Stefan Nolte und die Demenzforschung: Innovative Ansätze und Herausforderungen

Die Demenzforschung ist ein komplexes und vielschichtiges Feld, das angesichts der alternden Bevölkerung immer wichtiger wird. In diesem Artikel werden verschiedene Aspekte der Demenzforschung beleuchtet, wobei ein besonderer Fokus auf den innovativen Ansätzen und den Herausforderungen liegt, denen sich Forscher und Einrichtungen wie die Malteser Deutschland GmbH und die DRWS-Akademie stellen müssen. Stefan Nolte, Leiter Qualitätsmanagement im Geschäftsbereich Wohnen und Pflege der Malteser Deutschland GmbH, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die Bedeutung von Begegnungs- und Beratungszentren (BBZ)

Ein wichtiger Baustein in der Versorgung von Menschen mit Demenz sind die Begegnungs- und Beratungszentren (BBZ). In Duisburg gibt es 23 solcher Zentren, die über die Stadtteile verteilt sind. Eines dieser BBZ liegt zentral in der Nähe der Fußgängerzone und ist barrierefrei zugänglich. Die BBZ bieten eine Vielzahl von Angeboten, die von aktiver Freizeitgestaltung in geselliger Atmosphäre bis hin zu speziellen Interessengebieten reichen. Dazu gehören Gesprächsrunden, Feste, Vorträge, Ausflüge, Tanzen, Singen, Gymnastik, Sprachkurse und kreative Hobbys. Die Stadt Duisburg koordiniert diese Angebote, von denen derzeit etwa 20.000 Pflegebedürftige profitieren. Die finanzielle Weiterförderung der BBZ ist bis 2021 gesichert, was angesichts der angespannten Haushaltslage der Kommunen nicht selbstverständlich ist. Eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel konnte die Kosteneffektivität und -effizienz der BBZ-Beratungsstellen nachweisen, wodurch die Stadt Duisburg im Jahr 2014 etwa 3 Millionen Euro einsparen konnte.

Die BBZ dienen auch als Anlaufpunkt für Menschen mit Behinderung und bieten trägerunabhängige Beratung zu Themen wie Pflege und allgemeine Lebensplanung. Sie verfügen über qualifiziertes Personal und erschließen neue Wege der Vernetzung durch Seniorenlotsen.

Quartiersarbeit und Vernetzung in der Altenhilfe

Die Malteser sind zwar kein Träger eines BBZ, leisten aber in Duisburg wichtige Beiträge zur stationären und ambulanten Altenhilfe und Quartiersarbeit. Stefan Nolte betont, dass die Vernetzung der fünf Duisburger Einrichtungen mit der Stadt eine zentrale künftige Herausforderung darstellt. Das übergeordnete Ziel ist eine möglichst lange Verweildauer im sozialen Umfeld. Die Idee der Quartiersarbeit ist jedoch im bisher überwiegend stationär ausgerichteten Bereich der Altenpflege kaum ausgeprägt. Nolte fordert daher eine stärkere Einbindung vorhandener Versorgungsnetzwerke, um einen tatsächlichen Beitrag zur Quartiersarbeit leisten zu können. Er ist davon überzeugt, dass bei gut ausgebildeten Partnerschaften und Netzwerken die Diskussion um trägerunabhängige Beratungen obsolet wäre und jedes Quartier ein eigenes Versorgungssetting entwickeln könnte.

Herausforderungen in der Pflege und die Rolle der Gesellschaft

Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigter für Pflege, weist darauf hin, dass die 20 Jahre alte Pflegeversicherung nicht mehr den heutigen gesellschaftlichenRealitäten entspricht. Im Gespräch mit ambulanten Pflegediensten zeigt sich, dass viele ältere Menschen den ganzen Tag über völlig alleine sind. Laumann betont, dass die finanzielle Vorsorge allein nicht ausreicht und die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung steht, durch ein gutes Miteinander in Familien, mit Nachbarn, ehrenamtlichen und professionellen Pflegekräften für Pflegebedürftige zu sorgen.

Lesen Sie auch: Stefan Mross: Einblick in seine Gesundheit

Eine weitere Herausforderung ist die Ermittlung der Pflegebedürftigkeit, insbesondere bei Demenzerkrankten. Die veraltete Idee der Minutenpflege benachteiligte diese Gruppe stark. Laumann fordert eine Veränderung des Personalschlüssels im stationären Bereich und eine Aufwertung der Altenpflege durch eine generalisierte Ausbildung.

Das "Demenzsensible Krankenhaus" am Universitätsklinikum Münster

Ein vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus ist das Konzept des "Demenzsensiblen Krankenhauses", das am Universitätsklinikum Münster (UKM) etabliert wurde. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Delirhäufigkeit, -schwere und -länge während eines Krankenhausaufenthalts zu reduzieren und bleibende alltagsrelevante kognitive Defizite zu verhindern.

Studiendesign und Ergebnisse

In einer randomisierten kontrollierten Studie wurden ältere Patienten (> 65 Jahre) mit kognitiven Defiziten in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt eineDelirprävention und -behandlung durch ein multiprofessionelles Team, während die Kontrollgruppe eine Standardtherapie erhielt.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Interventionsgruppe eine signifikant niedrigere Delirrate und -dauer aufwies als die Kontrollgruppe. Zudem verbesserten sich die kognitiven Fähigkeiten der Patienten in der Interventionsgruppe im Laufe der Zeit, während sie in der Kontrollgruppe abnahmen. Auch in Bezug auf die Alltagsrelevanz der Defizite zeigten sich deutliche Unterschiede: Patienten mit Delir aus der Interventionsgruppe hatten weniger bleibende alltagsrelevante Einschränkungen als Patienten aus der Kontrollgruppe.

Diskussion und Implikationen

Die Studie zeigt, dass ein strukturiertes Delirmanagement im Krankenhaus die Delirrate und -länge reduzieren und bleibende kognitive Defizite verhindern kann. Für die Umsetzung solcher Konzepte ist jedoch die Etablierung eines multiprofessionellen Teams erforderlich, das eine an das Krankenhaus angepasste Vorgehensweise etabliert und durchführt. Wichtig ist auch, dass sowohl Strategien zur Delirprävention als auch zu einer standardisierten Delirtherapie entwickelt werden.

Lesen Sie auch: Patientenstimmen zu Dr. Stefan Bauer

Das Förstel Haamit Konzept der DRWS-Akademie

Die DRWS-Akademie bietet Seminare und Schulungen für Fachkräfte in der Altenpflege an, die sich mit der Betreuung von Menschen mit Demenz beschäftigen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem "Förstel Haamit" Konzept, das seit Mai 2018 in einer Modellstation im Gut Förstel im Erzgebirge umgesetzt wird. Dieses Konzept hinterfragt derzeitige Kommunikationsformen und definiert die Teamarbeit neu. Es zielt darauf ab, den Menschen mit Demenz wiederzuentdecken und ihm einen institutionsunabhängigen Rahmen zu bieten.

Die Seminare der DRWS-Akademie umfassen Themen wie die Gestaltung der Tagesstruktur für Menschen mit Demenz, die Vertiefung der Validation, Beschäftigungsangebote in der Praxis und die Begleitung in der finalen Phase des Sterbens. Auch Angehörige von Menschen mit Demenz werden in speziellen Grund- und Aufbauseminaren unterstützt.

Könnte ein einfacher Zucker die Lösung bei Demenz sein?

Ein interessanter Ansatz in der Demenzforschung ist die These, dass Demenz eine Stoffwechselstörung sein könnte, ein Diabetes Typ 3. Werner Reutter, Experte für Zuckerbiochemie, vermutet, dass defekte Insulinrezeptoren im Gehirn die Ursache sein könnten. Studien deuten darauf hin, dass eine Insulinresistenz der Gehirnzellen bereits vor der Entstehung von Plaque vorhanden ist.

Reutter konnte an Ratten zeigen, dass die Gabe von Galaktose das Erinnerungsvermögen von Tieren mit blockierten Insulinrezeptoren im Gehirn erhalten konnte. Erste Versuche mit an Demenz erkrankten Menschen verliefen ebenfalls vielversprechend. Galaktose ist ein natürlicher Einfachzucker, der als Nahrungsergänzungsmittel frei verkäuflich ist. Reutter versucht seit Jahren, Gelder für eine klinische Galaktose-Studie aufzutreiben, um die therapeutische Wirkung des Zuckers wissenschaftlich zu untersuchen.

Lesen Sie auch: Einblicke in die Neurologie in Gevelsberg

tags: #stefan #nolte #demenz #forschung