Die Parkinson-Krankheit (PD) ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die sich bei jedem Betroffenen anders äußert. Der Verlauf ist oft unvorhersehbar und individuell verschieden, jedoch lassen sich einige allgemeine Muster im Fortschreiten der Krankheit erkennen. Weltweit sind etwa 6,1 Millionen Menschen von Parkinson betroffen, in Deutschland leiden schätzungsweise 400.000 Menschen an dieser Erkrankung.
Einführung
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und betrifft hauptsächlich Menschen im höheren Lebensalter. Die Krankheit manifestiert sich durch den Verlust von Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen, insbesondere in der Substantia nigra, was zu einem Dopaminmangel führt. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen und andere Funktionen unerlässlich ist. Obwohl es derzeit keine Heilung für Parkinson gibt, können verschiedene Behandlungen die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
Stadien der Parkinson-Krankheit
Das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit wird grob in fünf Stadien unterteilt, die jedoch nicht immer geradlinig verlaufen und individuell variieren können. Diese Stadien helfen, den Verlauf der Krankheit zu verstehen und die Behandlung entsprechend anzupassen.
Stadium Eins
In diesem frühen Stadium treten Zittern und andere Bewegungssymptome meist nur auf einer Körperseite auf. Die Symptome sind in der Regel mild und beeinträchtigen das tägliche Leben nur geringfügig. Nahestehende Personen bemerken möglicherweise Veränderungen in der Körperhaltung, im Gangbild oder in der Mimik des Betroffenen.
Stadium Zwei
Die Symptome beginnen sich zu verschlimmern und betreffen nun beide Seiten des Körpers. Zittern, Steifheit und andere Bewegungseinschränkungen werden deutlicher. Das Gehen kann schwieriger werden und Haltungsänderungen sind stärker ausgeprägt. Die Erledigung alltäglicher Aufgaben nimmt mehr Zeit in Anspruch.
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Stadium Drei
Dieses Stadium ist durch eine Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und einen Verlust des Gleichgewichts gekennzeichnet, was das Risiko von Stürzen erhöht. Die Symptome können die Aktivitäten des täglichen Lebens erheblich erschweren, wie z.B. Anziehen und Essen.
Stadium Vier
Die Symptome verschlimmern sich weiter. Es ist möglich, ohne Hilfe zu stehen, aber zur Fortbewegung ist Unterstützung oder ein Hilfsmittel erforderlich. Viele alltägliche Aktivitäten erfordern Hilfe, was ein unabhängiges Leben erschwert.
Stadium Fünf
Dies ist das am weitesten fortgeschrittene Stadium der Parkinson-Krankheit, das mit einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen einhergeht. Schwere Steifheit in den Beinen kann das Stehen oder Gehen unmöglich machen, und eine Vollzeitbetreuung für die täglichen Aktivitäten ist erforderlich. Psychotische Symptome wie Halluzinationen können auftreten; diese Symptome treten bei bis zu 50% der Parkinson-Patienten auf. Demenz ist ebenfalls weit verbreitet und betrifft etwa 30% der Menschen mit Parkinson.
Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit manifestiert sich durch eine Reihe von motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Die charakteristischen motorischen Symptome umfassen:
- Bradykinese (verlangsamte Bewegung): Betroffene sind deutlich weniger beweglich, was sich in verlangsamten Bewegungsabläufen äußert.
- Tremor (Zittern): Häufig sind die Hände betroffen, aber das Zittern kann auch in den Beinen oder im Unterkiefer auftreten. Zu Beginn der Erkrankung ist oft nur eine Körperseite betroffen.
- Rigor (Muskelsteifheit): Die Muskeln versteifen sich, was sich oft schon beim Gehen bemerkbar macht. Mediziner beschreiben den Gang Betroffener als kleinschrittig.
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Der Verlust des Gleichgewichts führt zu einer erhöhten Sturzgefahr.
Neben diesen motorischen Symptomen treten häufig auch nicht-motorische Symptome auf, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören:
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- Riechstörung: Ein charakteristisches Frühsymptom, das oft schon Jahre vor den Bewegungssymptomen auftritt.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme, ungesteuerte Beinbewegungen sowie Krämpfe.
- Verstopfung: Die Darmtätigkeit kann durch die steifen Muskeln beeinträchtigt sein.
- Blasenprobleme: Vor allem ein häufiger Harndrang.
- Kognitive Einschränkungen: Probleme, sich an Dinge zu erinnern.
- Psychische Begleiterkrankungen: Depressionen, Angststörungen und Demenz.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache für das Absterben der Nervenzellen in der Substantia nigra ist noch nicht abschließend erforscht. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren, die eine Rolle spielen können:
- Alter: Die meisten Betroffenen sind bei Diagnose über 60 Jahre alt.
- Genetische Faktoren: Mehrere Gene erhöhen das Risiko einer Parkinson-Erkrankung.
- Umwelt- und Lebensstilfaktoren: Pestizide, Lösungsmittel oder polychlorierte Biphenyle sowie häufige Kopftraumata können das Parkinson-Risiko erhöhen.
Diagnose
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in der Regel durch einen Facharzt (Neurologen) gestellt. Dieser untersucht den Patienten körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome. Der Arzt prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und/oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist. Weitere Diagnoseverfahren können sein:
- Riechtest
- Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra)
- MRT (Magnetresonanztomographie)
- L-Dopa-Test: Verabreichung des Medikaments Levodopa und Prüfung, ob die Symptome abnehmen.
Behandlungsmöglichkeiten
Obwohl die Parkinson-Krankheit bisher nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern können.
Medikamentöse Therapie
- Levodopa: Ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird und die typischen Parkinson-Symptome verbessert.
- Dopaminagonisten: Substanzen, die dem Botenstoff Dopamin ähnlich sind und an den Dopamin-Rezeptoren wirken.
- MAO-B-Hemmer: Sie stoppen den Abbau von Dopamin im Gehirn und helfen, Dopamin zu recyclen.
- COMT-Inhibitoren: Sie werden gegeben, um die Wirklücke bei Levodopa bis zur nächsten Gabe zu überbrücken.
Invasive therapeutische Verfahren
- Dopamin- oder Apomorphinpumpe: Verabreichung von flüssigem Medikament über eine Sonde in den Dünndarm oder unter die Haut.
- Tiefe Hirnstimulation (Hirnschrittmacher): Implantation von Elektroden in das Gehirn, um die Parkinsonsymptome durch elektrische Stimulation zu unterbinden.
Nicht-medikamentöse Therapien
- Physiotherapie: Förderung der Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und Stabilität des Körpers.
- Ergotherapie: Üben von Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
- Logopädie: Verbesserung der Sprechstörung.
- Sport und Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern.
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Ernährung: Eine ausgewogene, nahrhafte Ernährung kann helfen, einige der nicht bewegungsbezogenen Symptome von Parkinson zu lindern.
- Soziales Leben: Ein aktives Sozialleben mit vielen Kontakten und gemeinsamen Aktivitäten kann der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.
- Psychotherapie: Auseinandersetzung mit der Erkrankung und Erlernen des Umgangs mit ihr.
Das Parkinson-Endstadium
Im Parkinson-Endstadium sind die Symptome stark ausgeprägt und die Betroffenen benötigen umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten. Zu den typischen Merkmalen gehören:
- Schwere Bewegungsstörungen: Ausgeprägte Steifheit, starkes Zittern, extreme Verlangsamung der Bewegungen und erhebliche Gangstörungen.
- Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken: Die Sprachfähigkeit kann stark beeinträchtigt sein, was zu undeutlicher Sprache und Kommunikationsproblemen führt.
- Pflegebedürftigkeit: Patienten im Parkinson-Endstadium benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz und andere kognitive Störungen können die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigen.
- Psychische Begleiterkrankungen: Depressionen, Angststörungen und psychotische Symptome können auftreten.
Neuropalliative Betreuung
Im Parkinson-Endstadium ist eine neuropalliative Betreuung empfehlenswert, um die quälenden Symptome zu lindern und die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. Diese umfasst eine umfassende Betreuung durch ein multiprofessionelles Team, bestehend aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern.
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Lebenserwartung und Prognose
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist individuell verschieden und hängt von Faktoren wie der jeweiligen Parkinson-Form, dem Stadium, dem Gesundheitszustand und dem Alter des Betroffenen ab. Im Durchschnitt verkürzt sich die Lebenserwartung um vier bis elf Jahre. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können.