Grüner Tee, gewonnen aus der Pflanze Camellia sinensis, ist ein beliebtes Getränk, das für seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile bekannt ist. Insbesondere seine Wirkung auf das Gehirn hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erregt. Die Teepflanze Camellia sinensis ist reich an gesundheitsfördernden Polyphenolverbindungen, den sogenannten Catechinen. Eines der am häufigsten vorkommenden und am besten untersuchten Catechine in grünem Tee ist Epigallocatechin-3-gallat (EGCG), ein wirkungsvoller Anti-Aging-Phytonährstoff.
Was ist Grüner Tee?
Grüner Tee wird aus den Blättern der Teepflanze Camellia sinensis hergestellt. Im Gegensatz zu Schwarztee werden die Blätter bei der Herstellung von Grünem Tee nicht fermentiert. Um die Oxidation der im Blatt enthaltenen Polyphenole zu vermeiden und die pflanzeneigenen Enzyme zu inaktivieren, werden die Blätter nach dem Pflücken hitzebehandelt. Dieses schonende Verfahren trägt dazu bei, die wertvollen Inhaltsstoffe des Teeblatts zu erhalten. Der charakteristische Geschmack des Tees stammt vom im Teeblatt enthaltenen L-Theanin. Dieses ist in herkömmlicher Konzentration von 6 % im Blatt enthalten. Die im Grünen Tee enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) verursachen einen etwas herberen Geschmack, als bei vergleichbaren Teesorten. Weiterhin werden die Blätter des Grünen Tees gerollt. Dieses Verfahren wird auch bei der Herstellung von Schwarzem Tee angewandt. Fürs Aroma oder die Wirkung hat dies jedoch keine Bedeutung, denn durch diese Bearbeitung sollen die Blätter lediglich wieder geschmeidig gemacht werden, damit sie im folgenden Prozess leichter verarbeitet werden können.
Die Inhaltsstoffe und ihre potenziellen Wirkungen
Grüner Tee enthält eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die für seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile verantwortlich gemacht werden. Zu den wichtigsten gehören:
- Catechine: Dies sind Polyphenolverbindungen mit antioxidativen Eigenschaften. Eines der am häufigsten vorkommenden und am besten untersuchten Catechine in grünem Tee ist Epigallocatechin-3-gallat (EGCG), ein wirkungsvoller Anti-Aging-Phytonährstoff. Die Polyphenole des grünen Tees sind in der Lage, zerstörerische freie Radikale direkt zu neutralisieren. Außerdem hemmen sie nachweislich den oxidativen Stress.
- L-Theanin: Eine Aminosäure, die fast ausschließlich in Tee vorkommt und für die beruhigende Wirkung verantwortlich gemacht wird. L-Theanin kann die Blut-Hirn-Schranke passieren und im Gehirn die Konzentrationen diverser Neurotransmitter (das sind Botenstoffe der Nervenzellen) beeinflussen, so z.B. die Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin. Viele Botenstoffe sind für einen Zustand von tiefer Entspannung und Ruhe verantwortlich, sowie für ein Gefühl von Zufriedenheit und Wohlbefinden. Sobald so der "Kummer-Modus" abgeschaltet wird, kann man sich besser konzentrieren und auf seine Gedanken fokussieren, was in einer verbesserten Lern- und Gedächtnisleistung resultiert.
- Koffein: Ein Stimulans, das die Aufmerksamkeit und Konzentration verbessern kann. Für die Power-Wirkung des Tees ist sein Koffeingehalt verantwortlich.
Gesundheitliche Vorteile von Grünem Tee
Die Polyphenole des grünen Tees werden mit vielen verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht:
- Gesundheit des Gehirns: Grüner Tee hat eine neuroprotektive Wirkung und trägt zum Schutz der Nervenzellen und ihrer Funktion bei. Er kann die Bildung neuer Gehirnzellen und neuronaler Verbindungen fördern. Die Erforschung der Konnektivität zwischen den Hirnregionen während der Verarbeitung von Arbeitsgedächtnisaufgaben könnte helfen, die Effektivität von grünem Tee für die Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen bei neuropsychiatrischen Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz zu beurteilen. Studien lieferten Hinweise dafür, dass grüner Tee möglicherweise zur Erhaltung der Gehirngesundheit beitragen könnte.
- Schutz vor Oxidation: Die Polyphenole des grünen Tees sind in der Lage, zerstörerische freie Radikale direkt zu neutralisieren. Außerdem hemmen sie nachweislich den oxidativen Stress.
- Zelluläre Gesundheit: Grüner Tee kann eine gesunde Zellproliferation unterstützen.
- Cholesterinmanagement: Grüner Tee, Grüntee-Extrakte und EGCG können dazu beitragen, die bereits gesunden Cholesterin-, LDL- und Triglyceridwerte im Blut zu erhalten.
- Gesundheit des Stoffwechsels: Grüner Tee und seine Polyphenole, einschließlich EGCG, tragen nachweislich zur Erhaltung eines gesunden Stoffwechsels und zur Aufrechterhaltung bereits gesunder Glukosespiegel bei.
- Gewichtsabnahme, Entgiftung & Immunität: Aufgrund seiner flüssigkeitsstabilisierenden Eigenschaften fördert grüner Tee nachweislich die Gewichtsabnahme, steigert die Wirksamkeit der enzymatischen Phase II der Entgiftung und stärkt die Immunfunktion.
- Anti-Aging: Wissenschaftler haben zahlreiche Mechanismen identifiziert, durch die grüner Tee Krankheiten und die Folgen des Alterns abwehrt.
Die Wirkung von Grünem Tee auf das Gehirn im Detail
Verbesserte kognitive Funktionen
Mehrere Studien deuten darauf hin, dass grüner Tee die kognitiven Funktionen verbessern kann. Eine Studie des National College of Naturopathic Medicine in Portland, Oregon, untersuchte die Auswirkung von Grünem Tee auf die Gedächtnisleistung. In der doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie wurden 91 Probanden mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen untersucht. Die Hälfte von ihnen erhielt Grüntee-Extrakt mit zugesetztem L-Theanin, die Placebogruppe Maltodextrin und Lactose. Nach 16 Wochen wurden neurophysiologische Tests bei beiden Gruppen durchgeführt. Dabei schnitten die Probanden, die Grünen Tee erhalten hatten, deutlich besser ab. Die Probanden mussten Gedächtnisaufgaben lösen, während sie mit einem MRT untersucht wurden. Mit diesem bildgebenden Verfahren können die Wissenschaftler feststellen, welche Bereiche des Gehirns während einer Aufgabe aktiviert werden und wie stark diese Aktivierung ist. Die Forscher fanden heraus, dass Grüner Tee-Extrakt sowohl die Aktivität in, wie die Verbindung zwischen exakt den Regionen der Großhirnrinde verstärkt, die für das Arbeitsgedächtnis entscheidend sind. Und - das ist das entscheidende -, diese stärkere Aktivität, die durch den Grünen Tee-Extrakt hervorgerufen wurde, bewirkte auch in eine bessere kognitive Leistung der Probanden. Die Studienergebnisse könnten auf einen positiven Einfluss von Grüntee auf die Kurzzeitplastizität, also die kurzzeitige Anpassung der Übertragungsstärke der Synapsen des Gehirns, hindeuten.
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Neuroprotektive Wirkung
Grüner Tee hat eine neuroprotektive Wirkung und trägt zum Schutz der Nervenzellen und ihrer Funktion bei. Dies ist auf die antioxidativen Eigenschaften der Catechine zurückzuführen, die freie Radikale neutralisieren und oxidativen Stress reduzieren können.
Einfluss auf die Hirnaktivität bei Stress
Stress kann sich negativ auf die kognitiven Funktionen auswirken. Eine Sekundäranalyse einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie an mäßig gestressten gesunden Erwachsenen zeigte die positiven akuten Auswirkungen der Einnahme einer Kombination aus Magnesium, B-Vitaminen (B6, B9, B12), Rhodiola und mit L-Theanin angereicherten Grüntee-Extrakten auf die Theta-Aktivität des Gehirns während der Durchführung von Aufmerksamkeitsaufgaben unter akuten sozialen Stressbedingungen. Die Behandlung mit den kombinierten Inhaltsstoffen führte zu einem signifikanten Anstieg der Theta-Werte der vorderen Mittellinie im Vergleich zu Placebo (Switch-Versuch, p = 0,08; Nested-Versuch, p = 0,07; Pre-Switch-Versuch; p = 0,02) und Rhodiola als Einzelbehandlung (Pre-Switch-Versuch, p = 0,04).
Reduzierung von Hirnläsionen
Eine Studie aus Japan liefert weitere Hinweise dafür, dass grüner Tee helfen kann, kognitiven Verfall zu bekämpfen und somit das Demenzrisiko zu verringern. Das Forscherteam fand heraus: Ältere Menschen, die regelmäßig grünen Tee tranken, hatten weniger Hirnläsionen als diejenigen, die ihn nicht tranken. Diese Läsionen, also Schädigungen, sind charakteristisch für Demenz. Konkret analysierten die Wissenschaftler die Daten von knapp 9000 Kaffee- und Teetrinkern älter als 65 Jahre. Für ihre im Fachmagazin „npj Science of Food“ veröffentlichte Studie wollten sie herausfinden, ob grüner Tee oder Kaffee Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben. Alle Teilnehmer füllten einen Fragebogen zur Häufigkeit von Nahrungsmitteln aus, um ihren Konsum von grünem Tee und Kaffee zu erfassen. Außerdem untersuchten die Forscher die Probanden mittels Magnetresonanztomographie (MRT). Damit ließen sich Schädigungen der weißen Gehirnsubstanz, des Hippocampusvolumen und des Gesamthirnvolumen beurteilen. Ihr Ergebnis: Es gab weniger Schädigungen der weißen Hirnsubstanz bei Grüntee-Trinkern. Wer drei Tassen grünen Tee täglich trank, hatte im Schnitt drei Prozent weniger Läsionen der weißen Substanz im Vergleich zu denjenigen, die eine Tasse pro Tag tranken. Die Vieltrinker mit sieben bis acht Tassen pro Tag hatten sogar sechs Prozent weniger Schädigungen.
Langzeitstudien und Beobachtungen
Eine andere Studie aus dem Jahr 2023, die auf Daten aus der UK Biobank zurückgriff (eine Kohortenstudie mit mehr als einer halben Million Teilnehmern aus England, Schottland und Wales zwischen 40 und 69 Jahren) stützt die These der gesunden Wirkung von Tee auf das Gehirn. Festgestellt wurde dort ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Tee (sowie auch Kaffee) auf die Dicke der Makula. Die Teetrinker unter den Probanden wiesen im Durchschnitt eine größere Makuladicke auf. Die schützende Wirkung auf das Gehirn rühre daher, dass die Nervenfaserschicht visuelle Informationen vom Auge zum Gehirn überträgt.
Grüner Tee Extrakt: Die konzentrierte Form
Grüner Tee Extrakt ist eine konzentrierte Form von grünem Tee, die eine höhere Dosis an Wirkstoffen enthält. Er wird aus den Blättern der Teepflanze Camillia sinensis hergestellt. Gegenüber dem normalen Grünen Tee hat Grüner Tee Extrakt den Vorteil, dass die wirksamen Stoffe dort geballt vorhanden sind. Man muss also viel weniger davon nehmen, um dieselbe Wirkung zu erreichen, als wenn man die Tee-Blätter einfach mit Wasser als Tee aufbrüht. Die Konzentration der wirksamen Inhaltsstoffe ist dann natürlich viel geringer als im Extrakt.
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Dosierung und Anwendung
Es sind vor allem gesundheitsbewusste Menschen, die sich mit ihrer Ernährung beschäftigen und regelmäßig Grünen Tee trinken. Wohl bemerkt verwenden die Meisten den klassischen Tee und nicht das Extrakt. Dabei wäre es für jeden extrem sinnvoll das Extrakt zu kaufen und in die tägliche Ernährung zu integrieren. Noch viel besser als Grüner Tee Aufguss ist Grüner-Tee-Extrakt, denn hier sind die wirksamen Inhaltsstoffe angereichert.
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken
Obwohl grüner Tee im Allgemeinen als sicher gilt, kann ein übermäßiger Konsum (mehr als drei bis vier Tassen pro Tag) aufgrund hoher Koffein- oder Catechinwerte Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Leberschäden verursachen. Für bedenklich hält Levin jedoch eine Lebertoxizität bei zwei Patienten mit EGCG - sie mussten die Studie deswegen abbrechen.
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