Schlaganfall: Definition, Ursachen, Risikofaktoren und Prävention

Einführung

Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 bis 350.000 Menschen einen Schlaganfall (Apoplex). Diese plötzliche Störung der Hirnfunktion ist nicht nur eine der häufigsten Todesursachen in westlichen Industrienationen, sondern auch die Hauptursache für Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Obwohl der Begriff "Schlaganfall" ein plötzliches Ereignis suggeriert, treten oft schon Monate zuvor Warnsignale auf, die jedoch häufig ignoriert werden.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch als Hirnschlag, Hirninsult oder Apoplex bekannt, ist eine Reaktion des Gehirns auf eine plötzliche oder plötzlich vermehrte Störung der Durchblutung. Mediziner unterscheiden hauptsächlich zwei Formen: Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) und Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Bei einem Schlaganfall werden die Gehirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Glukose versorgt, was zu Funktionsverlust und Absterben der Zellen führt. Die Symptome hängen von der Geschwindigkeit der Schädigung, der betroffenen Hirnregion und dem Ausmaß des Schadens ab.

Ursachen und Arten des Schlaganfalls

Schlaganfälle können drei Hauptursachen haben: Thrombose, Embolie oder Blutung.

  • Thrombose (40-50% der Fälle): Eine Gefäßverstopfung durch ein Blutgerinnsel, das sich an einer atherosklerotisch vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet. Phasen verminderter Kreislaufaktivität oder eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes begünstigen die Entstehung.
  • Embolie (30-35% der Fälle): Ein Blutgerinnsel (Embolus) entsteht an anderer Stelle, meist im Herzen (z.B. bei Herzrhythmusstörungen), und wird mit dem Blutstrom verschleppt. Der Embolus bleibt in einem Gefäß hängen, dessen Durchmesser seinem eigenen entspricht, was zu einer abrupten Unterbrechung der Blutversorgung führt.
  • Hirnblutung (20-25% der Fälle): Austritt von Blut aus einer Hirnarterie, meist aufgrund von unentdeckten Schwachstellen oder Fehlbildungen (z.B. Aneurysma). Bluthochdruck und eine verminderte Gerinnungsfähigkeit des Blutes begünstigen Hirnblutungen.

Insgesamt sind etwa 95% aller plötzlich auftretenden neurologischen Defizite auf eine vaskuläre Ursache zurückzuführen.

Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)

Der ischämische Schlaganfall wird durch einen Gefäßverschluss ausgelöst, der zu einer eingeschränkten oder unterbrochenen Durchblutung (Ischämie) führt. Dies kann auf zwei Arten geschehen:

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  • Thromboembolie: Ein Blutpfropfen (Thrombus) verstopft eine Arterie, oft an einer bereits vorgeschädigten oder verengten Gefäßwand. Löst sich der Thrombus, wird er ins Gehirn geschwemmt und verschließt dort eine Arterie.
  • Arteriosklerose: Risikofaktoren wie chronischer Bluthochdruck, Nikotinkonsum, Diabetes, erhöhter Cholesterinspiegel, Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung führen zu Verkalkungen in den Hirngefäßen oder in Blutgefäßen, die das Hirn versorgen. Dies führt zu Einengungen oder Verschlüssen der Hals-/Hirnarterien.

Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)

Der hämorrhagische Schlaganfall entsteht durch das Austreten von Blut aus den Blutgefäßen. Es gibt zwei Arten:

  • Interzerebralblutung: Die Blutung findet direkt im Gehirn statt, meist durch Platzen oder Reißen eines Gefäßes aufgrund von hohem Druck (z.B. Bluthochdruck).
  • Subarachnoidalblutung: Eine Blutung zwischen den Hirnhäuten, meist verursacht durch ein gerissenes Aneurysma (krankhafte Gefäßerweiterung).

In beiden Fällen führt das geplatzte Gefäß zu einer unzureichenden Blutversorgung bestimmter Hirnbereiche.

Transitorisch-ischämische Attacke (TIA)

Die transitorisch-ischämische Attacke (TIA), oft als "kleiner Schlaganfall" bezeichnet, verursacht vorübergehende Schlaganfall-Symptome, die innerhalb weniger Minuten von selbst verschwinden. Sie ist ein Warnsignal für einen drohenden Schlaganfall und sollte ernst genommen werden.

Risikofaktoren

Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder eine Verhaltensweise, die das Auftreten eines Schlaganfalls wahrscheinlicher macht. Das Risiko steigt mit der Anzahl und Schwere der Risikofaktoren.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

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  • Bluthochdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor. Eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mm Hg kann das Schlaganfallrisiko um etwa ein Drittel verringern.
  • Erhöhte Fibrinogenspiegel: Ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems.
  • Diabetes mellitus (erhöhte Blutzuckerspiegel): Schädigt die Gefäßwände und begünstigt Durchblutungsstörungen.
  • Rauchen: Schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Blutgerinnsel.
  • Lipoprotein A: Eine Untergruppe des LDL-Cholesterins.
  • Weitere Risikofaktoren: Erniedrigtes HDL-Cholesterin, körperliche Inaktivität, Adipositas, Ovulationshemmer (insbesondere in Verbindung mit Rauchen), hoher Alkoholkonsum, höheres Alter.
  • Herzrhythmusstörungen oder Herzmuskelschwäche: Können zur Bildung von Blutklumpen im Herzen führen, die Embolien auslösen können.
  • Entzündliche Veränderungen: Z.B. durch Chlamydien-Infektion, können bei der Entstehung von gefährlichen Gefäßablagerungen mitwirken. Das C-reaktive Protein (CRP) kann als Entzündungsmarker bestimmt werden.
  • Stress: Kann zu einem dauerhaft erhöhten Puls oder Bluthochdruck führen.

Vorboten eines Schlaganfalls

Vorboten können auf eine drohende Mangeldurchblutung des Gehirns hinweisen. Es ist wichtig, diese Warnsignale ernst zu nehmen und sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mögliche Warnsignale sind:

  • Plötzliche Lähmung, Schwäche oder Empfindungsstörung im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Körperseite
  • Plötzliche (meist einseitige) Sehminderung, Sehfeldbegrenzung, Doppelbilder
  • Plötzliche Schwierigkeiten, zu sprechen oder Sprache zu verstehen
  • Plötzliche Hör-, Geschmacks- oder Schluckstörungen
  • Plötzliche starke Kopfschmerzen ohne plausible Ursache
  • Plötzlicher unerklärlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Schwanken oder gar Umkippen
  • Erhebliche Müdigkeit ohne gegebenen Anlass

Die Symptome können nur kurzzeitig auftreten und wieder verschwinden, was oft zu einer Fehleinschätzung führt.

Diagnostik

Ziel der Diagnostik ist es, bereits Frühstadien von Schlaganfall-begünstigenden Gefäßerkrankungen zu erkennen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die Diagnostik umfasst:

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  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Erhebung der Krankengeschichte und Untersuchung des Patienten.
  • Blutdruckmessung und Laboruntersuchungen: Überprüfung von Blutdruck, Blutzucker, Blutfetten und Entzündungsmarkern.
  • Apparative Techniken:
    • Ultraschall (Farbdopplersonographie): Beurteilung der Beschaffenheit der Arterien, insbesondere der großen Arterien im Halsbereich. Messung der Gefäßwanddicke (Intima) zur Früherkennung von Atherosklerose.
    • Transkranieller Doppler bzw. Farbdoppler: Untersuchung von Gefäßen tief im Inneren des Schädels.
    • Echokardiographie: Suche nach Thromben und Herzfehlern.
    • EKG und Langzeit-EKG: Darstellung von Herzrhythmusstörungen.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Bildliche Darstellung des Gehirns und der Hirngefäße. Erkennung von Arealen mit frischen oder chronischen Durchblutungsstörungen.
    • Computertomographie (CT): Sensible Darstellung von frühen Infarktstadien und Blutungen. Standardmethode bei Unfällen (Schädel-Hirn-Traumen).
    • Angiographie: Aussagekräftigste Methode zur Darstellung der Gefäße des Halses und des Hirngebietes.

Notfallbehandlung

Ein Schlaganfall ist ein Notfall! Bei Auftreten von Symptomen sollte sofort der Rettungsdienst (112) gerufen und eine Krankenhauseinweisung veranlasst werden.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Schlaganfalls:

  • Ischämischer Schlaganfall:
    • Lysetherapie: Auflösung des Blutgerinnsels mit Medikamenten (innerhalb eines bestimmten Zeitfensters).
    • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mit einem Katheter.
    • Begleitbehandlung: Vermeidung einer Gehirnschwellung, Blutdruckregulation.
  • Hirnblutung:
    • Blutdrucksenkung: Stillung der Blutung.
    • Beeinflussung der Blutgerinnung:
    • Operative Ausräumung: Bei großen Blutungen zur Entlastung des Gehirns.

Schweregrade von Schlaganfällen

Durchblutungsstörungen im Gehirn können in verschiedenen Verlaufsformen (akut-chronisch) und Schweregraden (asymptomatisch bis dauerhafter Funktionsverlust) auftreten.

Unter klinischen Gesichtspunkten spricht man von einer "zerebrovaskulären Insuffizienz", die in Stadien eingeteilt werden kann:

  • I: Asymptomatisch
  • IIa: TIA (transitorische ischämische Attacke, innerhalb 24 h voll reversibel)
  • IIb: PRIND (prolongiert/partiell reversibles ischämisch - neurologisches Defizit, Restdefizit verbleibt)
  • III: Ischämischer Schlaganfall (ohne Bewusstseinsverlust)
  • IV: PS (progredienter Schlaganfall; dauerhaftes neurologisches Defizit, z. T. Bewusstseinsstörungen)

Ein Hirninfarkt ist das "Endstadium" einer Durchblutungsstörung.

Rehabilitation

Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation wichtig, um verlorengegangene Funktionen wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation beginnt oft schon im Krankenhaus und wird in spezialisierten Einrichtungen fortgesetzt.

Die Rehabilitation umfasst verschiedene Therapiebereiche:

  • Physiotherapie: Verbesserung von Muskelkraft, Koordination, Gleichgewicht und Beweglichkeit.
  • Ergotherapie: Training vonAlltagsaktivitäten.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologische Therapie: Verbesserung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken und Problemlösung.
  • Psychologische Unterstützung: Bewältigung von Stress und Depressionen.

Maßnahmen zur Vorsorge und Prävention

Eine frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren kann einen Schlaganfall verhindern.

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Blutdrucksenkung:
  • Normalisierung der Blutfette:
  • Gewichtsreduktion:
  • Behandlung einer Herzerkrankung:
  • Aufgabe von Rauchgewohnheiten:
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol.
  • Ausreichend Bewegung: 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen:
  • Vermeidung von Stress:

Um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern, kann Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen werden. Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko kann eine "Blutverdünnung" mit Medikamenten wie Marcumar ® erforderlich sein. Ist eine höhergradige Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals Ursache eines Schlaganfall - Vorbotens, sollte diese durch eine Operation oder "Schlüsselloch - Techniken" (Ballondilatation, Stenting) beseitigt werden.

Leben mit Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark verändern. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und Strategien zur Bewältigung der neuen Situation zu entwickeln.

Schlaganfall als chronische Krankheit

Obwohl der Schlaganfall oft als akutes Ereignis wahrgenommen wird, kann er aufgrund der möglichen langfristigen Folgen als chronische Krankheit betrachtet werden. Viele Betroffene leiden unter bleibenden körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen, die eine dauerhafte Betreuung und Therapie erfordern. Die Rehabilitation und Sekundärprävention spielen eine entscheidende Rolle, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Risiko weiterer Schlaganfälle zu minimieren.

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