Ein epileptischer Anfall kann für Angehörige und Zeugen beängstigend sein. Es ist daher wichtig zu verstehen, was während eines solchen Anfalls passiert, welche Gefahren bestehen und wie man als Helfer richtig reagiert. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über epileptische Anfälle, Notfallmaßnahmen und die Rolle von Notfallmedikamenten, insbesondere Injektionen.
Epileptische Anfälle: Was passiert im Körper?
Epileptische Anfälle entstehen durch eine übermäßige Aktivität von Nervenzellen im Gehirn. Menschen mit Epilepsie wird geraten, ständig einen Notfallausweis mit sich zu führen, auf dem Kontaktpersonen, eventuell einzunehmende Notfallmedikamente und weitere Informationen hinterlegt sind. Diese übermäßige Aktivität kann sich in verschiedenen Formen äußern, von kurzen Absencen bis hin zu tonisch-klonischen Anfällen mit Bewusstseinsverlust und Krämpfen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall: Grundregeln
Die meisten epileptischen Anfälle klingen nach einigen Sekunden bis wenigen Minuten von allein ab. Zuerst gilt es, einige Grundregeln bei der ersten Hilfe zu beachten. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und die betroffene Person vor Verletzungen zu schützen.
Sofortmaßnahmen:
- Ruhig bleiben: Ein epileptischer Anfall sieht für jeden Menschen beunruhigend aus, ist aber meist harmlos und nach wenigen Sekunden, aber meist nach höchstens zwei Minuten wieder vorbei. Es drohen dabei keine langfristigen Hirnschäden und es sterben keine Nervenzellen ab.
- Schutz vor Verletzungen: Die Patientinnen und Patienten vor Verletzungen am Kopf zu schützen und gegebenenfalls aus einer Gefahrenzone zu bringen, wenn der Anfall z. B.
- Auf die Uhr schauen: Beginn und Ende des Anfalls merken.
- Verletzungen verhindern: Vor allem am Kopf. Es kann sein, dass die Patientinnen und Patienten Ihren Unmut äußern oder Ihre Hilfsversuche abwehren.
- Atemwege prüfen: Bleiben die Patientinnen und Patienten auch nach dem Anfall zunächst bewusstlos, dann Atemwege auf Erbrochenes und Speichel prüfen und davon befreien und Person spätestens jetzt in die stabile Seitenlage bringen.
Was man vermeiden sollte:
- Nichts zwischen die Zähne schieben: Um das Beißen auf die Zunge zu verhindern.
- Grobe oder hektische Bewegungen: Bei fokalen Anfällen zu Automatismen, so kann es sinnvoll sein, gefährliche Gegenstände aus der Hand der Betroffenen zu entfernen und sie aus Gefahrenzonen fernzuhalten. Auch dabei sollte man aber keinesfalls grob oder hektisch vorgehen.
Nach dem Anfall:
- Beobachtung: Beobachten und möglichst Notizen oder ein Handyvideo machen, denn sorgfältige Angaben über das Bild und die Dauer des Anfalls sind später für Ärztinnen und Ärzte von großer Wichtigkeit.
- Unterstützung: Bieten Sie Ihre Hilfe fortlaufend an, bis die Betroffenen sich erholt haben, aber drängen Sie nicht. Bieten Sie zum Beispiel Begleitung, Sitzmöglichkeiten oder den Anruf eines Arztes oder eines Notfallkontaktes der Patientinnen und Patienten an.
- Information: Gerade bei kurzen Anfällen wie Absencen, die nur wenige Sekunden anhalten, ist es wichtig, dass Sie die Betroffenen danach über ihren Anfall informieren, damit sie diesen in einem Anfallskalender festhalten und Angehörige oder Ärztinnen und Ärzte darüber informieren können.
- Nicht allein lassen: Betroffene nicht allein lassen, bis die Verwirrtheit nachgelassen hat und sie sich wieder orientieren können. Auch Sprachstörungen sind ganz normale Nebenwirkungen.
Wann wird ein Notfallmedikament benötigt?
In der Regel hört ein großer Anfall (Grand Mal, generalisiert tonisch-klonischer Anfall) nach ca. 2-4 Minuten von selbst auf; er ist trotz seines bedrohlichen Aussehens nicht lebensgefährlich. Nur dann, wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, müssen Sie aktiv werden, eventuell ein Notfellmedikament verabreichen (meist über den Mund oder als Zäpfchen) und einen Notarzt rufen. Dauert ein solcher Anfall aber länger als gewöhnlich (länger als 5 Minuten), so spricht man vom Status epilepticus. In diesem Fall müssen besondere Maßnahmen zur Unterbrechung des Anfallsgeschehens ergriffen und der Notruf gewählt werden. Das gilt nicht für Auren oder Absencen. Diese sind auch dann ungefährlich, wenn sie ein paar Minuten anhalten.
Status epilepticus
Der „Status epilepticus“ ist ein potentiell lebensbedrohlicher Notfall. Er beschreibt einen langanhaltenden epileptischen Anfall, der sich aus allen Anfallsformen heraus entwickeln kann. Im klinischen Alltag wird ein konvulsiver Anfall (Krampfanfall, i.d.R. generalisiert-tonisch-klonischer Anfall), der länger als 5 Minuten anhält, als Status epilepticus bezeichnet. Ein Status epilepticus birgt die Gefahr, dass es während dieses lange andauernden Anfalls zu einer erheblichen Schädigung des Gehirns bzw. Der non-konvulsive Status epilepticus ist ein anhaltender fokaler Anfall ohne motorische Symptome, oder eine lang anhaltende Absence (Absence-Status). Ab einer Dauer von 15 bis 20 Minuten spricht man von einem non-konvulsiven Status epilepticus. Die Betroffenen sind in der Regel ansprechbar, jedoch ist das Bewusstsein gestört.
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Weitere Notfallsituationen:
- Wenn auf den ersten Anfall direkt ein zweiter Anfall folgt, ohne dass der/die Patient*in zwischendurch wieder zu Bewusstsein gelangt ist.
- Wenn es durch den Anfall zu Verletzungen gekommen ist, z. B.
- Wenn es sich um den ersten epileptischen Anfall des/der Betroffenen handelt.
Notfallmedikamente: Welche gibt es und wie werden sie verabreicht?
Möglicherweise hat der/die Arzt/Ärztin für einen akuten Anfall ein krampflösendes Mittel verordnet, das auch von einem Laien angewendet werden kann. Bei einem epileptischen Notfall, dem Status epilepticus, ist schnelles Handeln wichtig. Notfallmedikamente die auch von Laien angewendet werden können, stellen eine wertvolle Hilfe bei der Einleitung der Behandlung dar. Clevere Lösungen sind hier wichtig, weil viele Epilepsie-Patientinnen und Patienten während eines Anfalls nicht einfach eine Tablette schlucken können:
Verfügbare Darreichungsformen:
- Diazepam Rectiolen: Die in den After eingeführt werden
- Bukkales Midazolam: Das mit Hilfe einer vorbefüllten Spritze ohne Nadel zwischen Wange und Zahnfleisch gespritzt wird.
- Midazolam in flüssiger Form: Für Kinder und Jugendliche wird häufig Midazolam in flüssiger Form eingesetzt, da es während eines Anfalls einfach mit vorgefüllten Applikationsspritzen in die Wangentasche gegeben werden kann. Der Wirkstoff wird dann über die Wangenschleimhaut aufgenommen, ohne dass der/die Betroffene diesen schlucken muss.
- Diazepam in Rektaltuben: Für Kinder und auch Erwachsene ist Diazepam in sogenannten Rektaltuben erhältlich und wird über den After angewendet, um gefährliche Anfälle schnell zu unterbrechen.
- Natriumvalproat in spritzfertiger parenteraler Darreichungsform: (Orfiril® Injektionslösung, Desitin) zur Verfügung.
In vielen Fällen wird diese Notfallmedikation nur von Notärztinnen und Notärzte oder Rettungsassistentinnen verabreicht. In Rücksprache mit dem/der Arzt/Ärztin erhalten aber auch Eltern von epilepsiekranken Kindern oder die Partnerinnen von Epilepsie-Patientinnen und Patienten entsprechende Benzodiazepine zur Verabreichung im Notfall.
Midazolam: Ein wichtiges Notfallmedikament
Midazolam bindet an GABA-Rezeptoren und beeinflusst diese dahingehend, dass sie eine erhöhte Affinität für den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) aufweisen. Dieser bindet folglich in höherem Maße an den Rezeptor und sorgt für eine verstärkte sedierende, anxiolytische, antikonvulsive und muskelrelaxierende Wirkung.
Dosierung von Midazolam:
- ERWACHSENE
- intranasal / intramuskulär: 10 mg i.n. / i.m.(0,2 mg/kgKG i.n.
- < 60J = 2 - 2,5 mg i.v. (max. 7,5 mg)
- ≥ 60J = 0,5 - 1 mg i.v. (max
- KINDER
- intranasal / intramuskulär: 0,3 mg/kgKG i.n.
Verabreichungshinweis:
Bei nasaler Gabe muss konzentriertes Midazolam (15 mg / 3 ml) verwendet werden, da pro Nasenloch nur 1 ml Flüssigkeit aufgenommen werden kann.
Intramuskuläre Gabe von Midazolam vs. intravenöse Gabe von Lorazepam
In der großen randomisierten US-amerikanischen RAMPART-Studie (Rapid Anticonvulsant Medications Prior to Arrival Trial) wurde geprüft, ob diese der i.v.-Gabe unterlegen ist.Eingeschlossen wurden circa 900 Fälle von Status epilepticus, also von Anfällen, die bereits mindestens fünf Minuten angedauert hatten und bei Eintreffen der „Paramedics“ persistierten. Doppelblind und randomisiert verabreichten diese entweder Midazolam i.m. (mit einem Autoinjektor) oder Lorazepam i.v. Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, die beim Eintreffen in der Notaufnahme ohne Rescue-Medikation anfallsfrei waren. Er lag nach Midazolam i.m. bei 73,4 %, nach Lorazepam i.v. bei 63,4 %; sowohl der Test auf Nicht-unterlegenheit als auch der auf Überlegenheit von Midazolam fielen hochsignifikant aus (p < 0,001).
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Bei den sekundären Endpunkten waren beide Behandlungen gleichwertig: 14,1 % (Midazolam) und 14,4 % (Lorazepam) der Patienten mussten über einen endotrachealen Tubus beatmet werden, Anfallsrezidive traten bei 11,4 % (Midazolam) und 10,6 % (Lorazepam) auf. Die i.m.-Gabe beschleunigte auch die Notfallbehandlung: Bei den Patienten, die anfallsfrei in die Notaufnahme kamen, waren zwischen Ankunft der Sanitäter und Applikation von Midazolam im Mittel 1,2 Minuten vergangen, bei Lorazepam hatte es mit 4,8 Minuten viermal so lange gedauert. In Bezug auf die anschließende Zeit bis zum Sistieren der Anfälle war allerdings Lorazepam schneller als Midazolam (1,6 vs. 3,3 Minuten). Keine Unterschiede gab es bei den Nebenwirkungen.
Fazit: Intramuskulär verabreichtes Midazolam ist bei Patienten im Status epilepticus mindestens so sicher und wirksam wie intravenös gegebenes Lorazepam.
Antiepileptika: Vorbeugende Behandlung
Epilepsie-Medikamente können Anfällen vorbeugen. Sie helfen jedoch nicht allen Betroffenen. Wenn man über mehrere Jahre anfallsfrei ist, können die Medikamente unter Umständen abgesetzt werden. Ein epileptischer Anfall entsteht, wenn Nervenzellen im Gehirn überaktiv sind. Epilepsie-Medikamente (Antiepileptika) wirken, indem sie diese übermäßige Aktivität hemmen. Antiepileptika heilen zwar nicht die Ursachen der Epilepsie. Sie können aber das Risiko senken, dass es zu Anfällen kommt.
Die Medikamente gibt es als Tablette, Kapsel oder Saft. Manche können auch gespritzt, als Infusion oder als Zäpfchen angewendet werden. Antiepileptika können teils unangenehme Nebenwirkungen haben, werden in niedrigen Dosierungen aber oft gut vertragen. Daher ist es wichtig, bei jedem Menschen sorgfältig abzuwägen, ob eine Behandlung sinnvoll ist und wenn ja, welches Medikament in welcher Dosierung infrage kommt.
Auswahl des geeigneten Antiepileptikums
Ob ein bestimmter Wirkstoff helfen wird, lässt sich nicht vorhersagen: Manche Menschen haben schon mit dem ersten Mittel keine Anfälle mehr. Bei anderen dauert es länger, bis sie die richtige Behandlung gefunden haben. Wenn man zum ersten Mal einen Anfall hatte, sind häufig nicht gleich Antiepileptika sinnvoll.
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Faktoren, die bei der Entscheidung berücksichtigt werden:
- Wie wahrscheinlich ist es, dass ein weiterer Anfall auftritt?
- Um welche Form der Epilepsie geht es?
- Wie zeigen sich die Anfälle?
- Wie sehr beeinträchtigen die Anfälle die Lebensqualität?
- Wie groß ist die Chance, dass ein Medikament einen Anfall verhindern kann?
- Welche möglichen Nebenwirkungen haben Antiepileptika?
Zur Behandlung einer Epilepsie sind über 20 verschiedene Wirkstoffe zugelassen. Welche Mittel infrage kommen, hängt zunächst von der Epilepsieform ab. Auch die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen spielen eine Rolle. Manche Menschen vertragen bestimmte Mittel besser als andere. Nicht zuletzt beeinflussen die Lebensumstände und persönliche Bedürfnisse die Entscheidung für eine Behandlung.
Häufig eingesetzte Wirkstoffe:
- Carbamazepin
- Gabapentin
- Lamotrigin
- Levetiracetam
- Pregabalin
- Valproinsäure
Ziele der medikamentösen Behandlung
Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern. Ist dies nicht möglich, wird versucht, zumindest ihre Zahl zu verringern. Medikamente helfen vielen Menschen mit Epilepsie, Anfälle dauerhaft zu vermeiden. Etwa 5 von 10 Personen werden schon mit dem ersten Medikament anfallsfrei oder haben seltener Anfälle. Insgesamt treten bei etwa 7 von 10 Menschen mit Epilepsie keine Anfälle mehr auf, wenn sie Medikamente einnehmen. Das bedeutet aber auch, dass Medikamente etwa 3 von 10 Menschen nicht ausreichend helfen. Sie haben trotz mehrerer Behandlungsversuche weiter regelmäßig Anfälle.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Die zu Beginn der Behandlung meist nur niedrig dosierten Medikamente werden in der Regel gut vertragen. Wird die Dosis erhöht oder werden Medikamente kombiniert, sind Nebenwirkungen wahrscheinlicher. Es kann außerdem zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Welche Nebenwirkungen auftreten können und wie schwer sie sind, ist von Medikament zu Medikament unterschiedlich. Möglich sind unter anderem Müdigkeit, Schwindel, verlangsamtes Denken, Übelkeit und Hautausschlag. Oft sind solche Beschwerden leicht und gehen nach einiger Zeit vorüber.
Anfallskalender
Es ist hilfreich, einen sogenannten Anfallskalender zu führen. Darin dokumentiert man, welche Medikamente man wann einnimmt, wann Anfälle auftreten und wie sie sich äußern. Dies kann es Ärztinnen und Ärzten erleichtern, den Krankheitsverlauf zu beurteilen.
Medikamenteneinnahme nicht vergessen
Vielen Menschen fällt es schwer, Medikamente über lange Zeit regelmäßig einzunehmen. Es gibt aber einige Strategien, die dabei helfen können: Man kann die Medikamente zu festen Zeiten, an bestimmten Orten oder bei täglichen Routinen einnehmen - zum Beispiel immer vor dem Zähneputzen. Oder die Erinnerungsfunktion des Handys nutzen.
Absetzen der Medikamente
Wer mehrere Jahre anfallsfrei war, möchte die Medikamente häufig absetzen. Dies ist oft möglich: Es wird geschätzt, dass etwa 3 von 10 Menschen, die nach Beginn der Behandlung keine Anfälle mehr haben, die Medikamente nach einigen Jahren weglassen können, ohne dass es zu neuen Anfällen kommt. Ob ein Absetzen sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie hoch das Risiko für einen Rückfall ist. Die Entscheidung sollte zusammen mit einer Ärztin oder einem Arzt abgewogen werden. Dagegen können Menschen mit einem höheren Rückfallrisiko oft nicht auf Medikamente verzichten, ohne dass es erneut zu einem Anfall kommt. Dabei spielt auch die Ursache der Epilepsie eine Rolle: Manche Menschen haben ein dauerhaft erhöhtes Risiko, etwa aufgrund einer Veranlagung oder bleibender Gehirnschäden. Sie brauchen oft ihr Leben lang Medikamente. Ist eine Gehirnerkrankung aber abgeheilt und ist lange kein Anfall mehr aufgetreten, kann eher auf die Medikamente verzichtet werden. Um die Einnahme zu beenden, wird die Dosis schrittweise über mindestens 2 bis 3 Monate reduziert. Werden zwei oder mehr Medikamente eingenommen, wird zunächst nur die Dosierung eines Medikaments verringert.
Wichtige Hinweise für Frauen mit Epilepsie
Bestimmte Antiepileptika können die Wirksamkeit der Antibabypille herabsetzen. Umgekehrt kann die Pille die Wirksamkeit bestimmter Antiepileptika beeinflussen. Deshalb ist es für junge Frauen mit Epilepsie wichtig, frühzeitig mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über das Thema Verhütung zu sprechen und zu überlegen, welche anderen Verhütungsmethoden infrage kommen. Frauen mit Kinderwunsch fragen sich häufig, ob eine Schwangerschaft trotz Epilepsie möglich ist. Sie sorgen sich, dass Anfälle und Medikamente einem ungeborenen Kind schaden könnten. Die meisten Frauen mit Epilepsie bringen aber gesunde Kinder zur Welt. Wichtig ist, sich rechtzeitig ärztlich beraten zu lassen und sich auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Dies kann das Risiko für Komplikationen senken.
Beratung vor der Schwangerschaft
Frauen mit Epilepsie sprechen am besten schon vor einer geplanten Schwangerschaft mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt. Es besteht auch die Möglichkeit einer genetischen Beratung. Es kann sein, dass die Behandlung der Epilepsie während einer Schwangerschaft angepasst werden muss. Je höher Antiepileptika dosiert sind, desto eher können sie zu Fehlbildungen des Kindes führen oder die Entwicklung seines Nervensystems verzögern. Dieses Risiko ist besonders im ersten Drittel der Schwangerschaft erhöht, also bis zur zwölften Woche. Deshalb wird versucht, die Dosis der Medikamente während der Schwangerschaft möglichst niedrig zu halten und Mittel zu vermeiden, bei denen ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen besteht. Ein einzelnes Medikament in niedriger Dosierung erhöht das Risiko für Fehlbildungen sehr wahrscheinlich nicht wesentlich.
Folsäure
Wie bei jeder Schwangerschaft wird auch Schwangeren mit Epilepsie empfohlen, Folsäurepräparate einzunehmen, um das Risiko für Missbildungen zu senken. Einige Epilepsie-Medikamente können den Folsäurespiegel im Körper senken; dann wird die Einnahme höherer Dosen Folsäure empfohlen. Epileptische Anfälle schaden dem Kind in aller Regel nicht. Eine Ausnahme können lang anhaltende, generalisierte Anfälle sein, oder wenn sich eine Schwangere während eines Anfalls schwer verletzt.
Epilepsie im höheren Alter
Ein Drittel der Menschen mit Epilepsie erkrankt erst nach dem 60. Lebensjahr. Ältere Menschen sind oft anfälliger für Nebenwirkungen von Medikamenten. Dies gilt auch für Antiepileptika. Wenn man aufgrund anderer Erkrankungen weitere Medikamente einnimmt, können Wechselwirkungen zwischen Medikamenten auftreten. Als älterer Mensch ist es daher besonders wichtig, am besten nur ein Epilepsie-Medikament in möglichst niedriger Dosis einzunehmen.
Epilepsie und geistige Behinderung
Geistige Behinderungen entstehen meist aufgrund von Gehirnschäden. Diese können angeboren oder später durch einen Unfall oder eine Krankheit entstanden sein. Gehirnschäden sind auch der Grund, warum Menschen mit geistiger Behinderung häufiger Epilepsie haben. Mit den Betroffenen über ihre Epilepsie zu sprechen, kann schwierig sein. Dies erschwert die Diagnose und auch die Behandlung: Es ist schwieriger, die passenden Medikamente zu finden und Nebenwirkungen festzustellen. Zudem können bei geistiger Behinderung Verhaltensauffälligkeiten und Bewegungsstörungen auftreten, die leicht mit epileptischen Anfällen zu verwechseln sind.
Therapie-resistente Epilepsie
Etwa 3 von 10 Menschen haben trotz mehrerer Behandlungsversuche mit verschiedenen Medikamenten weiter Anfälle - manche regelmäßig, andere können dazwischen einige Jahre anfallsfrei sein. Warum die Medikamente nicht bei allen Menschen ansprechen, ist nicht bekannt. Spätestens wenn zwei verschiedene Medikamente keine ausreichende Wirkung gezeigt haben, wird empfohlen, die Diagnose in einem spezialisierten Zentrum überprüfen zu lassen. Manchmal stellt sich dann heraus, dass es sich nicht um eine Epilepsie, sondern eine andere Anfallserkrankung handelt.
Therapieoptionen bei fehlender Wirkung von Medikamenten
Wirken Medikamente nicht, wird häufig ein Eingriff empfohlen.
- Operation: Wenn sich bei fokalen Epilepsien feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns Anfälle auslöst, kann dieser Teil unter Umständen entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.
- Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher an der Brust unter die Haut implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden. Der Nerv leitet die Impulse ins Gehirn und soll so die Überaktivität hemmen. Der Vagusnerv ist ein wichtiger Nerv des vegetativen Nervensystems und an der Regulierung der inneren Organe beteiligt. Für den Nutzen dieser Therapie gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien.
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