Sterbefasten bei Demenz: Dauer und Ablauf

Sterbefasten, auch bekannt als freiwilliger Verzicht auf Essen und Trinken (FVNF) oder im Englischen als Voluntarily Stopping Eating and Drinking (VSED), ist eine selbstbestimmte Möglichkeit für Menschen, ihr Lebensende zu gestalten. Insbesondere für schwer kranke und hochbetagte Menschen, die nicht mehr leben wollen, stellt es in Deutschland eine der wenigen Optionen für ein selbstbestimmtes Sterben dar.

Was ist Sterbefasten?

Beim Sterbefasten wird freiwillig auf die Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit verzichtet. Dieser Verzicht führt zu physiologischen Prozessen, die denen eines natürlichen Sterbens ähneln. Der Sterbeprozess, der durch den freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken eingeleitet wird, wird im Rahmen unterschiedlicher Erhebungen als meist friedvoller Weg charakterisiert. Pflegefachpersonen in Oregon gaben bei einer Befragung acht von neun möglichen Punkten, was der Bewertung ‚very good death‘ entspricht.

Beweggründe für Sterbefasten

Menschen entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen für das Sterbefasten. Dazu gehören schwere körperliche Leiden, Verluste, absehbare Verschlechterungen des Gesundheitszustands oder der Lebensbedingungen. Auch der Wunsch nach Autonomie und die Sorge vor Kontrollverlust können eine Rolle spielen.

Der Ablauf des Sterbefastens

Vorbereitung

Bevor mit dem Sterbefasten begonnen wird, ist eine sorgfältige Vorbereitung unerlässlich. Dazu gehören Gespräche mit Ärzten, Angehörigen und gegebenenfalls einer Palliativpflegekraft. Es muss sichergestellt werden, dass die Entscheidung freiwillig und bei klarem Verstand getroffen wird.

  • Freiwilligkeit und Einsichtsfähigkeit: Die sterbewillige Person muss ihren Vorsatz bei klarem Verstand gefasst haben und verstehen, was beim Sterbefasten auf sie zukommt.
  • Alternativen: Es sollte im Gespräch mit einem Arzt und den Angehörigen über Alternativen gesprochen werden.
  • Verfügung: Es wird empfohlen, die Absicht zu sterben, in einer Verfügung niederzulegen.

Durchführung

Nach der Aufklärung verzichtet die Person auf Essen und Trinken. Angehörige können temporär einziehen, um die Person zu begleiten. Ein mobiles Palliativteam kann unterstützend hinzugezogen werden.

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  • Mundpflege: Eine gute und regelmäßige Mundpflege ist wichtig, um dem Durstgefühl vorzubeugen.
  • Kommunikation: Gespräche mit der Familie, Vorlesen und vertraute Geräusche können helfen.

Körperliche Veränderungen

Der Verzicht auf Essen und Trinken führt zu verschiedenen körperlichen Veränderungen. Dazu gehören:

  • Austrocknung: Der Körper trocknet langsam aus.
  • Hungerstoffwechsel: Es setzt ein Hungerstoffwechsel ein.
  • Sauerstoffunterversorgung: Es kann zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns kommen.
  • Bewusstseinstrübung: Langsam entwickelt sich eine Bewusstseinstrübung bis hin zu tiefer Bewusstlosigkeit.

Dauer

Die Dauer des Sterbefastens variiert. Sie hängt davon ab, wie konsequent auf die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verzichtet wird. In der Regel dauert es zwischen 10 und 14 Tagen. Bei konsequentem Trinkverzicht von Anfang an sind ca. 7 bis 10 Tage bis zum Tod zu erwarten.

Begleitung

Die Begleitung durch Angehörige und Fachkräfte ist ein wichtiger Bestandteil des Sterbefastens. Sie können Unterstützung bieten, Fragen beantworten und für das Wohlbefinden der sterbenden Person sorgen.

Rechtliche Aspekte

Medizinrechtler Tolmein erklärt, dass die Begleitung eines freiwilligen Verzichts auf Essen und Trinken grundsätzlich unproblematisch ist, solange die Freiwilligkeit gegeben ist. Der "Freiwillige Verzicht" ist jedoch eng mit der Debatte um Suizid und Sterbehilfe verwoben. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin empfiehlt, den "Freiwilligen Verzicht" als eigene Kategorie zu definieren, da er sich von Suizid oder Behandlungsabbruch unterscheidet.

Sterbefasten bei Demenz

Bei Menschen mit Demenz ist die Frage der Einwilligungsfähigkeit besonders wichtig. Eine Patientenverfügung kann hier Klarheit schaffen, wenn die Person in einem früheren Stadium der Erkrankung ihren Willen zum Sterbefasten geäußert hat.

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Herausforderungen

Eine der größten Herausforderungen bei Demenz ist die Erkennung und Behandlung von Schmerzen und anderen belastenden Beschwerden, da sich die Betroffenen oft nicht mehr mitteilen können.

Symptome in der letzten Lebensphase

In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes. Häufige Infekte, zunehmende Abhängigkeit und Schwierigkeiten beim Schlucken sind typisch.

Sterbephase

Steht der Tod unmittelbar bevor, können Veränderungen im Bewusstsein, der Atmung und der Hautfarbe auftreten. Eine Rasselatmung kann auftreten, die jedoch nicht unbedingt mit Atemnot verbunden ist.

Begleitung in der Trauerphase

Der Tod eines nahestehenden Menschen ist mit tiefen Emotionen verbunden. Es ist wichtig, dass die Hinterbliebenen Unterstützung erhalten und ihre Trauer auf ihre eigene Weise verarbeiten können.

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