Spritze Nerv getroffen Oberschenkel: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Verletzung oder Reizung eines Nervs im Oberschenkelbereich durch eine Injektion kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Symptome hervorrufen. Es ist wichtig, die potenziellen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen, um eine angemessene Versorgung zu gewährleisten.

Ursachen für Nervenschäden im Oberschenkel durch Injektionen

Eine intramuskuläre (i.m.) Injektion, bei der ein Medikament in einen Muskel gespritzt wird, ist eine gängige Praxis. Obwohl sie in der Regel sicher ist, besteht das Risiko, dass ein Nerv getroffen wird. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen:

  • Unsachgemäße Injektionstechnik: Wenn die Injektion nicht korrekt durchgeführt wird, kann die Nadel einen Nerv treffen. Dies kann passieren, wenn die Injektionsstelle nicht richtig gewählt wird oder wenn die Nadel zu tief eingeführt wird.
  • Anatomische Variationen: Die Lage der Nerven kann von Person zu Person variieren. Eine Pflegekraft oder ein Arzt, der mit der Anatomie des Patienten nicht vertraut ist, kann versehentlich einen Nerv treffen.
  • Medikamentenübertritt: Bei einer i.m. Fehlinjektion kann es zu einem Medikamentenübertritt in ein arterielles Blutgefäß kommen, was zu einem Arterienverschluss und einer Blockade des venösen Abflusses in der Subkutis führt (Nicolau-Syndrom).
  • Zu kurze Kanülen: Die Verwendung zu kurzer Kanülen führt dazu, dass die Muskelschicht nicht erreicht wird.
  • Nervenlähmungen: Besonders gefürchtet sind Nervenlähmungen durch Injektionen.

Betroffene Nerven im Oberschenkel

Mehrere Nerven können im Oberschenkelbereich durch Injektionen betroffen sein. Zu den wichtigsten gehören:

  • Nervus femoralis (Oberschenkelnerv): Dieser Nerv entspringt dem Rückenmark im Bereich der Lendenwirbelsäule und versorgt wichtige Muskeln der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur. Er leitet auch Empfindungen aus dem Bereich des vorderen und inneren Oberschenkels sowie vom inneren Unterschenkel an das Gehirn.
  • Nervus cutaneus femoris lateralis: Dieser Nerv vermittelt die Empfindung von Berührung, Schmerz und Temperatur am seitlichen und vorderen Oberschenkel. Eine Schädigung dieses Nervs wird als Meralgia parästhetica bezeichnet.
  • Nervus ischiadicus und Glutealnerven: Diese Nerven können ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden, insbesondere bei Injektionen in den Gesäßmuskel.

Symptome eines getroffenen Nervs im Oberschenkel

Die Symptome eines getroffenen Nervs im Oberschenkel können je nach betroffenem Nerv und Schweregrad der Verletzung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schmerzen: Starke, brennende oder stechende Schmerzen im Oberschenkel, die bis ins Bein ausstrahlen können. Nervenschmerzen werden oft als „brennend”, „wie Feuer”, auch als „Wundschmerz”, oder „wie nach Sonnenbrand” etc. beschrieben.
  • Taubheitsgefühl: Berührung wird nicht oder nur abgeschwächt empfunden.
  • Kribbeln und Missempfindungen (Parästhesien): Ein Gefühl von Kribbeln, Ameisenlaufen oder Brennen auf der Haut.
  • Schwäche: Sollte eine Schwäche einzelner Muskeln auftreten, kann dies ebenfalls Auswirkung einer Nervenläsion sein. Schwierigkeiten beim Strecken des Knies oder des Oberschenkels.
  • Muskelkrämpfe: Auch Muskelkrämpfe können Folge einer Nervenreizung sein.
  • Überempfindlichkeit: In der betroffenen Hautregion findet sich oft eine Überempfindlichkeit (med. Allodynie). Gleiches gilt oft auch auch für Temperatur: leichte Temperaturänderungen z.B. werden als schmerzhaft empfunden.
  • Ausfall des Kniescheibensehnenreflexes: Bei einer Schädigung des Nervus femoralis kann der Kniescheibensehnenreflex ausfallen.

Diagnose

Um festzustellen, ob ein Nerv im Oberschenkel durch eine Injektion getroffen wurde, wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen und die Krankengeschichte des Patienten erheben. Er kann auch folgende Tests anordnen:

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  • Neurologische Untersuchung: Eine genaue neurologische Untersuchung kann klären, ob Nerven ursächlich eine Rolle spielen.
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie): Dieser Test misst, wie schnell elektrische Signale durch die Nerven wandern. Eine verlangsamte Nervenleitgeschwindigkeit kann auf eine Nervenschädigung hinweisen.
  • Elektromyographie (EMG): Dieser Test misst die elektrische Aktivität der Muskeln. Er kann helfen, Nervenschäden zu erkennen, die die Muskeln beeinflussen.
  • Nervenultraschall: Weiterhin kann man die Nerven im Nervenultraschall anschauen; hier ist unmittelbar sichtbar, ob eine Kontinuitätsunterbrechung, eine Einklemmung, eine Schwellung o.a. vorliegt.
  • MRT: In einigen Fällen kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein, um die Nerven und das umliegende Gewebe genauer zu beurteilen.

Behandlung

Die Behandlung eines getroffenen Nervs im Oberschenkel hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Verletzung ab. Zu den möglichen Behandlungen gehören:

  • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden. Bei Bedarf können auch stärkere Schmerzmittel verschrieben werden.
  • Physiotherapie: Eine Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Sie kann auch dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern und die Funktion des Nervs wiederherzustellen.
  • Nervenblockaden: In einigen Fällen kann eine Nervenblockade durchgeführt werden, um die Schmerzen zu lindern. Dabei wird ein Lokalanästhetikum in die Nähe des betroffenen Nervs gespritzt.
  • Kortikosteroide: Kortikosteroide können zur Reduzierung von Entzündungen eingesetzt werden. Sie können oral eingenommen oder direkt in die Nähe des Nervs gespritzt werden.
  • Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu dekomprimieren oder zu reparieren. Eine Möglichkeit besteht in der operativen Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression) und Freilegung des Nerven (Neurolyse). Eine zweite Möglichkeit ist es, den Nerv zu durchtrennen (Neurektomie) und gezielt Nervengewebe abzutragen. Diese Methode gilt als letzter Ausweg: Sie ist sehr wirksam gegen Schmerzen; sie führt jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich.
  • Alternative Therapien: Einige alternative Therapien, wie z. B. Akupunktur, können ebenfalls zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.

Prävention

Um das Risiko eines getroffenen Nervs im Oberschenkel bei Injektionen zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Sorgfältige Auswahl der Injektionsstelle: Die Injektionsstelle sollte sorgfältig ausgewählt werden, um Nerven und Blutgefäße zu vermeiden. Die Hochstetter-Methode ist beispielsweise ausschließlich für Erwachsene geeignet.
  • Korrekte Injektionstechnik: Die Injektion sollte von einer qualifizierten Fachkraft mit der richtigen Technik durchgeführt werden.
  • Verwendung der richtigen Kanülengröße: Es sollte die richtige Kanülengröße verwendet werden, um sicherzustellen, dass das Medikament in den Muskel und nicht in das umliegende Gewebe injiziert wird.
  • Aspiration: Vor der Injektion sollte aspiriert werden, um sicherzustellen, dass die Nadel nicht in einem Blutgefäß liegt.
  • Aufklärung des Patienten: Der Patient sollte über die Risiken und Vorteile der Injektion aufgeklärt werden.

Rechtliche Aspekte

Nach rechtlichen Maßstäben stellt jede Punktion eine Körperverletzung dar und benötigt deshalb das Einverständnis des Patienten. Im Falle einer Nervenschädigung durch eine Injektion kann der behandelnde Arzt oder die Pflegekraft zivilrechtlich haftbar gemacht werden. Es ist daher wichtig, dass Injektionen sorgfältig und unter Beachtung aller relevanten Richtlinien durchgeführt werden.

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