Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen in der modernen Gesellschaft. Er entsteht durch vielfältige Faktoren wie hohe Anforderungen im Beruf, familiäre Verpflichtungen oder überhöhte Ansprüche an uns selbst. Während gelegentlicher Stress normal und sogar anregend sein kann (Eustress), kann dauerhafter Stress (Distress) negative Auswirkungen auf Körper und Geist haben.
Die Mechanismen von Stress
Stress ist zunächst ein lebensnotwendiger Mechanismus, der den Körper auf Bedrohungen vorbereitet. Das Gehirn löst eine Kaskade von Reaktionen aus, die zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin führen. Diese Hormone schärfen die Sinne und ermöglichen Höchstleistungen. Sobald die Stresssituation vorüber ist, kehrt der Körper normalerweise in seinen Normalzustand zurück.
Bei Dauerstress bleibt der Körper jedoch in Alarmbereitschaft. Dies führt zu einem erhöhten Spiegel an Stresshormonen im Blut und einem erhöhten Blutdruck. Bleibt dieser Zustand bestehen, kann dies zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen.
Krankheiten durch Stress: Eine Übersicht
Dauerhafter Stress kann eine Reihe von körperlichen und psychischen Erkrankungen verursachen oder verschlimmern, darunter:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Erhöhte Stresshormonkonzentrationen beschleunigen den Herzschlag und erhöhen den Blutdruck, was langfristig zu Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann.
- Diabetes: Cortisol beeinträchtigt die Wirkung von Insulin, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel und einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes führen kann.
- Erhöhte Leberwerte: Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel können zu einer Fettleber führen, da vermehrt Fett in der Leber eingelagert wird.
- Hautausschläge: Stress kann Entzündungen im Körper verstärken und somit entzündliche Hauterkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis verschlimmern.
- Magen-Darm-Erkrankungen: Dauerstress kann zu Sodbrennen, Durchfall, Verstopfung, Entzündungen und Magengeschwüren führen.
- Burnout und Depression: Anhaltender Stress kann zu chronischer Erschöpfung (Burnout-Syndrom), Depressionen und Angststörungen führen.
Stress und das Gehirn: Wie Stress Gehirnzellen zerstört
Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Stress direkte Auswirkungen auf das Gehirn hat und sogar Gehirnzellen zerstören kann.
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Cortisol und seine Auswirkungen auf das Gehirn
Erhöhte Cortisolspiegel, die durch Stress verursacht werden, können die Denkleistung beeinträchtigen und zum Fortschritt der Alzheimer-Krankheit beitragen. Studien haben gezeigt, dass erhöhte Cortisolspiegel mit einer insgesamt schlechteren Denkleistung, Gedächtnisleistung, Kontrollfunktionen, Sprache, räumlichem Denkvermögen, Verarbeitungsgeschwindigkeit und sozialem Denkvermögen verbunden sind.
Cortisol kann auch dem Hippocampus schaden, dem Lernzentrum im Gehirn. Es fördert oxidativen Stress und Schäden durch Beta-Amyloid, ein für Alzheimer typisches Eiweiß.
Frühkindlicher Stress und seine langfristigen Folgen
Forschende der Mainzer Gutenberg-Universität haben in Tierversuchen einen Mechanismus entschlüsselt, der erklären könnte, wie frühkindlicher Stress das Gehirn auf Dauer schädigt und eine Art Narbe hinterlässt. Sie fanden heraus, dass Stress die Kommunikation zwischen Gliazellen und Nervenzellen beeinträchtigt, was zum Verlust von Strukturen im Gehirn führen kann. Diese Veränderungen können lange nach dem Stressereignis nachweisbar bleiben.
Stress und Gedächtnisleistung
Dauerstress im Job kann die Gedächtnisleistung mindern. Stress kann die Gedächtnisleistung sowohl hemmen als auch stärken. Moderater Stress kann das Lernen fördern, während dauerhafter Stress die Gedächtnisleistung beeinträchtigt. Ist der Stress zu stark, können sich Erlebnisse regelrecht ins Gedächtnis einbrennen, wie bei einem Unfall.
Die Rolle der Amygdala
Eine sehr wichtige Hirnregion für unser Stresserleben ist die Amygdala, das Angstzentrum unseres Gehirns. Sie spielt eine große Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen. Hier ist vor allem die Entstehung von Wut und Angstgefühlen verankert. Anhaltender Stress führt dazu, dass sich bestimmte Zellen in der Amygdala stärker vermehren und die neuronalen Verbindungen zu anderen Hirnregionen gestärkt werden. Dadurch wird die Amygdala schneller überstimuliert, was zu Überforderung, Hilflosigkeit, Nervosität und Reizbarkeit führen kann.
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Auswirkungen auf Hippocampus und präfrontalen Cortex
Wenn die Amygdala durch dauerhaften Stress überstimuliert wird, beeinträchtigt das auch die Funktion anderer Bereiche im Gehirn. Im Hippocampus, der unter anderem für Lernen und Erinnern zuständig ist, werden dadurch weniger Gehirnzellen produziert, was sich negativ auf unser Gedächtnis auswirkt. Dauerstress führt auch dazu, dass im präfrontalen Cortex Nervenverbindungen verloren gehen, was unser Urteilsvermögen beeinträchtigt und Situationen emotionaler bewertet als üblich.
Langanhaltender Stress bringt unser neuronales Netzwerk aus dem Gleichgewicht und kann zu dauerhaften Veränderungen in unserer Hirnstruktur führen. Die Amygdala wird größer, der Hippocampus und der präfrontale Kortex schrumpfen.
Geistige Anstrengung und Giftstoffe im Gehirn
Bei starker geistiger Anstrengung entstehen im präfrontalen Kortex des Gehirns Giftstoffe unter anderem Glutamate. Bei intensiver kognitiver Arbeit über mehrere Stunden hinweg sammeln sich potenziell toxische Nebenprodukte im präfrontalen Kortex des Gehirns an. Das verändert die Kontrolle über Entscheidungen.
Cortisolspiegel und kognitive Defizite
Studien haben gezeigt, dass Menschen mit hohen Cortisolspiegeln ein verringertes Großhirnvolumen aufweisen, insbesondere in den Parietal- und Frontallappen. Auch die weiße Substanz im Gehirn kann bei Menschen mit hohen Cortisolspiegeln reduziert sein.
Stressbewältigung: Strategien für ein gesundes Gehirn
Die gute Nachricht ist, dass die schädlichen Wirkungen von Stress auf unseren Körper und Geist weitgehend umkehrbar zu sein scheinen. Es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, Stress abzubauen und die Gesundheit des Gehirns zu fördern:
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- Stressbewältigungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga oder Meditation können helfen, den Körper zu beruhigen und den Geist zu entspannen.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.
- Ausreichend Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers und des Geistes.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, den Körper mit den Nährstoffen zu versorgen, die er benötigt, um Stress zu bewältigen.
- Soziale Unterstützung: Der Austausch mit Freunden und Familie kann helfen, Stress abzubauen und das Gefühl der Verbundenheit zu stärken.
- Professionelle Hilfe: Bei Bedarf kann professionelle Hilfe durch einen Therapeuten oder Arzt in Anspruch genommen werden.
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