Tabletten für das Gehirn: Wirkung, Nutzen und Risiken

In unserer heutigen, schnelllebigen Gesellschaft ist die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, Informationen schnell zu verarbeiten und mental leistungsfähig zu bleiben, von entscheidender Bedeutung. Viele Menschen suchen nach Wegen, ihre kognitiven Funktionen zu verbessern, insbesondere in Zeiten von Prüfungsangst, hohem Arbeitsdruck oder belastenden Arbeitsbedingungen wie Schichtarbeit. Eine beliebte Option sind Nootropika, auch bekannt als "Smart Drugs" oder Gehirndoping. Diese Substanzen sollen Gedächtnis, Konzentration und sogar das emotionale Wohlbefinden positiv beeinflussen.

Was sind Nootropika?

Der Begriff "Nootropika" stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus "noos" (Geist) und "tropein" (drehen) zusammen. Es handelt sich um Präparate wie Nahrungsergänzungsmittel, die zur Steigerung der Gehirnleistung und kognitiven Fähigkeiten eingesetzt werden. Je nach Substanz sind diese "Smart Drugs" entweder frei verkäuflich oder verschreibungspflichtig.

Methoden der Leistungssteigerung

Die Nutzung von Nootropika lässt sich in drei verschiedene Anwendungsbereiche unterteilen:

  • Gehirndoping (Cognitive Enhancement): Hierbei werden verschreibungspflichtige Mittel oder sogar Betäubungsmittel genutzt, um kognitive Fähigkeiten deutlich über das normale Maß hinaus zu steigern. Die Anwendung durch gesunde Menschen gilt als Missbrauch und ist strengstens verboten. Es gibt allerdings auch frei verkäufliche Substanzen wie Koffein oder bestimmte pflanzliche Stoffe, die geistige Funktionen wie Wachheit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis und Motivation verbessern können.

  • Soft-Enhancement (Optimierung im Alltag): Beim Soft-Enhancement geht es nicht um extreme Leistungssteigerung, sondern um eine sanfte Verbesserung der kognitiven Funktionen. Verschreibungspflichtige OTC-Arzneimittel und homöopathische Präparate sollen dabei helfen, Wachheit, Konzentration und Stressresistenz zu fördern.

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  • Mood Enhancement (Stimmungsverbesserung): Neben kognitiven Vorteilen setzen einige Menschen Nootropika zur Stimmungsaufhellung oder zur Stressbewältigung ein. Die Einnahme überwiegend pflanzlicher oder frei verkäuflicher Stimmungsaufheller wie Johanniskraut kann das psychische Wohlbefinden positiv beeinflussen. Sie können die Stimmung heben und helfen, soziale Ängste abzubauen.

Wirkungen von Nootropika

Nootropika wirken auf sehr unterschiedliche Weise. Sie können kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Motivation, Kreativität, Wachsamkeit, Aufnahmefähigkeit und Denkfähigkeit steigern. Zudem fördern einige die Durchblutung und können den altersbedingten Rückgang der Gehirnfunktion verlangsamen. Je nach Art können Nootropika auch dazu beitragen, die mentale Gesundheit zu verbessern.

Es wird vermutet, dass Nootropika bestimmte Neurotransmitter, Enzyme und Hormone im Gehirn - wie Acetylcholin, Adrenalin, Dopamin, Serotonin und GABA - beeinflussen können.

Vielfalt der Nootropika

Nootropika sind in vielen verschiedenen Formen erhältlich - von pflanzlichen Extrakten bis hin zu synthetischen Verbindungen. Sie können in Drogerien, Reformhäusern, Apotheken oder im Onlinehandel gekauft werden. Besonders beim Onlinekauf sollte man auf entsprechende Qualitätssiegel und vertrauenswürdige Marken achten. Eine ärztliche Beratung im Vorfeld ist empfehlenswert, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.

Durch Nahrung zugeführte Nootropika

Einige Nootropika können über die Nahrung zugeführt werden:

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  • L-Theanin: L-Theanin, das in Teeblättern enthalten ist, kann stressreduzierend, beruhigend, angstlösend und konzentrationsfördernd wirken. Es ist auch in Kapsel- oder Pulverform erhältlich. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

  • Koffein: Koffein, enthalten in Kaffee, Schwarz- und Grüntee, Mate oder Guarana, kann die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigern. Allerdings sind auch Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen, Zittern, Bluthochdruck oder Herzrasen möglich. Koffein ist auch in Tablettenform erhältlich (Tageshöchstdosis: max. 400 mg).

  • Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren können Gehirnzellen schützen, Entzündungen verringern und das Gedächtnis verbessern. Da unser Körper sie nicht selbst bildet, müssen sie über die Nahrung, z. B. Fisch oder pflanzliche Quellen, aufgenommen werden. Besonders in der Schwangerschaft besteht ein erhöhter Bedarf für die Hirnentwicklung des Fötus.

  • Kreatin: Kreatin, eine in Leber und Niere gebildete Säureverbindung, unterstützt die Energieproduktion im Gehirn und steigert die körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit. Es kommt in Fisch und Fleisch vor und ist auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich (empfohlene Tagesdosis: max. 3 g). Eine Einnahme sollte nur nach ärztlicher Absprache erfolgen. Nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende oder Personen mit Leber- oder Nierenerkrankungen.

  • Cholin: Cholin ist ein essenzieller Nährstoff, der für die Gehirnentwicklung, kognitive Funktionen und die Zellmembranen wichtig ist. Besonders während Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Bedarf. Der tägliche Richtwert liegt bei ca. 400 mg, gedeckt durch die Ernährung.

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  • Vitamin B12: Vitamin B12, das v. a. in tierischen Lebensmitteln vorkommt, ist wichtig für die Blutbildung, das Nervensystem und die kognitive Funktion. Vegetarier und Veganer sollten auf eine ausreichende Zufuhr achten. Es wird zudem ein Einfluss auf Gedächtnis und Serotoninproduktion vermutet.

Natürlich vorkommende Nootropika

Neben über die Nahrung aufgenommenen Nootropika gibt es zahlreiche pflanzliche Alternativen:

  • Ginkgo biloba: Ginkgo-Extrakt verbessert die Durchblutung des Gehirns und kann die Gedächtnisleistung fördern - insbesondere bei älteren Menschen oder zur Prophylaxe gegen Demenz. Die empfohlene Tagesdosis beträgt bis zu 240 mg.

  • Bacopa monnieri (Kleines Fettblatt): Diese asiatische Pflanze soll antioxidativ und entzündungshemmend wirken, die Gedächtnisleistung steigern sowie Stress und Angst reduzieren. Nicht geeignet für Schwangere, Stillende oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Schilddrüsenprobleme, Alzheimer, Diabetes, Bluthochdruck).

  • Ginseng: Ginseng wird traditionell zur Förderung von Gedächtnis, Energielevel und Stressresistenz eingesetzt. Die Einnahme sollte drei Wochen nicht überschreiten. Nicht geeignet für Kinder, Schwangere und Stillende.

  • Adaptogene: Adaptogene sind natürliche Pflanzenstoffe, die die Widerstandskraft gegen Stress und Erschöpfung stärken können. Beispiele sind Heilpflanzen, Kräuter oder Pilze. Die Wirksamkeit ist teils noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

  • Rhodiola rosea (Rosenwurz): Diese Pflanze soll Stressresistenz, Wohlbefinden und mentale Leistungsfähigkeit steigern. Sie ist als Tee oder Kapsel erhältlich. Nicht geeignet für Schwangere und Stillende.

  • Ashwagandha: Ashwagandha kann Konzentration, Gedächtnis und Stressresistenz verbessern und wird auch zur Förderung des Schlafs genutzt. Verwendet werden die Wurzel und Beeren, meist in Kapselform oder als Pulver.

Synthetische Nootropika

  • Piracetam: Piracetam ist eines der ersten synthetischen Nootropika. Es verbessert nachweislich Gedächtnis und Lernfähigkeit und wird medizinisch zur Behandlung von Demenz und hirnorganisch bedingten Leistungseinschränkungen eingesetzt.

Nootropika: Ein zweischneidiges Schwert

Nootropika können eine gute Alternative zu herkömmlichen Medikamenten bei bestimmten Beschwerden sein. In vielen Kulturen sind sie als Heilmittel bereits bekannt und sehr beliebt. Bei bestimmten Ernährungsformen kann die zusätzliche Einnahme einzelner Stoffe zudem helfen, einem Mangel vorzubeugen.

Obwohl Nootropika viele Vorteile bieten, gibt es auch zahlreiche Kritikpunkte und Risiken. Synthetische Nootropika können Nebenwirkungen haben, darunter Schlafstörungen, Nervosität oder Kopfschmerzen. Zudem sind die Langzeitfolgen vieler "Smart Drugs" noch nicht ausreichend erforscht. Einige Medikamente haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial, insbesondere verschreibungspflichtige Präparate.

Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Nootropika bei jedem Menschen gleich wirken. Genetik, Lebensstil und Ernährung spielen eine große Rolle bei der individuellen Reaktion auf diese Substanzen.

Neuroenhancement und Gehirndoping

Neuroenhancement ist der Versuch gesunder Personen, ihre geistige Leistungsfähigkeit durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen zu steigern. Im Wesentlichen sollen Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis verbessert werden. Die am häufigsten verwendeten Substanzen sind Koffein, Ginkgo biloba, Methylphenidat, Amphetamine und Modafinil, aber auch Antidementiva und Antidepressiva bis zu illegalen Drogen wie Speed oder Ecstasy kommen zum Einsatz.

Eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit bei Gesunden ist tatsächlich nur für die Substanzen Koffein, Methylphenidat, Amphetamine und Modafinil nachgewiesen, wobei die Wirkung im Einzelfall sehr unterschiedlich ausfallen kann: Je niedriger die Leistungsfähigkeit zu Beginn der Einnahme ist, desto mehr profitiert die jeweilige Person davon. Unabhängig von den Effekten beim Einzelnen haben die genannten Stimulanzien teilweise erhebliche körperliche Nebenwirkungen und ein mehr oder weniger ausgeprägtes Abhängigkeitspotential. Veränderungen und Anpassungen des Hirnstoffwechsels erfordern in der Regel sehr schnell eine Regelmäßigkeit der Einnahme und eine Dosissteigerung.

Der Begriff "Gehirndoping" beschreibt den Gebrauch einer Untergruppe dieser psychoaktiven Substanzen, die verschreibungspflichtig sind oder bei denen es sich um Betäubungsmittel handelt und deren Anwendung durch Gesunde einen Missbrauch darstellt. Die Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen OTC-Arzneimitteln wird gelegentlich als "Soft-Enhancement" bezeichnet, das auch die Einnahme von homöopathischen Mitteln umfasst. Eine weitere Unterdefinition ist das "Mood Enhancement", das die Einnahme von Substanzen, überwiegend Antidepressiva, beschreibt, die emotionale Funktionen und damit das psychische Wohlbefinden beeinflussen sollen.

Risiken und Nebenwirkungen synthetischer Nootropika

Verschreibungspflichtige Nootropika wie Ritalin und Modafinil sind zur Steigerung der kognitiven Leistung bei gesunden Menschen nicht zugelassen, und es gibt auch keine wissenschaftlich belegte Wirkung. Der nicht nachgewiesenen Wirkung stehen zahlreiche Nebenwirkungen gegenüber. Dazu zählen unter anderem:

  • Schlafstörungen
  • Unruhe und Nervosität
  • Konzentrationsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Benommenheit und Schwindel
  • Herzklopfen und Herzrasen
  • Bluthochdruck
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

Außerdem machen viele synthetische Nootropika und insbesondere Ritalin und Modafinil bei unsachgemäßer Anwendung schnell abhängig.

Gesunde Alternativen zum Neuroenhancement

Geringer Effekt, hohes Risiko: Unterm Strich lohnt sich Neuroenhancement nicht. Bleiben gesunde Alternativen, um das Hirn auf Hochtouren zu bringen. Dazu gehören ausreichend Schlaf und Pausen, eine gute Flüssigkeitsversorgung, reichlich Bewegung und frische Luft. Sinnvolle Pausen zeichnen sich dadurch aus, dass man eine Tätigkeit wirklich unterbricht, aufsteht, die Gedanken schweifen lässt, etwas völlig anderes tut. Wenn möglich, sind viele kurze Pausen besser als eine lange. Gegen die Tasse Kaffee zwischendurch spricht dabei in den meisten Fällen nichts: Koffein macht nachweislich wacher - für Tee gilt das genauso, chemisch bestehen kaum Unterschiede zwischen Tein und Koffein. Auch helles Licht, ein Nickerchen, der richtige Snack oder Meditation können helfen. Für Ginkgo wiederum ist eine leichte Verbesserung der Gedächtnisleistung belegt.

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