Muskeln auftrainiert und Fehlbelastungen korrigiert werden.
- Akupunktur: Akupunktur kann bei Rückenschmerzen ebenfalls eine lindernde Wirkung haben.
- Osteopathie: Osteopathische Behandlungen können helfen, Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Kinesiotaping: Kinesiotapes sind selbstklebende Bänder, die auf die Haut geklebt werden und bei einem eingeklemmten Nerv ebenfalls eine Besserung der Beschwerden herbeiführen können.
Was tun bei einem eingeklemmten Nerv?
Bei einem eingeklemmten Nerv sollten zunächst überlastende Bewegungen pausiert werden. Gleichzeitig sollte aber auch keine absolute Ruhe eingehalten werden, sondern auf Bewegung gesetzt werden, um die verhärteten Muskeln zu lockern. Massagen, Wärme und entzündungshemmende Salben können ebenfalls helfen. Bei starken Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente in Tablettenform eingenommen oder eine Spritze verabreicht werden. Zudem sollte eine physiotherapeutische Behandlung in Erwägung gezogen werden, um chronische Fehlbelastungen zu korrigieren.
Lesen Sie auch: Spritze ins Rückenmark: Was Sie wissen müssen
tags: #spritze #bei #eingeklemmten #nerv #behandlung