Katzengehirn-Anatomie: Struktur, Funktion und Besonderheiten

Das Gehirn ist die zentrale Steuerungseinheit des Katzenkörpers, ein komplexes System, das Informationen verarbeitet und Reaktionen koordiniert. Es empfängt Informationen von Sinnesorganen und Hormondrüsen, wertet diese aus und gibt Anweisungen an den Körper. Es steuert auch die Hormonproduktion und somit viele Körperfunktionen und Verhaltensweisen.

Anatomie des Katzengehirns

Das Gehirn einer Hauskatze wiegt etwa 20 bis 28 Gramm und hat eine Länge von 3,5 cm, eine Breite von 3,7 cm und eine Höhe von 2,5 cm. Es ist etwas kleiner als das Gehirn von Wildkatzen. Das Gehirn besteht aus etwa 1,2 Billionen Neuronen, wobei allein 250 Millionen in der Großhirnrinde zu finden sind. Jedes Neuron hat bis zu 10.000 Verbindungen zu anderen Zellen (Synapsen), über die Informationen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 km/h weitergeleitet werden können.

Bereiche des Katzengehirns

Das Katzengehirn ist in fünf Hauptbereiche unterteilt:

  • Großhirn (Cerebrum): Der Sitz des Bewusstseins. Es besteht aus zwei Hemisphären, die durch eine Brücke miteinander verbunden sind. Der Stirnlappen steuert bewusste Bewegungen, während der Scheitellappen, der Hinterhauptlappen (zuständig für visuelle und Sinneshaarreize) und der Riechkolben die von den Sinnesorganen übermittelten Eindrücke auswerten. Die Schläfenlappen sind für Verhalten und Gedächtnis zuständig.
  • Zwischenhirn (Diencephalon): Besteht aus dem Hypothalamus mit der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und dem Thalamus (Sehhügel). Der Thalamus ist durch zahlreiche Nervenfasern mit anderen Hirnregionen und dem Rückenmark verbunden. Der Hypothalamus steuert autonome Körperfunktionen wie Thermoregulation, Elektrolythaushalt, Nahrungsaufnahme und Hormonproduktion.
  • Kleinhirn (Cerebellum): Steuert die Motorik. Es besteht wie das Großhirn aus zwei Hemisphären und einem zwischenliegenden Kleinhirnwurm.
  • Hirnstamm (Truncus cerebri): Umfasst Mittelhirn, Brücke und verlängertes Mark. Er kontrolliert Bewegungen, koordiniert die Funktionen von Groß- und Kleinhirn und ist an der Sinneswahrnehmung beteiligt. Im verlängerten Mark (Medulla oblongata) werden Atmung und Kreislauf gesteuert.
  • Vestibulärsystem (Gleichgewichtsorgan): Zuständig für den Gleichgewichtssinn. Sein äußerer Teil befindet sich im Innenohr, der innere Teil im Hirnstamm. Es verbindet Informationen aus der Bewegung des Katzenkörpers mit denen der Erdgravitation und ermöglicht so die Steuerung der Körperbewegungen.

Das Gehirn wird durch die Liquor cerebrospinalis (Rückenmarkflüssigkeit) vor Druck und Stößen geschützt. Eine Stauung dieser Flüssigkeit kann zu einem Wasserkopf (Hydrozephalus) führen.

Funktion des Katzengehirns

Das Gehirn empfängt Informationen von allen Sinnesorganen und Hormondrüsen des Körpers. Diese Informationen werden analysiert, zwischengespeichert und zu einem Gesamtbild der Umwelt zusammengesetzt. Über das Nervensystem werden dann die erforderlichen Befehle an den Körper übermittelt.

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Rolle des Gehirns im Hormonsystem

Das Gehirn spielt eine zentrale Rolle im Hormonsystem der Katze. Es sendet chemische Botschaften an den Hypothalamus, der die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) kontrolliert. Die Hypophyse produziert Hormone, die Funktionen wie Stoffwechselrate und Sexualverhalten steuern.

Einige wichtige Hormone, die vom Gehirn oder der Hypophyse produziert werden, sind:

  • Antidiuretisches Hormon (ADH): Wird vom Hypothalamus produziert und überwacht die Konzentration des Urins.
  • Oxytocin: Wird vom Hypothalamus produziert und regt bei der Kätzin die Wehen und den Milchfluss an.
  • Wachstumshormon und wachstumshemmendes Hormon: Regulieren die Produktion des Wachstumshormons im Katzenhirn.
  • Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH): Regt die Schilddrüse an, die den Stoffwechselumsatz reguliert.
  • Adrenocorticotropes Hormon (ACTH): Stimuliert die Nebennierendrüse zur Ausschüttung von Cortisol als Reaktion auf Stress oder Gefahr.
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH) und Luteinisierendes Hormon (LH): Regulieren die Bildung von Geschlechtshormonen, Eizellen und Sperma.
  • Melanozyten-stimulierendes Hormon (MSH): Regt die Melaninsynthese in der Zirbeldrüse an.

Die Nebennierendrüsen, die den Nieren aufsitzen, produzieren Cortisol, Epinephrin (Adrenalin) und Norepinephrin (Noradrenalin). Diese Hormone steuern den Stoffwechsel, die Reaktion auf Verletzungen, den Herzschlag und die Erweiterung der Blutgefäße. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Biofeed-Regelkreises, der die Kampf-oder-Flucht-Reaktion reguliert und das Katzenverhalten beeinflusst.

Neuronen und Neurotransmitter

Das Gehirn besteht aus Milliarden von Neuronen, die über chemische Botenstoffe, die Neurotransmitter, miteinander kommunizieren. Diese Neurotransmitter überwinden den synaptischen Spalt zwischen den Nervenzellen und ermöglichen so die Informationsübertragung.

Nervensystem

Das Nervensystem der Katze koordiniert alle Körpervorgänge und Lebensäußerungen. Es arbeitet eng mit dem Hormonsystem zusammen, um alle natürlichen Funktionen des Tiers abzustimmen. Das Nervensystem wird in das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und das periphere Nervensystem unterteilt. Das periphere Nervensystem empfängt Informationen über Temperatur, Tasteindrücke und Schmerzen und leitet Befehle an die Muskeln weiter. Das vegetative (autonome) Nervensystem überwacht die unwillkürlichen Funktionen und Aktivitäten. Es besteht aus einem sympathischen (aktivitätsfördernden) und einem parasympathischen (aktivitätshemmenden) Teil.

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Besonderheiten des Katzengehirns

Das Katzengehirn hat einige Besonderheiten, die es von anderen Säugetieren unterscheiden:

  • Instinktives und erlerntes Verhalten: Im Gehirn werden sowohl angeborene Informationen (z.B. Sexualverhalten, Reviermarkierung) als auch erlernte Verhaltensweisen gespeichert.
  • Anpassungsfähigkeit: Das Gehirn kann sich an neue Umgebungen und Lebensweisen anpassen. Katzen, die nicht jagen müssen, um zu überleben, entwickeln beispielsweise nicht die für die Jagd zuständigen Gehirnbereiche vollständig.
  • Soziales Lernen: Das Katzengehirn ist weniger auf soziales Lernen ausgelegt als das Gehirn von "Rudeltieren".
  • Entwicklung des Gehirns: Die Entwicklung des Gehirns wird durch Vererbung und Lernen beeinflusst. Katzen, die in einer Wohnung aufwachsen, entwickeln beispielsweise ein anderes Biofeedback als verwilderte Katzen.
  • Größe des Gehirns: Das Gehirn von Hauskatzen ist etwas kleiner als das von Wildkatzen, da bestimmte Bereiche des Gehirns nicht voll entwickelt werden müssen.

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