Der Welt-MS-Tag rückt näher, und mit ihm die Gelegenheit, das Bewusstsein für Multiple Sklerose (MS) zu schärfen. Seit 2009 hat der Welt-MS-Tag eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Im Vorfeld des Welt-MS-Tags 2025, dessen internationales Schwerpunktthema „Meine MS-Diagnose“ lautet, lohnt es sich, einen Blick auf die oft gehörten Sprüche und die Realität des Lebens mit MS zu werfen. Ziel der Kampagne „Meine MS-Diagnose“ ist es, sich international für eine frühzeitige und genaue Diagnose für alle Menschen einzusetzen, die mit MS leben.
Der Welt-MS-Tag 2025: Ein Aufruf zur Beteiligung
Der Wettbewerb für das Motto zum Welt-MS-Tag 2025 hat begonnen. Bis zum 15. November können Vorschläge für das Leitwort der Kampagne eingereicht werden. Der Welt-MS-Tag, der am 30. Mai 2025 stattfindet, bietet eine Plattform, um bundesweit auf die Belange von Menschen mit MS aufmerksam zu machen. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) beteiligt sich aktiv an den Aktionen und Kampagnen rund um den Welt-MS-Tag. Die Kampagne „Meine MS-Diagnose“ setzt sich international für eine frühzeitige und genaue Diagnose für alle Menschen mit MS ein. Sie macht auf weltweite Hindernisse bei der Diagnose aufmerksam und schärft das Bewusstsein durch den Austausch von Erfahrungsberichten und Daten. In Zusammenarbeit mit MS-Gesellschaften weltweit fordert die DMSG eine bessere MS-Ausbildung für medizinisches Fachpersonal sowie neue Forschungsergebnisse und klinische Fortschritte bei der MS-Diagnose.
Aus allen Einsendungen wählt eine fachkundige Jury den Entwurf mit der größten Aussagekraft aus. Der DMSG-Bundesverband wird das erstplatzierte Motto durch ein passendes Motiv ergänzen und auf Flyern, Postern und Postkarten verbreiten. Die so entstandenen Info-Materialien gehen an die DMSG-Landesverbände, die Kontaktgruppen, Apotheken und Medien, die landauf, landab vor Ort, im Internet und in den Sozialen Netzwerken für die gemeinsamen Ziele werben: Mehr Qualität im Leben mit MS und Unterstützung für die MS-Forschung!
Wenn Worte nicht helfen: Die Realität hinter den Sprüchen
Rund um die MS ranken sich einige hartnäckige Vorurteile. Achtlos dahingesagte Sätze von vermeintlich mitfühlenden Menschen können Betroffene stark belasten. Einige Beispiele und die Realität dahinter:
„So krank siehst du gar nicht aus.“
Die Realität: MS ist oft unsichtbar. Symptome wie Fatigue, Schmerzen oder kognitive Einschränkungen sind von außen nicht erkennbar. Wenn man die Symptome nicht sieht, heißt es nicht, dass sie nicht da sind. Außenstehende können diese Symptome nicht nachfühlen.
Lesen Sie auch: Was bedeutet "Ich bin nichts für schwache Nerven"?
„Stell dich nicht so an.“
Die Realität: MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sehr wohl Einschränkungen mit sich bringt. Doch, manchmal eben schon! Jeder Mensch erlebt die Krankheit anders, und was für den einen machbar ist, kann für den anderen eine unüberwindbare Hürde darstellen.
„Das wird schon wieder!“ oder „Das packst du schon.“
Die Realität: MS ist in der Regel nicht heilbar. Mit MS geht manches nicht so schnell und nicht immer nach Plan. Es gibt gute und schlechte Tage, und die Symptome können sich im Laufe der Zeit verändern.
„Na, die Nacht durchgemacht?!“
Die Realität: Fatigue, eine übermäßige Müdigkeit, ist ein häufiges Symptom von MS. Wenn Menschen mit MS schon am Nachmittag herzhaft gähnen, liegt das nicht an einer durchfeierten Nacht, sondern an der Fatigue.
„Mach mal wieder mehr Sport.“
Die Realität: Sport kann bei MS durchaus hilfreich sein, aber er ist kein Allheilmittel. Die Muskelkrämpfe, die bei MS auftreten können, verschwinden nicht einfach durch mehr Bewegung. Und mit MS-bedingten Schmerzen ist es nicht immer einfach, sein Sportprogramm durchzuziehen.
„Du schon wieder!“
Die Realität: Menschen mit MS erzählen ‚ihre‘ Geschichte ‚schon wieder‘, weil sie dazu beitragen möchten, dass sich die hartnäckigen Vorurteile über diese chronische Erkrankung nicht mehr halten. Sie möchten aufklären und das Bewusstsein für die Krankheit schärfen.
Lesen Sie auch: Humorvolle Zitate, die garantiert gute Laune verbreiten.
Leben mit MS: Zwischen Akzeptanz und Kampfgeist
Das Leben mit MS ist für jeden Betroffenen anders. Einige Erfahrungen und Gedanken, die Menschen mit MS teilen, zeigen die Bandbreite der Herausforderungen und Strategien:
- Veränderte Lebensplanung: Viele Menschen mit MS müssen ihre Lebensplanung anpassen. Spontane Urlaube in südliche Länder sind vielleicht nicht mehr möglich, und auch die Karriereplanung kann sich verändern. Aus diesem Grund plane ich nur noch ganz grob und nicht mehr detailliert, und erst recht mit so einer Erkrankung an der Backe.
- Der Verlust von Spontanität: Die MS kann die Spontanität einschränken. Das fängt schon bei der morgendlichen Routine an. Die Krankheit erfordert oft eine strukturierte Tagesplanung und den Verzicht auf spontane Aktivitäten.
- Der Umgang mit körperlichen Einschränkungen: Wie erbärmlich es ist, einfach nicht vom Sofa alleine hochzukommen, das brauche ich nicht zu erwähnen. Der Körper verabschiedet sich immer weiter … Stück für Stück … ohne zu fragen. Der Verlust von körperlichen Fähigkeiten kann sehr belastend sein.
- Die Suche nach Akzeptanz: Gedanken zur MS kommen und gehen. Viele Betroffene suchen nach Wegen, die Krankheit zu akzeptieren und das Beste aus der Situation zu machen.
- Die Bedeutung von Zukunftsplänen: Für viele Menschen mit MS sind Zukunftspläne ein wichtiger Antrieb. Letztes Frühjahr, kurz nach meiner Diagnose habe ich beschlossen, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Dann habe ich eine Liste geschrieben mit allen Dingen die ich im Sommer erleben wollte. Fast alles davon habe ich realisiert. Ich finde Zukunftspläne sehr sinnvoll, denn Vorfreude ist für mich ein unglaublich großer Antrieb. Auch jetzt wieder, ich habe Reisen geplant und muss dafür noch besser bzw längere Strecken Gehen lernen. Na passt ja auch! Sie geben Hoffnung und Motivation, trotz der Krankheit aktiv zu bleiben.
Philosophische Betrachtungen: Leben im Hier und Jetzt
Einige Menschen mit MS finden Trost und Stärke in philosophischen Ansätzen:
- Das Leben im Hier und Jetzt: Rein im Hier und Jetzt zu leben, ist das schönste was es gibt (finde ich). Die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment kann helfen, Ängste vor der Zukunft abzubauen und die kleinen Freuden des Lebens bewusster wahrzunehmen.
- Die Akzeptanz der Vergänglichkeit: Du beziehst dich ja schon auf die Vergänglichkeit. Wen interessiert das im Hier und Jetzt? (Verbesserung im Vergleich zu was? Jetzt? Würde man im reinen Hier und Jetzt leben, gibt es keine Verbesserungen oder Verschlechterungen/Vergänglichkeit/Glück/Trauer usw usf. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit kann zu einer intensiveren Wertschätzung des Lebens führen.
- Die Suche nach dem Sinn: Ich verbinde immer wieder eine Zeile aus einem Roman von Albert Camus mit der neuen Situation. Die Zeile finde ich sehr schön, da positiv. Die Frage nach dem Sinn des Lebens gewinnt angesichts einer chronischen Erkrankung oft eine neue Bedeutung.
Die Rolle der Forschung und Behandlung
Mit MS kann man ein fast normales Leben führen. Erst einmal die Ursache finden und dann etwas entwickeln, was hilft und heilt! Aber da warte ich schon 37 Jahre lang darauf. Keiner weiß, was wird, wie es wird und wie es weitergeht. Die Forschung spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit MS. Die Entwicklung neuer Therapien und Behandlungsmethoden ist essenziell, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Lesen Sie auch: Sprüche über Epilepsie